Mich erinnern die Deutschen derzeit an mittelalterliche Germanen, die Angst davor haben, dass der Blitz sie trifft, wenn die Thor gewidmete Donareiche gefällt wird. Sie fürchten, dass schlimme Dinge passieren, ein großes „Unheil“ über sie kommen könnte, sollte die Alltagsmaske fallen und das Unverantwortliche geschehen: Bundesliga mit Fans! Schweißnasse Konzerte! Weihnachtsmärkte ohne Abstand! Nein, entrüsten sie sich mit ungläubigen Augen, Militär wäre dann auf den Straßen, die Intensivstationen würden überlaufen, die Krematorien wären am Limit. Treten wir einen Schritt zurück. Lassen wir uns einmal auf das intuitiv Undenkbare ein.
Was wäre, wenn all die Opfer, die auf dem Altar der Gesundheit erbracht wurden, für nichts und wieder nichts waren? Nein, das darf nicht sein. Wer das sagt, ist ein Leugner, ein Ketzer, einer, der uns alle in Gefahr bringt, ein Feind der Wissenschaft, der an düstere Verschwörungen glaubt, womöglich gar ein Antisemit, ein… Nazi… Schauder…
Der Sündenfall
Und doch sei die anrüchige Frage einmal erlaubt. Was genau ist eigentlich anders als in den Jahren davor? Kein erhöhter Krankenstand, keine Übersterblichkeit, auf den Intensivstationen ist nichts Ungewöhnliches los… Sind in Ihrem Bekanntenkreis mehr Leute krank als sonst? Wie viele kennen Sie, die Corona ernsthaft erwischt hat? Übersteigt dies die Anzahl derjenigen, die im Vorjahr die Grippe hatten?
Doch mit dem Tabu des Grippe-Vergleichs kommen die „Bilder aus Bergamo“, die traumatisierten und den nicht zu hinterfragenden Beweis erbrachten: Dieses Virus ist schlimmer als jede Influenzawelle. Wie Naturgeister verfolgen sie die Deutschen und gemahnen: Du sollst Deinem Nächsten nicht zu nahetreten, Jesus hätte Maske getragen, höre auf Drostens „pandemischen Imperativ“ – und die WHO.
Die empfiehlt inzwischen übrigens, die Masken auch zuhause zu tragen, wobei sie dabei bleibt, dass „der Nutzen eines allgemeinen Maskentragens bei gesunden Menschen bislang nicht eindeutig nachgewiesen sei.“ Und während der RKI-Chef aufs monatelange Zusammenkneifen der Pobacken einschwört, weiß das RedaktionsNetzwerk Deutschland über eine Kontaktperson eines Mers-Infizierten: „Die Erkrankung verlief jedoch unbemerkt und symptomfrei.“
Sind die Deutschen nun völlig irre? Haben Söder, Merkel, Spahn, Drosten und Wieler die Bundesrepublik in ein Freiluftsanatorium verwandelt, in dem sich Politiker wie Gurus und Medizinmänner aufführen, die der Bevölkerung krank machende Therapien verordnen?
Doch solche Fragen verkennen die Gefahr… Denn die Nation steht einem gnadenlosen Prinzip gegenüber, dem exponentiellen Wachstum… Ungeimpft, maskenlos und mit geöffneter Gastronomie wäre sie ihm gar schutzlos ausgeliefert. Denn ein Naturgott hat sich zum Jahreswechsel aus den Tiefen der Erde erhoben und die Menschheit auf eine schwere Probe gestellt. In einem fernen Land mit merkwürdigen kulinarischen Sitten ließ er einen Chinesen in eine Fledermaus beißen: der Sündenfall.
Socken stopfen und Briefe schreiben
Doch muss es das Virus schon mindestens seit Mitte 2019 in Italien geben, wenn diesbezüglich bereits spezifische Antikörper im September nachgewiesen werden konnten. Und niemand hatte etwas Auffälliges bemerkt? Vielleicht weil der Erreger grippeähnliche Symptome auslöst, die für kollektive Panikstimmung erst dann empfänglich machen, nachdem China im wahrsten Sinne des Wortes Theater gespielt hat?
Wie dem auch sei, die Deutschen sind nicht ungeschützt. Sie haben Wissenschaft, Technologie und Experten. Christian Drosten, der Weise, flüsterte der Kanzlerin in der Krisenzeit seine profunden Ratschläge ins Ohr. Wie viele Menschen wurden durch ihn gerettet? 10.000? 200.000? 4.000.000? Wer weiß das schon so genau…, die Prophezeiungen der mathematischen Orakel fielen unterschiedlich aus. Den Enkeln wird man jedenfalls diese Geschichte irgendwann erzählen können… mit Tränen in den Augen… ein bescheidener, kluger Deutscher schenkte der Welt selbstlos seine Forschung… es werden Tränen voller Stolz sein.
