Gastautor / 10.07.2019 / 12:00 / Foto: U.S. N.A.R.A / 36 / Seite ausdrucken

Die identitätslinke Läuterungsagenda

Von Dr. Sandra Kostner.

Jedes Analysekonzept hat einen Ausgangspunkt. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, was mich dazu brachte, mich mit identitätslinken Läuterungsdemonstrationen und ihren Folgen zu befassen, führt mich meine Erinnerung zurück zu einer Geburtstagsfeier in Cairns im November 2003. Ich lebte damals seit ungefähr einem halben Jahr in dieser im tropischen Norden Australiens gelegenen Stadt und arbeitete für ein Museumsprogramm. Ein Freund hatte mich zur Party mitgenommen, auf der viele Lehrerinnen und Lehrer zugegen waren – mehrheitlich Kolleginnen und Kollegen des Gastgebers. Wenig überraschend drehten sich viele Gespräche um das Thema Schule. Ich hörte den Gesprächen mäßig interessiert zu, bis eine Lehrerin anfing, von ihren Unterrichtserfahrungen mit Aborigines zu erzählen.

Sie sagte, dass sie jahrelang versucht habe, diesen Kindern Englisch und Mathe beizubringen, aber irgendwann realisiert habe, dass der Grund, warum sich indigene Kinder vor allem mit Mathe so schwer täten, darin liege, dass Mathe nicht Bestandteil „ihrer“ Kultur sei. Und sie wolle diese Kinder durch den aufgezwungenen Unterricht in „westlichen“ Kulturtechniken wie Mathematik nicht länger quälen, zumal dieser Unterricht unausweichlich eine weitere Entfremdung der Kinder von „ihrer“ Kultur zur Folge habe. Sie habe sich daher vor einigen Jahren entschlossen, die Mathestunden für Kunstunterricht zu nutzen, denn Kunst sei im Einklang mit der indigenen Kultur, würde deren Erhalt fördern und das kulturelle Selbstwertgefühl der Kinder stärken, und darauf komme es schließlich vor dem Hintergrund der kulturellen Abwertung der indigenen Kultur durch „die Weißen“ zuvorderst an. 

Einige Lehrerinnen griffen dieses Beispiel auf und erzählten, dass auch sie dazu übergegangen seien, den Unterricht für indigene Kinder an deren spirituelle und kulturelle „Bedürfnisse“ anzupassen; dass sie anstelle des normalen Lehrplans story telling und dot art unterrichteten. Andere beglückwünschten die Lehrerinnen zu ihrem Vorgehen und erklärten es zu einem mutigen und überfälligen Schritt auf dem Weg zur Wiedergutmachung des Unrechts, das die Aborigines seit der Ankunft der First Fleet im Januar 1788 ertragen mussten. Niemand widersprach. Zunächst hörte auch ich nur zu, zum einen, da ich auf der Party außer dem Freund, der mich mitgenommen hatte, niemanden kannte und ihn nicht in Verlegenheit bringen wollte, zum anderen, da ich im ersten Moment meinen Ohren nicht so recht traute. Das Ganze erschien mir einfach zu absurd.

Als jedoch die erste Lehrerin erklärte, dass eine Riesenlast von ihren Schultern gefallen und sie moralisch mit sich endlich wieder im Reinen sei, seit sie erkannt habe, dass das Aufzwingen „westlicher“ Lerninhalte einem weiteren gewaltsamen Akt der Kolonialisierung der Aborigines gleichkomme, weshalb sie sich bewusst davon abgewandt habe, reichte es mir. Ich fragte sie, ob sie sich mal für eine Sekunde Gedanken darüber gemacht habe, welchen Preis die Kinder in ihrem späteren Leben für das moralische Wohlbefinden ihrer Lehrerin wohl zu zahlen hätten. Ich fügte – ohne ihre Antwort abzuwarten – hinzu, dass ich es für absolut unverantwortlich hielte, wenn Lehrer sich in dieser Form anmaßten, darüber zu entscheiden, was nützlich oder schädlich für ihre Schüler sei – umso mehr, wenn die Folgen so absehbar und schwerwiegend sind wie in diesem Fall. 

