Markus Vahlefeld / 06.11.2018 / 13:00 / Foto: Jonathunder / 42 / Seite ausdrucken

Die Justiz, die Justiz, die hat immer recht!

Gestern machte DIE WELT mit einigen Bemerkungen des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, unter der Überschrift auf: „Das Vertrauen in unsere Rechtsordnung wird erschüttert“. Papier führt Migration, Dieselskandal und Clan-Kriminalität an und wirft dem Staat vor, sich nicht an die eigenen Gesetze zu halten. 

Im besten Deutschland aller Zeiten dürften aber auch die Aussagen eines ehemaligen Bundesverfassungsgerichtspräsidenten keinen liberalen Geist hinterm warmen Ofen hervorholen. So ist er halt, der Rechtsstaat. Mal wird ihm vertraut, mal eben nicht. Da wird lieber mit den Schultern gezuckt, denn Deutschland ist ja reich, und uns geht es gut. 

Staatsversagen? Ach, i wo! Krise des Justizwesens? Wo denn bloß! Dieses Justizwesen kann doch auch richtig harte Kante zeigen, wenn es darum geht, einen islamistischen Gefährder aus dem Land zu schaffen. Weil nämlich ein schmutziger Trick bei seiner Abschiebung angewandt wurde, wird von Richterbünden, Anwaltskammern und Oberverwaltungsgerichten gleich mal das Ende des Rechtsstaats ausgerufen, und dieser islamistische Gefährder, der zudem noch im Verdacht steht, einer der Leibwächter Osama bin Ladens gewesen zu sein, wird kurzerhand von diesem deutschesten aller Justizwesen zum "Einreisepflichtigen" erklärt und muss nach Deutschland zurückgeholt werden. Und? Wo soll da eine Krise des Rechtsstaats sein, bittschön!?

Um weiter fröhlich wie der Michel und blind wie Justizia durch die Welt zu wandeln, bedarf es nur eines Grundsatzes: Nicht so genau hinschauen! Man hätte doch nicht so genau hinschauen müssen, als eine 18-Jährige von einer ganzen Horde junger Männer des Nachts im Gebüsch vor einem Freiburger Club vergewaltigt wurde. Dann wäre auch nicht ans Tageslicht gekommen, dass gegen den Hauptverdächtigen, einen 22-jährigen Syrer, bereits seit dem 10. Oktober ein Haftbefehl vorlag, dessen Vollstreckung nur versäumt wurde. Man habe ihn nicht angetroffen, man habe ihn nicht finden können, die Polizei sei überlastet, überhaupt: Der Rechtsstaat funktioniert doch ganz einwandfrei, denn zumindest galt der Herr schon mal als Intensivtäter. Wenn das nichts ist!

Offenherzig, verständig, mitfühlend und weich 

Nur eines darf man bitte nicht, sonst gilt man schnell als abgehängt: die simple Frage stellen, wer denn jetzt die Verantwortung für diese Serie an Pleiten, Pech und Pannen mit lebenslangen Folgeschäden übernimmt. 

Wie gut geölt und wunderbar geschmiert unser Rechtsstaat in Wahrheit funktioniert, darauf machte vor wenigen Tagen bereits Henryk Broder auf der Achse aufmerksam. Er schrieb: "Ein rechtskräftig verurteilter Polizistenmörder, der nach Verbüßung seiner Strafe in seine alte Heimat, den Libanon, abgeschoben wurde, darf nach Deutschland zurückkehren, weil seine Frau und seine Kinder hier leben. Denen sei die Trennung vom Vater nicht länger als ein Jahr zuzumuten, entschied das Gericht. Die Tochter des ermordeten Polizisten wuchs ohne ihren Vater auf, die Mutter bekam keine Versorgung, weil sie mit dem Vater nicht verheiratet war. Ein dreifaches Hoch auf das Recht und die Gerechtigkeit!"

Nun kann man hier entgegenhalten, dass seit der Abdankung des weißen alten Mannes die Welt doch eine bessere geworden ist, und auch ein Rechtsstaat darf durchaus mal seine weiblichen Seiten hervorkehren, die da wären: offenherzig, verständig, mitfühlend und weich. 

