Die fetten Autojahre sind vorbei

Jetzt ist es amtlich. Die fetten Jahre sind endgültig vorbei. Der Höhenflug von Deutschlands Schlüsselindustrie – der Automobilindustrie – ist beendet. Ein Zyklus neigt sich dem Ende entgegen. Deutschlands Autobauer sind nach zahlreichen Jahren des Jubelns mittlerweile knallhart auf dem Boden der Realität gelandet. Alleine die Dieselaffäre hat den VW-Konzern bereits 28 Milliarden Euro gekostet. 

Geld, das der Konzern in Kürze bitter benötigen würde. Von dem globalen Reputationsverlust ganz zu schweigen. Auch beim schwäbischen Automobilhersteller Daimler stehen die Zeichen auf Sturm – der Gewinn ist um ein Drittel eingebrochen. Die Dieselaffäre, die neuen Abgasmessungen (WLTP – Worldwide harmonized Light vehicles Test), und folglich höhere Steuern sowie die lahmende Auslandsnachfrage – insbesondere auf dem wichtigsten Markt China – haben den Höhenflug der deutschen Autoindustrie unschön beendet. 

Laut dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) sank der Output der PKW-Produktion im Januar 2019 kräftig um sage und schreibe 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 367.300 Einheiten. Seit dem dritten Monat in Folge geht es abwärts – und zwar mit fast 20 Prozent. Eine heftige Rezession des Kernsektors der deutschen Industrie ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Spätestens jetzt stehen die Autobauer vor gravierenden Problemen.

„Made in Germany“ war gestern

Bei der PKW-Produktion ging es im letzten Quartal 2018 um 13,2 Prozent abwärts im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Gesamtjahr 2018 wurden 5,118 Millionen PKW gebaut. Für 2018 ist ein Rückgang um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

Doch nicht nur der schwache deutsche Markt mit seiner hysterischen Dieseldebatte macht den Herstellern zu schaffen. Global sinkt die Nachfrage nach Autos „Made in Germany“ drastisch. Im Januar 2019 sanken die PKW-Exporte um 20,3 Prozent auf 285.800 Einheiten im Vergleich zum Vorjahresmonat. Von einer kleinen Delle kann in Anbetracht dieser Zahlen keiner mehr sprechen. Jetzt beginnt sich die einseitig auf Export und kontinuierliches Wachstum ausgelegte Strategie der Autoindustrie zu rächen. 

Sollte Donald Trump den Wirtschaftskrieg mit China weiter forcieren, würde dies erhebliche Konsequenzen für deutsche Autobauer haben, denn die großen und teuren, in China beliebten Geländewagen von Mercedes (Tuscaloosa) und BMW (Spartanburg) werden größtenteils in den USA gefertigt. 

Sollte Trump obendrein dann noch Fahrzeuge „Made in Germany“ mit Zöllen belegen, sieht es für die Premiumhersteller ganz bitter aus. Bekanntlich wird am meisten Geld pro Auto (bei Audi, BMW, Daimler und Porsche) mit den teuren Fahrzeugen der Ober- und Luxusklasse verdient. Diese Fahrzeuge werden jedoch größtenteils eben nicht in den USA produziert. 

Ansteckende Rezession

Fakt ist: Die deutsche Automobilindustrie ist elementar für unser Land. Sie ist verantwortlich für 876.000 Beschäftigte, einen Umsatz von 331,2 Milliarden Euro und für 21 Prozent der Bruttowertschöpfung der deutschen Industrie. Der Exportumsatz betrug 234,2 Milliarden Euro. Der Nettoexportüberschuss bei PKW und dazugehörigen Ersatzteilen betrug 119,8 Mrd. Euro. (Alle Zahlen für das Jahr 2017. Für 2018 liegen noch keine Zahlen vor). 

Die Rezession der Autobauer wird sich auch auf andere Branchen ausweiten. Dies haben wir 2008 und 2009 bereits erlebt. Sollten wir abermals diesen Dominoeffekt erleben, wird dieser wesentlich heftiger werden als vor 10 Jahren, denn heute haben viele mit der Automobilindustrie verbundene Firmen nicht die Kapitalpuffer wie 2008. Sollten die deutschen Autobauer obendrein noch den Anschluss an das 21. Jahrhundert endgültig verpassen, entbehren die Konsequenzen für unser Land jeglicher Vorstellungskraft. Aus Wolfsburg wird dann ganz schnell Detroit 2.0.

