Chaim Noll / 07.02.2025 / 06:00 / Foto: Montage achgut.com / 137 / Seite ausdrucken

Die Lady Macbeth von Berlin-Mitte

Die Frau, von der ich spreche, ist nach einer gewissen Pause – die sie brauchte, um ihre pompösen, nichtssagenden Memoiren zu schreiben – triumphal zurückgekehrt und mischt sich erneut in die Politik des von ihr schon sattsam geschädigten Landes ein.

Mit dem Stichwort „böse Frau“ steche ich in ein Wespennest und mache mich verdächtig bei Feministinnen, die hinter solcher Thematisierung verborgene misogyne Regungen vermuten. Die bekannte mittelhochdeutsche Verserzählung „Die böse Frau“, entstanden im 13. Jahrhundert, wird von einigen LiteraturhistorikerInnen mit den Hexen-Verfolgungen des Mittelalters in Verbindung gebracht, sozusagen als mentale Einstimmung auf die massenhysterischen, kirchlich sanktionierten Frauenmorde. Daher gilt, in der üblichen deutschen Verbotsbereitschaft, das Thema weitgehend als Tabu.

Doch um der Wahrheit die Ehre zu geben: Immer wieder in der Geschichte hat es böse und hinterhältige Frauen gegeben. Etwa im 9. Jahrhundert vor Christus die in den biblischen Büchern Könige und Chroniken auftretende Jesebel, Königin von Israel, oder die nicht minder böse Königin von Judäa. Atalia. Beide Frauen huldigten dem phönizischen Blutgott Baal, dem Kinderopfer dargebracht wurden, Atalia ermordete überdies alle ihre Enkel und Thron-Anwärter mit Ausnahme des kleinen Joash, den eine Tante versteckte und den schließlich Propheten und Palastgarde, der Willkür Atalias müde, mit sieben Jahren zum König erhoben, worauf die Despotin vom Volk erschlagen wurde. Ohne Frage böse war auch die biblische Dalila, die den wunderbar starken Richter Samson bezauberte und dann an seine Feinde verriet, von denen er in der Erschlaffung post coitum überwältigt und geblendet wurde, wie Rembrandt in seinem berühmten Monumentalgemälde von 1636, zu sehen im Frankfurter Städel, dramatisch dargestellt hat. 

In der Dalila-Geschchte erscheint bereits das Motiv einer besonderen Art weiblicher List und Tücke, die maskuline Eitelkeit und Macho-Attitüde geschickt auszunutzen versteht, um Männer dadurch ins Verderben zu locken. Auf diese Weise beherrschte die mörderische Messalina, die dritte Gattin des alternden Kaisers Claudius, über Jahre den römischen Hof: Männer verführend, sogar zum Beischlaf nötigend, was diesen ebenso den Tod brachte wie anderen, die sich der unersättlichen Kaiserin zu entziehen versuchten. Aber auch Frauen, die Messalina gefährlich schienen, wurden aus dem Weg geräumt, männliche Thron-Prätendenten oder reiche Senatoren, deren Vermögen sie sich aneignen wollte.

Unliebsame Männer starben am Hof von „Bloody Mary“

Die Köpfe rollten auch am Hof der chinesischen Kaiserin Wu Zetian im siebenten Jahrhundert, die gut vier Jahrzehnte lang mit kalter Machtpolitik, Mord und Intrige den Hof in der damaligen Residenz Luoyang beherrschte, erst ihren Mann, dann ihren ältesten Sohn vergiftete, zu ihrer Machtsicherung immer mehr Männer töten ließ, und weitgehend allein die Politik des Landes bestimmte. Unliebsame Männer starben auch am Hof der als „Bloody Mary“ in die Annalen eingegangene Königen Maria der Ersten von England, einer Tochter Heinrichs des Achten. Zarin Katharina die Zweite von Russland gelangte zum Thron, indem sie ihren Ehemann Peter von Holstein-Gottorp beseitigen ließ, vielen Historikern gilt sie dennoch als gebildete, vergleichsweise moderate Herrscherin, gemessen am Standard der russischen Zaren.

Überhaupt werden mordende, machthungrige Frauen in der Historiographie sehr unterschiedlich behandelt, je nachdem, ob die führenden Autoren der Zeit ihnen gewogen waren oder nicht. Es gibt so etwas wie Rache der Literaten. Oder das Gegenteil, wie im Fall Katharina, die mit Voltaire und anderen Aufklärern korrespondierte und deshalb gnädiger beurteilt wird als sie verdiente. 

