Thomas Rietzschel / 28.03.2020 / 12:00 / Foto: achgut.com / 29 / Seite ausdrucken

Die Gunst der Katastrophe

Unbewältigte Krisen verlieren ihre Bedeutung in einer Krise, die alles auf den Kopf stellt. Auch Katastrophen können helfen, katastrophale Zustände zu überwinden. Wenn Red Adair, der legendäre Feuerwehrmann aus Texas, auf ein brennendes Ölfeld gerufen wurde, spielte er oftmals mit dem Feuer, indem er Explosionen zündete, die so viel Sauerstoff verbrauchten, dass den Flammen die Luft ausging. Danach herrschte wieder Tabula rasa. Erledigt hatte sich, was man vor dem großen Knall nicht in den Griff bekam. 

Nun wollen wir keinesfalls der Versuchung historischer Kurzschlüsse erliegen. Die Eindämmung einer Pandemie erfordert andere Maßnahmen als die Bekämpfung einer lokalen Feuersbrunst. Immerhin geht es um die gesundheitliche Bedrohung von Millionen, „um Leben und Tod“, glaubt man Olaf Scholz. Nach der Corona-Krise, heißt es, soll nichts mehr sein wie zuvor. Und je dramatischer sie sich gestaltet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dem tatsächlich so sein könnte.

Vieles, womit die Politik bisher nicht fertig wurde, erledigt sich im Zuge der Katastrophe wie von selbst, angefangen vom Klimawandel über die Vereinigung Europas unter der Herrschaft einer EU, die gerade jetzt, da sie herausgefordert wäre zu handeln, auf ganzer Linie versagt, bis hin zu einer Finanzkrise, der die EZB mit keiner Zinssenkung beizukommen vermochte. 

All das und mehr ist plötzlich Schnee von gestern, wenigstens für eine Vielzahl der europäischen Regierungen sowie für die „demokratischen“ Parteien Deutschlands. Sieht man, wie sie sich in das Krisenmanagement stürzen, wie sie die Freiheit der Bürger einschränken, um sie vor sich selbst zu schützen, drängt sich der Eindruck auf, dass die Politiker alles daran setzen, die Gunst der Katastrophe zu nutzen. 

Mit der Krise aus den Krisen

Nicht dass man unterstellen könnte, die Pandemie sei mutwillig ausgelöst worden. Auf derartige Verschwörungstheorien verfallen nur durchgeknallte Ajatollahs wie das iranische Staatsoberhaupt Ali Chamenei, der die USA anklagt, die Welt absichtlich mit dem Corona-Virus infiziert zu haben.   

Anders verhält es sich mit der Frage, inwieweit die hierzulande verfügten Maßnahmen verhältnismäßig sind. Zwar wird nachher, nach dem Abklingen der Epidemie, niemand sagen können, es sei überflüssig gewesen, das öffentliche Leben und die Wirtschaft lahmzulegen. Wie sollte sich das beweisen lassen. Im Gegenteil wird sich die Regierung zugutehalten, damit das Schlimmste abgewendet zu haben.

Doch liegt schon jetzt ebenso auf der Hand, dass mit der Dramatisierung der Krise Ängste geschürt werden, die den kritischen Bürger mundtot machen. Vorsorglich werden wir an den womöglich fortdauernden Durchgriff der Obrigkeit gewöhnt, zu unseren Besten, versteht sich. Aufmucken verbietet sich in der Gefahr. 

Wer mag sich, wenn es „um Leben und Tod“ geht, noch an das vielfache Versagen des Staates zuvor erinnern. Unverhofft ist die Katastrophe Politikern zu Hilfe gekommen, die schon lange nicht mehr wissen, wie sie der Probleme Herr werden sollen. Indem sie die aktuelle Krise ausleben, entkommen sie den Krisen in der EU, auf den Finanzmärkten und nicht zuletzt dem Desaster der unsinnig angezettelten Energiewende. Mag sein, diese Flucht nach vorn hilft den Überforderten nur vorübergehend aus der Patsche. Doch was spielt das für eine Rolle, wo ohnehin auf Zeit gespielt wird – nicht nur in der Corona-Krise.  

Foto: achgut.com

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Wiebke Ruschewski / 28.03.2020

Ich finde die Einschränkungen ehrlich gesagt nicht so gravierend. Bei mir ist noch alles wie gehabt. Ich finde aber, man sollte es Ladeninhabern selbst überlassen, ob sie -unter gewissen Sicherheitsvorkehrungen- geöffnet haben oder nicht. Lustig ist, dass noch vor kurzem alles rechte Propaganda war und jetzt wird absolute Panik geschoben. Abstand halten und möglichst zuhause bleiben macht Sinn. Allerdings nicht, weil wir sonst fast alle des Todes sind, sondern weil man verhindern möchte, dass sich allzu viele Leute in kürzester Zeit anstecken. Es geht darum, Zeit zu gewinnen und das Gesundheitssystem so gut wie möglich zu schonen, dass nicht zu viele schwer Erkrankte gleichzeitig umsorgt werden müssen. Das kommt allerdings in der Berichterstattung nicht immer so richtig rüber. Es herrscht eher Weltuntergangsstimmung. Ich persönlich habe keine Angst um mich. Aber ich könnte natürlich Überträger sein und deshalb versuche ich Rücksicht zu nehmen. Dass der Staat Corona missbrauchen könnte, ist sicher eine berechtigte Sorge. Was mir auffällt, ist dass man von Merz gar nichts mehr hört. Der ist doch schon vor mindestens einer Woche positiv auf Corona getestet worden. Lässt irgendwie nichts Gutes vermuten.

