Ein Politik- und Religionswissenschaftler aus dem Südwesten der Republik, der Heimat vieler Sekten und okkulter Bräuche wie z. B. der Kehrwoche, hat vor Kurzem einen Aufsatz veröffentlicht, in dem es um „vegetarische Alternativen zum Fleisch“ geht. Und natürlich um den Frieden.
Sagt Ihnen der Name Ekkehart Krippendorff noch etwas? Nein? Macht auch nichts. In den wilden 60er Jahren war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Otto-Suhr-Institut der Berliner FU, später ordentlicher Professor am JFK-Institut für Nordamerikastudien der FU. Der Begriff „Außerparlamentarische Opposition“ soll von ihm geprägt worden sein, als „Politikwissenschaftler“ hat er maßgeblich zu dem Missverständnis beigetragen, Politik könnte mit wissenschaftlichen Methoden erfasst und gesteuert werden.
Zu Krippendorffs Hinterlassenschaft gehört auch ein in der taz erschienener Text über die Frage, warum die Juden im Dritten Reich keinen „massiven passiven Widerstand“ geleistet haben. Dazu fiel ihm Folgendes ein:
„Man stelle sich dieses Szenario vor: Kein deutscher Jude folgt den diskriminierenden Anordnungen der deutschen Behörden (Judenstern, getrennte Parkbänke, beschränkte Einkaufszeiten usw.) – wären sie gegenüber Hunderttausenden durchsetzbar gewesen? Man stelle sich vor, kein deutscher Jude wäre Befehlen gefolgt, sich zu Sammelplätzen einzufinden – einige Dutzend, einige hundert, vielleicht auch einige zehntausend hätte die deutsche Polizei einzeln (passiver Widerstand!) aus ihren Wohnungen gezerrt und auf Lastwagen verladen; aber Hunderttausende? . . . Oder man stelle sich vor, die Kolonnen der Hunderte und Tausende auf dem Weg zu den Güterbahnhöfen hätten sich schlicht hingesetzt, ,Sitzstreik‘' nennen wir das heute – hätten Polizei, SA, Wehrmacht und SS es gewagt, im Angesicht aller deutschen Zuschauer diese Menschen jeden Alters und Geschlechts zusammenzuschlagen und sie Körper für Körper, widerstandslos und doch mächtig, auf Lastwagen zu verfrachten? . . . Die Spekulation ist zumindest legitim, sich zu fragen, ob das Regime nicht an einem solchen massiven passiven Widerstand selbst zerbrochen wäre.”
Saugut, nicht wahr? Die Juden haben die Chance verpasst, das NS-Regime auszuhebeln. Wenn es nicht zu spät wäre, müsste man sie dafür zur Verantwortung ziehen und Wiedergutmachung fordern.
Vegetarische Alternativen zum Fleisch
Krippendorffs Ruf als „Politikwissenschaftler“ und „Friedensforscher“ hat unter solchen Rohrkrepierern kaum gelitten. Spurenelemente seiner absurden Logik kann man auch heute finden. Zum Beispiel in der Debatte um den Klimawandel.
Ein Politik- und Religionswissenschaftler aus dem Südwesten der Republik, der Heimat vieler Sekten und okkulter Bräuche wie z.B. der Kehrwoche, hat vor kurzem einen Aufsatz veröffentlicht, in dem es um „vegetarische Alternativen zum Fleisch“ geht. Was nicht weiter bemerkenswert wäre, ginge es dem Verfasser nicht darum, zu beweisen, dass der Verzicht auf Fleisch nicht nur der Gesundheit, sondern auch dem Frieden bekömmlich ist.
Es ist eine abenteuerliche Zeitreise, von den Siebenten-Tags-Adventisten Mitte des 19. Jahrhunderts, die „den Fleischverzicht geübt und vegetarische Lebensmittelketten etabliert“ hatten, über Martin Buber, Richard Wagner und Adolf Hitler, der „feige, wie er war, seinen persönlichen Vegetarismus weitgehend vor der faschistischen Öffentlichkeit verborgen“ hielt, bis Joe Biden, der Invasion der Ukraine und der Klimakrise. Alles vor dem Hintergrund eines exzessiven Fleischkonsums, der dafür sorgt, dass „wir noch immer weit mehr fossile Energien (verschwenden), als wir Erneuerbare produzieren“. So könne es nicht weitergehen. „Eine deutliche Reduktion des Fleischkonsums“ würde „nicht nur fossile Energien sparen, sondern auch Flächen zur Produktion von Erneuerbaren Energien direkt freisetzen!“
Weniger Kühe und Rinder, mehr Windräder! Bleibt nur die Frage: „Werden Kirchen und jüdische Gemeinden mutig bekennen, dass nach dem biblischen Paradies-Mythos auch Eva und Adam einst vegan und glücklich gelebt hätten, die Noah-Sintflut dagegen durch menschliche Gier ausgelöst worden sei?“
Blitzt da ein wenig Krippendorff zwischen den Zeilen auf? Kirchen und jüdische Gemeinden! So bekommen die Juden, die im Dritten Reich versagt haben, noch eine zweite Chance, wenn auch nur als Juniorpartner der Kirchen.