Italien befindet sich, wie von uns erwartet, bereits in einer Rezession und wird aus dieser auch zeitnah nicht mehr herauskommen. Mit dem voraussichtlich ungeordneten Brexit im Rücken und weiter aufkommenden wirtschaftlichen Turbulenzen werden die EU-Länder sukzessive in die Rezession rutschen – diese wird auch vor Deutschland nicht Halt machen.

Es ist Zeit, dass Realität einzieht. Wenn bereits andere versuchen, unsere Schlüsselindustrie zu schädigen, dann sollten wir wenigstens eben dies unterlassen. Sollten die deutschen Autobauer noch wesentlich heftiger in die Bredouille kommen, dann wird sich noch manch einer in diesem Lande schwer wundern. Ob die EU und der Euro eine zweite Rezession mit einem deflationären Schock innerhalb von 10 Jahren überleben wird, bezweifeln wir stark.

Matthias Weik und Marc Friedrich schrieben zahlreiche Bestseller zu ökonomischen Themen, zuletzt „Sonst knallt´s!: Warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen“.  

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Leserpost

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Detlef Dechant / 12.02.2019

Um die Autoindustrie ist mir nicht bange, aber um die Autoindustrie in Deutschland schon! Autos werden noch lange Zeit gebraucht und es ist auch deutsches Ingenieurwissen mehr als gefragt. Nur der Standort muss nicht mehr hier sein. Wandern doch heute schon die besten Naturwissenschaftler nach Abschluss ihres Studiums ab, weil die finanzielle Ausstattung von Lehrstühlen, mit der Möglichkeit zur wissenschaftlichen Qualifizierung, z.B. in den Usa besser ist. Atomphysiker finden in Frankreich auch sehr gute Arbeitsbedingungen. In Deutschland wird noch an einigen Universitäten tolle Grundlagenforschung in MINT-Fächern betrieben, das Geschäft damit wird dann aber im Ausland gemacht. Bayer hat doch Mosanto nicht wegen Glyphosat gekauft. Die Patente sind jetzt eh ausgelaufen. Monsanto hat erstklassige Forschungslabore an Standorten mit wesentlich besseren Bdingen und weiniger Einschränkungen als hierzulande, das war das Geschäft!!! Und warum baut Mercedes gerade ein Entwicklungszentrum in China? Braucht ein solcher Konzern zukünftig zwei? Es ist doch bei der Vielzahl von Produktionsstätten weltweit in kurzer Zeit möglich, durch Erweiterungen an anderen Orten ganze Produktionen zu verlagern. Durch Automation ist in der Fertigung auch der Fachkräftebedarf überschaubar, der dann auch mit entsprechender Honorierung durchaus an diese Standorte gelockt werden kann, ganz abgesehen davon, dass auch asiatische und amerikanische Ausbildungsstätten immer besser werden! Und bei 300.000 Ingenieuren, die chinesische Univrsitäten jedes Jahr ausspucken, werden sicher ähnlich viele Spitzenkräfte dabei sein, wie sie derzeit aus deutschen Hochschulen kommen. Nein, Deutschland wird industrelle und naturwissenschftliche Ausbildungsplätze verlieren. Wir können dann versuchen, mit unseren Gender-Fachkräften auf dem Markt die Gelder zu verdienen, um alle sozialen “Errungenschaften” und staatlich alimentierten Bla-Bla-Beschäftigungverhältnisse zu entlohnen.

Claudius Pappe / 12.02.2019

Aha, jetzt ist es also amtlich: Der deutschen Automobilindustrie geht es schlecht. Wer hätte das gedacht ? Wahrscheinlich alle Achgut-Leser. Habe schon beim VW Skandal gedacht ” jetzt macht der Amerikaner ,nach den deutschen Banken, die deutsche Autoindustrie ” platt. Was kommt als nächstes, die deutsche Chemieindustrie ? Wo waren unsere Politiker am Anfang der Krise ? Statt helfend einzugreifen schlagen sie nur drauf und machen den Deckel zu. Wo waren die Gewerkschaften ? Nein Trump ist nicht schuld. Hätten wir so jemanden wie Trump…………...ach nee, wir haben ja das Maarsmänchen, den “Finanzexperten” Scholz und all die anderen Klugschwätzer. Kümmern wir uns lieber um Europa und die Welt, wie sagte die Durchtriebene ” Wir schaffen das” !

