Die Leiden der Medien-Besitzer

Der Besitz einer Zeitung wie der "Washington Post" ist eine hübsche Rose im Knopfloch von Milliardären. Ansonsten machen solche Übernahmen nicht wirklich Spaß – denn wer eine Zeitung kauft, hat noch lange nicht das Sagen.

Der andauernde Streit um die Washington Post zwischen ihrem tatsächlichen Eigentümer, Jeff Bezos, dem zweitreichsten Mann der Welt, der 250 Millionen Dollar für sie bezahlt hat, und den Mitarbeitern zeigt, dass es zumindest bei den Medien um mehr geht als um die Frage, wem sie rechtlich gehören.

Letztes Jahr beschloss Bezos, den Kurs der Zeitung zu ändern, die ihren berüchtigten Slogan „Democracy Dies in Darkness“ (Demokratie stirbt in der Dunkelheit) mit dem Versprechen übernommen hatte, Trump nach dem Vorbild des Watergate-Skandals zu stürzen. Nach acht Jahren, in denen die Zeitung kaum mehr tun konnte, als sich außergerichtlich zu einigen, nachdem sie einen High-School-Schüler als Rassisten verleumdet hatte, gingen die Abonnements der treuen Anhänger zurück.

In der Hoffnung, die Zeitung wieder auf Vordermann zu bringen, holte Bezos Will Lewis an Bord, der zuvor für den britischen Telegraph und das Wall Street Journal tätig gewesen war, der wiederum versuchte, Robert Winnett vom Telegraph als Herausgeber zu gewinnen. Die Belegschaft revoltierte und koordinierte eine Kampagne mit verbündeten linken Medien, um Lewis und Winnett zu verleumden, bis Letzterer beschloss auszusteigen. Die Einwände bezogen sich zwar auf frühere britische Medienskandale, doch das eigentliche Problem bestand darin, dass Bezos eine neue, mit Medien des polititischen Zentrums asoziierte Führung hereinbrachte, um die Zeitung in die Mitte zu rücken. Und das wollten die Mitarbeiter nicht hinnehmen. Die CNN-Mitarbeiter hatten auf ähnliche Weise ihren neuen Chef Chris Licht, der versucht hatte, den Sender stärker in die Mitte zu rücken, entlassen.

Der sonst eher zurückhaltende Eigentümer intervenierte aggressiv

Doch während CNN ein untergeordnetes Unternehmen in einem Unterhaltungskonglomerat ist, dessen Führungskräfte mit anderen Dingen beschäftigt sind, wollte Bezos die Washington Post nicht ruhen lassen.

Der sonst eher zurückhaltende Eigentümer intervenierte aggressiv und wies die Zeitung an, keine Unterstützung für Kamala Harris zu veröffentlichen. Als Reaktion darauf verließen ein leitender Redakteur, einige Kolumnisten und Leitartikler die Zeitung. Andere, darunter einige mit äußerst zweifelhaftem Ruf, wie Karen Attiah, die im Zentrum der Einflussnahme Katars auf Jamal Khashoggi stand, Max Boot, dessen Frau wegen ihrer Tätigkeit als nicht registrierte ausländische Agentin angeklagt werden sollte, und Jennifer Rubin, die praktisch auf Bidens Gehaltsliste stand, schrieben wütende Kolumnen, in denen sie gegen die Nicht-Unterstützung protestierten.

Die Post hat diese Hetzreden an prominenter Stelle veröffentlicht. Kolumnisten der Post, darunter die angebliche „Humor“-Kolumnistin Alexandra Petri (verheiratet mit dem derzeitigen stellvertretenden Meinungsredakteur der Zeitung), nahmen Bezos in seiner eigenen Zeitung aufs Korn. Die Zeitung förderte die „Empörung“ von Lesern, die damit drohten, ihre Abonnements zu kündigen, weil sie „die Demokratie bedrohen“, als ob der durchschnittliche Post-Leser für irgendjemanden außer dem „D“ [Für „Demokraten“] stimmen würde, selbst wenn er der Teufel selbst wäre.

Die „Karikaturistin“ der Washington Post, Ann Telnaes, trat zurück, nachdem die Zeitung eine Karikatur von Bezos, der sich vor Trump verbeugt, nicht veröffentlichen wollte. Auch andere Mitarbeiter verließen die Zeitung nach verschiedenen Wutausbrüchen.

So funktioniert der private Besitz von Dingen im Allgemeinen

Jetzt hatte Bezos die Nase voll und kündigte an, dass die neuen Aufgaben der redaktionellen Seite „persönliche Freiheiten und freie Märkte“ sein würden, und behauptete, dass „diese Standpunkte auf dem aktuellen Markt der Ideen und Nachrichtenmeinungen unterrepräsentiert sind“. Der Herausgeber der Meinungsseite, David Shipley, trat zurück.

