Herr Löwenthal war der seriöse Widerpart des stets geifernden, auch im Wortsinne spuckenden von Schnitzler. Löwenthal hat eigene Beiträge gehabt, Schnitzler hat lediglich Fetzen präsentiert, die er aus dem Zusammenhang gerissen hat. „Sudelede“ war eine passende Bezeichnung…
„Schlägt der wachsende Unmut über die „Lügenpresse“ (aufgeweckte Zeitgenossen benutzen den viel treffenderen Begriff Lückenpresse) sogar bei manchen Feuilletonfans durch?“—- „Lücke“. Klingt nicht ganz so verwahrlost wie Lüge. Wie andere altgediente Edel- und sonstige Federn klammert sich auch – der von mir im übrigen sehr geschätzte – Wolfgang Röhl an den „Lücken“-Begriff. Journalismus! Das war und ist ihr Leben. Sage doch keiner, der ganze Laden sei von Grund auf verlaust.—- Doch, ist er. Und den Begriff „Lückenpresse“ zu bevorzugen hat nichts mit „Aufgewecktheit“, aber viel mit Verdrängung zu tun. So bitter eine solche Erkenntnis für die Betroffenen ist und so sehr sie vermutlich am Selbstwertgefühl nagt: allmählich sollten auch die letzten „aufgeweckten“ Journalisten die rosaroten Brillen absetzen und klar sehen, daß sie einem aktuell durch und durch verrotteten Milieu entstammen. Es zeugt von Hilflosigkeit und zumindest partieller Verwirrung, selbst nach den jüngsten Offenbarungen des Relotius und Gieselmann noch immer am „Lücken“-Begriff festzukleben. Und selbst wenn: Falls ich meiner Frau die Geliebte verheimliche, führe ich dann eine Lückenehe? Oder belüge und betrüge ich sie?
Das verlinkte Interview im Deutschlandfunk von Herrn Heinemann mit dem substanzlosen Anton H. ist Klasse. Hoffentlich muss sich Herr Heinemann nicht einen neuen Job suchen, weil er den grünen Phrasendrescher so hart angegangen ist.
Einerseits ist die Hoffnung durch das anarchische Internet durchaus gegeben, aber praktisch bilden sich noch immer wirksame Propagandakanäle ... und das Imperium der roten Reaktionären schlägt zurück. Hier ein Netzwerkdurchsetzungsgesetz - angeblich gegen ‘Hate Speech’ - dort ein Upload-Filter, und die Masse vertraut auch nach den gesinnungsdurchwirkten Programmen noch immer den öffentlich Rechtlichen - die kommerziellen TV-Medien blasen schließlich ins gleiche Horn. Man fragt sich, warum früher Prostituierte ehedem einen schlechten Ruf hatten: War es, dass sie Liebe und Erregung vorspielten, obwohl es doch nur der Wunsch auf den Verdienst war? Oder Versicherungsvertreter? Denen unterstellte man auch gerne, dass sie einem im Eigeninteresse etwas aufschwatzten, also die Kunden prellten? Dann waren die Politiker im Fokus: Sie mimten den Volkstribun und blieben doch nur am eigenen Wohl interessiert. Die Kunst blieb, mit den Wölfen zu heulen. Heute sind es die Journalisten, die unter relozierenden Generalverdacht stehen ... und allzu oft nicht unbegründet: Warum sollte man sich deren Produkte noch antun?
Mittlerweile ist es so gut wie unmöglich, irgendein Programm zu empfangen, ohne alsbald einer Nanny ausgeliefert zu sein, “...was ich voll auf bestätigen kann. Daher lese ich wider mehr. Man wird nicht belästigt von dauernd-unterschwelligen Belehrungen, die ich in meinem Alter (64) sowieso als unnütz und oft auch als Zumutung an meinen noch sehr gut funktionierenden Verstand, empfinde. Gestern bin ich eher zufällig bei Panorama vorbeigekommen, just am Augenblick, als Jouwatsch so richtig madig gemacht wurde. Und da ich gelegendlich dort auch lese. Blieb ich kurz dabei. Dachte aber eher zum Schluß, hier wurde so richtig die Neugier der Fernsehzuschauer geweckt. Mal bei der Seite vorbeizuschauen und vielleich auch öfter dort zu lesen.
@Thomas Taterka: Lieber Herr Taterka, daß das ZDF-Magazin in Ihrer Jugend das letzte gewesen wäre, was Sie sich angeschaut hätten, glaube ich Ihnen ohne weiteres. Ob es sich tatsächlich nur “verbitterte Ältere” ansahen, kann ich nicht beurteilen. Was ich aber beurteilen kann: Jüngere, die sich für das Schicksal der Deutschen “drüben” auch nur die Bohne interessiert hätten, kannte ich in meiner Jugend nicht. Vielleicht kennen Sie noch den Spruch: “Die DDR ist fremder als die Mongolei”. Ja, ja, die “DDR”. Aber nicht die Menschen, die das Pech hatten, unschuldig hinter Mauer und Stacheldraht gesperrt zu werden. Und: Mit seinen “Hilferufen von drüben” hatte Löwenthal vielen geholfen, die sich in einer ausweglos erscheinenden Lage befanden. Löwenthal hatte eben nicht nur angeklagt, sondern gehandelt.
Bei diesem Lamento über »die Presse« wird ständig ausgeblendet, daß es jedem freisteht, sein eigenes Presseerzeugnis herauszugeben und sich seine Leser selbst zu suchen. Jeder kann das, es ist niemandem verboten. Vergleicht man die IVW-Zahlen der Zeitschriften, erkennt man schnell, daß konservative Blätter offensichtlich nicht so gefragt sind wie linke. Woran das liegt, kann sich jeder selbst überlegen. Man vergleiche nur die Zahlen von Wochenblättern wie der JF, der Zeit, dem Freitag oder Tichy. Es braucht auch nicht von der Freiheit des Journalisten fabuliert zu werden, denn es gilt: Wer zahlt, schafft an. Und es zahlt der Leser. Alle Verlage müssen von den drei Säulen Einzelverkauf, Abo und Werbung leben. Und anscheinend funktioniert das bei den meisten Presseprodukten immer noch—vielleicht nicht mehr so gut wie früher—, aber immer noch so gut, daß es Zeitschriften wie Zeit und Spiegel und Zeitungen wie SZ und FAZ gibt. Um es ganz provokant zu sagen: Die gedruckte Ausgabe von Achgut suche ich am Kiosk vergebens. Man kann es nur immer wieder betonen: Zeitungen/Zeitschriften/Magazine haben nicht »eine Wahrheit« zu verbreiten, wo auch immer man die findet, sondern sie sind Waren, die verkauft werden müssen. Und deshalb müssen sie schreiben, was ihre Leser lesen wollen. Solange sie dies tun, klappt das Geschäftsmodell, wenn sie es nicht mehr tun, müssen sie entweder schließen oder—es lebe die »Parteiendemokratie«—, sie müssen einen Politiker finden, der sie subventioniert.
Nun auch ich (Jahrgang 1950) zähle mich zur Flower-Power-Generation, aber für den Aufenthalt im Altersheim ist es für mich noch 10 Jahre zu früh. Und ich glaube, da bin ich nicht der Einzige.
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