Die Hohenzollern, der Hitler und die SPD

Mal wieder: Das Haus Hohenzollern bewegt viele Deutsche. Kronprinz Wilhelm soll für die Naziherrschaft mitverantwortlich sein, und jetzt wollen die Hohenzollern auch noch Entschädigungen und Kunstschätze retour und Einfluss auf die Verwendung von Leihgaben. Dreist, oder? 

Dazu folgende Richtigstellung:

Georg Friedrich Prinz von Preußen, 44 Jahre alt, Chef des Hauses Hohenzollern, ist Bundesbürger wie Du und ich. Als solcher hat er den gleichen Rechtsanspruch wie alle anderen. Er muss sich Lügen, Verleumdungen, Fälschungen, z.B. von Historikern und/oder Journalisten, nicht gefallen lassen. Warum sollte er auch? 

Also hat er von seinem Recht Gebrauch gemacht und in mehr als 100 Fällen mehr als 100-mal gesiegt. Jetzt wird von Historikern, Journalisten, aber natürlich auch von einschlägigen Politikern verlangt, er solle vor einer Einigung auf Klagen verzichten. Er soll also erst auf sein Recht verzichten, und dann sehen wir mal weiter. Das ist etwa so, wie wenn man Ihnen, lieber Leser, raten würde: Erst verkaufen Sie Ihr Haus – und danach reden wir über den Preis. Und falls Sie Ihr Haus nicht verkaufen, werden die Verhandlungen abgebrochen. 

In was für einem Staat leben wir eigentlich? Glücklicherweise nicht in der SED-Diktatur DDR, aus der die Linkspartei entwuchs, die sich in Sachen Hohenzollern auch noch empört. Und wer hindert eigentlich die Damen und Herren Historiker und Journalisten daran, mal die Wahrheit zu schreiben, um nicht vor Gericht unterzugehen?

P.S.: Falls Kronprinz Wilhelm für Hitler mitverantwortlich war – wofür war dann die SPD verantwortlich, die bei den Reichspräsidentenwahlen 1932 reichsweit ganz offen aufforderte, für Hindenburg zu stimmen? Also genau den Mann, der Hitler an die Macht ließ. Ein solcher Aufruf ist von Kronprinz Wilhelm nicht bekannt.

Foto: StagiaireMGIMO CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Marion Sönnichsen / 28.02.2021

Oh, da empfehle ich der SPD doch einmal einen Blick ins Geschichtsbuch. War es nicht die SPD, die 1922 die Ausweisung Adolf Hitlers aus Deutschland verhinderte? (Wer mehr wissen will u.a. hier: „SPD verhinderte beizeiten Hitlers Ausweisung“, Sven Felix Kellerhoff, 2015, leitender Redakteur Geschichte, Welt) und auf die „Liste ehemaliger NSDAP-Mitglieder, die nach Mai 1945 politisch tätig waren“ und zwar in erschreckend hoher Zahl in der SPD (Quelle Deutscher Bundestag), kann man die Genossen immer mal wieder hinweisen. Und Gustav Heinemann, der fällt da nicht drunter, denn der war nicht in der NSDAP, jedoch in zwei anderen NS-Organisationen. Erinnert sich noch jemand daran, welche das waren? Ich wusste es mal; fällt mir gerade nicht ein; vielleicht frage ich mal bei der SPD nach. Und Berührungsprobleme hat Frank Walter Steinmeier mit der faschistischen Swoboda Partei in der Ukraine auch nicht gehabt. Hat er sich dafür schon entschuldigt? Ich glaube nicht. Da soll die SPD mal ganz still sein. Einfach mal vor der eigenen Haustür kehren, liebe Genossen.

Chris Vehring / 28.02.2021

Finde spannend wie der Spiegel hier berichtet, namentlich die Zeit die Frau Augstein der Causa opfert. Wäre es nicht angebracht mehr Zeit für die Geschichte des väterlichen Magazins aufzubringen? Haben da nicht zahlreiche hochrangige Nazis nach dem Krieg Karriere gemacht? Mahnke fällt mir da u.a., ein Leiter des „Vorkommandos Moskau“ der Einsatzgruppe B. Wurde das nicht vor ein paar Jahren nach dem Motto: „jaja wir hatten ein paar Nazis, aber die waren ja alle entnazifiziert und hatten quasi keinen Einfluss auf das Blatt” zu den Akten gelegt?

