Die Iraner, die sich über Israels Angriffe freuen

Wenn die israelischen Angriffe auf den Iran es schaffen, die normale Zivilbevölkerung weitgehend zu schonen, treffen sie unter oppositionellen und vom Regime verfolgten Iranern auf ungeahnte Sympathien. 

„Unser Kampf richtet sich nicht gegen euch, das Volk Irans. Unser Kampf richtet sich gegen das brutale Regime, das euch seit 46 Jahren unterdrückt. Ich glaube, der Tag eurer Befreiung ist nahe.“ Das sagte Benjamin Netanjahu am frühen Morgen des 13. Juni 2025, als Israel mit der Operation „Rising Lion“ einen gezielten Luftangriff auf iranische Nuklear- und Militäreinrichtungen begann. Mancher mag solche Sätze als Kriegspropaganda abtun, aber anders als von Teheran behauptet und auch von westlichen Medien zu, wird dieser Angriff von vielen Iranern nicht als Aggression gegen ihr Volk wahrgenommen, sondern als gezielte Aktion gegen ein Regime, das seit fast einem halben Jahrhundert Terror nach innen und außen exportiert. Besonders in der Diaspora und unter Regimegegnern im Inland regt sich Hoffnung – Hoffnung auf eine Schwächung des Islamistischen Regimes und auf eine Stärkung der iranischen Freiheitsbewegung. Genau diese Hoffnung hat Benjamin Netanjahu in seiner Rede angesprochen.

In mehreren Städten, darunter Teheran, Isfahan und Maschhad, tauchten unmittelbar nach dem Angriff regimekritische Graffiti auf. Auf einer Mauer in Teheran stand: „Israel, schlag das Regime – wir übernehmen die Straße.“

Ein anderes lautete: „Triff nächstes Mal noch härter – sie zittern schon.“ In Maschhad hieß es schlicht: „Israel, triff das Haus von Khamenei.“

Im Exil äußern sich Dissidenten mit ungewöhnlicher Deutlichkeit. Vahid Beheshti, Menschenrechtsaktivist, der seit Jahren gegen die Revolutionsgarden kämpft, erklärte bei einem Auftritt in Israel: „Helft uns, dieses Regime zu stürzen. Direkte Aktionen sind die einzige Sprache, die sie verstehen.“

"Dank an jeden, der das Regime schwächt"

In den sozialen Netzwerken verbreitet sich der Hashtag #IraniansStandWithIsrael. Zehntausende Beiträge zeigen, dass der israelische Luftschlag in weiten Teilen der Opposition nicht als Kriegsakt, sondern als Solidaritätsbeweis wahrgenommen wird. Besonders stark ist die Resonanz unter jenen Gruppen, die im Iran am stärksten unterdrückt werden: Frauen und sexuelle Minderheiten.

Nasrin Rahimi, eine feministische Aktivistin im Exil, schreibt: „Wenn Israel dieses Regime schwächt, dann ist das auch ein Schlag gegen den Zwangshijab, gegen die Hinrichtungen, gegen die tägliche Angst.“

Masoud Alizadeh, ein schwuler Künstler aus Teheran, der heute in Amsterdam lebt, erklärt: „In Israel habe ich als Mensch gelebt. In Teheran war ich eine Zielscheibe. Ich danke jedem, der hilft, dieses Regime zu schwächen.“

Auch bekannte Stimmen aus der Kulturszene melden sich zu Wort. Die Exilsängerin Sahar Mohammadi sagte in einem Interview: „Wenn die Welt weiß, was wir im Iran erleiden, darf sie nicht wegsehen, wenn jemand das Regime trifft.“

Im Jahr 1979 übernahm das islamische Regime den Iran. Davor unterhielt der Iran unter Schah Reza Pahlavi durchaus pragmatische Beziehungen zu Israel. Es gab wirtschaftliche Kontakte, Kooperationen im Bereich Landwirtschaft, Technologie und sogar verdeckte Zusammenarbeit der Geheimdienste. Erst mit dem Aufstieg Ayatollah Khomeinis wurde Israel zum ideologischen Feindbild erhoben – ein Kurs, der seither in immer aggressiverer Form verfolgt wurde. Aber offenbar hat auch jahrzehntelange Hass-Propaganda die Gesellschaft nicht vollständig erfassen können.