Berühmt als literarische Figur wurde Lady Macbeth. In Shakespeares Drama bringt sie es mit unbeirrbarem Machtwillen, mit Überredungskunst und Anstiftung zum Mord bis zur Herrscherin ihres Landes. Shakespeares Figur basiert auf einer realen historischen Person, Königin Grouch von Schottland, die ihren Mann Macbeth zum Mord an König Duncan anstiftete, worauf das blutbefleckte Paar selbst die Herrschaft übernahm. Die schottische Nobeldame gilt seither als Synonym für menschliche Perfidie in ihrer femininen Form.

Allegorie für femininen Machtwahn

So nannte der russische Schriftsteller Nikolaj Leskow 1864 seine aus den Kriminalakten des Gebietes Orjol angeregte Geschichte von der Auslöschung einer ganzen Familie, deren skrupellose Protagonistin eine junge Frau ist, „Die Lady Macbeth von Mzensk“, nach der später Schostakowitschs berühmte Oper „Katerina Ismailova“ und mehrere Verfilmungen entstanden. Shakespeare ließ seine Lady Macbeth von Reue und Paranoia ergriffen werden, auch Leskow erzählt für seine Jekaterina ein tragisches Ende.

Vor allem wurde Lady Macbeth zur Allegorie für femininen Machtwahn in der Politik. So verglichen die Medien ihres Landes die australische Labour-Politikerin Julia Guillard, die 2010 Premierminister Kevin Rudd durch eine Intrige zu Fall brachte, um seine Nachfolgerin zu werden, mit Lady Macbeth. Was würden sie zu einer früheren Bundeskanzlerin sagen, die mit ähnlichen Verrätereien und Wortbrüchen zur Macht gekommen ist, diese sechzehn Jahre lang gnadenlos behauptet hat und bis heute das große Wort führt, fern davon, ihre zahlreichen katastrophalen Fehler einzugestehen?

Die Frau, von der ich spreche, ist nach einer gewissen Pause – die sie brauchte, um ihre pompösen, nichtssagenden Memoiren zu schreiben – triumphal zurückgekehrt und mischt sich erneut in die Politik des von ihr schon sattsam geschädigten Landes ein. Nein, sie bekommt nie genug, der Schaden, den sie angerichtet hat, ist ihr nicht groß genug, es gibt noch viel mehr zu stören, zu zerstören.

Denn die Lady Macbeth von Berlin-Mitte übertrifft ihre Vorgängerinnen darin, dass sie keine ihrer Verfehlungen bereut, von keinem Gewissen angefochten ist. Eine Öde des Herzens, die selbst ein Kenner des Bösen wie Shakespeare sich nicht vorzustellen vermochte. Diese Frau spukt schon zu Lebzeiten, und das kann noch lange so gehen.

 

Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll in Ostberlin geboren. Sein Vater war der Schrift­steller Dieter Noll. Er studierte Kunst und Kunstgeschichte in Ostberlin, bevor er Anfang der 1980er Jahre den Wehrdienst in der DDR verweigerte und 1983 nach Westberlin ausreiste, wo er vor allem als Journalist arbeitete. 1991 verließ er mit seiner Familie Deutschland und lebte in Rom. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. 1998 erhielt er die israeli­sche Staatsbür­gerschaft. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland.

Redaktioneller Hinweis zum gleichen Thema:

Vera Lengsfelds Buch „Ist mir egal – Wie Angela Merkel die CDU und Deutschland ruiniert hat“, Achgut Edition, ist hier im Achgut-Shop bestellbar.

Chaim Nolls Buch Der Rufer aus der Wüste – Wie 16 Merkel-Jahre Deutschland ramponiert haben. Ist ebenfalls hier im Achgut-Shop bestellbar.

Foto: Montage achgut.com

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Dieter Grimm / 07.02.2025

Ich habe mehr als 10 Jahre meinen Mitmenschen, einige Kluge und jede Menge gering Gebildete, versucht zu erklären das diese bösartige Hexe aus der Uckermarschen Provinz sich ihr Ziel gesetzt hat D zu vernichten. Wie dumm und verblödet waren all ihre Lakaien und Steigbügelhalter das sie diese Bösartigkeit nicht erkannt haben. Jetzt, kurz vor dee Wahl hat sie sich wieder auf ihren Reisigbesen gesetzt und kreist solange über Berlin damit ihr Ziel, D zu spalten und in den Ruin treiben, nicht gefährdet wird. Ich wäre dafür, das man einmal milde gegenüber der Inquisition zeigt und diese Hexe in Berlin Mitte auf einen Scheiterhaufen setzt und sie verbrennt.

