Felix Perrefort / 30.11.2022 / 13:00 / Foto: achgut.com / 78 / Seite ausdrucken

Die Katastrophe, an der niemand schuld ist

Der Ethikrat thematisiert das Leid junger Menschen durch die Corona-Maßnahmen, an dem aber niemand schuld gewesen sein soll. Nachdem die Kinder in den Brunnen gefallen sind, soll reagiert werden. Doch darf das gar nicht erst passieren. 

Die Vorsitzende des Ethikrats, Alena Buyx, will A sagen und B weglassen. Die enormen Belastungen („Vereinsamung“, „Isolation und Angst“) beschreibt sie detailliert als Folgen der Corona-Politik, an der jedoch niemand schuld gewesen sein soll.

Schuld setze nämlich voraus, so die Chef-Ethikerin auf Nachfrage, man hätte den jungen Menschen schaden wollen. Es ist makaber und eine Beleidigung für den Intellekt: als würden Rechtsstaaten gute Absichten als Grund für Schuldlosigkeit kennen. In welcher Ethik ist man eigentlich aus dem Schneider, wenn man nur nichts Böses wollte? Für den Irrsinn an den Schulen trat Buyx vehement ein

Nicht so überzeugt von ihren eigenen Worten klingt sie, wenn sie sagt: Der Ethikrat hätte, „wenn auch nicht ausreichend“, die junge Generation „zumindest immer in den Blick genommen“. Nun sollen jedenfalls die „negativen Folgen auch von legitimen Maßnahmen“ angeschaut, soll reagiert werden. 

Natürlich kommt nichts dabei heraus, wenn man den Verantwortlichen die Aufarbeitung ihrer eigenen Politik überlässt. Sie werden sich nicht nennenswert belasten. Erstaunlich ist aber, mit was sie glauben, gesichtswahrend durchzukommen.

Für was der Ethikrat so alles eintrat

Wer – wie Buyx – Maßnahmen auch dann noch als „legitim“ bezeichnet, wenn sie „katastrophische“ Auswirkungen haben, plaudert ja nur seine Bereitschaft aus, in künftigen Situationen gar nichts anders zu machen. Also wieder ein kolossales Maßnahmen-Ungetüm auf Schutzbefohlene loslassen und hinterher das angerichtete Leid beklagen. Irgendeinen höchstethischen Grund findet man in dauerhysterischen Gesellschaften immer. 

Im Nachhinein sollen also die Schäden abgefedert werden. Es geht jedoch nicht darum, die Kinder zu betreuen, nachdem man sie in den Brunnen fallen ließ, sondern dafür Sorge zu tragen, dass dies gar nicht erst passiert. 

Das tut man, indem man ihre Grund- und Freiheitsrechte respektiert. Es kann unmöglich verhältnismäßig sein, diese Rechte für die vermeintliche Bekämpfung eines Virus zu opfern, das sie nie gefährdete. Und das auch noch über eine immens lange Zeit, während man stets andere Länder (etwa Schweden) als Gegenbeispiele hatte, in denen Kinder weitestgehend in Ruhe gelassen wurden.

Aber wie schon erwähnt: Ziel kann nicht sein, die Verantwortlichen zur Einsicht zu bringen, sie werden ihre Schuld abwehren, schon weil Reue schlecht schlafen lässt. 

Zur Erinnerung, was Mitglieder des Ethikrates alles vertraten: Man war für die Impfpflicht, die auch für Schüler „grundsätzlich denkbar“ sei. Die Spaltung der Gesellschaft sei nicht ersichtlich, denn Ungeimpfte würden sich selbst ausgrenzen. Buyx war für „flächendeckend 2G“ und empfahl vor einem Jahr der Politik, die Maßnahmen hochzueskalieren. „Impfgegner“ sollten schon mal auf „Beatmung verzichten“. Schrecklicher Verdacht: All das könnte für junge Menschen belastend gewesen sein! 

Für ihr „herausragendes Engagement“ wurde Buyx übrigens im April 2021 mit dem mit 30.000 Euro dotierten Nationalpreis 2021 der Deutschen Nationalstiftung ausgezeichnet. Allein das darf man mit Humor nehmen. 

Foto: achgut.com

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Leserpost

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Arne Ausländer / 30.11.2022

@giesemann gerhard: “Die Erinnerung an die H1N1-Grippe vor 100 Jahren mit mehr Toten als die Kriegstoten” - Diese “Erinnerung” scheint mir doch relativ jung zu sein. Krieg und Nachkrieg 1914-23 wurden reichlich in der Literatur Deutschlands und Osteuropas behandelt. Bis 1930 gab es zahllose Sachbücher dazu. In ziemlich jedem Dorf gibt es Gedenktafeln der Gefallenen. Nirgends weiß ich von einer Spur dieser “katastrophalen Grippewelle” oder “Spanischen Grippe”. Einmal fand ich eine Notiz aus der Schweiz, daß 1918 ein paar Tausend Offiziere an Krankheiten gestorben seien. Ansonsten zeitgenössisch nur Zeitungsmaldungen u.ä. aus dem Umfeld der US-Streitkräfte in Amerika und Westeuropa, da auch in Verbindung mit Pflichtimpfungen. Kennen Sie denn etwas zu dieser “Spanischen Grippe” von vor 1970? - Ich halte es für eine künstlich generierte Legende, auch verbunden mit der Ausrede, der Magel an Nachrichten läge an der Zensur. Es wird aber in allen Arten von Texten viel an Krankheiten gestorben: Typhus, Ruhr, Cholera, TBC (“Schwindsucht”) u.a. Da stimmt doch was nicht. Wie so oft.

