Komisch, die Chines_innen, Japaner_innen oder Südkoreaner_innen, die ich bisher so kennenlernte, haben irgendwie keine Schwierigkeiten damit gehabt, sich (unerhörterweise) als genuin “westlich” geltende Kulturpraktiken” anzueignen. Obwohl ihr “Gehirn” evolutiv nicht sehr lange darauf vorbereitet wurde. :-D Die sprechen meist sehr gut Englisch oder Französisch (eher lustig), sind grandiose Mathematiker_innen, brillieren auf Klavier oder Violine, studieren an der Yale Law School, der Harvard Business School oder am MIT etc. etc. .... Die können das z.T. sogar wesentlich besser als mancher redneck aus dem midwest oder Milliardärssohn aus der Schweiz! Was lief da bloß falsch? :-D
Ich weiß nicht, ob die Autorin dieser Kommentar erreicht, aber sie sollte sich neben solchen soziologischen Wortschöpfungen und Nebensatzkonstruktionen einmal mit anthropologischen und somit mehr biologischen Erkenntnissen beschäftigen. Die Erkenntnisse der eingangs erwähnten Lehrerinnen mögen politisch neben der Spur liegen, sind aber anthropologisch gar nicht so falsch. Beim Weg aus dem Dilemma liegen allerdings beide (Lehrerinnen + Autorin) ziemlich daneben. Soziologie und Pädagogik sind oft ziemlich oberflächliche Disziplinen, die mehr von komplizierten und unverständlichen Wortschöpfungen leben aus aus tatsächlichen Erkenntnissen. Die Natur ist eher gradlinig..
Ich las vor einigen Jahren einen Meinungsbeitrag in der NYT, in dem ein LGBT-Aktivist den Ingenieurwissenschaften LGBT-Feindlichkeit vorwarf, weil Studenten und Lehrkräfte sich typischerweise nur über fachliche Fragen austauschen würden, so dass er praktisch nichts über die persönlichen Lebensentwürfe in seiner Fakultätsumgebung wusste. Er hielt dies für negativ und forderte, dass MINT-Fächer sich einer LGBT-Sichtweise öffnen müssten. Ich war schockiert und schrieb einen Leserkommentar, in dem ich erklärte, dass die MINT-Fächer mit ihrer Fachorientiert doch das Idealbild einer egalitären Gesellschaft darstellten, gerade weil sie blind sind gegenüber allen erdenklichen Gesellschaftsschubladen wie Geschlecht, Hautfarbe, Religion usw., da es nur auf die Qualität des fachlichen Beitrags ankommt, der i.A. objektiv feststellbar ist, und nicht auf die Person des Beitragenden. Der Kommentar erzielte die meisten Likes, erhielt aber keine Empfehlung der Redaktion. Letzteres verdeutlichte mir, dass auch die NYT im wesentlichen Identiitätspolitikaktivismus betreibt, im Sinne der oben angesprochenen Schuld- und Opferentrepreneure. Ich war geneigt gewesen noch einen weiteren Kommentar über die unselige „deutsche Physik“ zu schreiben, die in den 20er und 30er Jahren gegen die angebliche „jüdische Relativitätstheorie“ in Stellung gebracht wurde, verkniff mir das dann jedoch. Aber auf diesem Weg sind wir jetzt wieder, wenn Gesellschaftsarchitekten versuchen mit Ideologie die MINT-Wissenschaften „auf Kurs“ zu bringen.
Ganz ähnliche Erfahrungen habe ich mit westdeutschen Sozialarbeitern und vor allem Integrationsbeauftragten in den 2000er Jahren machen müssen. Die waren sich ihres umgekehrten Rassismus überhaupt nicht bewusst - und widersprachen sich ständig. Menschen sind in der Tat nicht gleich, sie sind unterschiedlich intelligent und vor allem unterschiedlich sozialisiert. Wer nicht in einer westlichen Gesellschaft aufgewachsen ist, empfindet unser Verhalten als Schwäche. Die Leute in ihrer Identität zu belassen widerspricht zudem der von Linken geforderten (materiellen und politischen) Gleichstellung im Sinne einer Ergebnisgleichheit. Mit welcher Begründung wird für Menschen, die unsere Gesellschaft ablehnen, “Teilhabe” verlangt? Wieso gelten Rechte und Pflichten nicht für alle Mitglieder der Gesellschaft gleichermaßen? Warum wird bei bestimmten Straftaten ein “Kulturbonus” gewährt? (Wie sich progressives, frauenbewegtes Linkssein und Verständnis für das Menschenbild strenger Moslems vereinen lassen, habe ich ohnehin nie verstanden.) Warum muss man Migranten immer “helfen” und sie wie behinderte Kinder behandeln? Und warum fanden sich für die vielen mit öffentlichen Geldern geförderten gutmenschlichen Migranten-Ringelpieze kaum solche, die da mitgemacht haben, schon gar nicht länger? Die Antwort wird auch in diesem Text gegeben: Paternalismus. Die Gutmenschen brauchen die Migranten, um sich gut zu fühlen. Man könnte auch sagen, sie benutzen sie, um sich überlegen zu fühlen, über die “Schlechtmenschen” der Aufnahmegesellschaft, aber auch über die Migranten. Es sind einfach dumme, widerliche Heuchler. Ich habe es nicht lange in diesem Arbeitsfeld ausgehalten, zumal dort nur gespalten anstatt integriert worden ist. Assimilation galt als das Böse schlechthin, vielmehr müsse man die Aufnahmegesellschaft an die Bedürfnisse der Migranten anpassen. Das Ergebnis sehen wir heute.
