Susanne Baumstark / 14.02.2018 / 06:20 / Foto: Pixabay / 18 / Seite ausdrucken

Die Guten im Dunkel

„Oxfam genießt in der Entwicklungsbranche eigentlich einen guten Ruf“, schreibt die Frankfurter Rundschau. Das ist nicht verwunderlich. Die internationale Hilfsorganisation reiht sich ein in die Rufer nach einem „offenen Europa“; offen ausschließlich im Sinne: Menschen aus aller Welt seien unbegrenzt aufzunehmen. Ende Oktober 2015 hieß es – unter dem Motto „Ja, nichts wird so bleiben, wie es vorher war, und das ist gut so!“ – auf der Website von Oxfam Deutschland:

„Dabei haben die Flüchtenden das System der Abschottung Europas gegenüber der Einwanderung aus anderen Kontinenten mindestens vorläufig zum Einsturz gebracht.“ 

Sogar die Beschlagnahmung leer stehender Wohnungen wird diskutiert, freute man sich bei Oxfam:

„Erst durch die Massenbewegung der Flucht aus Krieg und Armut, ändert sich die Politik und es kommt zu bereits lange geforderten Eingriffen des Staates in die Wohnungspolitik, die bisher nicht durchsetzbar waren.“

Was der Leiter Kampagnenarbeit von den Koalitionsverhandlern aktuell fordert, ist bei der SID Hamburg nachlesbar. Zum Beispiel:

„Der Familiennachzug darf weder ausgesetzt noch eingeschränkt werden; eine zahlenmäßige Obergrenze darf es hier nicht geben.“

Während die Hilfsorganisation damit wirbt, „das öffentliche Bild von sexualisierter Gewalt“ etwa in Südafrika zu ändern, wird nun bekannt: Angestellte von Oxfam missbrauchten in Krisengebieten von ihrer Gunst abhängige Prostituierte. Die britische Oxfam-Vizechefin trat bereits zurück. Eine Beschneidung der „Millionen Pfund an Steuergeld“ wird diskutiert.

Missbrauch als „Fehlverhalten“

Nach Missbrauchsfällen im Jahr 2011 wurden zwar vier Mitarbeiter entlassen, kommuniziert hatte man die Sache aber nur als „Fehlverhalten“. Eine Folge davon, laut britischen Medien: „So konnten die Betroffenen ungehindert bei anderen Hilfsorganisationen anheuern.“ Dass sich Oxfam „aus rechtlichen Gründen außerstande“ gesehen haben soll, „anderen Firmen kritische Hinweise zu den entsprechenden Personen zu geben“, ist im Rahmen des allgemein geduldeten Denunziantenstadls geradezu lächerlich. Es wäre interessant, um den Verbleib respektive weiteren Werdegang der gekündigten Mitarbeiter zu wissen.   

Die sich stets moralisch erhaben gebenden Hilfsvereine nutzen übrigens jeden kapitalistischen Kniff, um ihr Budget zu steigern. Das eine oder andere Prinzip ist dann plötzlich doch nicht mehr so wichtig. In der taz vom Mai 2016 war zur Auslistung von Fairtrade-Produkten in ihren Shops seitens Oxfam zu lesen:

„Hauptaufgabe der Läden sei es, möglichst hohe Finanzmittel für die Arbeit der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam Deutschland zu erwirtschaften. Der Verkauf von gespendeten Kleidern und Büchern erziele eine Gewinnspanne von 100 Prozent, der fair-gehandelter Produkte dagegen nur 20 bis 30 Prozent.“

Weiteres Budget erhält Oxfam unter anderem von der Europäischen Union, vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie vom Auswärtigen Amt, das „eng mit Oxfam Deutschland“ zusammenarbeitet. Dem Vernehmen nach belaufen sich die Zuwendungen aus deutschen Staatsmitteln auf etwa 15 Millionen Euro laut Jahresbericht 2016/17 (Quelle FAZ 13.2.2018).