Nur: Diesen in der Tat wunderschönen Seiten des Rechtsstaats fiel kürzlich wieder jemand zum Opfer. Diesmal war es ein 54-jähriger Berliner und fünffacher Vater, der am Abend des 27. September 2018 mit mehreren Messerstichen vom Leben zum Tode befördert wurde. Der Täter: ebenfalls ein polizeibekannter Intensivtäter, den bereits eine weitere Anklage wegen einer Gewalttat (Straferwartung 4 Jahre Haft) erwartete. Die B.Z. schreibt: "Ende vergangenen Jahres bekam der Libanese, der in Deutschland nur geduldet ist, trotzdem Haftverschonung. Der Grund: Einsprüche und Berufungen gegen seine Verurteilungen!"

Ein anderes Problem als eine Kanzlerin im Hosenanzug

Ach, wieder einer dieser Einzelfälle, könnte man meinen. Aber den ganzen Abgrund eines vollständig durchorganisierten – sorry for my bad french! – Shithole-Countrys  ermisst man erst, wenn man dieser Nachricht eine weitere Tatsache hinzufügt: "B.Z. erfuhr auch: Der mehrfach wegen Raub, Diebstahl mit Waffen und Drogendelikten Vorbestrafte ist der Bruder von Polizisten-Mörder Yassin Ali-Khan (48)! Der hatte 2003 den SEK-Beamten Roland Krüger († 37) erschossen." 

Ja, Sie lesen richtig! Der Messer-Mann ist der Bruder desjenigen libanesischen Polizistenmörders, der nun wieder nach Deutschland einreisen darf, weil es ihm nicht zuzumuten sei, solange von seiner Familie getrennt zu sein. Wer jetzt ausruft: "Merkel muss weg!", den kann man nur sanft darauf hinweisen, dass die Verachtung der Opfer ja nicht erst mit Angela Merkel ihre volle Blüte erfuhr. Diese Kollateralschäden der guten Gesinnung hat unser Justizwesen bereits eingepreist. Täter um jeden Preis schützen zu wollen, während die Opfer schlicht scheißegal sind – ein Rechtswesen mit einer derartigen Schlagseite hat ein ganz anderes Problem als eine Kanzlerin im Hosenanzug.

Ach, und bevor ich's zu fragen vergesse: Wer eigentlich übernimmt jetzt die Verantwortung für diesen Mord? 

Das und noch viel mehr behandelt Markus Vahlefeld in seinem neuen Buch: Macht Hoch die Tür – Das System Merkel und die Spaltung Deutschlands, Oktober 2018, erhältlich hierwww.markus-vahlefeld.de

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Roland Jungnitsch / 06.11.2018

Wer einmal wissen will, wie in anderen Ländern mit den Opfern eines Verbrechens umgegangen wird, in diesem Fall der angeblich so dummen, primitiven und rechtslastigen Amerikaner, dem empfehle ich den Film ‘BOSTON’ mit Mark Wahlberg und John Goodman. In diesem Film geht es um das Attentat beim Boston-Marathon, er ist nervenzeirreißend spannend gedreht und enthält viele Originalaufnahmen, die das Geschehen noch fühlbarer machen. Tatsächlich aber handelt der Film über die Empathie, echte Betroffenheit und Mitgefühl, die den Opfern des Anschlags von der Politik und der Gesellschaft entgegen gebracht werden. Man schaut zu und denkt sich: “Aha, so kann es also auch gehen, warum nicht bei uns in Deutschland?”