Klaus Keller / 30.11.2022

An Lars Schweitzer / Wenn man Psychopathen in den Ethikrat beruft, ergibt das eine neue Ethik… Der Psychopath hat idR die Einschränkung das ihm das Mitgefühl fehlt. Zum Denken braucht man das aber nicht. Man kann als Psychopath in vielen Berufsgruppen erfolgreich arbeiten. Ob das gesellschaftliche Nachteile hat ist eher eine Frage der Sozialisation und der Handlungsebene. Ich erwarte von einem Chirurgen das er gut operieren kann wenn nötig und nicht das er mitfühlt was ich fühle. Er kann mich ja fragen ob es weh tut. Der Ethikrat hat zu prüfen ob bestimmte Entscheidungen in Verbindung mit Zielkonflikten akzeptabel sind. Ich will nicht Wissen wie sich die Leute dabei fühlen, ich will Wissen welche Effekte die Entscheidungen haben. - vgl ethischer Umgang mit dem Konflikt in der Ukraine: Will mach in erster Linie Schuldige bestrafen oder die Region befrieden. Persönliche Gefühle können da hinderlich sein. Einem Psychopath ist der Rachegedanke ggf deswegen fremd. Der Soziopath, der die Gesellschaft massiv schädigt ist ggf mit Begeisterung voll davon. Ich befürchte wir haben es oft eher mit Soziopathen zu tun. Man kann natürlich alle Störungen miteinander kombinieren. Das daraus ein ausgeglichener Charakter wird ist aber unwahrscheinlich.

giesemann gerhard / 30.11.2022

Habe so auf einen Bienenstich gehofft ... . Aber Vorsicht: Bei einem Warmblütler ist der tödlich - für die Biene.

MarcusCato / 30.11.2022

Kein humanistisch erzogener Mensch kann nachvollziehen, warum eine Exekutive sich auf unsere Kosten Lohnschreiber hält, die die Ethik situativ opportun definieren. Aus macchiavellistischer Sicht ist das bei einem untermittelmäßig ausgeprägten Sinn für Ethik und Moral in der Gesellschaft allerdings durchaus fruchtbringend, sich diese Höflinge zu halten. Wir müssen die gewissenlosen “Ethikbolschewiken” bloßstellen. Sie haben sich einem totalitären Regime dienstbar gemacht. Mit Ethik hatte der Rat absolut nichts zu tun. Es ist bezeichnend für ihren Charakter, dass Frau Buyx sich für ihr Wirken nicht zu Tode schämt.

Markus Viktor / 30.11.2022

Früher hatte ich gemeint, dass Ältere sich bei Gefahr für die Kinder sogar aufopfern müssten, ein Vater also seinen zu ertrinken drohenden Sohn retten müsste, auch wenn er selbst dabei umkäme. In der Corona-Krise habe ich gelernt, dass die Kinder zugunsten der Alten, die ohnehin in wenigen Monaten oder Jahren sterben würden, zurückstecken müssen. - Frau Buyx spricht sich wohl so aus wie “Pieks” auf fränkisch. - Ein deutscher Ethikrat zählt für mich ohnehin nicht, ich suche doch nicht bei der durch ihre Verbrechen verwirrten sich Hochmoral vorspiegelnden Nazimördernation Rat in ethischen Fragen, genau so wenig wie bei anderen Mördern. Auch wenn es im deutschen Sprachraum einige kompetente Ethiker gab oder gibt. War das im alten Athen auch ein Ethikrat, der Sokrates zum Tod verurteilt hat?

Moritz Ramtal / 30.11.2022

Ethisch angemessen wären Haftstrafen. Orientiert an der Dauer der politischen Haft für Ballweg wäre das bei Frau Buyx lebenslang.

Sabine Schönfeld / 30.11.2022

Mir ist der Zweck dieses “Ethikrates” schon seit einiger Zeit ein Rätsel. Hat jemand diese Menschen gewählt? Ich kann mich an keinen Wahlzettel erinnern, auf dem “Ethikrat” stand, das muss ich wohl verpasst haben. Also was legitimiert diese Leute, für alle über ethische Fragen entscheiden zu wollen? Für mich ist dieser Zirkel völlig irrrelevant, nicht maßgeblich, verzichtbar. Wir haben doch schon massenhaft Medienvertreter in Deutschland, die sich berufen fühlen, jedweder Regierung alles nachzuplappern. Wofür dann noch diesen “Ethikrat”? Es ist wohl eher unethisch, hart arbeitende Menschen mit weiteren irrelevanten Meinungen zu belästigen. Muss man jetzt wirklich für alles einen Posten schaffen, während überall dringend Menschen gesucht werden, die Willens und in der Lage sind, die echte Arbeit anzupacken? Ethikrat? Braucht keiner.

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