Ich fand mich alleine mit meiner Position

Die Lehrerin antwortete in schnippischem Ton, dass es ihr selbstverständlich nicht nur um sich selbst ginge; auch die Kinder fühlten sich wohler und seien im Unterricht entspannter, seit sie nicht mehr dauernd mit Dingen konfrontiert würden, für die ihr Hirn gar nicht gemacht sei. Dieses sei schließlich 40.000 Jahre lang nicht mit „westlichen“ Inhalten wie Mathe in Berührung gekommen; stattdessen hätte es in den 40.000 Jahren, in denen die Aborigines die einzigen Bewohner des Kontinents waren, eine herausragende Begabung für Kunst entwickelt. Das für mich Erschreckendste war, dass sie sich offensichtlich ihrer rassistischen Argumentation in keiner Weise bewusst war, ganz im Gegenteil: Aus ihrer Sicht war dieses Argument ein dezidierter Ausweis ihrer antirassistischen Haltung.

Ich sagte ihr in aller Deutlichkeit, wie verquer ich ihre Argumente fand, was für die Partyatmosphäre nicht förderlich war. Inzwischen hörten nämlich die meisten Gäste dem sich immer weiter entzündenden Streitgespräch zu: Einige wirkten auf mich peinlich berührt, sagten aber nichts, andere ergriffen Partei für die Lehrerin, ich hingegen fand mich alleine mit meiner Position. Letztendlich schaltete sich der Gastgeber mit den Worten ein: „Lassen wir es mit diesem Thema. Sandra ist noch nicht so lange hier, sie kennt unsere Geschichte mit den Aborigines noch nicht gut genug, um Eure Argumente verstehen zu können.“ Da alle Anwesenden erleichtert schienen, diesen Ausweg aus dem Streitgespräch präsentiert zu bekommen, verkniff ich mir die empörte Antwort, die mir schon auf der Zunge lag. 

Der Freund, der mich zur Party mitgebracht hatte, sagte später am Abend in einem Vieraugengespräch zu mir, dass er das von den Lehrerinnen und Lehrern offenbarte Vorgehen ebenfalls entsetzlich fände und aus Gesprächen mit dem Gastgeber wüsste, dass auch der diese Form von reverse racism schon oft angeprangert habe, dass sie sich aber öffentlich nicht mehr kritisch äußern würden, um Ausgrenzungen und Rassismusvorwürfe zu vermeiden. Er selbst sei es inzwischen einfach leid, sich immer wieder der gleichen Rassismusvorwürfe zu erwehren. Er fügte hinzu, dass ich mir heute nicht viele Freunde gemacht hätte und dieses Mal noch davon gekommen sei, da sich alle darauf verständigen konnten, dass ich als Neuankömmling es halt noch nicht besser wüsste. Diese Nachsicht würde aber nicht anhalten, und ich solle mir daher zukünftig gut überlegen, ob es mir die Sache wert sei, gegen den Strom der politischen Korrektheit zu schwimmen. 

Identitätsgefängnisse

Das war das zweite Gespräch des Abends, das mich noch lange beschäftigen sollte und aus dem gut 14 Jahre später – den Impulstext (zum Sammelband: „Identitätslinke Läuterungsagenda. Eine Debatte zu ihren Folgen für Migrationsgesellschaften“, Anm.d.. Red.) verfasste ich im Februar 2018 – das Analysekonzept der identitätslinken Läuterungsagenda entstand. Im November 2003 fehlten mir die Analyseinstrumente, um zu verstehen, wie erklärte Antirassistinnen und Antirassisten so zutiefst rassistisch handeln und wie sie so blind für den Schaden sein können, den sie anderen Menschen und letztlich auch der Gesellschaft zufügen.

