Der AStA der Uni-Bremen prangert namentlich eine Studentin als „rechtsextrem“ an, durch Aushang und Verteilung von Flyern mit Bild:
„Ihre Mutter ist eine prominente NPD-Politikerin, ihr Großvater war SS-Mann, die Studentin selbst soll als Mädchen im Jugendbund Sturmvogel organisiert gewesen sein, der dem rechtsextremen Lager nahesteht… Und sie hat an einem Liederabend einer Burschenschaft teilgenommen, auf dem die Polizei NS-Literatur beschlagnahmt habe, an einen Bundeswahlkongress der NPD und an einem Volkstanztreffen in Niedersachsen, bei dem zahlreiche Rechtsextreme zugegen gewesen sein sollen“.
"Wir erwarten nicht, dass sie exmatrikuliert wird", sagt Asta-Referentin Irina Kyburz. "Aber wir erwarten, dass sie sich positioniert."
Der Spiegel veröffentlicht ein Bild der AStA-Referentin, die das sagt – eine bildhübsche junge Frau. Der AStA hat auch die Grundschule in Niedersachsen angeschrieben, an der die fragliche Kommilitonin bis Ende Juni ihr Praxissemester absolvierte. Die Studentenvertreter wollen auch noch andere Schulen rund um den Wohnort der Studentin informieren.
Die denunzierte Studentin sagt dem Spiegel:
"Ich bin nicht rechtsradikal. Ich bin weder in einer Partei noch in einer politischen oder weltanschaulichen Gruppierung oder einem solchen Verein organisiert."
Und was sagt die Gulaschkanone der Demokratie, der Spiegel dazu?
„Menschen, die mit ihr zu tun hatten, erzählen, dass sie sich auf dem Campus nie politisch geäußert habe. Und genau das macht diesen Fall so schwierig - und so konfliktreich. Es geht um eine wichtige Frage: Hat jemand, der womöglich rechtes Gedankengut pflegt, ein Recht darauf, unbehelligt durchs Studium zu gehen …?“
Die hübsche Blockwartin vom AStA
Man lasse sich die Formulierung auf der Zunge zergehen: „hat jemand, der womöglich rechtes Gedankengut pflegt…“ noch normale Menschenrechte? Erich Mielke hätte seine reine Freude daran. Auf der erweiterten Kollegiums-Sitzung am 19. Februar 1982 sagte er laut Abschrift der Tonbandaufzeichnung:
"Wir sind nicht davor gefeit, dass wir einmal einen Schuft unter uns haben. Wenn ich das schon jetzt wüsste, würde er ab morgen nicht mehr leben. Kurzer Prozess. Weil ich ein Humanist bin. Deshalb habe ich solche Auffassung. […] Das ganze Geschwafel von wegen nicht Hinrichtung und nicht Todesurteil - alles Käse, Genossen. Hinrichten, wenn notwendig auch ohne Gerichtsurteil."
Die hübsche Blockwartin vom AStA denkt auch nach der Forderung des Rektorats nicht daran, ihre Denunziation abzuhängen: Natürlich verhalte sich die Studentin, über die nun diskutiert werde, auf dem Campus unauffällig. "Wenn sie Lehrerin werden will, wäre es sehr dumm von ihr, sich im Studium ins Aus zu kicken", sagt die 23-Jährige.
Es ist nicht das erste Mal, dass an deutschen Universitäten vermeintlich oder tatsächlich rechtsextreme Studenten von Kommilitonen denunziert werden. In Bochum, Hannover, Halle und Bielefeld haben ähnliche Aktionen in den vergangenen Jahren ebenfalls für Debatten gesorgt.
„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus‘. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus‘” – Ignazio Silone, italienischer Kommunist.