„Bezos plädiert für persönliche Freiheiten. Aber seine Nachrichtenorganisation verbietet jetzt andere Ansichten als seine eigenen in ihrem Meinungsteil“, beschwerte sich der ehemalige Chefredakteur Marty Baron, der die Zeitung in eine Monokultur verwandelt hatte und anscheinend das David Horowitz Freedom Center als Vergeltungsmaßnahme ins Visier genommen hatte, nachdem das Front Page Magazine sein Missmanagement der Zeitung kritisiert hatte. (Kurz nach unserer Kritik veröffentlichte die Post mehrere Artikel über das Zentrum, in denen sie uns beschuldigte, die geheime Kraft hinter der Trump-Administration zu sein, und eine bundesweite Untersuchung gegen uns anregte).

Die Demokraten schienen verblüfft und empört darüber, dass Bezos es wagte, bei einer Zeitung, die ihm gehört, die Politik zu bestimmen. „So sieht der Besitz von Medien durch Oligarchen aus“, beschwerte sich Senator Bernie Sanders. „Dem zweitreichsten Mann der Welt, Bezos, gehört die Washington Post. Er hat jetzt erklärt, dass die redaktionelle Seite dieser Zeitung auf den rechten Flügel von Trump ausgerichtet ist.“ So funktioniert der private Besitz von Dingen im Allgemeinen. Aber die Post ist nicht „rechts“ geworden.

Abgesehen von weiteren Rücktritten sehen die Meinungsseiten der Zeitung so aus, wie sie früher waren. Die Chefredaktion hat sich „gemildert“ und scheint weitgehend mit dem Diktat des Amazon-Gründers übereinzustimmen. Sie konzentriert sich bei ihren Angriffen auf Trump vor allem auf die Zölle und bietet laue Ansichten zu anderen Themen, aber die übrigen Kolumnisten und der Rest des Meinungsteils bleiben die gleiche politische Monokultur. (Abgesehen von George Will, der sich wie sein Kollege David Brooks auf soziale Beobachtungen konzentriert).

Die Führungsetage hat nicht wirklich das Sagen

Derzeitige Pläne sehen vor, die Zeitung in zwei Abteilungen aufzuteilen, eine „Politik“- und eine „Nachrichten“-Redaktion, wobei die „Democracy Dies in Darkness“-Gruppe in den Politikteil verlagert werden soll, in der Hoffnung, dass die Zeitung endlich auch etwas anderes als Anti-Trump-Nachrichten bringen kann. Dies hat zu weiteren abgelehnten Anti-Bezos-Leitartikeln und -Kolumnen und einer weiteren Welle von Rücktritten geführt.

Warum sollte sich jemand außerhalb von Washington, D.C., den Medien oder der Politik für dieses Drama zwischen den Zeitungen interessieren? Weil es die Frage aufwirft, was mit den Medien wirklich los ist. Wenn der zweitreichste Mann der Welt nicht einmal die Zeitung kontrolliert, die er gekauft hat, wer dann?

Die Antwort liegt direkt vor unserer Nase. Ähnlich wie in der Unternehmenswelt hat die Führungsetage nicht wirklich das Sagen, ebenso wenig wie die Eigentümer und schon gar nicht die Aktionäre. Wenn selbst ein Mann, der reich genug ist, um eine Viertelmilliarde für eine Zeitung auszugeben, Schwierigkeiten hat, seinen Willen durchzusetzen, hat der durchschnittliche Vorstandsvorsitzende sehr viel weniger Einfluss auf das, was in den wirklichen Machtzentren vor sich geht.

Die Kämpfe innerhalb der New York Times, der Sturz des CNN-CEO und ein kleinerer Kampf zwischen dem Eigentümer der LA Times und der Belegschaft zeigen, dass die formale Macht zwar bei den Eigentümern und CEOs liegen mag, die tatsächlichen Machtzentren aber in linken Netzwerken innerhalb der Medien liegen, die in der Lage sind, Eigentümern, Führungskräften und allen, die versuchen, sie zu mäßigen, zu trotzen.

Ein jüngerer, internetaffiner Aktivistenclub

Die Medien hatten schon immer ihre Vorurteile und ihren Klüngel, aber während der Bush- und Obama-Regierungen verlagerte sich der Schwerpunkt von einer älteren formalen Führung, die fast irrelevant wurde, zu einem jüngeren, internetaffinen Aktivistenclub, der seine politische Agenda hinter den Kulissen eng koordinierte und gleichzeitig ein neues verdecktes Medienkartell schuf.

Frühe Indiskretionen, die die Koordination zwischen Mitgliedern der so genannten „Juicebox-Mafia“ aufdeckten – aktivistische Blogger, die zu Journalisten wurden und ein Händchen für soziale Medien und ein einflussreiches Auftreten haben – wurden mit einem Achselzucken abgetan. Im nächsten Jahrzehnt war eine solche Koordination zur Routine geworden, und unliebsame Mitglieder wie Bari Weiss von der New York Times wurden durch Mobbing, undichte Stellen und „Revolten“ verdrängt.