P.Steigert / 12.02.2019

Wollte die deutliche Mehrheit der Deutschen dies etwa nicht genau so haben?

Marco Brauer / 12.02.2019

Reden wir Tacheles :Elektro - Autos werden in Ost-Asien gebaut werden. So oder so. Egal, ob von deutschen Unternehmen oder nicht. Warum? Aufbau und Herstellung der E-Autos sind relativ einfach. Man braucht die Dinge nicht, die den Standort Deutschland auszeichnen - also die spezialisierten Zulieferer oder feinmechanisches Know-How,. Entscheidend werden die Lohnstückkosten sein - und da ist Ost-Asien eben nicht zu schlagen. Und sollte die Wertschöpfung der Autoindustrie in Deutschland wegfallen, dann sieht es vielleicht bald hier aus wie in Detroit

Fritz kolb / 12.02.2019

Es ist ein eklatanter Fehler der Regierung, auf Kosten unserer Schlüsselindustrie nach wie vor der Klimakirche zu huldigen. Der damit bereits angerichtete Schaden ist immens, der Imageschaden international irreparabel.  Die Ignoranz der wissenschaftlichen Faktenlage kommt uns nun teuer zu stehen, die ausländische Konkurrenz freut sich derweil diebisch über soviel Verblendung und Dummheit. Von der kleinsten Oppositionspartei im Parlament, mithilfe windiger Organisationen angezettelt und von unserer Kanzlerette mitsamt ihrer Höflinge aufgegriffen und forciert. Aber in allem Übel liegt auch manchmal Gutes. Man wird sich viele „nice to have“ -Spinnereien in Zukunft nicht mehr leisten können und der deutsche Michel, sobald es ihm an den eigenen Geldbeutel geht, wird beginnen, vieles zu hinterfragen. Das ist die gute Nachricht.

Markus Hahn / 12.02.2019

“Wir müssen das nur wollen”, sagt die, die schon wusste, “wir schaffen das!”. Deshalb ist mir nicht bange. Deutschland wickelt sich mit einem Gemisch aus infantilem Trotz und dummstolzen Besserseinwollen selber ab. Haben Merkel und die GRÜNEN die Deutschen verrückt gemacht oder sind Merkel und die GRÜNEN nur ein Symptom?

Andreas Rochow / 12.02.2019

Sie schreiben am Ende ihrer bitterbösen Bestandsaufnahme: “Es ist Zeit, dass Realität einzieht.” Der Satz ist ziemlich hohl. Sie meinten wohl: “Es ist Zeit, die Realität wieder wahrzunehmen.” Nicht einmal das Gemälde eines in die Rezession stürzenden Deutschland, eines “Dunkeldeutschland” im wahrsten Wortsinne, wird die Verantwortlichen beeindrucken können. Durch die Erfindung und Erzeugung von Handlungszwängen wie Klima, Migration, Nazi, Rassismus haben sie stets Gründe, sich um demokratische Willensbildung herum zu drücken.

Gottfried Solwig / 12.02.2019

Als Banater Berglanddeutscher kann ich mich an einen meiner zugezogenen rumänischen Nachbar in Steierdorf erinnern, für den Made in Germany schon lange nicht mehr das war, wofür es steht.Ich natürlich immer alles Deutsche in Schutz-nehmend. Er sagte, da steht am Fließband ein Türke bohrt in der Nase und klebt es dann irgendwo hin, das ist für Ihn keine Deutsche Wertarbeit mehr. Früher hielten Grundig Fernseher 30 Jahre lang. Er kaufte nur noch japanische Produkte, wenn es um Elektronik, Autos ging.Es hatte auch damit zu tun, das Angehörige deutscher Minderheit in Rumänien als die besten Handwerker gesehen wurden.Der deutsche Schreiner, Spengler, Elektroniker usw. war, wenn auch nicht bleibt, zumindest respektiert für das was er kann. Eine kleine Bauernbewegung im mittelalter hat eine Kulturlandschaft in Siebenbürgen hinterlassen die es heute in Europa nirgends mehr gibt.Es hat damals das Eindringen der Türken nach Europa verhindert. Die Hauptstadt des Banats war die Erste Stadt Europas und die Zweite Weltweit nach New York mit elektrischer Straßenbeleuchtung.

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