Thomas Rietzschel / 21.12.2018 / 12:00 / Foto: Pixabay / 15 / Seite ausdrucken

Die EU in den Fußstapfen des Comecon

Die deutschen Wirtschaft jammert, winselt und kuscht vor einer Horde hergelaufener Funktionäre, die nichts wären ohne den Gewinn der Unternehmen. Gemästet von dem Abgabenaufkommen großer, mittlerer und kleiner Unternehmen haben es sich die Retter der Welt in ihrem Brüssler Wolkenkuckucksheim gemütlich gemacht. EU-Beamte, die ihre liebe Mühe mit der Buchführung eines Tante-Emma-Ladens hätten, exekutieren eine europäische Wirtschaftspolitik, wie weiland die Genossen im Ostblock ihre sozialistische Planwirtschaft organisierten. Auch in deren RGW, dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, im Westen besser bekannt unter dem Kürzel Comecon, galt das Primat der Politik. Deren Interessen war die Wirtschaft unterstellt bis in den Bankrott hinein, immer verbunden mit der utopischen Verheißung einer besseren Zukunft, irgendwann dereinst.

Es war der gleiche Schwindel, mit dem uns die EU-Beamten heute zur Rechtfertigung ihrer unnützen Existenz hinters Licht führen wollen. Anfangs, als es erst um die Abschaffung der Öl- und Essigkaraffen in den Restaurants ging, wirkte das noch komisch. Über das Dekret zur Begradigung der Gurken in allen Mitgliedstaaten konnten wir uns amüsieren und Witze reißen. Nun aber ist Schluss mit lustig.

Mit der Festlegung verschärfter CO2-Grenzwerte für Neuwagen hat das Europaparlament der Rubicon überschritten. Bei der Verfügung, den Kohlendioxidausstoß bis 2030 im Vergleich zu 2021 um 37,5 Prozent zu senken, läuft es auf nicht mehr und nicht weniger hinaus als auf die Annexion der Wirtschaft durch die Politik. Par ordre du mufti soll die Autoindustrie gezwungen werden, die Vision der Elektromobilität zu verwirklichen.

Keine Ahnung, wie der Bluff funktionieren soll

Kein Gedanke daran, dass die Rechnung in absehbarer Zeit nicht aufgehen kann, weil niemand weiß, wie das Ganze technisch funktionieren soll. Müsste ein E-Auto doch wenigstens 100.000 Kilometer fahren, um eine bessere Umweltbilanz zu erreichen als die mit fossilen Brennstoffen angetriebenen Fahrzeuge. Vorausgesetzt, die Laufleistung wäre mit einer einzigen Batterie zu erreichen, vorerst ein Ding der Unmöglichkeit.

Aber wer, der vorgibt, den Weltuntergang abzuwenden, hätte sich je um vernünftige Einwände gekümmert. Mehr als die Realität zählt der Plan. Was es mit ihm auf sich hat, was darauf zu geben ist, wusste schon Bertolt Brecht, der alte Spötter, als er dichtete: Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch ‘nen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht.

Die besessenen Propheten freilich waren von solchen Zweifel nie aufzuhalten. Auch mit der Festsetzung einer ebenso unvernünftigen wie unrealistischen Reduktion des Kohlendioxidausstoßes spekulieren sie auf eine Zukunft, in der sie für das Scheitern ihrer Heilsversprechen nicht mehr zu Verantwortung gezogen werden können. Es geht nicht um das morgen, sondern einzig und allein darum, heute als ein „großes Licht“ dazustehen.

Wenn es ernst wird, muss man lügen

In der Politik gehört dieser Betrug samt Selbstbetrug zum Geschäft. Wer darauf hereinfällt, sollte nachher nicht über die Enttäuschung zetern. Bereits vor Jahren hat Jean-Claude Juncker in einer berauschten Stunde gestanden: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“ Die Rosstäuscherei liegt in der Natur der politischen Sache. Das muss uns nicht um den Schlaf bringen. Lassen sich jetzt aber die Bosse der Autoindustrie davon ins Bockshorn jagen, ist Gefahr im Verzuge.

Wie verhält es sich mit der vielfach bewunderten „Stärke der deutschen Industrie“, wenn ihre Anführer zwar wehklagend, aber doch unterwürfig schlucken, was man ihnen in Brüssel vorschreiben will. Werden demnächst EU-Kommissare das Sagen in den Konzernen haben wie seinerzeit die Parteisekretäre in den VEB, den volkseigenen Betrieben des Ostens? Warum lassen sich die Unternehmen erpressen, E-Autos zu produzieren, obwohl sie wissen, dass es sehr viel sinnvoller wäre, die Diesel-Technologie weiterzuentwickeln?

Dieses Kuschen vor dem Staat und vor Brüssel, vor den ideologisch vernagelten Rettern des Weltklimas, ist nicht bloß feige, es könnte uns alle auch teuer zu stehen kommen.

Schließlich braucht man nur drei Jahrzehnte zurückschauen, um sich auszumalen, welchen Bankrott die staatliche Gängelung der Wirtschaft nach sich zieht, in welchem Dreck ein Land nach dem Verlust seiner industriellen Leistungsfähigkeit erstickt. Gestern kündigte Volkswagen bereits den Abbau von 7.000 Stellen in Hannover und Emden an. Es können noch sehr, sehr viel mehr werden.

