Vera Lengsfeld / 09.03.2018 / 11:00 / 14 / Seite ausdrucken

Die Gehässigen

Erinnert sich noch jemand an „Agent*in“? Das war ein denunziatorisches sogenanntes „kritisches Online-Lexikon zu Antifeminismus", veröffentlicht von der „Heinrich-Böll-Stiftung“ der Grünen. Es hatte die Aufgabe, Menschen mit von den grünen Vorgaben abweichenden Meinungen im Netz an den Pranger zu stellen, in der Hoffnung, sie so zu „entlarven“. In der Ankündigung der Böll-Stiftung las es sich wie eine Aufforderung zur Hetzjagd:

„Wer mehr über Gruppierungen und Akteur*innen erfahren will, die hinter antifeministischen Angriffen und Parolen stecken und wie diese vernetzt sind, findet umfassende Informationen in dem ebenfalls neu erstellten Online-Lexikon Agent*In (Information on Anti-Gender-Networks). Die Agent*In ist ein sogenanntes Wiki. In ihm werden Wissen, Daten, Fakten und Zusammenhänge über die Einflussnahme von antifeministischen Akteur*innen auf Politik und Öffentlichkeit gesammelt und organisiert. Alle Informationen sind aus öffentlich zugänglichen Quellen zusammengetragen. Neu ist die Verknüpfung und Zusammenstellung der Daten sowie die Einordnung der Akteur*innen.“

Das war sogar der Grünen-freundlichen TAZ zu viel, die über einem Foto eines „Offline-Prangers“ titelte: „Aber doch nicht so!“ Die Böll-Stiftung nahm die „Agent*in“ vom Netz, weil sich die für Andere geplante Rufschädigung gegen sie selbst zu richten drohte.
Wer gedacht hatte, die Denunziationskampagne wäre ein einmaliger Ausrutscher gewesen, lag falsch. Das Denunzieren ist bei den Grünen anscheinend zum Parteisport geworden.

Das zeigen entlarvende Tweets des grünen Politikers Matthias Oomen, der schon öfter durch besonders geschmackvolle Tweets auffiel. Der erste Tweet lautet:

„Hej, @faz_donalphonso!
Dieses Pack, das sich da gerade unter #AusFAZwirdTAZ sammelt, ist die von Dir mühsam aufgebaute Fanblase. Ihr habt euch gegenseitig voll verdient!“

Noch „andere Sachen“ im Köcher

Während hier vor allem interessant ist, dass „Pack“ ein gern gebrauchter Hate-Speech-Bergriff der Links-Grünen ist, der von den Exekutoren des Maas-Gesetztes gegen Hass in den sozialen Medien unbeanstandet bleibt, ist der zweite Tweet pures Dynamit:

„Uuund, #DonAlphonso zeigt noch was: Es lohnt sich, bei Herausgebern auf allen Wegen Druck zu machen, wenn in ihren Medien rechte Hetze verbreitet wird. Danke an alle, die sich in den letzten Monaten daran beteiligt haben: In den anderen Sachen am Ball bleiben!“

Da insinuiert Denunziant Oomen eine konzertierte Aktion, mit der auf die FAZ-Herausgeber Druck ausgeübt wurde. Außerdem teilt er uns unverfroren mit, dass die Denunzianten-Truppe, mit der er arbeitet, noch „andere Sachen“ im Köcher hat.

Als 1992 die Akten der Staatssicherheit geöffnet wurden und die Welt mit Entsetzen auf das organisierte Denunziantentum der DDR blickte, äußerten viele Westdeutsche ein gewisses Verständnis für die Spitzel. Sie wüssten ja nicht, wie sie sich selbst verhalten hätten. Schon damals war mir dieses Gerede unheimlich, ich dachte aber nicht im Traum daran, dass sich etwas Ähnliches im vereinten Deutschland wiederholen könnte. Schließlich war die Staatssicherheit ja aufgelöst worden.

