P.S. : Besonders hat mir an Ihrem Beitrag gefallen, daß Sie Wohlthat nicht unerwähnt gelassen haben, der eine der übelsten Seiten der NS - Mordbande repräsentiert : den Vermögenshändler. Bis heute gehören Leute mit diesem Sachverständnis zu den unscheinbarsten Mitschuldigen an schwersten Verbrechen und können dafür kaum zur Verantwortung gezogen werden.
Die Rezension ist eine Disziplin, die Sie eindeutig beherrschen. Was Sie hier sehr beeindruckend unter Beweis stellen. - Nur, für wen ist dieses Buch gemacht? Für die ” üblichen Verdächtigen “, die nicht auseinander halten können, was definitiv nicht zusammengehört ? Im Einführungstext von Hentrich ist die Rede von ” diplomatischer Schwerfälligkeit “. Darauf muß man auch erstmal kommen ! - Ich denke, die Brücke zum unkorrumpierten Verständnis ist das Golda Meir - Zitat, das Harriet Wolff in ihrem taz - Beitrag liefert. Die Menschen sind 38 auf kaltblütige Weise im Stich gelassen worden - von Allen. Und das hat überhaupt NICHTS zu tun mit der Situation der Flüchtlinge heute . Die Flüchtlinge im heutigen Deutschland sind nicht Opfer deutscher Bestialität. Es ist absolut unverfroren, so etwas zu behaupten. Und Bücher, die Evian 38 und die Flüchtlingsproblematik heute zusammen - ZWINGEN wollen, trotz individueller Leistungen, ein respektloses Missverständnis. Evian 38 war für viele ein unausgesprochenes Todesurteil und der Anfang entsetzlicher, nichtmehrendender Angst.
“Auch die Vereinigten Staaten waren nicht bereit, ihre Jahresquote von 27.370 Einwanderern aus Deutschland und Österreich zu erhöhen.” Kann man gar nicht nachvollziehen, nicht? Weswegen die deutschen Medien in dieser Zeit ja auch höhnten, daß gerade die Staaten, die sich so lauthals um das Wohl der Juden in Deutschland sorgten, die andererseits gar nicht haben wollten. Viele Staaten hatten auch strenge Einwanderungsregelungen. Einwandernde hatten ein gewisses Kapital mitzubringen, weil sie nicht die Wohlfahrt belasten sollten und sollten möglichst einen Beruf ausüben, der in der Wirtschaft gebraucht wurde. Man wollte der heimischen Arbeitskraft keine Konkurrenz ins Land holen.
Hallo Frau Stockmann. Vielen Dank für ihren Artikel. Die von ihnen angeführte “gemeinsam erzählten Geschichte für heute und morgen” ist die Wurzel all dessen. Die Kanzlerin sah sich 2015 schon als künftige Königin von Europa, jedoch hatte sie sich damit übel verspekuliert. Die Länder hoben sie nicht aufs Schild, die Folge war Chaos und ein tiefer Riss, denn die EU-Staaten folgten ihrer Flüchtlingspolitik nicht. Jedenfalls nicht so, wie die Kanzlerin es sich wohl ausgemalt hatte. Als Ziel stand, neben der eigenen heiligenähnlichen Hervorhebung, dass die Welt nun endgültig erkennen sollte: Deutschland gehört zu den Guten. Wie hohl und bar jeglicher Realität dieses Vorgehen war und vor allen keinesfalls “vom Ende her gedacht”, hatte Karl Lagerfeld sehr treffend zum Ausdruck gebracht. Es ist an Unverfrorenheit, Unverschämtheit und Zynismus kaum zu überbieten, die damals verfolgten Juden mit den heutigen Flüchtlingen irgendwie gleichzusetzen. Was sollte aber damit unterschwellig erzählt werden? Damals waren die Nazis gegen die Juden, also ist heute derjenige auch ein Nazi, der gegen die Flüchtlingspolitik ist. Denn die Prophezeiung muss sich erfüllen, koste es was es wolle und um jeden Preis. Genauso wie noch bis zum November 1989 als unverrückbares Naturgesetz feststand, dass der Sozialismus siegen wird und wie noch im März 1945 der Russe durch eine “gigantische Zangenbewegung” der deutschen Streitkräfte pulverisiert werden sollte. Es wird bis zum bitteren Ende weitergehen. Siehe aktuell die politische Debatte um rechts und ganz aktuell die Vorgänge um Hamed Abdel-Samad. Kauft Seife Leute, denn es kommen lausige Zeiten.
Die Vergleiche zwischen Flüchtlingen der 30er Jahre und heutigen Migrationsbewegungen sind leider meist viel zu oberflächlich und pauschal. Stichwort: „Muslime sind die neuen Juden“. Gewiss gibt es im nahen Osten Gruppen, die als Minderheiten verfolgt, ausgegrenzt und mit dem Tode bedroht werden, und sich deshalb zur Flucht entscheiden: Kurden, Alleviten, Christen. Was bei der Betrachtung in unseren Medien aber stets ausser Acht gelassen wird, ist eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Frage, wer die Verfolger sind und welche Ideologien dabei vorherrschen, denn dies würde zu viele eingeübte Denkschablonen in Frage stellen.
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