Prägend war die oben geschilderte Episode für mich, da ich mir an diesem Abend, wohl auch aufgrund der wahrnehmungsförderlichen Wirkung der Krassheit der Aussagen, zum ersten Mal der Prozesse, die ich in diesem Band als identitätslinke Läuterungsagenda bezeichne, bewusst geworden bin. Ich schenkte ihnen fortan mehr Aufmerksamkeit und begegnete identitätslinken Läuterungsdemonstrationen im Lauf der Jahre in unterschiedlichen Kontexten und in verschiedenen Formen – die meisten waren nicht so krass und folgenträchtig wie die oben geschilderte, aber auch mildere Formen sind, wie in diesem Band aufgezeigt wird, alles andere als folgenlos. 

Obwohl die Kontexte und Formen variierten, schälten sich immer mehr zwei Konstanten heraus: die eine in Bezug auf die Personen, die Läuterungsdemonstrationen inszenieren, die andere hinsichtlich derjenigen, die sich – nicht immer freiwillig – auf der Empfängerseite solcher Demonstrationen wiederfinden. Die Empfänger- beziehungsweise Opferseite umfasst Personengruppen, die in der Vergangenheit in unterschiedlichem Maße Ausgrenzungen, Ungleichbehandlungen und Abwertungen ausgesetzt waren, aus denen Benachteiligungen resultierten, deren Folgen bis in die Gegenwart reichen. Zu diesen Gruppen gehören Indigene, Afroamerikaner, Migranten, Frauen und die LGBTQIA-Community. Die Geber- beziehungsweise Schuldseite besteht im Grunde aus allen, die nicht der entsprechenden Opfergruppe angehören und daher per se für die jeweiligen Ungleichbehandlungen verantwortlich gemacht werden. 

Diese Zwangszuweisung von Schuld- und Opferidentitäten, durch die Menschen quasi in Identitätsgefängnisse eingesperrt werden, bildet aus meiner Sicht die Grundlage jener spezifischen Form der Identitätspolitik, die ich identitätslinke Läuterungsagenda nenne. Den Begriff identitätslinke Läuterungsagenda habe ich deshalb gewählt, da diese Agenda von Personen konzipiert und vorangetrieben wird, die sich politisch links verorten, aber an einem entscheidenden Punkt von den traditionellen Zielen linksgerichteter Politik abweichen. Dieser Punkt betrifft das für die Linke zentrale politische Ziel der Gerechtigkeit: Identitätslinke verstehen darunter nicht mehr soziale Gerechtigkeit, sondern Identitätsgerechtigkeit.

Raub der Individualität

Während sich das Modell der sozialen Gerechtigkeit an den Lebensumständen von Menschen orientiert und darauf ausgelegt ist, die soziale Durchlässigkeit der Gesellschaft zu erhöhen, liegt der Identitätsgerechtigkeit ein starres Gruppenkonzept zugrunde. Die mit diesem Konzept einhergehende Kultivierung von Schuld- und Opferidentitäten verringert die soziale Durchlässigkeit der Gesellschaft und greift ihren liberalen Kern an, indem sie das Prinzip der gleichen Freiheit für Individuen der Vision einer absoluten Gleichheit von Gruppenidentitäten opfert. Menschen werden dergestalt auch ihrer Individualität beraubt, denn ihre vielfältigen Lebensumstände und Persönlichkeitsmerkmale spielen bei dieser Gerechtigkeitsvision keine Rolle mehr – schlimmer, sie stehen ihr sogar im Weg. Einzig und allein das Merkmal, das die Identitätslinken zur Aufteilung von Menschen in Opfer- oder Schuldgruppen heranziehen, bestimmt nunmehr, wer Ansprüche an die Gesellschaft stellen darf und wer diese zu erfüllen hat. 

