Hamed Abdel-Samad, Gastautor / 03.04.2019 / 11:00 / 44 / Seite ausdrucken

Die Freiheit stirbt nicht über Nacht!

Experten behaupten, Islamismus und Antisemitismus unter Muslimen seien eine direkte Folge von Islamfeindlichkeit im Westen. Wirklich? Dann müssten der Islamismus und der Antisemitismus ja in Pakistan, Iran, Marokko und Indonesien und den restlichen 54 islamischen Staaten bald verschwinden, denn dort gibt es bekanntlich keine Islamfeindlichkeit. Dort gab es Islamismus und Antisemitismus aber schon lange, bevor sich muslimische Migranten auf den Weg nach Europa machten.

Wir erleben eine gefährliche Entwicklung in der Wissenschaft und in vielen Medien. Auf der einen Seite investieren Katar, saudische Milliardäre und die Türkei viel Geld, finanzieren viele Studien und ganze Forschungszentren im Westen, um das Thema "Islamophobie" salonfähig zu machen. Das tun sie nicht, um die Muslime im Westen vor Hass und Ausgrenzung zu schützen, was natürlich ein legitimes Ziel wäre, sondern um dubiöse Projekte des politischen Islam ohne Gegenwind zu forcieren. Viele Journalisten beteiligen sich gerne an diesem Projekt. 

Auf der anderen Seite gehen einige jüdische Aktivisten und Intellektuelle komische Allianzen mit den Islamverbänden, der Al-Ahmadiyya-Gruppe und sogar mit Erdogan-Anhängern ein, um als tolerant und dialogbereit zu erscheinen. Oder sie haben andere Motive, die ich nicht kenne. Vielleicht glauben sie tatsächlich, dass sie dadurch Juden vor Judenfeindlichkeit schützen können.

Ich würde bei dieser Islamophobie-Kampagne mitmachen, wenn tatsächlich am Ende normale Muslime davon profitieren würden. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Der Erpressungsmechanismus hinter dem Begriff "Islamophobie" will Kritik am politischen Islam unterbinden, damit Akteure des politischen Islam ungestört ihre Pläne fortsetzen können. Das wird aber Muslime vor Hass nicht schützen, sondern noch mehr Hass gegen sie schüren!

Auf einer dritten Ebene dominieren auf Lehrstühlen und in den Redaktionen vieler Zeitungen links sozialisierte Wissenschaftler und Journalisten, die den postkolonialen Diskurs, die Multikulti-Ideologie und die Schuld des Westen gegenüber der Dritten Welt tief verinnerlicht haben. Wir merken, dass der Begriff "Islamismus" in der Wissenschaft langsam verschwindet und durch "religiös motivierter Extremismus" ersetzt wird. Auch in vielen Redaktionen ist der Begriff mittlerweile unerwünscht.

Auf der anderen Seite taucht der Begriff "Islamophobie" immer häufiger auf und wird als Erklärung für viele Phänomene verwendet, mit denen er nichts zu tun hat. Solide Islamkritik gibt es in der Wissenschaft und in vielen Zeitungen dagegen so gut wie keine mehr. An Universitäten würden Studenten mit Islamkritikern gerne diskutieren, aber die Unis untersagen ihnen solche Veranstaltungen. An vielen Schulen ist es nicht anders. Auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung und den politischen Stiftungen ist Islamkritik ein Tabu. Dagegen kann dort jeder Muslimbruder oder Erdogan-Anhänger seine intellektuellen Perlen präsentieren. Facebook und Twitter sind extrem schnell bei der Löschung islamkritischer Inhalte und extrem langsam, wenn es um islamistische Hass-Posts und Propaganda geht. 

Wo sonst sollte man kontroverse Themen diskutieren, wenn nicht an Unis, Schulen, in der Bundeszentrale und bei politischen Stiftungen? Wo sonst sollte man darüber schreiben, wenn nicht in linken Zeitungen, die gerne kirchenkritische Artikel und Jesus-Karikaturen veröffentlichen? Und selbst in den sozialen Netzwerken, die früher mehr Meinungsfreiheit versprachen, wird es immer enger.

