Ab einer gewissen Gehaltsklasse sollten Streiks verboten sein. Streiks wurden damals erfunden, um das Überleben zu sichern und nicht, um gegen Tarif-Ungerechtigkeiten vorzugehen. Natürlich dürfen Arbeitnehmer für ihre Interessen eintreten. Dies sollte aber so geschehen, dass nicht gleich die halbe Wirtschaft lahmgelegt wird, nur weil man sich nicht schnell genug mit der Arbeitnehmerseite geeinigt hat.
Guten Tag, Ihrem Artikel muss ich vehement widersprechen. Ich selbst bin in der Luftfahrtbranche beschäftigt und kann Ihrer These, der Luftverkehr sei eine bürgerliche “Grundversorgung”, nicht teilen. Zunächst einmal ist er schlicht und ergreifend ein Transportmedium wie Bus und Bahn, nicht mehr und nicht weniger. Wenn sie also in einer schon anmaßend klingenden Aussage behaupten, man müsse das Streikrecht neu durchdenken, ist ihr Gedankengang zu kurz gefaßt, denn schließlich ist es das “freche Flugpersonal”, dass die Exzesse einer verrückt geworden Kaste namens “Management” ausbaden muss, und sich leider nicht anders zu helfen weiss als mit Arbeitskampf. Eine andere Möglichkeit haben wir leider nicht. Es würde sicherlich helfen, wenn man auf demokratische Weise den einen oder anderen Despoten in der Chefetage loswerden könnte, die zudem nicht im Stande sind auf Basis des Konsenses und der Kooperation mit der Belegschaft Lösungen zu finden. In der heutigen Zeit, so scheint es mir jedenfalls, ist jeder Manager auf Krawall gebürstet und sitzt Arbeitskämpfe gnadenlos auf zermürbende Art und Weise aus, gleichwohl der immensen Kosten die ein Streik mit sich bringt und das für beide Seiten. Getreu dem Motto: Welche Kasse ist zuerst leer, die Streikkasse oder das Streikbudget… Hauptsache in der Vorstandsetage muss man nicht nachgeben und verliert nur Geld und nicht sein Gesicht! Was für eine narzisstische und erbärmliche Haltung!
Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Sie tun ja gerade so, als ob die Lufthansa die einzige Fluglinie auf der Welt wäre. Es gibt da reichlich Mitbewerber, ich hab aber noch nichts von 3 Wasserleitungen und 3 Stromleitung in ein Haus gehört, die ich bei Bedarf wechseln könnte. Spinnt man die Gedankenkette weiter, sollten Sie in Zukunft auf 2/3 ihrer Entlohnung verzichten (Unterschied Gehalt LH KTV und Eurowings). Durch ihre wertvollen Beiträge nehmen Sie maßgeblich an der politischen Meinungsbildung teil, da kann man ethisch schon erwarten, dass sie zurückstecken.
Danke! Endlich hat es Jemand geschrieben. Der Gipfel von dem Ganzen fand statt als Bsirske noch als Arbeitnehmervertreter im Lufthansa-Aufsichtsrat saß und den Fraport bestreikte und der Lufthansa einen zweistelligen Millionenverlust bescherte oder noch besser, als er seine Mitarbeiter zum Streik gegen Lufthansa aufrief um nahezu gleichzeitig im kostenlosen 1.-Klasse-Flug mit Lufthansa Richtung Los Angeles - Südsee abdüste.
Der Arbeitgeber hat allerdings auch kein Recht, die Anliegen seiner Mitarbeiter einfach zu ignorieren. Es sei denn, im Arbeitsvertrag steht: “Durch ihre Unterschrift sind sie entrechtet.” Im übrigen ist der verantwortungsvolle Mitarbeiter im Wasserwerk mit allerlei Privilegien ausgestattet, von denen ein Flugbegleiter nur träumen kann. Zum Beispiel Unkündbarkeit und Versetzung nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Mitarbeiters da in aller Regel Beamter. Nicht alles was hinkt, ist auch ein Vergleich, lieber Herr Müller-Ulrich. Im übrigen habe ich Probleme mit Begründungen aus dem Reich der Ethik, da diese darauf abzielen, die Rechte bestimmter Berufsgruppen, die einfach als billiger Jakob angesehen werden, obsolet zu machen.
Guten Tag Herr Müller-Ullrich, sehr populär, was Sie da mit diesem Artikel fordern. Logisch aus der Sicht der Selbstbestimmung der Menschen ist es nicht. Recht ist nun einmal nicht etwas, was den Menschen in die Wiege gelegt wird, sondern wird von dritter Seite im Verhältnis zweier Parteien zueinander mit der Macht eben dieser dritten Seite gewährt. Was gefordert wird, wenn jemand “sein Recht” einfordert, ist nichts anderes als das der fordernde jenen Dritten dazu auffordert, den ihm zugebilligten Vorteil oder auch die ihm zugestandene Verhinderung eines Nachteils durchzusetzen. Hier gilt es in einem modernen, auf Gesetze basierenden Gesellschaftsleben eben abzuwägen. Man kann nicht alle Lebensumstände in Gesetzesform abbilden. Unser Streikrecht wurde von der Mehrheit als so wichtig eingestuft, das zahlreiche Gesetzte die Modalitäten regeln. Selbst Ärzte in Krankenhäusern steiken. Wenn man das Streikrecht also grundsätzlich bejaht, kann man nicht gleichzeitig die Einschränkung fordern, wenn eigene Interessen dadurch beeinträchtigt werden. Die moralische Keule (“unethisch”) zu schwingen hilft da nicht, sondern ist zutiefst unsachlich. Je nach Detaillierungsgrad kann man auf diese Weise alles menschliche Tun für “unethisch” erklären. Ich empfehle da einmal die Lektüre “Die Augen des ewigen Bruders” von Stephan Zweig, in der sehr schön auf dieses Dilemma aufmerksam gemacht wird. Das geforderte Verbot jedenfalls bringt nicht weiter, sondern schafft nur neue “Ungerechtigkeiten”. Statt also auf die Streikenden zu schimpfen sollte man vielleicht einmal darüber nachdenken, ob die vielen Gesetze, die die Gesellschaft zur Unterstützung von Streiks der “armen” Arbeiterschaft geschaffen hat, nicht vielleicht ein Irrweg sind.
“daß der Luftverkehr von einem Luxusprodukt zu einem Grundrecht geworden ist.” Das kann man so sehen, aber dann dürfen nur noch die Mitarbeiter der HERMES- und Gucci-Boutiquen streiken?
Sehr geehrter Herr Müller-Ullrich, wer das Transportwesen als “Grundversorgung” betrachten will, muss konsequenterweise ein von öffentlicher Hand gelenktes Arbeitsumfeld voraussetzen. Da Vater Staat im deutsche Flug-Transportwesen keine Aktien mehr besitzt und ihn den freien Kräften der Börse überlässt, sind Tarifverhandlungen und Streiks der Belegschaft als Ultima Ratio etwa so skandalös wie ein Donner, der dem Blitz folgt: Ein normaler Vorgang. Leider trifft es - und das haben wohl alle Streiks gemein - immer auch Menschen ohne direkte Beteiligung der firmeninternen Auseinandersetzung. Zu guter Letzt: Ihr stereotyp gezeichnetes Bild des nimmersatten Flugbegleiters, Piloten, Fluglotsen entspringt wohl ebenso schlechter Recherche wie die pauschale Klassifizierung der angeblich auf dem letzten Loch pfeifenden Branche. Mit Gruß, Jonathan Weber
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