Susanne Baumstark / 07.11.2019 / 15:00 / Foto: Giuseppe Ruggirello / 18 / Seite ausdrucken

Die Kirche, Salvini und die Nächstenliebe

Ein Affront gegen Papst Franziskus oder ließ er sich einfach nur von der Ermunterung unserer Bundeskanzlerin, seine Meinung zu sagen, inspirieren? Der 88-jährige Camillo Ruini, italienischer Kardinal, Erzbischof und Vertrauter Benedikts XVI., ist seit 2008 im Ruhestand, gilt laut FAZ aber noch „als graue Eminenz der katholischen Kirche des Landes“. Eben jener gab gerade dem „Corriere della Sera“ ein „explosives Interview“ – aus heutiger explosionsbereiter Perspektive; früher wäre das als normale Meinungsäußerung durchgegangen. Ruini meint schlichtweg: Es gebe auch eine Kirche, die bei dem Ex-Innenminister Matteo Salvini ist. Er teile nicht das rein negative Bild von ihm. Salvini habe noch Perspektiven vor sich, er müsse aber reifen und daher erscheine der Dialog der Kirche mit ihm als Pflicht. Die Nächstenliebe gelte.

Probleme, die Migrationen heute mit sich bringen, seien aber nicht zu unterschätzen. Im Übrigen verliere der linke politische Katholizismus an Bedeutung. Die fortschreitende Entchristianisierung, auch in Italien, fordere dazu auf, innerhalb der Kirche Gegenkräfte zu mobilisieren. Bis dato sei jedenfalls – aus Mangel an Voraussetzungen – nicht der Zeitpunkt gekommen, um eine katholische Partei zu gründen. Salvini dankte dem Kardinal für die „Worte, die zur Konfrontation, Offenheit, Reflexion und Begegnung einladen“ und ergänzte: „Italien ist entweder Christ oder nicht. Es ist eine Sache, diejenigen willkommen zu heißen, die vor dem Krieg fliehen, eine andere, so zu tun, als gäbe es in Italien Raum, Heimat und Arbeit für alle, was aber nicht da ist und zur Konfrontation führt.“ Die Positionen der Lega-Partei wie etwa Recht auf Leben und Schutz der Familie stünden absolut fest. 

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Susanne Baumstarks Blog Luftwurzel.

Foto: Giuseppe Ruggirello CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Robert Korn / 07.11.2019

Ich bin gerade in Italien. Die Zustimmung zu Salvini ist nach wie vor groß. Während die Koalition aus PD und 5stelle sowohl miteinander streitet,  als auch sich intern jeweils zerlegt. Vor allem bei den stelle kracht es. Mal “Ilva Taranto” googeln. Ein von Mittal übernommenes Stahlwerk. Dieser Tage Dauerthema z.B. in der Stampa. In der deutschen Presse finde ich bislang nichts…

beat schaller / 07.11.2019

Nicht schlecht und schon gar nicht zu erwarten von einem Geistlichen der heutigen Katholischen Kirche. Hut ab! Wenn daraus Diskussionen entstehen, dann ist mindestens etwas in Bewegung. Danke Frau Baumstark, das ist für mich mal eine positive Meldung. b.schaller

B. Zorell / 07.11.2019

Wieder einmal ein Bischof, der noch in der Realität lebt. Die linke Kirche löst sich wie Zucker im Kaffee. Nur den süssen Geschmack sucht der Trinker vergeblich.

Dr. Gerhard Giesemann / 07.11.2019

Je enger es wird, desto mehr reift die Einsicht ins Offensichtliche.

Andreas Spata / 07.11.2019

Die Position des Kardinals, ist nicht neu. Ich verweise, wenn es um selbige Positionen innerhalb der katholischen Kirche geht immer gern auf die Predigt zum 2ten Weihnachtstag 2014, Thema Stephanus - Feindesliebe. Die Predigt eines weisen, katholischen Priesters des Erzbistums Osnabrück. Bei Youtube zu finden unter: Die Wahrheit von einem Priester - Demo Dresden. Leider gibt es unter den Führungspersönlichkeiten der kth. Kirche zu viele Mitläufer. Oder anders gesagt: Was nutzt es den Schafen wenn der Schäfer ein Schaf ist? 

Wolfgang Kaufmann / 07.11.2019

Matteo Salvini hat seine Zukunft noch vor sich. So wenig wie Donald Trump, Boris Johnson, Sebastian Kurz und Marine Le Pen schert er sich um die feuchten Träume der deutschen Systempresse. Für diese Menschen kommt das eigene Land an erster Stelle, und das ist gut so.

Steffen Rascher / 07.11.2019

Und sie bewegt sich doch - die Kirche meine ich.

Claudius Pappe / 07.11.2019

” Im Übrigen verliere der linke politische Katholizismus an Bedeutung.” Glückliches Italien. Ich hoffe der linke Katholizismus und der grün-rote-Protestantismus würden in Deutschland ebenso an Bedeutung verlieren. Gut das ich seit über zehn Jahren aus der Kirche ausgetreten bin. Hoffe mir folgen noch Millionen.

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