Ein Familienfoto der Royals ist schon kurz nach Erscheinen als ungelenke Bildmanipulation entlarvt worden. Medialer Wirbel dank Photoshop!
Ist Englands königliche Familie eine Fälscherbande? Wenn ja, dann keine sehr gute. Denn die Fälschung, die zur Zeit im Königreich und darüber hinaus Wellen schlägt, ist eine wenig beeindruckende Amateurarbeit. Ein Foto, das Kate und ihre Kinder George, Charlotte und Louis mit strahlendem Gesichtsausdruck zeigt, ist schon kurz nach Erscheinen als ungelenke Fotomontage entlarvt worden.
Nun gut, wer schummelt heutzutage nicht, am eigenen Konterfei. Im Falle von Kate Windsor aber stellt sich sogleich die Welt die bange Frage: Was hat der Schummelversuch zu bedeuten? Ist der Prinzessin, die so fröhlich in die Kamera lächelt, in Wahrheit gar nicht zum Lachen zumute? Hat sie Krach mit ihrem William? Ist ihr Prinz, der das Foto geschossen hat, ein so schlechter Fotograf, dass seine Originalaufnahme nicht medientauglich war? Haben die Kinder so sehr herumgezappelt, dass lauter unscharfe Stellen repariert werden mussten?
Und hat die Königsfamilie dank Photoshop ihre Glaubwürdigkeit verschummelt? Oder handelt es sich womöglich um viel Lärm um nichts?
Auf jeden Fall handelt es sich um viel Lärm. Denn die Agenturen, die das royale Foto weltweit verbreitet hatten, haben es schleunigst aus dem Verkehr gezogen. Mit dem Vermerk: Kill! Warum die Hektik wegen dem bisschen Photoshop? Weil wir uns ganz allgemein in einem Zeitalter der Bildmanipulation und der textlichen wie optischen Fake News befinden. Weshalb die Presse- und Fotoagenturen strikte Regeln gegen das Manipulieren aufgestellt haben.
Schummelei an exponierter Stelle
Privat hätte Kate an sich und ihren Kindern nach Herzenslust herumbasteln können. Sobald aber der Palast ein Foto offiziell an die Medien gibt, herrschen härtere Gesetze. Die Prinzessin hat sich – was ungewöhnlich ist – auch prompt entschuldigt und erklärt, dass sie wie viele andere halt gerne Fotos bearbeitet. Warum auch nicht. Hätte sie ihre Spielereien daheim im Adelaide Cottage am Schloss Windsor behalten, kein Hahn hätte danach gekräht. So aber ist es nun doch viel Lärm um etwas mehr als nichts.
Bei den Fotoagenturen stehen die Windsors jetzt auf der Liste der nicht mehr ganz vertrauenswürdigen Quellen. Peinlich, peinlich. Manche fragen sich: War die Kate-und-Kinder-Collage das erste Bastelstückchen dieser Art, das an die Medien ging? Bisher hat man den optischen Angeboten des Königshauses blind vertraut.
Und weil die Schummelei an so exponierter Stelle stattgefunden hat, ist ganz allgemein die Debatte um die Verlässlichkeit von Fotos frisch entbrannt. Die technischen Möglichkeiten, aus zwei, drei unperfekten Aufnahmen eine perfekte zu basteln, werden immer simpler und jedermann zugänglich. Die englische Prinzessin ging dabei so ungeschickt zu Werke, dass ihre Gestaltungsarbeit sofort auffiel. Das macht sie aber eher sympathisch: Es handelte sich offensichtlich um keine professionelle Manipulation.
Weiter Nummer eins im medialen Welt-Ranking der Royals
Aber der Schaden ist da. Ihr Ehemann ist, so liest man, stinksauer. Warum? Ist er sauer über das blöde Missgeschick? Oder ist er sauer, weil sich seine Frau so ungeschickt angestellt hat? Jedenfalls bietet die Kate-Foto-Krise Nahrung für alle möglichen Spekulationen. Wie schlecht geht es ihr wirklich? Wo, wie und warum ist sie wirklich operiert worden? Ist die Krise im Königshaus, da ja auch der König selber an Krebs erkrankt ist, tiefer als zugegeben? Warum hat Kate vor ihrer Operation mit ihrer entfremdeten Schwägerin Meghan telefoniert? Oder war die Meldung über dieses Telefonat ebenso Fake wie Kates Happy-Family-Foto?
Der Lärm um das Foto zeigt aber noch etwas: Die englische Königsfamilie ist die Nummer eins im medialen Welt-Ranking der Royals. Wen würde es zum Beispiel kümmern, wenn der König von Thailand ein geschöntes Foto von seinem Aufenthalt in Bayern an die Medien lancieren würde? Niemanden. Die Royals sind medial einsame Spitze, und Kate ist die Spitzenreiterin dieser Familie der Champions. Eine alberne Manipulation an einem belanglosen Foto kann, wenn Kate es tut, ein globales Medienerdbeben auslösen. Vergleichbar mit dem Flügelschlag eines Schmetterlings in der Lüneburger Heide, der ein Erbeben in der Mongolei auslösen kann. Mit anderen Worten: Kate hat unfreiwillig einen weiteren Beweis für die Chaostheorie geliefert.
Rainer Bonhorst, geboren 1942 in Nürnberg, arbeitete als Korrespondent der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in London und Washington. Von 1994 bis 2009 war er Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen-Zeitung.