Alexander Schilling / 28.03.2020

@B. Ollo—Keine Sorge; der WDR springt bekanntlich in die Bresche, und strahlt schon seit Wochen täglich “Die Sendung mit der Maus” aus (Hadmut Danisch vom 15.03.20); ich habe mir heute die zugehörige App “DieMaus” heruntergeladen, um mich prophylaktisch auf das Niveau von ‘Studienanfänger*innen’ einzustimmen…

E. Albert / 28.03.2020

Dazu passt meine kleine Buchempfehlung, für die, die gerade etwas Zeit übrig haben: “Angst und Macht - Herrschaftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien” von Rainer Mausfeld. Die Ansätze werden dabei durchaus von ALLEN Systemen gerne verwendet, auch von sozialistischen oder kommunistischen…- Passt irgendwie alles zusammen! Die Masse immer schön hin und her treiben, wie eine Herde Schafe, bloß nicht zur Besinnung kommen und stattdessen im ständigen Panikmodus laufen lassen, sonst könnte noch jemandem auffallen, dass etwas faul ist im Staate. (Beispiele finden sich seit längerem bei sämtlichen “offiziellen” “Nachrichtenportalen” etc., die sich in apokalyptischen Szenarien geradezu überboten haben und immer noch überbieten. Auch schon VOR Corona, das allerdings die derzeitige Climax bildet. Wir brauchen uns nur an die Weltuntergangsszenarien durch CO²-Ausstoß, Waldsterben, Greta-Hype etc. erinnern, wobei man schon dankbar ist, dass an dieser Front erstmal Ruhe ist…) Wie jetzt unter dem Deckmantel von Corona unsere Bewegungsfreiheit immer weiter eingeschränkt und die Überwachung hochgefahren werden soll (> z.B. Einzelüberwachung per Smartphonedaten / vgl. “Infektionsschutzgesetz”!), ist beängstigend. - Und wie wir alle wissen: was einmal beschlossen ist und durchgeführt wird, wird im Nachhinein stets beibehalten…(Besonders grotesk: während D auf Null - und damit endgültig an die Wand - gefahren wird und die Bürger weggesperrt werden, werden an den Grenzen Migranten weiterhin durchgewunken…)

Peter Michel / 28.03.2020

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Politiker diesmal gewinnen, maximal machen Sie einen auf Maduro, aber schauen wir mal

Wolfgang Kaufmann / 28.03.2020

Die Italiener und die Griechen (aus anderen Gründen) haben in den vergangenen Wochen gesehen, wie sie von der EU verschaukelt wurden. Die Italiener werden eine nationale Solidarität auflegen mit einer Neuen Lira, bei der kein Brüsseler Labergremium Mitsprache hat. Die Griechen werden mit tatkräftiger Hilfe ihrer orthodoxen Nachbarn die Grenze verteidigen. Die EU kollabiert und Frau von der Leyen wäscht fröhlich trällernd ihre Hände in Unschuld. Hauptsache die Frisur hält.

A.Hinzpeter / 28.03.2020

@Stefan Riedel: Das Zitat lautet “Never let a good CRISIS go to waste.” und ist von Martin Armstrong. Politiker lieben Krisen. Sie können sich als große Krisenmanager produzieren und die Freiheit der Bürger immer weiter einschränken mit Maßnahmen, die ihnen ohne eine Krise nie möglich gewesen wären. Kein Politiker wird daher, auch wenn es möglich ist, eine Krise verhindern, denn keiner merkts und es nützt ihm nichts.  Gerade aktuell am Reden und Wirken der Raute, ihrem Bankkaufmann, dem Außenwichtel und dem RKI von Januar bis in den März gut zu erkennen.

Hjalmar Kreutzer / 28.03.2020

Unser Märkisches RND-Kiefernholzblatt veröffentlicht auf S. 3 der Wochenendbeilage ein ganzseitiges (!) Interview mit Frl. Neubauer; janz knallhart und kritisch nachjefracht, wie Horst Schlämmer, stellvertretender Lokalredakteur vom Grevenbroicher Taachblatt: „Verdrängt Corona die Sorge um das Klima, Luisa Neubauer?“ Die Gute kann ihren Klimaaktivismus nicht mehr so aktiv ausleben, muss Termine absagen und wird auch noch angefeindet. Am Ende muss sie noch zu Ende studieren (Geografie) sich dann einen richtigen Job suchen, die Arme? Nicht auszudenken! Wäre sie doch nur Aufsichtsrätin bei Josef Käser geworden! Aber keine Bange, da winkt doch bestimmt irgendwann eine wichtige Funktion bei den Grünen. Dann muss Claudi nicht allein durch die Welt jetten, um den drohenden Meeresanstieg zu kontrollieren. Langstreckenerprobt ist das toughe Girl ja.

Richard Loewe / 28.03.2020

Dieser Corona-Schwachsinn ist das Ventil fuer alle Klimareligionisten: sie muessen nicht mehr auf das Ende der Welt warten, sondern erklaeren einfach ein harmloses Virus als Katharsis fuer eine ruecksichtloses Spezies, die nun von der Natur auf Normalmass zurecht gestutzt wird. Hybris ist immer grenzenlos.

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