Doch zurück in die Gegenwart, in der „Zahlen“ steigen und steigen, was die FAZ bereits dazu trieb, die Demokratie infrage zu stellen. Und auch bei der Zeit verfiel man schon ins Grundsätzliche: „Unsere Vorfahren konnten das besser, ‚sich schicken in das Unvermeidliche‘“, meint dort eine besonders tiefsinnige Germanin und empfiehlt: „Socken stopfen und täglich einen Brief mit der Hand schreiben“. Die Stammesführer lassen indes wissen: Die Deutschen werden Helden gewesen sein, wenn sie nur brav gehorchen und keine Fragen stellen.
Man müsste ihnen mal einen Eimer Wasser über den Kopf gießen, damit sie den Wald vor lauter Bäumen wieder sehen. Die vom Bundestag beschworene „Epidemie nationaler Tragweite“ ist laut RKI „auf Bevölkerungsebene“ nicht einmal „wahrnehmbar“. Bei einer Epidemie von nationaler Tragweite, die auf nationaler Ebene nicht existiert, handelte es sich bis 2019 noch um eine Wahnvorstellung. Gefüttert wird der Spuk von einem PCR-Test-basierten, pseudo-wissenschaftlichen Meldesystem, das im Bann der „Bilder von Bergamo“ hektisch konstruiert wurde und seitdem verteidigt wird wie ein archaischer Kult gegen die Aufklärung. Hypnotisiert von „Infektionszahlen“, deren Erhebung so stümperhaft ist, dass sie keiner kritischen Befragung standhalten würden, will der Groschen bei den Gesundheitsgermanen auch dann nicht fallen, wenn belastbare Fakten eindeutiger nicht sein könnten: „Trotz steigender Infektionszahlen hat die Corona-Epidemie kaum noch Einfluss auf den Krankenstand in Deutschland“ (faz.de). Auch die Sterbestatistiken zeigen, dass die heutigen „Corona-Toten“ nicht „hinzu“ kommen, sondern letztes Jahr unter ferner liefen geführt worden wären.
Der „Wellenbrecher-Lockdown“ war für die Katz‘
In Madrid, wo „ein Wunder“ geschehe, sinken „die Zahlen“ trotz geöffneter Fitnessstudios, Kinos, Theater, Gasthäuser und Kneipen, seitdem man weniger testet und nicht mehr den PCR-Test benutzt, sondern auf Antigen-Tests umgestiegen ist; in China, wo man schon im März den Wuhan-Lockdown aufhob, fanden im Sommer Techno-Partys ohne Masken statt, während es in Finnland keine Maskenpflicht gibt. Doch kein Unheil in Sicht.
Indessen hatte der von der Kanzlerin verordnete „Wellenbrecher-Lockdown“ auch der Statistik der Bundesregierung zufolge keinerlei Wirkung. Apropos Merkel. Was geht eigentlich in ihrem Kopf vor?
„Wo kommen wir da raus? Wo kommt China raus? Wo kommt Südkorea raus? Wenn die alle mal viel besser die Masken tragen und nicht so viel ,Querdenker‘-Demos haben, sondern derweil schon wieder wirtschaftlichen Aufschwung, dann fragt sich, wo Europa landet nach dieser Pandemie.“
Die mächtigste Politikerin im Lande… Auf solchen Vorstellungen basiert die Ruinierung ganzer Wirtschaftszweige, fußt die in den Schulen grassierende Tyrannei der Mehrheit gegenüber Kindern, die nicht mittun wollen.
Seien wir ehrlich: Die Kanzlerin ist nackt. Sie hat keine Ahnung, wovon sie stammelt. Ihr „Lockdown Light“ wirkte nicht, das offizielle Intensivmelderegister verzeichnet nicht einmal ansatzweise eine bedrohliche Bettenknappheit. Doch statt sich von der Wirklichkeit wenigstens irritieren zu lassen, glaubt Merkel ernsthaft und in geradezu kindlicher Naivität, dass asiatische Länder einen wirtschaftlichen Aufschwung hätten, weil dort mehr Maskendisziplin herrsche und es keine Anti-Lockdown-Demos gebe, wobei ihr das Naheliegende nicht in den Sinn kommt: Ökonomisch geht es jenen Nationen gut, weil sie ihre Wirtschaft nicht „herunterfahren“. Und es passiert dort nichts Fürchterliches, weil man das ach so gruselige SARS-CoV-X nicht kontrollieren muss und auch gar nicht kann. Die Bevölkerungen asiatischer Länder beten keine Infektionszahlen an und richten sich auf deren Grundlage nicht völlig sinnlos zugrunde. Sie sind nicht an einer kollektiven Zwangsneurose erkrankt und führen daher keinen lächerlichen Gesundheitskult auf, der dem verpflichtet zu sein scheint, was Freud den Todestrieb nannte.
Die Germanen vom Stamm der Chatten klärte Bonifatius auf, indem er die Donareiche einfach fällen ließ. Und siehe da, nichts passierte. Entsprechend wären sämtliche Grund- und Freiheitsrechte kurzerhand wiederherzustellen. Es gibt keinen vernünftigen Grund, davor Angst zu haben.