Die SPD wollte Schulz hundertprozentig und sie hat ihn bekommen. Man weiss nicht, ob man ihn als wahrnehmungsgestört bezeichnen oder seine Dreistigkeit anerkennen soll. Das schlechteste Wahlergebnis seit Menschengedenken für die SPD, aber Schulz und Nahles fällt ausser unflätigen Bemerkungen über die Partner von gestern und Durchhalteparolen nix ein. Der Mann wird sich vermutlich an seinen Posten klammern, bis ein anderer, lukrativer in Sicht ist. Jedoch läßt auch Frau Merkel wenig Selbstkritik erkennen. Schuld an diesem Desaster für die CDU und die SPD tragen meines Erachtens aber auch die Funktionäre und Parteimitglieder, die das alles - von außen betrachtet- klaglos mitmachen. Das ist sicher bedenklich, weitaus schlimmer ist doch, dass genau dieser politische Reflex - aussitzen, durchstechen, einigeln, weitermachen wie gehabt - die Wähler in Scharen zu dubiosen Scharlatanen treibt, die viel versprechen, aber erst noch zeigen müssen, was sie wirklich politisch halten (können). Unterdessen kann einem Angst und Bange um die Zukunft unseres Landes werden.
Es ist ja ehrenwert Frau Nahles zur Seite zu springen, Herr Bauer, aber Sie springen leider daneben, wenn Sie das am Begriff der Trümmerfrau festmachen. Die SPD steht nun mal vor den Trümmern ihrer Politik und Frau Nahles wird sich an den Aufräumarbeiten führend beteiligen müssen, zugespitzt gesagt, als Trümmerfrau. Wo haben Sie denn das aufgelesen: Der Begriff sei ein “neonazistischer Propagandabegriff” ? Und welche türkischen Mitbürger haben seit Mai 1945 die Ruinen beseitigt ? Bitte etwas mehr Sorgfalt, wenn es um deutsche Geschichte geht. Geschichte wird ohnehin in Deutschland schon ausreichend politisch instrumentalisiert !
Ich Frage mich ernsthaft,wie konnte die SPD einen Mann wie Schulz zum Kanzlerkandidaten küren.Einen Eurokraten,einen Mann der ein Charisma hat wie ein vertrockneter Blumenstrauss.Wenn die SPD keine anderen Kandidaten hat und nicht versteht was das Wahlvolk bedrückt,dann,ja dann hat sie wirklich ausgedient. Wenn CDU und SPD nicht aufpassen,dann geht es ihnen wie den grossen Parteien in Frankreich,sie wachen eines Morgens auf und sind nicht mehr da!
Mir ist auch aufgefallen, daß Gabriel sich nach der Wahl komplett zurückgehalten hat. Ist ja nun wirklich nicht seine Art. Ich stimme dem Autor zu: Die Groko ist noch lange nicht vom Tisch. Leider. Dennoch: Daß Merkel sie will ist bekannt. Nur könnte sie sich bei entsprechenden Planspielchen arg verkalkulieren: Nahles ist erkennbar auf Krawall und einen strammen Linkskurs gebürstet. Und der bayrische Löwe hat gebrüllt, er wolle “die rechte Flanke schließen”. Wie soll das gehn? Einfacher als Jamaica wirds auch nicht. Meine bescheidene Empfehlung: Die CSU soll aus der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU austreten; ihr eigenes Ding machen. Eher à la FJS selig als à la Horst. Und die SPD soll so richtig krass auf Antikapitalismus und Klassenkampf machen. Dann kann sie sich mit der LINKEn wiedervereinigen und wir haben wieder eindeutige Fronten in unserem verweichlichten konsensorientierten durchgegenderten Deutschland.
Kein SPD-Vorsitzender seit Hans-Jochen Vogel hat die Rolle der SPD als “große Volkspartei” aufrecht erhalten oder gar stärken können. Die Kanzlerschaft Gerhard Schröders bildete die berühmte Ausnahme. Der häufige Wechsel ihrer Vorsitzenden seit 1990, die allesamt nachhaltig versagten, ließ nur diejenigen unbeeindruckt, die einst bereits Willy Brandt zum Kanzler wählten. Heute steht die SPD sowohl für personelle als auch für inhaltliche Beliebigkeit. Ihr Markenkern und ihre Ziele sind nicht greifbar, wohl aber ihr Machtanspruch. Insofern ist sie mit einem anderen Vorsitzenden der perfekte Koalitionspartner für die CDU. Leider.
Beide Wahlverlierer, also nicht nur Schulz, sondern auch Merkel, sollten zurücktreten. In einer solchen veränderten Situation könnte die SPD ohne Gesichtsverlust koalieren.
Lieber gar keine Regierung, als ein Koalition mit der abgewirtschafteten SPD. Vor 30 Jahren wären Parteiführungen nach solchen Wahlniederlagen ohne wenn und aber zurückgetreten. Heute denken sie nicht daran. Im Gegenteil, sie meinen, ohne sie, die Wahlverlierer ginge es nicht und machen munter in demselben Stile weiter. SPD, CDU und CSU unterscheiden sich in Machtgeilheit nicht einen Millimeter. Es wird Zeit für die Ablösung der parlamentarischen Demokratie durch die direkte Demokratie.
Nahes als “Trümmerfrau der SPD”? Diese Bezeichnung wird der gutaussehenden, sympathischen und beruflich erfolgreichen Frontfrau der SPD nicht gerecht. “Trümmerfrau” ist ein belasteter, quasi neonazistischer Propagandabegriff, seit wir wissen, daß nicht die sogenannten Trümmerfrauen, sondern unsere türkischen Mitbürger seit Mai 1945 die Ruinen des III. Reiches zu blühenden Landschaften ausgebaut haben.
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