Helmut Kassner / 07.02.2025

Es ist und bleibt ein Rätsel wie eine Funktionärin ( für AgitProp?) des kommunistischen Jugendverbandes FDJ, der in der Bundesrepublik verboten war, nach der Wiedervereinigung in der CDU!! zur Kanzlerin aufsteigen konnte. Wer gab sich in der damaligen Ostzone ohne Not für so eine Funktion her? Kann es sein, dass es bei den CDU Funktionsträgern/Trägerinnen mit Intellekt und politischem Gespür nicht weit her ist? Und wie ist es möglich,  dass diese Person, die vom VG bestätigt gegen das GG verstoßen hat immer noch hofiert wird und Ihre Meinung öffentlich verbreiten kann?

Sam Lowry / 07.02.2025

Gestern ein geniales Video mit Daniele Ganser und Prof. Maaz auf YT gefunden, sehr sehenswert: “Dr. Daniele Ganser: Gefühlsstau führt zu Feindbildern (Hans-Joachim Maaz 18.11.23)” Ja, es gibt Menschen, die platzen förmlich vor lauter Gefühlsstau…

J. Harms / 07.02.2025

Ich hoffe, das ich es bei meiner Restlebenszeit noch erleben werde, wie diese Person vor ein Gericht gestellt und verurteilt wird - zur Höchststrafe, mehr geht ja leider nicht, würden böse Menschen sagen, ich niemals!

A. Iehsenhain / 07.02.2025

“Ibi cubavit lamia” steht auf einer Tumba geschrieben in der Geschichte “An Episode of Cathedral History” von Montague Rhodes James, die bei einer Kirchenrenovierung wiederentdeckt wird und dem Wesen darin nach langem Schlaf die Befreiung beschert, gefolgt von tödlichen Fieberdelirien unter den menschlichen Bewohnern im näheren Umkreis. In “Der Triumph des Todes” von Herbert Russel Wakefield tritt eine junge Frau eine Stelle bei einer alten Dame an, die anscheinend in einem Spukhaus lebt. Dessen dämonischster Bewohner ist jedoch die Hausherrin selbst. Doch ich merke(l) gerade - die Realität ist noch unheimlicher…

Dr. med. Jesko Matthes / 07.02.2025

Okay. Wo spukt sie später? Bundeskanzleramt? Dann dreh ich da mit meinem Freund Peter ein Sequel zu “Ghost Busters”. Falls wir da nicht reinkommen, weil Kanzler Habeck sich gestört oder gemeint fühlt, drehen wir im Humboldt-Forum. Ähnlichkeiten mit untoten Personen wie der “Weißen Frau” wären rein zufällig.

Karl.Dreher / 07.02.2025

Welch ganz ausgezeichneter Beitrag! Kompliment! Der ganz vortrefflichen Zwischenüberschrift (Die Frau, von der ich spreche, ist nach einer gewissen Pause – die sie brauchte, um ihre pompösen, nichtssagenden Memoiren zu schreiben – triumphal zurückgekehrt und mischt sich erneut in die Politik des von ihr schon sattsam geschädigten Landes ein.) habe ich nichts hinzuzufügen. Hat sie denn keine anderen Beschäftigungen im Alter als m.E. unfaires, sachlich unzutreffendes Nachtreten gegen die eigene Partei? Hat sie noch Ihren Ehemann Prof. Sauer oder ist ihr der auch schon weggelaufen? Ich denke, sie sollte endlich persönlich ihren Ruhestand genießen und entweder mehr gemeinsam mit ihm (Ehemann) unternehmen oder sich (wenn Ex-Ehemann) um einen neuen Partner bemühen oder ernsthaft gemeinnützig tätig werden! Aber so nachtreten? Das empfinde ich als höchst unanständig und charakterlos. Deutschland wird in den vielen nächsten Jahren genug damit zu tun haben, ihre langjährige Mißwirtschaft aufzuarbeiten.

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