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Leserpost

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Helmut Bühler / 21.12.2018

Die Autoindustrie kuscht, weil ihre Pläne zur Verlagerung der Produktion in klügere Regionen längst fertig sind. Es hat ja schon begonnen. Alle großen deutschen Autobauer planen Ausbau oder neue Werke in den USA - und das ist erst der Anfang. Hinzu kommt noch, dass kaum jemand diese E-Autos freiwillig kaufen wird. Die sind allenfalls brauchbar als Zweit-, eher Drittfahrzeug. Beim Auto hört der Spaß auch für die deutschen Schafe auf. Wenn die Politik ihnen eines Tages vorschreiben wird, dass sie ein E-Auto kaufen müssen, das sie nicht brauchen können, wird das Kreuzchen in der Wahlkabine verrutschen. Obwohl es für uns alle bitter wird, begrüße ich diese ideologieverblendete Deindustriealisierung Deutschlands. Das linksgrüne Denken hat sich so in Gesellschaft und vor allem Medien hineingefressen, dass wir diese Sekte nur wieder loswerden, wenn ihre Utopien nicht mehr finanzierbar sind und Widersprüche nicht mehr mit Geld zugeschüttet werden können. Deutschland braucht eine profunde Wirtschaftskrise, die das Wohlfühl-Wolkenkuckucksheim zum Einsturz bringt. Ohne Spielgeld wird auch die unkontrollierte Einwanderung ganz schnell zu Ende sein.

Matthias Strickling / 21.12.2018

Ich finde E- Autos toll, bin auch schon mal eins gefahren. Schade das das nicht funktionieren kann- und wenn der Staat es noch so gerne will. Denn wir Bürger müssten die Dinger ja kaufen.  Wir werden sie nicht wollen. Warum? Hat mehrere Gründe. Was glaubt man wo der Strompreis hingeht, wenn mal eben der Bedarf für Strom an ca 30 oder 40 Mio. E- PKWs gedeckt werden muss? Zusätzlich zum Haushaltsstrom natürlich. Glaubt jmd. allen Ernstes dass der Fianzminister auf die Milliardeneinnahmen aus Benzin und der Ökosteuer verzichtet? Die werden natürlich auf das E- Auto oder den Strom umgelegt. Nächster Grund: Selbst wenn es gelingen sollte Stromautoakkus in 1h zu laden ( derzeit utopisch), wie groß werden dann die Stromtankstellen sein müssen? Oder mal eben von der Autobahn runterfahren und bei den nächsten Leuten klingeln- nette Idee, so lernt man neue Leute kennenbeim Kaffee oder Abendessen, währen das Auto lädt. Wie ist es in einem kalten Winter? Ja,ja so einer kann trotz der Klimahitze nochmals kommen, mit Temperaturen so um -10° oder kälter. Mögen Akkus nicht so gerne, werden dann schneller leer. Ohne Heizung und Musik und ohne Lampen fahren, damit man überhaupt zur Arbeit kommt? Und wenn die Stromtanksäulen auf der Arbeit überfüllt sind? oder mal kaputt sind? Übernachten in der Firma, kann ja auch mal ganz Kuschelig sein , wenn es Mehreren so ergeht, Will man das? Wegen der staatlich verordneten Decarbonisierung, Deatomisierung , Deindustrialisierung und Detechnologisierung wird sich diese Frage sicherlich nicht mehr stellen, da die meisten dann sowieso keinen Arbeitsplatz mehr haben und sich auch kein E-Auto zum Luxuxspreis werden leisten können.

Detlef Dechant / 21.12.2018

Am meisten stört mich, dass bei der Öko-Ideologie die Moral in den Hintergrund tritt. Geschredderte geschütze Vögel -kein Problem zugunsten der Windräder. Und Menschenrechte überwachen bei Textilproduktion -aber kein Problem bei Kinderarbeit in kongolesischen Minen zur Förderung von Rohstoffen für Batterien!

Peter Michel / 21.12.2018

Ich bin mittlerweile auch völlig verunsichert, was für ein Fahrzeug ich kaufe. Vielleicht ist man ja mit einem E-Bike besser aufgestellt, wenn die Batterie leer ist, könnte man ja mit Muskelkraft nachhelfen. Eben sitze ich im Zug(fahre sehr selten), aber jedesmal gibts Probleme. Ich bin sehr gespannt auf die Wiederkehr des Sozialismus ohne nationale Volksarmee.

Petra Wilhelmi / 21.12.2018

Ich glaube, den großen, international aufgestellten Unternehmen ist es egal, wie Deutschland abschmiert. 7000 Arbeitsplätze gehen bei VW verloren. Die Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie, über die niemand offiziell heute spricht, kommen noch dazu. Die Arbeitsplätze beim eAuto sind auch nicht sicher, schließlich muss das fahrende “Kühlschrankgehäuse” ja auch verkauft werden und das wird nicht so einfach werden, wenn ich nur bei mir im Wohngebiet an das Aufladen z.B. denke. Die großen Unternehmen verlagern langsam aber sicher ihre Betriebe aus der EU-Zone heraus. BMW fertigt in den USA für China. VW baut in den USA ein neues Werk, wie ich las und ist außerdem in Brasilien und Mexiko im Geschäft. Wozu noch Deutschland? Wenn das Sozialsystem zusammengebrochen ist, weil immer mehr Menschen durchgefüttert werden müssen, wer sollte sich dann noch ein Auto leisten können? Wir gehen den Weg des RGW. In diesem war die DDR auch immer Vorreiter für allen möglichen Bullshit.

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