Nun stellt sich heraus, dass heute gar keine Stasi mehr gebraucht wird. Es tummeln sich jede Menge freiwillige Denunzianten im Land. Während jeder Führungsoffizier seine IM mühsam rekrutieren, mit einer Verpflichtungserklärung binden und mit kleinen Geschenken bei Laune halten musste, arbeiten Leute wie Oomen im eigenen Auftrag mit offensichtlicher Freude an der Zerstörung des Rufs und der Existenz von Menschen, deren Meinung ihnen nicht passt. Die Staatssicherheit nannte das Zersetzung. Nein, Geschichte wiederholt sich nicht. Die Stasi ist perdu, aber ihre Klone sind unter uns.

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Leserpost

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Sabine Schönfelder / 09.03.2018

Politische Propaganda wird heutzutage im staatlich finanzierten ‘think tank’ betrieben, oft im Gewande einer NGO, als Etikett für eine scheinbar unabhängige, neutrale Idee. Der Denunziant nennt sich ‘whistleblower’ und bleibt dabei doch nur,  frei nach von Fallersleben, ‘der größte Schuft im ganzen Land’. Darin erkennt man paranoid- grünlinkes Verhalten. Keine Gewalt, nur Verständnis, offene Arme und bereitwilliges Entgegenkommen für alle Menschen auf dieser Welt - und noch ne Sonnenblume, aber wehe du stimmst nicht ein, in den einzig wahren Chorgesang der Gutmenschen!  Dann ereilt dich Häme, Denunziation, Haß. Bist du danach immer noch nicht überzeugt,  kommt die Antifa und schlägt dich für das Wohl der Welt krankenhausreif…....in Regenbogenfarben! Sind sie nicht willens oder einfach geistig nicht in der Lage, die Oomens und Co, das eigene widersprüchliche Verhalten zu erkennen?

U. Unger / 09.03.2018

Liebe Frau Lengsfeld, immer bewundere ich Sie in Ihrer Argumentation. Ganz beeindruckend, für mich muss herausgestellt werden, dass Sie als Opfer nie Rachegedanken oder fehlenden Großmut vermitteln. Aber wann ist es an der Zeit für richtig harte Worte? Jetzt? Später? Nie? Als Westdeutscher habe ich nie richtig empfinden können, wie die Opfer des DDR Unrechts gefühlt haben. So langsam dämmerts bei mir. In der DDR waren, so las ich kürzlich wieder,  2 von 17 Millionen in der SED, entspechend etwa 12% der Staatsinsassen. Sollte dieser Anteilwert repräsentativ sein für das funktionieren einer Diktatur, kann ich nur sagen Gute Nacht! Ähnlich denken auch normale Freunde in GB. Unter einem Artikel über Marxloh (Duisburg)  standen typisch britisch u.a. 2 folgende kurze Leseranalyen: “Marx low, how ironic. / RIP Germany! Merkel? Stupid, stupid woman.” Hilfe! In der Demokratie eingepennt und in der Ideokratie aufgewacht, schöne Grüße.

Juliane Fuchs / 09.03.2018

Liebe Frau Lengsfeld, mir ging es wie Ihnen. Regelmäßig wurde mir bei der Rede vom “wer weiß, wie wir uns verhalten hätten” bange und flau, und mir wurde klar, daß sich der Umzug von Ost nach West mit dem sprichwörtlichen “von Regen in die Traufe kommen” ganz gut zusammenfassen läßt.

Werner Kirmer / 09.03.2018

Stimmt!! Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!