Rudolf George / 28.02.2021

Amateure. Wenn man seine Hoheit fertig machen will, muss man den modernen Moralkeulen-Dreiklang „Corona, Klimawandel, AfD“ bemühen, der zwingt jeden zur Unterwerfung. Die Kirsche obendrauf ist noch „Trump“, dann bittet auch der Höchsstehende kleinlaut um Gnade.

Klaus-Dieter Zeidler / 28.02.2021

Doch, Herr Tiedje! Es ist keine Diktatur, aber es ist auch nicht das, was wir uns vor 30 Jahren erhofft haben. Wegen dieser Demokratie hätten nur wenige Ossis die Mauer eingerannt. Als wir zusammen Zigarillos geraucht und die DDR verlacht haben, hatten wir noch Träume und diesen Zustand unseres Landes hätten wir für undenkbar gehalten. Wir sind jetzt alte Männer und fehl am Platze in dieser Republik. Und Geschichte wird inzwischen anders interpretiert. Wie immer, wenn neue Kader nach Macht streben…

Claudius Pappe / 28.02.2021

Lastenausgleich gab es nur für den gemeinen Bürger. Verlange auch eine Entschädigung von den Engländern und Russen.

Uta Buhr / 28.02.2021

Wollen Sie hier etwa die Mauermörder, Enteigner, Erpresser und Menschenhändler (Freikauf von Inhaftierten mit harter DM) in Schutz nehmen, U.L@nger?  Welche Rechte hatten denn die DDR-Bürger, etwa das Grundrecht, den Staat zu verlassen, ohne erschossen oder hinter dicken Mauern dahin zu siechen? Ich empfehle Ihnen aufs wärmste die Lektüre des Buches “Wohnhaft” von Achse-Autor Manfred Haferkamp. Ich bin zwar glücklicherweise nicht im Unrechtsstaat DDR aufgewaschen, konnte mir aufgrund mancher beruflicher Reise in das Arbeiter- und Bauernparadies ein klares Bild darüber machen, wie die Bürger dort gegängelt und ihrer Rechte beraubt wurden. Falls Ihr Kommentar so etwas wie Satire gewesen sein sollte, wäre ein Hinweis “hilfreich” gewesen. Aber ich habe das Gefühl, dass Ihr Gesülze ernst gemeint war. Schauderhaft!

Maja Gernig / 28.02.2021

Da hat Herr Tiedje messerscharf beobachtet und vollkommen recht: Wilhelm Prinz von Preußen hat in der Reichspräsidentenwahl von 1932 keinen Wahlaufruf für Hindenburg publiziert. Dies konnte er nicht. Denn er hatte einen Wahlaufruf für Hitler publiziert. Da es nun eine Stichwahl war, ging nur eins von beiden. Und er hatte sich entschieden. Dass die SPD im Kabinett von 1933 die meisten Minister vorher auch praktisch alle SA-Generale stellte, ist von der Forschung klar herausgearbeitet worden. Und nun danket Gott, dass es scharfsinnige Beobachter wie Hans-Hermann Tiedje gibt!

Eugen Richter / 28.02.2021

Wie viele SPD-Mitglieder sind nach dem 30.1.33 aus der SPD ausgetreten und schnurstracks in die SPD eingetreten? Waren erheblich mehr als ein paar Hundert. So dann man nach dem 8.5.45 von der NSDAP in die SPD switchte und im Osten an 1946 bei der SED landete. Der sozialistischen Ideologie hat das nicht geschadet. Und so konnte u. a. ein Originalnazi in den 1980ern in der DDR-Delegation für Menschenrechte der UN auftreten. Dort konfrontierte ihn ein Vertreter der israelischen Delegation mit dem Verlesen seiner ehemaligen NSDAP-Mitgliedsnummer. Nicht die New York Times kommentierte das, sondern die New York Post. Damals gab es noch kein big tech, die das löschen konnten und daher ist es noch überliefert.

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