Cigdem Toprak
Henryk M. Broder fragte in seinem jüngst erschienen Artikel auf weltonline, weshalb die Integrationsdebatte in Deutschland von der Auseinandersetzung mit dem Islam dominiert wird. Dabei stellt er einen Vergleich zu der japanischen Gemeinschaft in Deuschland auf: “Niemand fragt nach ihrer Geburtenrate, keine Behörde stellt ihnen Integrationshelfer zu Seite, es hat auch noch keinen Japan- bzw. Asien-Gipfel beim Innenminister gegeben und keinen christlich-japanischen Arbeitskreis beim Evangelischen Kirchentag. Wir wissen nicht einmal, welcher Religion sie angehören. Sie selbst machen daraus kein Geheimnis, aber auch kein öffentliches Aufheben.”
Die islamische Assimilation
Abgesehen davon, dass in Deutschland unter den rund 4,3 Millionen Moslems etwa 700.000 Aleviten leben, die sich dem Islam nur bedingt zugehörig fühlen und gerne als gelungene Vorbilder der Integration bezeichnet werden, werden auch liberal denkende säkulare Muslime durch die Einflussnahme von Islamverbänden und die Propaganda des türkischen Premiers Erdogan wie vergangene Woche in Düsseldorf islamisiert. Und Deutschland leistet seinen eigenen Beitrag dazu.
Wenn beispielsweise Personalmanger akzeptieren, dass ihre muslimischen Mitarbeiter verspätet zur Arbeit kommen, weil sie im Fastenmonat Ramadan um vier Uhr morgens zum Essen aufstehen müssen und dann logischerweise verschlafen. Die Diskussion um Gebetsräume in Schulen und Universitäten sowie geschlechtergetrennten Sportunterricht müssen in diesem Zusammenhang nicht besonders gewürdigt werden.
Muslime sind sehr wohl Opfer - ihrer eigenen Gemeinschaft
Es wird übersehen, dass die islamische Gemeinschaft und somit auch die islamischen Verbände in Deutschland immensen Druck auf die Einhaltung von islamischen Regeln und Vorschriften auf ihre Gemeinschaftsmitglieder ausüben. So beschwert sich gerne eine muslimische Frau bei einer anderen Mutter, wenn ihnen die Kleidung deren Tochter nicht islamisch genug ist.
Oder es kommen Anrufe aus dem Irak, bei dem quer durch Asien und Europa einer erwachsene Frau zur Pilgerfahrt nach Mekka verordnet wird, von ihrer eigenen Schwester.
Das Traurige daran: es sind keine erfundenen Märchen. Und das Fatale daran: Deutschland unterstützt all das.
Die Deutschen tun den Muslimen keinen Gefallen
Statt sich mit der Kultur der türkischen und arabischen Migranten zu beschäftigen, die natürlich islamisch geprägt ist, dennoch viele Facetten und Unterschiede in ihrer Küche, in ihren Tänzen, in ihrer Kunst und ihrer Lebensweise aufzeigt, meinen die Deutschen, vor allem die linken und sozialdemokratischen Bürger, mit der Akzeptanz von einer Moschee in der Nachbarschaft einen Beitrag zum multikulturellen Leben in der Stadt geleistet zu haben.
Wenn in der Schule statt Islamunterricht Kulturwochen stattfinden könnten, indem der kurdische Junge aus Tunceli auf seiner Saz spielt und singt, die Schülerin aus Urfa erzählt, wie ihr Vater Cigköfte, eine Art Linsenfrikadelle, zubereitet, dann würden die “Muslime” als Menschen aus einer anderen Kultur wahrgenommen und vor allem: respektiert werden.
Vielleicht würde dieses aufrichtige Interesse an der Vielfalt der Kulturen in Deutschland, das Bewusstsein, dass es nicht “den” Moslem, “den” Türken oder “den” Araber” gibt, dazu beitragen, dass sich die Migranten in Deutschland wohler fühlen und nicht jede Kritik an ihren gesellschaftlichen und religiösen Problemen, die sehr wohl existieren, als Ausländerfeindlichkeit oder gar als Islamophobie empfunden werden.
Wie sehr die islmische Assimilation an Macht gewonnen hat, lässt sich an der Rede des türkischen Premierministers Erdogan feststellen. Dazu bemerkt Broder in seinem Artikel:
“Aber: Noch nie ist ein japanischer Minister nach Deutschland gekommen, um seinen Landsleuten zu sagen, was sie tun und was sie lassen sollten. So etwas würde sich die Regierung als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Republik verbieten. Es sei denn, es handelt sich um den türkischen Ministerpräsidenten.”
Siehe auch:
In Deutschland sind die Aleviten - ob sie sich nun selbst noch so bezeichnen oder nicht - längst eng mit der Gesellschaft verwoben. Auffallend viele türkischstämmige Politiker und Akademiker sind Aleviten. Özcan Mutlu, bildungspolitischer Sprecher der Grünen. Memet Kiliç, Vorsitzender des Bundesausländerbeirats. Ekin Deligöz, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, die vor fünf Jahren in Deutschland lebende Muslima dazu aufforderte, das Kopftuch abzulegen. Seyran Ates, Autorin, Rechtsanwältin, Frauenrechtlerin. http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article12705069/Die-anderen-Tuerken.html