Den Begriff der Läuterungsagenda verwende ich, da Vertreter der Schuldseite – ich bezeichne sie als Schuldentrepreneure – danach streben, durch Läuterungsdemonstrationen die moralische Autorität für „ihre Gruppe“ und damit für sich selbst wiederzugewinnen, welche sie aus ihrer Sicht wegen der von Mitgliedern „ihrer Gruppe“ verübten Ungleichbehandlungen verloren haben. Ihrem Pendant auf der Opferseite – die ich Opferentrepreneure nenne – geht es neben der materiellen auch um eine moralische Kompensation für erlittenes Unrecht. Das Einfordern von moralischen Läuterungsdemonstrationen wurde daher schnell zum Kernbestandteil der Agenda der Opferentrepreneure, zumal sie den selbstauferlegten Läuterungsdruck der Schuldentrepreneure als für ihre Belange nützlich erkannten. Das Motiv der Läuterung führt demnach dazu, dass Identitätslinke auf der Opfer- und Schuldseite symbiotisch miteinander verbunden sind und aus Eigeninteresse die Aufrechterhaltung von Opfer- und Schuldidentitäten fördern – denn nur solange diese bestehen, funktioniert ihre Agenda. 

Dass identitätslinke Läuterungsdemonstrationen von Eigeninteressen geleitet werden, führte mir bereits meine erste bewusste Begegnung mit ihnen im Jahr 2003 vor Augen. Zudem wurden mir damals die freiheitsgefährdenden Potenziale dieser Demonstrationen bewusst. Es dauerte einige Jahre, bis ich eine für mich zufriedenstellende Erklärung dafür fand, warum identitätslinke Akteure so unerbittlich auf abweichende Meinungen reagieren und wie sie es geschafft haben, dass sich Menschen von ihnen ihr Recht auf Meinungsfreiheit beschneiden lassen. Ich sehe den Grund für die Vehemenz der Kritikabwehr darin, dass die Entrepreneure ihre eigeninteressenbasierte Agenda nur mithilfe der Zwangsverpflichtung anderer Menschen verwirklichen können.

Zwangsverpflichtungen lösen bei den meisten Betroffenen Kritik, Unmut, Widerwillen und Ablehnung aus – also überwiegend emotionale Reaktionen, denen mit Argumenten generell schwer zu begegnen ist. Ob und wie intensiv die Entrepreneure anfangs versucht haben, die Zwangsverpflichteten mit Argumenten für ihre Agenda zu gewinnen, entzieht sich meiner Kenntnis. Was die letzten 15 Jahre und damit den Zeitraum meiner Analysen betrifft, musste ich jedoch so gut wie flächendeckend feststellen, dass die Entrepreneure auf Kritiker beziehungsweise auf Menschen, die sich der Zwangsverpflichtung verweigern, nicht mit Argumenten, sondern mit moralischen Diskreditierungen reagieren. Wenig überraschend verstärken solche moralischen Herabsetzungen die negativen Emotionen aufseiten der Zwangsverpflichteten mit dem Ergebnis, dass ein Austausch von Argumenten immer weniger möglich wird. 

Angstinduzierter Konformitätsdruck

Freiheitsgefährdende Auswirkungen nimmt dieser Umgang mit Kritik ab dem Zeitpunkt an, ab dem diejenigen, die abweichende Positionen delegitimieren, in den debattenrelevanten gesellschaftlichen Teilbereichen den Ton angeben. Denn dann sind sie in der Lage, einen so hohen sozialen Erwünschtheitsdruck auf die anderen Akteure in ihrem Umfeld auszuüben, dass diese – wie der Freund in Cairns – präventiv ihr Recht auf Meinungsfreiheit einschränken, um sich den befürchteten negativen Konsequenzen für ihre soziale Stellung oder ihr berufliches Vorankommen zu entziehen. Die dergestalt erfolgende Aushöhlung eines der wichtigsten Menschen- und Grundrechte, nämlich der Meinungsfreiheit, ist die dritte Konstante, die sich aus meinen Beobachtungen und Analysen identitätslinken Agierens herausgeschält hat. 

