Ich halte es nicht mehr für einen Zufall das hier eine derartige dpa Meldung einfach durchgereicht wurde. Ich habe selbst auf diversen Websites Kommentare hinterlassen mit dem Hinweis auf den korrekten Sachverhalt in der Sache Podeswa. Aber alle Kommentare wurden gelöscht, ebenso wie die vieler anderer Kommentatoren auch. Auf t-online.de z.b konnte man sehen wie viel gelöscht wird, da ein counter für die Anzahl der Kommentare angezeigt wird. Er ist über einen Zeitraum von 3 Stunden immer auf etwa 320 angewachsen und dann wieder zurückgesprungen auf unter 300. Im Minutentakt! (Ich hätte ein Video machen sollen!) Zumindest die Moderatoren müssen gewusst haben das es sich um eine Falschmeldung handelt aber jedwede Kritik wurde unversehens gelöscht. Sie müssen viel Glück gehabt haben, dass sie die Richtigstellung auf t-online überhaupt gefunden haben, denn ich konnte diese nicht entdecken.
Die dpa spielt in der Fake-News-Szene übrigens eine entscheidende Rolle: Verbreitet nämlich die dpa eine Falschmeldung wie z.B. “Akif Pirincci fordert, Flüchtlinge ins KZ einzusperren”, dann dürfen nach mir schriftlich vorliegender Aussage des “Deutschen Presserates” Online-Zeitungen diese Meldung ungeprüft übernehmen! Beschwerden gegen derartige Falschmeldungen als Verstoß gegen den Pressekodex werden mit dem Verweis auf die Glaubwürdigkeit der dpa abgelehnt! Das macht die dpa gewissermaßen zu einer zertifizierten Fake-News-Quelle.
Das Ironische am herrschenden Zeitgeist ist, dass einerseits die Idee einer Gesellschaft propagiert wird, in der Unterschiedlichkeit eine Tugend ist (“we celebrate our differences”), ja in einem seltsamen Anflug von Selbstwidersprüchlichkeit der Unterschied als einigendes Moment herausgestellt wird, und in welcher folgerichtig die Ausgrenzung bestimmter Gruppen als Urfrevel empfunden wird, andererseits aber unverhohlen genau jener eigentlich verteufelte Mechanismus der Schaffung eines mehr oder minder abstrakten Feindbilds und anschließender Ächtung aller diesem Feindbild zugerechneten Individuen als einzig tatsächlich einigendes Moment der neuen Gesellschaft herangezogen wird. Oder anders ausgedrückt: wenn es sie nicht schon gäbe, hätte man die AfD erfinden müssen, so praktisch und nützlich ist sie für das Zusammengehörigkeitsgefühl der sich von ihr abgrenzenden Mehrheitsgesellschaft.
Interessant letzten Donnerstag war, wie ein Ex-Journalist des ZDF (Kienzle) Hamed Abdel-Samad abbürsten wollte, weil dieser bei der AfD eine Rede gehalten hatte. Bei Markus Lanz ist dies problemlos möglich, allerdings hatte Kienzle nicht damit gerechnet, dass ihm Abdel-Samad eine Nachhilfelektion in Sachen Demokratie erteilen würde. Prädikat: sehenswert.
Die persönliche, existenzvernichtende Verfolgung Andersdenkender wird zur Normalität. Ebenso erschreckend finde ich, dass weder Kanzlerin noch unser neuer Bundespräsident Steinmeier sich dazu bringen können, diese schleichende Abschaffung der Demokratie öffentlich zu verurteilen; sie machen sich in meinen Augen dadurch zu Komplizen dieser Gewalttäter und helfen, unsere demokratische Ordnung abzuschaffen.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.