Die Freiheit stirbt nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt!  

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Leserpost

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Wiebke Lenz / 03.04.2019

Ich danke Ihnen, Herr Abdel-Samad, sehr für diesen Beitrag. Allerdings möchte ich noch weiter ausholen: Als Christin bin ich neben den jüdischen auch sehr an den Leidensgeschichten meiner Glaubensgeschwister interessiert. Wie wird mit den Morden an Christen umgegangen, die nicht umsonst nach Deutschland flohen, aber keinen Schutz hier fanden? Wie mit Christen, die zwar letztendlich offiziell freigesprochen wurden (wie z.B. Frau Bibi), sie aber im Prinzip keine Hilfe zu erwarten haben und der Mob trotzdem toben darf, ohne große Strafen erwarten zu müssen? Was ist mit allen anderen Ausgegrenzten? Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden: Ich verabscheue Judenfeindlichkeit. Und dies nicht nur, weil schon allein meine christlichen Wurzeln auf dem Glauben gründen. Allerdings beobachte ich die insgesamten Geschehen trotz allem. Habe auch einen Koran zu Hause, nicht, dass mir jemand vorwerfen könnte, ich würde nur vom Hörensagen berichten. Und da habe ich einige Sachen zur Kenntnis nehmen müssen, die auch nicht in der offiziellen Auslegung (die ja nicht jeder machen darf) revidiert bzw. relativiert werden. Bibelauslegungen kann jeder für sich machen, dies ist erlaubt. Und ist in der Regel auch reif genug, den Kontext in die Historie einzuordnen. Beim Koran ist es oftmals eine andere Sache, so, wie ich es mitbekommen habe ...

Horst Jungsbluth / 03.04.2019

Mit dem Fall der Berliner Mauer haben die von der Sowjetunion und der eigenen Nomenklatura unterjochten Völker die Freiheit gewonnen und lernen müssen, dass das auch kein Zuckerschlecken ist. Der Islam spielte eigentlich dabei keine Rolle, wenn man einmal davon absieht, dass man dort schon immer extrem feindlich gegen den Staat Israel und die Juden eingestellt war und dabei gerne die Hilfe der kommunistischen Diktaturen annahm, übrigens auch die der “antifaschistischen”  DDR.  Dass nun ausgerechnet die NATO dem Massenmörder Milosovic iin die Parade fuhr, um Muslime in Bosnien und im Kosovo zu schützen, passte den deutschen Linken damals überhaupt nicht, waren sie doch fanatische Anhänger von ihm Wo übrigens waren damals die islamischen Staaten?  In der Zwischenzeit hat man bei den “Linksgrünen” aber erkannt, dass sich der “Islamismus” sehr gut als Ersatz für den “in Verruf” gekommenden   Kommunismus nutzen lässt, um Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat zu vernichten. Frau Merkel hat das übrigens noch nicht bemerkt!

Volker Kleinophorst / 03.04.2019

Eines ist ja auf jeden Fall sicher: Die Ablehnung des Islams hat nichts, aber auch gar nichts mit der Einstellung und dem Verhalten der sogenannten “Gläubigen” gegenüber den “Ungläubigen” zu tun. Wie mein Vater schon sagte: Man muss nicht überall beliebt sein, aber wenn einen niemand leiden kann, sollte man auch mal über sich selber nachdenken. Und um auch mal den Focus vom islamischen “Antisemitismus” zu nehmen: Der Islam ist Anti-Alles.

Wolfgang Kaufmann / 03.04.2019

Raub und Beute, kultureller und sozialer Parasitismus, Herrenmenschentum und Sklaverei sind seit 1500 Jahren wesentliche Charakterzüge; das kann nicht am bösen Westen liegen. – De facto sind die politisch korrekten Leisetreter (beiderlei Geschlechts und Hermaphroditen) ihre zuverlässigsten Komplizen.