 

Gerd Buurmann. Als Theatermensch spielt, schreibt und inszeniert Gerd Buurmann in diversen freien Theatern von Köln bis Berlin. Er ist Schauspieler, Stand-Up Comedian und Kabarettist. Im Jahr 2007 erfand er die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Mit seinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und den von ihm entwickelten Begriffen des „Nathan-Komplex“ und des „Loreley-Komplex“ ist er in ganz Deutschland unterwegs. Seit April 2022 moderiert er den Podcast „Indubio“ der Achse des Guten. Sein Lebensmotto hat er von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!“

Foto: Brett Morrison from Los Angeles (bearbeitet), CC BY 2.0, Link

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Leserpost

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Oliver Hoch / 13.06.2025

Der Iran ist ein Terror-Staat, eingeschworen auf das Ziel, den Staat Israel und das jüdische Volk zu vernichten. Israel tat richtig daran, jetzt endlich und hoffentlich rechtzeitig gegen den Griff der iranischen Mörder zur Atombombe eingegriffen zu haben. Das Ayatollah-Regime bedroht Israel und bedroht auch den freien Westen. Sicher hat das Regime viele Freunde, gerade auch unter der iranischen Community in Deutschland. Aber Israel ist (zusammen mit den USA) sicher die größte Hoffnung für das geschundene persische Volk auf Befreiung.

Gerd Maar / 13.06.2025

@Sam Lowry: Alle Iraner die ich kenne hassen das Mullah-Regime. Und sehr nette Menschen, wie Sie schon sagten.

W. Renner / 13.06.2025

Netanjahu spricht jetzt mit den Terror Mullahs die einzige Sprache, welche die verstehen. War mehr als an der Zeit dafür. Kleine Analogie: Beim Irak Krieg gegen Saddam Hussein war die Zustimmung für Bush im Irak grösser als im Rest der Welt.

S.Buch / 13.06.2025

Bin gespannt, wann ich auf der Achse einen solchen Artikel über die vielen Ukrainer in den östlichen Regionen lese, die sich über die Aktivitäten Russlands gegen das Nazi-Regime der US-Marionette freuen.

Jens Ostendorff / 13.06.2025

Mir scheint, daß es auch bei den Achse-Lesern den Einen oder Anderen Antisemiten gibt…

Lutz Liebezeit / 13.06.2025

Ich habe das letzte Interview von Ariel Scharon gesehen. Dann kam er auf einen Traum zu sprechen, den er wenige Tage zuvor gehabt hat. Ihm träumte, er hing an einem Seil in einem Brunnen. Da riß das Seil. / Er war leichenblaß geworden, als er vom Traum erzählte. Man muß die Geschichte Ariel Scharons kennen, die wird ihn in dem Augenblick geplagt haben. Die vielen Gemordeten, die verschwinden nicht einfach. Kurz drauf fiel er ins Koma, er wachte nie wieder auf. / Wir haben nicht nur diese Seite als Information, Herr Buurman. “Aushungern, vertreiben, besetzen Netanjahus Plan ist klar: Gaza soll es nicht mehr geben” N-TV,  “3So zieh nun hin und schlage die Amalekiter und verbanne sie mit allem, was sie haben; schone ihrer nicht sondern töte Mann und Weib, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel!” 1Sam 15, 2-3; Das ist ein - biblisches - Motto der Soldaten. Mir scheint, das Alte Testament wird sehr naiv aufgefaßt? Was ist daran eigentlich besser als am Koran? Wenn man sich auf Spurensuche begibt, fällt beim Lesen der Mose-Bücher auf, daß sich der Autor ständig mit wem Unsichtbaren unterhält, beziehungsweise, Anweisungen von den Stimmen im Kopf bekommt? Glauben Sie, daß Gott mit Mose persönlich geredet hat, von Angesicht zu Angesicht, und alle Welt das beobachten konnte? Die Person Mose, der mit dem Schiff kam, läßt auch eine andere Deutung zu, nämlich die einen Piraten? Niemand hat Gott je gesehen, sagt Johannes. Sie sind auf Abwegen, Herr Buurman.  

Gerard Döring / 13.06.2025

Ohne Israel zu erwähnen möchte ich nur kurz dazu bemerken das man vor vor einiger Zeit in den Medien die gleiche Darstellung der Situation im Iran vernahm.Heute wird kaum mehr angeprangert und das wundert einen auch nicht mehr. Eine gänzlich andere Situation in Deutschland erfordert das konsequente Wegschauen. Für mich kommt es einem Verrat am iranischen Volk gleich.Jetzt werden die üblichen Protestler auch wieder bei uns loslegen und die Medien werden das mit Verständnis begleiten.Schlimm ist es gekommen.

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