Liebe Frau Pyka, ich schrieb Ihnen schon, finde aber gerade beim hochverehrten Michael Klonovsky das, was ich formulierte, in nur einem einzigen Satz weitaus genialer zusammengefasst. Sofern der AchGut-Auswähler überhaupt einen meiner Kommentare freiließe, würde ich dieses Zitat beinahe vorziehen: “Jedes in Deutschland gebaute U-Boot, das heute im Dienste Israels das Meer pflügt, ist ein besseres Holocaust-Denkmal als dieser Betonschrott.” Danke, M.K.! Wir alle wären ohne Ihre Formulierkunst wesentlich ärmer. Und Ihre Entgegnung nun, Frau Pyka?
Sosehr mich Hoecke´s Goebbels-Sound ebenfalls anwidert, empfinde ich diese Analyse doch als etwas wohlfeil. Nicht sehr innovativ, Frau Pyka. Hoecke ist das Klischee des rechtslastigen Fischers, sehr offenkundig und von jedem Bundesbürger, der seine Tagesschau sieht, auch mittlerweile im Schlaf durchaus singbar.
Ich sehe das völlig anders. Betreibt hier jemand AfD- Bashing, Frau Pyka? Ich bin unbedingt projüdisch und proisraelisch, aber was Höcke oder die AfD im Allgemeinen, wie auch Pegida angeht, finde ich dort keine der von Ihnen herausgeklaubten Tendenzen. Wieso auch? Wieso sollte jemand die schreckliche Nazi-Zeit UMschreiben wollen? Es ist aber ein Unterschied, ob man dauernd nur aus Schuld heraus agiert und die allerdümmsten und europaschädlichsten Entscheidungen trifft wie die Große Vorsitzende Frau Mao Tse Merkel oder ob man Schuld zwar anerkennt, aber nicht länger als Quelle des Handels begreift. So wies Herr Peter Eisenman, ein Jude, der Architekt des Mahnmals in Berlin, 2005 auf die Problematik hin, die Schuld zum Kern nationalen Gedenkens zu erheben. In einem ,Spiegel‘-Interview sagte er: “Natürlich nahm der Antisemitismus in Deutschland in den Dreißigern überhand, ein schrecklicher Moment in der Geschichte. Aber wie lange fühlt man sich schuldig?......Ich hoffe, dass dieses Mahnmal, mit seiner Abwesenheit von Schuldzuweisung, dazu beiträgt, über diese Schuld HINWEG zu kommen. Man kann nicht mit Schuld leben. Wenn Deutschland das täte, müsste das ganze Volk zum Therapeuten gehen.”
Vermutlich haben Sie , Frau Pyka, die Höckesche Gedankenwelt recht zutreffend beschrieben. Auch wenn der Begriff des “Denkmals der Schande” mir von den politischen Gegnern mutwillig missinterpretiert scheint, lässt der Rest der Rede wenig Fragen offen. Höcke würde sich in der NPD sicher auch wohl fühlen. Ob das, wie von Ihnen suggeriert, für das gesamte AfD-Personal stimmt, müssten Sie allerdings noch besser belegen. Dass man sich von Parteifreunden, die Dummes sagen, distanziert und sie nicht gleich aus der Partei wirft, ist auch bei anderen Parteien ein bekanntes Verhalten. Insofern: mag sein, muss nicht. Davon abgesehen bin ich überzeugt, dass die Höcke-Themen für die Masse der Wähler exakt keine Rolle spielen. Wie eigentlich alle anderen Themen der AfD außer Flüchtlingskrise und sekundär EU/Euro. Und bei den Themen gibt es halt keine andere Opposition. Dass man daher die AfD stark machen muss, um die CDU/CSU wieder in die Positionen zu treiben, die sie vor zehn Jahren noch besetzt haben, scheint daher eine nachvollziehbare Strategie. Dann kann die AfD auch wieder vergessen werden.
Sehr geehrte Frau Pyka, Ihr Text ist die beste Erwiderung auf Höcke, die ich bis jetzt gelesen habe. Man kann die Erinnerungskultur Deutschlands und diesbezüglich das Holocaust-Mahnmal kritisieren. Dagegen ist nichts einzuwenden. Wenn Höcke allerdings über eine “Umerziehung” klagt, die nach 1945 eingesetzt habe, ohne ein Wort über die Gehirnwäsche zu verlieren, die staatlicherseits 1933 und noch früher eingesetzt hat (was er als Geschichtslehrer wissen muss), dann ist und bleibt das halt die gleiche alte Larmoyanz, die seit Jahrzehnten in der rechtsextremen Szene zuhause ist. Was Höcke fordert, ist keine “Neuorientierung” der Erinnerungskultur Deutschlands, sondern eine totale Amnesie.
Guter Text und den “Kameraden” gut auf den Mund geschaut. Respekt!
In welcher Opferrolle sehen Sie sich denn? Ein wenig mehr Differenziertheit hätte ich Ihnen schon zugetraut. Ist es nicht vollkommen falsch deutsche und damit auch jüdische Geschichte nur auf 12 Jahre unsäglichen Terrors und Mordens zu reduzieren ? Sie hauen in die gleiche Kerbe der Vergangenheitsbewältiger, statt die Erfolge unserer jüdisch-christlichen Geisteswelt hervorzuheben, ob Heine oder Einstein oder wie sie alle heißen ! Es geht nicht um vergessen, verdrängen , leugnen, es geht um die Zukunft einer gemeinsamen Identität! Hier sollte man nicht dividieren, sondern zusammen arbeiten, an einer Geschichte, die immer zusammen gehörte, durch alle Unbilden hinweg.
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