Ein wichtiger Wendepunkt wurde erreicht, als Dylan Byers, ein Mitglied der „Juicebox-Mafia“, einen Artikel schrieb, in dem er die Chefredakteurin der New York Times, Jill Abramson, aufgrund von Zitaten anonymer Mitarbeiter verleumdete. Abramson wurde entlassen und durch Dean Baquet ersetzt, der ein ähnliches Schicksal zu befürchten hatte. Wie wenig Macht Baquet hatte, zeigte sich, als Donald G. McNeil Jr., der Wissenschafts- und Gesundheitsreporter der Zeitung, aufgrund eines unbegründeten Vorfalls in Zusammenhang mit der „Cancel Culture“ entlassen wurde. Obwohl Baquet darauf drängte, McNeil eine weitere Chance zu geben, forderten 150 Mitarbeiter seine Entlassung und setzten sich durch, womit klar wurde, dass das Aktivistennetzwerk wirklich das Sagen hatte.

Was an den Universitäten geschah, wo nicht-aktivistische Lehrkräfte in Angst vor aktivistischen Studenten und Verwaltungsangestellte in Angst vor aktivistischen Lehrkräften und Studenten leben, ist auch in den Medien und in unterschiedlichem Ausmaß in Unternehmen geschehen. Aber während Unternehmen in den letzten Jahren begonnen haben, die Macht von Personalabteilungen und DEI-Affinitätsgruppen zurückzuerobern, ist das in den Medien nicht geschehen.

Der „tiefe Staat“ der Medien

Bezos' Bemühungen, die Kontrolle über seine Zeitung zurückzuerobern, könnten ein Indikator dafür sein. Bezos hat die Washington Post aus finanziellen und nicht aus ideologischen Gründen gekauft, und sein Wunsch, die Zeitung von der „woken“ Politik wegzuführen, hat wahrscheinlich mit dem Erwerb von Regierungsanzeigen zu tun. Der Milliardär erinnert sich gut an die Auseinandersetzungen um Amazons Cloud-Verträge auf Bundesebene während Trumps erster Amtszeit, und er möchte nicht, dass das Unternehmen Milliarden Dollar wegen der Wutausbrüche einer Zeitung verliert, die seine Geschäftsinteressen durch die Beeinflussung der Politiker in Washington unterstützen sollte, anstatt sie zu behindern oder zu sabotieren.

Was er nicht verstand, war, dass die Zeitung, die er gekauft hatte, nicht wirklich ihm gehörte. Sie gehörte einem Aktivistennetzwerk, das sie als Plattform nutzte, ohne sich darum zu scheren, wem sie eigentlich gehörte. Dieser „tiefe Staat“ der Medien hat in einer Weise das Sagen, wie es bloße Unternehmenseigentümer nie haben können, weil er nicht von einem einzelnen Betrieb oder allen Betrieben abhängig ist, sondern Teil einer größeren politischen Organisation ist.

Personal ist Politik. Ideologische Netzwerke und kulturelle Konformität sind viel durchdringender, als bloße Befehle und politische Erklärungen es jemals sein können. Deshalb ist eine linke Machtübernahme so schwer zu beenden... Bezos ist einer der größten Kapitalisten der Welt, aber er hat es mit einer antikapitalistischen Bewegung zu tun, die viel Erfahrung mit der Infiltration und Übernahme von Arbeitsplätzen hat. Und das ist diejenige, der die Medien „gehören“.

 

Daniel Greenfield ist ein Shillman Journalism Fellow am David Horowitz Freedom Center. Dieser Artikel erschien zuvor auf seinem Blog.

Foto: Montage achgut.com/ Imago

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Heinerich Knapp / 26.03.2025

@ Ralf.Michael, am liebsten würde ich Sie anzeigen wegen Altersdiskriminierung ! Was soll diese sinnfreie Bemerkung, Zeitungen würden nur von Rentnern gelesen? Mehr können Sie nicht zum Thema beitragen, dann am besten einfach mal die Fresse halten !

Rolf Menzen / 26.03.2025

Man muss es schon machen wie Elon Musk bei Twitter, nämlich mit der Kettensäge. Erst mal die Hälfte rausschmeißen und schauen, ob der Laden trotzdem läuft.

Marc Greiner / 26.03.2025

Bezos braucht eine interne DOGE. Problem gelöst. Die arbeitslosen Aktivisten können nicht alle unterkommen und werden aussortiert.

Sam Lowry / 26.03.2025

@Roland Völlmer: “Neneh Cherry - Buffalo Stance (Official Music Video)” ? ;-)

W. Renner / 26.03.2025

Ich habe die Bildzeitung schon 1974 für 25 Pfennig gekauft und auch noch nicht das Sagen.

Ralf.Michael / 26.03.2025

Wer zum Teufel liest denn heute noch Zeitung(en)  ?? Rentner, sonst Keiner ! Und mit dem Verschwinden der ( momentenen ) Rentner-Generation verschwinden auch alle Printmedien endgültig. ! Also, ich wüorde jetzt keine Zeitung mehr kaufen, auch nicht als Sonderangebot .Echt nicht.

Roland Völlmer / 26.03.2025

Money can’t buy me love….

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