Identitätslinke Opfer- und Schuldentrepreneure weisen routiniert jegliche Verantwortung für die Unterminierung der Meinungsfreiheit von sich. Einem expliziten Bekenntnis zur Meinungsfreiheit folgen jedoch in der Regel deutlich längere Ausführungen über die Notwendigkeit, nicht über Dinge zu sprechen, die von Opfergruppen als verletzend wahrgenommen werden könnten. Was nicht zur Sprache kommt, aber aufseiten der Schuldentrepreneure immer mitschwingt, ist die Sorge, dass die Punkte, über die nicht gesprochen werden soll, ihren moralischen Läuterungsgrad infrage stellen könnten. Wer sich selbst in ein gruppenbasiertes Schuldgefängnis einsperrt, für den fällt jede Aussage und jede Handlung eines freiwilligen oder zwangsverpflichteten Mitglieds der Schuldgruppe auf alle Gruppenmitglieder zurück. Da die eigene moralische Läuterung nur erreicht werden kann, wenn alle anderen Gruppenmitglieder mitziehen, wird Druck auf diese ausgeübt, mit den entsprechenden diskursvergiftenden und freiheitsgefährdenden Folgen. 

„Bist Du Dir sicher, dass Du das wirklich publizieren willst?“ Diese Frage und einige Alternativversionen wie „Hast Du Dir das in Anbetracht der zu erwartenden Reaktionen auch gut überlegt?“ oder „Hast Du keine Sorge, dass Dir so ein Text schaden wird?“ wurden mir im letzten Jahr häufig gestellt. Fast ausnahmslos waren es Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler, denen ich den Text zu lesen gab beziehungsweise denen ich davon erzählte, die mir solche Fragen stellten. Aus anderen Disziplinen und Berufsgruppen bekam ich solche Fragen kaum zu hören. Nun mag das zum Teil daran gelegen haben, dass Erstere zahlenmäßig das Gros der Leser beziehungsweise Gesprächspartner ausmachten. Aufgrund einer Vielzahl an anderweitigen Erfahrungen betrachte ich diese Reaktionen aber in erster Linie als Zeichen dafür, dass die genannten Wissenschaftsdisziplinen aufgrund ihres im Vergleich zu anderen Fachgebieten hohen Anteils an identitätslinken Akademikern in besonderem Maße von solch sorgengeleiteten Erwägungen betroffen sind.

Denn aus zahlreichen Vieraugengesprächen und Berichten weiß ich, dass – aus Sorge um Karrierechancen und persönliche Reputationsverluste erfolgende – präventive Selbsteinschränkungen der Meinungsfreiheit und daraus abgeleitet auch der Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre in diesen Wissenschaftsgebieten inzwischen keine Seltenheit mehr sind. So nachvollziehbar diese präventiven Selbsteinschränkungen angesichts der vielen sich von Vertrag zu Vertrag hangelnden Akademiker sind, so fatal sind sie für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Wissenschaft lebt von der Vielfalt an Erkenntnisinteressen, Theorien, Hypothesen, Methoden, Analysen und Argumenten. Diese Vielfalt ist aber nur gewährleistet, wenn Wissenschaftler ohne Sorge um ihre Karrierechancen Kritik an Theorien etc. üben und frei von einem angstinduzierten Konformitätsdruck ihr Erkenntnisinteresse verfolgen können. 

Dies ist ein Auszug aus der Einleitung zum Sammelband: „Identitätslinke Läuterungsagenda. Eine Debatte zu ihren Folgen für Migrationsgesellschaften“, herausgegeben von Dr. Sandra Kostner, hier bestellbar. Neben der Herausgeberin äußern sich im Band zwölf Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. 

Dr. Sandra Kostner promovierte an der University of Sydney zum Bildungserwerb der zweiten Generation griechisch- und italienischstämmiger Schüler in Deutschland und Australien. Sie arbeitet gegenwärtig als Migrationsforscherin an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.