Nachtrag:

Die Ausbeutung betrifft längst nicht nur Prostituierte, wie die Deutsche Welle jetzt mitteilt: „Eine Topmanagerin bricht ihr Schweigen ... Mitarbeiter sollen Frauen, die in Oxfam Shops ehrenamtlich gearbeitet haben, zu sexuellen Handlungen als Gegenleistung für Unterstützung in Notsituationen gezwungen haben ... Allein sie habe von drei Fällen sexuellen Fehlverhaltens binnen 24 Stunden gehört ... 'Daily Mail' berichtete unter Berufung auf einen 'Whistleblower' von 123 Fällen sexueller Belästigung in Oxfam Shops in Großbritannien in neun Jahren. Einige der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sollen erst 14 Jahre alt gewesen sein." Oxfam habe sich nicht darum bemüht, Vorstrafen der Mitarbeiter in den Shops zu überprüfen. Außerdem: Verdacht des Betrugs und der Unterschlagung in Guatemala: „Unter den Festgenommenen ist auch der frühere guatemaltekische Finanzminister Fuentes, der jetzt Vorsitzender der Hilfsorganisation Oxfam" ist. (Deutschlandfunk

Dieser Beitrag erschien auch auf Susanne Baumstarks Blog Luftwurzel.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Thomas Scholz / 14.02.2018

Diese Organisation berät ja auch das Kanzleramt. Was einen ja wohl sehr nachdenklich machen sollte. Gesponsert mit Steuergeld. Alle NGOs sollten überprüft werden. Welche Interessen werden von den Protagonisten vertreten? Um sich ein objektives Meinungsbild zu verschaffen gehören diese Organisationen dringenst auf den Prüfstand!!!

Hartmut Schilling / 14.02.2018

Warum wundert mich das so überhaupt nicht…?

Dolores Winter / 14.02.2018

Sie haben einen wichtigen Punkt in ihrer Auflistung vergessen. Das Verkuppeln bzw. Zuführen junger einheimischer Frauen an Zuwanderer zu sexuellen Zewcken ist bei Oxfam seit Jahren verschwiegene, aber gängige Praxis. Den Frauen werden Schwarze und Araber als “edle Wilde” angepriesen und wenn die dieser “Empfehlung” nicht nachkommen, wird Gruppenzwang aufgebaut, damit die Frauen erkennen, dass gemischt rassige Beziehungen “höherwertig” sind.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Susanne Baumstark / 11.07.2020 / 16:00 / 6

Die Maskerade der Tagesschau

Zur Rede der Bundeskanzlerin im EU-Parlament am 8. Juli anlässlich des Beginns der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat die Tagesschau wieder einen derart schmierigen Hofbericht abgeliefert, dass die hinterlassene Schleimspur sogar…/ mehr

Susanne Baumstark / 29.06.2020 / 06:00 / 82

„Helfer sind tabu”? Die gemanagte Missachtung

Das war schon ein ungewohnt gepfefferter Kommentar von Thomas Berbner in den Tagesthemen am 22. Juni: „Schon vor Stuttgart haben mir Beamte immer wieder berichtet, bei jungen Einwanderern verbreitet…/ mehr

Susanne Baumstark / 25.06.2020 / 10:00 / 14

Yanis Varoufakis und die „Progressive Internationale“

Weitgehend unbemerkt hat sich die post-kapitalistische „Progressive Internationale“ (P.I.) gegründet. „Wir organisieren, mobilisieren und vereinen progressive Kräfte aus der ganzen Welt“, tönt es dort. Themen…/ mehr

Susanne Baumstark / 15.06.2020 / 14:45 / 10

Die Krise als Studium

In akademischen Netzwerken wird der englischsprachige Master-Studiengang „International Organisations and Crisis Management“ beworben. Er startet im Wintersemester 2020/21 in Jena „Das passende Studium zur Corona-Krise“, meint…/ mehr

Susanne Baumstark / 30.05.2020 / 12:00 / 14

Corona-Arbeitsplatzvernichtung: Von Not und Zynismus

Aus psychologischer Sicht nehmen die Folgen des Lockdowns inzwischen dramatische Ausmaße an. Wie aus einer Anhörung des Tourismusauschusses im Bundestag am Mittwoch hervorgeht, habe man „bereits Suizide…/ mehr

Susanne Baumstark / 23.05.2020 / 10:30 / 14

Mein Briefwechsel mit der Antidiskriminierungsstelle

Meine E-Mail an die Anti-Diskriminierungsstelle: Sehr geehrter Herr Franke,  ich bin seit längerem einigermaßen entsetzt über die regelrechte Stigmatisierungswut, die insbesondere von den etablierten Medien…/ mehr

Susanne Baumstark / 18.05.2020 / 11:30 / 9

Fortschreitend obskur: Die Finanzierung der Parteienstiftungen

Endlich mal eine gute Idee: Der Kandidat für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, will wegen der Corona-Krise die Ausgaben des Staates überdenken. "Wir sollten nach der…/ mehr

Susanne Baumstark / 06.05.2020 / 11:00 / 12

Corona-App höchst problematisch

Das „Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung“ hat eine Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) für die geplante Corona-App veröffentlicht. „Wir haben es angesichts der geplanten Corona-Tracing-Systeme mit…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com