Andreas Rühl / 06.11.2018

Dass unser Rechtssystem an einigen Stellen Ergebnisse produziert, die mit dem gesunden Volksempfinden nicht in Einklang stehen, spricht nicht gegen dieses System. Im Gegenteil. Dass es allerdings Entscheidungen gibt, die mit dem gesunden Menschenverstand nicht mehr nachvollziehbar sind, schon. Man sollte nur nicht alles in einen Topf werfen, fünfmal umrühren und dann behaupten, der Rechtstaat sei abgeschafft; das sind Übertreibungen, die nicht weiterhelfen. Was die “Ausreisepflicht” angeht, die nicht mehr vollstreckt wird, meist aus faktischen Gründen (keine Aufnahmebereitschaft, kein Pass und so weiter), gibt es derzeit zumindest in vielen Fällen keine vernünftige Lösung. Die sogenannten Abschiebehindernisse kann man nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Es ist auch nicht lauter, die Probleme einfach auf die Gerichte zu verlagern, die dann zum Buhmann werden. Der Fisch stinkt hier vom gesetzgeberischen Kopf her. Unangenehme Entscheidungen lässt man dann lieber andere treffen, am besten eine unabhängige Justiz, hinter deren Unabhängigkeit, die ohne Zweifel ein hohes Gut ist, sich Mann/Frau Politiker dann verstecken können. Da rühren wir an die eigentliche Problematik, nämlich einer Politik des “wasch mich aber mach mich nicht nass!”, die sich schlicht weigert, mit gesetzlichen Vorgaben dafür zu sorgen, dass verurteilte Schwerverbrecher, Staats- und Verfassungsfeinde zumindest nicht mehr ins Land hineinkommen. Das ist doch gerade der Fehler 2015 gewesen. An der Grenze zurückweisen ist jedenfalls einfacher, als jemanden, der im Land ist, wieder loszuwerden. Hier könnte der Gesetzgeber mit entsprechenden Regeln, etwa bei “verschwundenen Pässen” und “vorgetäuschten Idenditäten” durchaus Klarheit schaffen. Das geschieht nicht, weil jede Diskussion darüber sofort von den verrückten Kreischern BEIDER Seiten übertönt wird. Solange wird der gesunde Menschenverstand leider darben müssen und kann die Volksseele schön vor sich hinkochen.

Martin Stumpp / 06.11.2018

Das Staatsversagen und seine Folgen sind seit langem bekannt. Genauso dass die Journalisten der meisten Medien darüber nur höchst ungern berichten. Es ist aber nicht so, dass die Informationen im Netz nicht verfügbar wären. Schlussendlich wird auf Achse, Tichys Einblicke, EP und anderen Plattformen ausführlich berichtet. Auch bei Lokalzeitungen kann man fündig werden. Dessen ungeachtet können die verantwortlichen Parteien auf Zustimmungswerte von über 80% verweisen. Die Grünen deren Ideologie hauptverantwortlich für die gegenwärtigen Zustände sind, haben bei den letzten Landtagswahlen fast zweistellig zugelegt. Offenkundig ist der Mehrheit der Bevölkerung es ziemlich egal, dass die Fallzahlen dramatisch ansteigen. Sie glauben sie selbst wird es schon nicht treffen. Vor allem Frauen scheinen so zu denken oder warum werden die Grünen sonst vorzugsweise von Frauen gewählt? Oder sollte es noch einen anderen Grund geben? Wie auch immer noch haben die allermeisten Deutschen offenbar kein Problem mit der derzeitigen Situation .

Karl Biehler / 06.11.2018

Wir sind kein Rechtsstaat, wir sind ein Rechtsmittelstaat!

Rüdiger Kuth / 06.11.2018

“Täter um jeden Preis schützen zu wollen, während die Opfer schlicht scheißegal sind-” Über die Opfer wird bei der Justiz in Strafverfahren ja nicht “verhandelt”. Für die ist (fühlt) sich eben niemand zuständig. Grundsätzliches Systemproblem?

R. Nicolaisen / 06.11.2018

Das ist halt die rot-grüne Justiz. Die treibt ihr Unwesen nunmehr schon seit vielen Jahren, so 25 - 30. Und machte Deutschland weithin zum Unrechtsstaat. Täterätä, das beste Deutschland je.

beat schaller / 06.11.2018

Sorry Herr Vahlefeld, aber ich glaube ich muss nur noch kotzen! b.schaller

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