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marc von aberncron / 10.07.2019

Komisch, die Chines_innen, Japaner_innen oder Südkoreaner_innen, die ich bisher so kennenlernte, haben irgendwie keine Schwierigkeiten damit gehabt, sich (unerhörterweise) als genuin “westlich” geltende Kulturpraktiken” anzueignen. Obwohl ihr “Gehirn” evolutiv nicht sehr lange darauf vorbereitet wurde. :-D Die sprechen meist sehr gut Englisch oder Französisch (eher lustig), sind grandiose Mathematiker_innen, brillieren auf Klavier oder Violine, studieren an der Yale Law School, der Harvard Business School oder am MIT etc. etc. .... Die können das z.T. sogar wesentlich besser als mancher redneck aus dem midwest oder Milliardärssohn aus der Schweiz! Was lief da bloß falsch? :-D

Gilbert Brands / 10.07.2019

Ich weiß nicht, ob die Autorin dieser Kommentar erreicht, aber sie sollte sich neben solchen soziologischen Wortschöpfungen und Nebensatzkonstruktionen einmal mit anthropologischen und somit mehr biologischen Erkenntnissen beschäftigen. Die Erkenntnisse der eingangs erwähnten Lehrerinnen mögen politisch neben der Spur liegen, sind aber anthropologisch gar nicht so falsch. Beim Weg aus dem Dilemma liegen allerdings beide (Lehrerinnen + Autorin) ziemlich daneben. Soziologie und Pädagogik sind oft ziemlich oberflächliche Disziplinen, die mehr von komplizierten und unverständlichen Wortschöpfungen leben aus aus tatsächlichen Erkenntnissen. Die Natur ist eher gradlinig..

Rudolf George / 10.07.2019

Ich las vor einigen Jahren einen Meinungsbeitrag in der NYT, in dem ein LGBT-Aktivist den Ingenieurwissenschaften LGBT-Feindlichkeit vorwarf, weil Studenten und Lehrkräfte sich typischerweise nur über fachliche Fragen austauschen würden, so dass er praktisch nichts über die persönlichen Lebensentwürfe in seiner Fakultätsumgebung wusste. Er hielt dies für negativ und forderte, dass MINT-Fächer sich einer LGBT-Sichtweise öffnen müssten. Ich war schockiert und schrieb einen Leserkommentar, in dem ich erklärte, dass die MINT-Fächer mit ihrer Fachorientiert doch das Idealbild einer egalitären Gesellschaft darstellten, gerade weil sie blind sind gegenüber allen erdenklichen Gesellschaftsschubladen wie Geschlecht, Hautfarbe, Religion usw., da es nur auf die Qualität des fachlichen Beitrags ankommt, der i.A.  objektiv feststellbar ist, und nicht auf die Person des Beitragenden. Der Kommentar erzielte die meisten Likes, erhielt aber keine Empfehlung der Redaktion. Letzteres verdeutlichte mir, dass auch die NYT im wesentlichen Identiitätspolitikaktivismus betreibt, im Sinne der oben angesprochenen Schuld- und Opferentrepreneure. Ich war geneigt gewesen noch einen weiteren Kommentar über die unselige „deutsche Physik“ zu schreiben, die in den 20er und 30er Jahren gegen die angebliche „jüdische Relativitätstheorie“ in Stellung gebracht wurde, verkniff mir das dann jedoch. Aber auf diesem Weg sind wir jetzt wieder, wenn Gesellschaftsarchitekten versuchen mit Ideologie die MINT-Wissenschaften „auf Kurs“ zu bringen.