Karla Kuhn / 09.03.2018

“Wer gedacht hatte, die Denunziationskampagne wäre ein einmaliger Ausrutscher gewesen, lag falsch. Das Denunzieren ist bei den Grünen anscheinend zum Parteisport geworden” Denunziantentum gab es schon immer, im Hitlerreich, in der DDR kam es zu einer gewaltigen Renaissance, die Denunzianten wurden reichlich belohnt. Und dann kamen nach der Wende viele angeblich “geläuterte” ehemalige Stasi- Denunzianten in den “goldenen Westen”  und machten anscheinend weiter, wo sie aufgehört haben ?? Mit Merkel, ehemalige FDJ Agitatorin, konnte dann sogar die ehemalige Stasi IM Victoria, Anetta Kahane wieder im Amt glänzen. Und ich vermute,  wahrscheinlich sind auch noch einige andere Stasi Büttel heute wieder aktiv. Der Fall in Dresden 2017, wo eine Schülerin eine finanzielle “Auszeichnung” dafür erhalten hat, weil sie einen Mitschüler angezeigt hatte, (wegen so Nazizeug, s.ä., der Junge war 15 Jahre alt) zeigt doch schon, daß Denunziantentum wieder salonfähig gemacht werden soll.  Oder ? In einer wirklich guten Schule, hätte man sich den Jungen vorgeknöpft und ihm gehörig die Leviten gelesen. Das sind u. a. Aufgaben und Pflichten eines Direktors. Leute wie Oomen werden sicher kaum echte Freunde haben, für mich ein armer Mensch.

Roland Müller / 09.03.2018

Liebe Frau Lengsfeld, meine Mutter, die einigen Ärger mit der Gestapo hatte, sagte mir einmal, das die Gestapo allgegenwärtig gewesen sei. Sie hat sich geirrt. Die noch vorhandenen Akten der Gestapo in Würzburg und in Regensburg besagen, das nicht die Gestapo, sondern das Denunziantentum der Otto-Normalbürger allgegenwärtig war. Daran hat sich offensichtlich bis heute nichts geändert. Jedes Land pflegt schließlich seine Traditionen, die es unverwechselbar machen.

Martin Sedlmeier / 09.03.2018

Don Alphonso stellt in seinem eigenen Blog “Rebellmarkt” klar, dass Herr Oomen mit seinem Rauswurf nichts zu tun hatte. Er sei ein reiner Schaumschläger. Vielmehr hätten redaktionsinterne Dinge zu seinem Abgang geführt. Machen wir den Matthias nicht größer, als er ist, und halten wir dem Rainer weiter die Treue!

Helena Müller / 09.03.2018

Denunziantentum braucht, um zu gedeihen, ein passendes Klima und das ekle Gewächs wuchert, wenn es sich offiziellen Zuspruchs erfreuen darf. Exakt dieser Zustand ist im Merkel-Deutschland mittlerweile eingerichtet: mit der staatlichen Förderung von Linksfaschisten als Straßenschläger- und Internetputztruppen im Kampf gegen eine herbeihalluzinierte rechte Gefahr, mit einer auf links und ökologistisch gleichgeschalteten Systemmedienlandschaft oder auch mit dem bislang ungesühnten Verfassungsbruch, den das NetzwerkDG darstellt. Die Aufzählung ist keinesfalls abschließend. Und diese in erstaunlichem Tempo herbeiorganisierte Totalverrottung der politischen Kultur dient dem einzigen Zweck, die verheerenden politischen Fehler einer Kanzlerin und deren zerstörerische Folgen für Deutschland zu kaschieren und die Herrschaft dieser offenbar völlig übergeschnappten und bindungslosen Pfaffentochter um eine weitere Legislatur zu strecken. Wie kommen wir da raus, ohne dass wir in einen Bürgerkrieg geraten? Keine Ahnung. Aber Widerstand gegen diese Regierung ist die Pflicht eines jeden anständigen Menschen und aufrechten Demokraten. Und dazu gehört, das widerliche Treiben von Denunzianten öffentlich zu machen und ihnen – wo und wie immer es geht – das Leben schwer zu machen. Wir müssen diese miesen Figuren stellen - und zwar mit möglichst großer Öffentlichkeit - und ihre moralische Minderwertigkeit immer wieder deutlich machen. Mein Dank (und meine Patenschaft) deshalb für die „Achse“ und natürlich auch für Frau Lengsfeld, die leider nur allzu gut weiß, worüber sie schreibt, wenn es um Denunzianten geht.

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