Frank Holdergrün / 03.04.2019

Schritt für Schritt haben wir der Intoleranz Raum gegeben, ohne zu ahnen, was auf uns zukommt. Es hat viele Gründe, aber der größte ist die wahnsinnig verquere, faschistische, Ungläubige zu Unmenschen abwertende Religion des Islam, die immer politisch ist. Es gibt keinen unpolitischen Islam! Ein normaler Durchschnittseuropäer kann sich eine derartig intolerante, andere Menschen ausgrenzende Religion gar nicht vorstellen. Die inhärente, simple Glaubenskraft des Freund-Feind-Denkens ist so stark, sie geht über den Verstand eines aufgeklärten Europäers. Warum tourt Soumuncu nicht und liest endlich aus Koran und Hadith vor? Es ist die Angst und der Schrecken, den Allah über den Koran in unsere Herzen gelegt hat. Wer diesen archaischen Dumpfsinn begriffen hat, steht vor vielen Rätseln. Aber es gibt auch Antworten: „Wie kann man das Schweigen und die Ignoranz der Intellektuellen erklären? Die massive Gewalt des Jihad hat die Psychologie des „missbrauchten Kindes“ zur Folge. Intellektuelle fürchten sich vor den islamischen Vergewaltigern, sie entschuldigen und besänftigen sie und  ignorieren die Gewalt der Vergangenheit. Dann drehen sie sich um und beraten unsere Politiker. Das Resultat ist eine ignorante Bevölkerung welche sich an die Intellektuellen wendet um informiert zu werden. Man tischt ihnen jedoch nur Verrat und Lügen auf.“ (Dr. Bill Warner)

Sabine Lotus / 03.04.2019

Herr Abdel-Samad, ich -und sicherlich so manch ein anderer in diesem Forum- stehen in Demut vor Ihnen. Denn während Sie bereits mit non-stop Security Eskorte unterwegs sind, machen wir uns immer noch kleinliche Sorgen um unsere Existenz. Doch was sollen wir tun? Ein Gedankenaustausch auch im kleinen ist bereits nicht mehr möglich. Versuche führen direkt zur mobähnlichen Rudelbildung und Beschimpfungen, wir stehen 2 Minuten vor ‘Unterwerfung’. Die Meinungshoheit wurde gekapert und sämtliche Kanäle blasen uns voll mit der Narrativpropaganda. Selbst kritische Geister wagen nicht mehr sich in das “warum” Ihrer Securitynotwendigkeit hineinzudenken. Divide et tempera hat bereits voll zugeschlagen und oben beschriebene Existenz wird wahrscheinlich von vielen als letzter Strohhalm betrachtet zur Not das Land zu verlassen. Wir sind burschikos beschrieben: Am Arsch.

Ester Burke / 03.04.2019

Der invasive (politische ?religiöse ?) Islam macht mir Angst - ja, me too.  In ausgewogenen “Größen”/ Quantitäten , die die eigene - deutsche-  sozio-kulturelle Situation / Identität   nicht gefährden würden , fände ich Muslime in meinem Land als Bereicherung.  Die Zustände jetzt erlebe ich als Besetzung . Der Krieg in Syrien ist aus.  Wann gehen jene, die hier Schutz und Hilfe vor dem Krieg erhalten haben - und diesen Schutz nun offenbar nicht mehr brauchen -in ihr Land zurück ?  (Oder ging es gar nicht um “Nothilfe”? oder sollen sie sowieso hier bleiben ?)

M. Schneider / 03.04.2019

Und wir alle sind aufgerufen, diesen schrittweisen Verlust unserer Freiheit zu verhindern. Das setzt allerdings voraus, dass wir uns der Bedeutung von Freiheit für jeden einzelnen selbst erst einmal bewusst werden. Leider scheint dieser Prozess bei sehr vielen Menschen, “die hier schon länger leben”, noch nicht eingesetzt zu haben. Vielen Dank für diesen m. E. sachlichen und überzeugenden Beitrag.

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