Lars Schweitzer / 10.07.2019

Ganz ähnliche Erfahrungen habe ich mit westdeutschen Sozialarbeitern und vor allem Integrationsbeauftragten in den 2000er Jahren machen müssen. Die waren sich ihres umgekehrten Rassismus überhaupt nicht bewusst - und widersprachen sich ständig. Menschen sind in der Tat nicht gleich, sie sind unterschiedlich intelligent und vor allem unterschiedlich sozialisiert. Wer nicht in einer westlichen Gesellschaft aufgewachsen ist, empfindet unser Verhalten als Schwäche. Die Leute in ihrer Identität zu belassen widerspricht zudem der von Linken geforderten (materiellen und politischen) Gleichstellung im Sinne einer Ergebnisgleichheit. Mit welcher Begründung wird für Menschen, die unsere Gesellschaft ablehnen, “Teilhabe” verlangt? Wieso gelten Rechte und Pflichten nicht für alle Mitglieder der Gesellschaft gleichermaßen? Warum wird bei bestimmten Straftaten ein “Kulturbonus” gewährt? (Wie sich progressives, frauenbewegtes Linkssein und Verständnis für das Menschenbild strenger Moslems vereinen lassen, habe ich ohnehin nie verstanden.) Warum muss man Migranten immer “helfen” und sie wie behinderte Kinder behandeln? Und warum fanden sich für die vielen mit öffentlichen Geldern geförderten gutmenschlichen Migranten-Ringelpieze kaum solche, die da mitgemacht haben, schon gar nicht länger? Die Antwort wird auch in diesem Text gegeben: Paternalismus. Die Gutmenschen brauchen die Migranten, um sich gut zu fühlen. Man könnte auch sagen, sie benutzen sie, um sich überlegen zu fühlen, über die “Schlechtmenschen” der Aufnahmegesellschaft, aber auch über die Migranten. Es sind einfach dumme, widerliche Heuchler. Ich habe es nicht lange in diesem Arbeitsfeld ausgehalten, zumal dort nur gespalten anstatt integriert worden ist. Assimilation galt als das Böse schlechthin, vielmehr müsse man die Aufnahmegesellschaft an die Bedürfnisse der Migranten anpassen. Das Ergebnis sehen wir heute.

sybille eden / 10.07.2019

Die Zuweisung bestimmter Gruppeneigenschaften und das"starre Gruppenkonzept” ist nichts weiter als Marxismus, -Kulturmarxismus in seiner perfiden Form. Marx erfand den “Proletarier"und mit ihm auch die Zuweisung seiner Bedürfnisse und Eigenschaften. Als Gegenüber benannte er den “Bourgeois” und wies ihm eine “Rolle"zu. Es ist ein “Klassenrassismus” entstanden,der leider bis Heute wirkmächtig ist ! Das “schlechte Gewissen” des Bürgers und der “Klassenstandpunkt” des Proleten deckt sich wie ich finde perfekt mit de Bewusstein der linken Lehrerin und ihrer Zuweisung an die Aborigines als praktisch “unterdrückten und ungebildeten Proletarier”. Ist vielleicht ein bisschen konstruiert aber im Kern ganz einfach, oder?

Karla Kuhn / 10.07.2019

WER sagt denn, daß UNSERE Kultur die bessere sein muß?  Wenn die Aborigines trotz (oder vielleicht gerade deshalb, weil sie sich nicht mit überflüssigem Ballast rumschlagen mußten?) ihres niedrigen IQ, wie Frau Elser schreibt, über zehntausende Jahre überlebt haben, können diese Menschen doch gar nicht so einen niedigen IQ, der ja auch nur ein Relikt unserer “Zivilisation” ist, haben. Zum Überleben brauchen Menschen Verstand. Ich war mit einem Verleger befreundet, er meinte, “ein Mensch ist für mich dann intelligent, wenn er ohne Hilfsmittel auf einer einsamen Insel überleben kann.”  Finde ich sehr gut. Diese Frau Kostner möchte also ihre Vorstellung “was nützlich oder schädlich”  für andere sein kann, unbedingt anderen oktroyieren ??

Andreas Mertens / 10.07.2019

Dachte zuerst (ungelogen) das es sich um eine deutsche Links-Grüne-Le(̶h̶)erkraft handelt, wie sie allerorten auf dem Kleinholz des abgeholzten deutschen Bildungswaldes zu sprießen pflegen.

Martin Landner / 10.07.2019

Mein persönliches Erweckungserlebnis war 9/11. Die ganzen Leute, die jahrelang nach “Mikroaggressionen” gesucht hatten, um dem Westen irgendwelche Vorwürfe machen zu können, waren auf einmal begeistert. Sie ließen die Maske des “Antirassismus” fallen & feierten Vorurteile und Gewalt, solange sie sich eben nur gegen Amerika oder Europa richteten. Ich finde es interessant, dass auch andere gemerkt haben, wie dezidiert rassistisch diese angeblichen “Antirassisten” eigentlich sind.

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