Die Zuweisung bestimmter Gruppeneigenschaften und das"starre Gruppenkonzept” ist nichts weiter als Marxismus, -Kulturmarxismus in seiner perfiden Form. Marx erfand den “Proletarier"und mit ihm auch die Zuweisung seiner Bedürfnisse und Eigenschaften. Als Gegenüber benannte er den “Bourgeois” und wies ihm eine “Rolle"zu. Es ist ein “Klassenrassismus” entstanden,der leider bis Heute wirkmächtig ist ! Das “schlechte Gewissen” des Bürgers und der “Klassenstandpunkt” des Proleten deckt sich wie ich finde perfekt mit de Bewusstein der linken Lehrerin und ihrer Zuweisung an die Aborigines als praktisch “unterdrückten und ungebildeten Proletarier”. Ist vielleicht ein bisschen konstruiert aber im Kern ganz einfach, oder?
WER sagt denn, daß UNSERE Kultur die bessere sein muß? Wenn die Aborigines trotz (oder vielleicht gerade deshalb, weil sie sich nicht mit überflüssigem Ballast rumschlagen mußten?) ihres niedrigen IQ, wie Frau Elser schreibt, über zehntausende Jahre überlebt haben, können diese Menschen doch gar nicht so einen niedigen IQ, der ja auch nur ein Relikt unserer “Zivilisation” ist, haben. Zum Überleben brauchen Menschen Verstand. Ich war mit einem Verleger befreundet, er meinte, “ein Mensch ist für mich dann intelligent, wenn er ohne Hilfsmittel auf einer einsamen Insel überleben kann.” Finde ich sehr gut. Diese Frau Kostner möchte also ihre Vorstellung “was nützlich oder schädlich” für andere sein kann, unbedingt anderen oktroyieren ??
Dachte zuerst (ungelogen) das es sich um eine deutsche Links-Grüne-Le(̶h̶)erkraft handelt, wie sie allerorten auf dem Kleinholz des abgeholzten deutschen Bildungswaldes zu sprießen pflegen.
Mein persönliches Erweckungserlebnis war 9/11. Die ganzen Leute, die jahrelang nach “Mikroaggressionen” gesucht hatten, um dem Westen irgendwelche Vorwürfe machen zu können, waren auf einmal begeistert. Sie ließen die Maske des “Antirassismus” fallen & feierten Vorurteile und Gewalt, solange sie sich eben nur gegen Amerika oder Europa richteten. Ich finde es interessant, dass auch andere gemerkt haben, wie dezidiert rassistisch diese angeblichen “Antirassisten” eigentlich sind.
@Christian Elser: Sie wissen aber schon, dass vor drei- bis vierhundert Jahren der durchschnittliche IQ bei uns in Europa auch nicht höher lag, oder?
Ich kann ihre Gedankengänge sehr gut nachvollziehen, Frau Dr. Kostner. Und den Begriff “Identitätslinke Läuterungsagenda” finde ich exzellent gewählt. Wo ich aber kurz hängengeblieben bin, ist ihre Aussage zu den “traditionellen Zielen linksgerichteter Politik: das zentrale politische Ziel der Gerechtigkeit”. Hier liegen Sie meines Erachtens falsch. Linke Politik hat schon immer in Opfer (Proletariat) und Täter (Kapital) eingeordnet. Und linke Politik hat schon immer unter der Fahne “Gleichberechtigung” Gleichstellung angestrebt. Linke Politik hat schon immer Gleichstellung durch Ungleichbehandlung propagiert. Das alles bis zum Exzess wie die Opfern von Stalin, der chinesischen Kulturrevolution oder den Roten Khmer. Was Sie meinen, ist eher die “traditionelle” SPD Politik nach Abspaltung der Kommunisten in den 20er Jahren. Damit war die SPD nicht mehr links, sondern (linke) Mitte. Denn nur in der Mitte zählt nicht das Kollektiv/die Gruppe sondern das Individuum. Nur in der Mitte bedeutet Gerechtigkeit Chancengleichheit (und folglich Ergebnisungleichheit) und eben nicht Gleichstellung durch Ungleichbehandlung.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.