Thomas Rietzschel / 24.03.2020 / 15:16 / Foto: achgut.com / 38 / Seite ausdrucken

Die Esel geben den Ton an

Das stolze Europa geht in die Knie. Italien muss froh sein, dass ihm China mit Ärzten und technischer Ausrüstung zu Hilfe kommt, ebenso wie Russland, Putins Reich des Bösen. Sogar Kuba, eines der ärmsten Länder der Welt, hat jetzt Ärzte in Marsch gesetzt, um die Corona-Epidemie in der Lombardei einzudämmen. Bei der Ankunft in Bergamo versammelte sich die 52-köpfige Delegation zum Gruppenbild um ein goldgerahmtes Foto Fidel Castros.  

Noch in der Hölle dürfte sich der Máximo Lider vor Vergnügen über die humanitäre Beschämung der „Kapitalisten“ durch die Nachlassverwalter seines kommunistischen Erbes auf die Schenkel schlagen. Wo jene die Zeit verschlafen, sind sie zur Stelle. Kein Wunder, wenn ihnen die Zukunft nochmals gehören würde. Da den Europäern in der Krise nicht mehr einfällt, als die Wirtschaft lahmzulegen, werden sie nach der Pandemie hoffnungsloser als zuvor am Tropf der überlebenden Diktatoren hängen. 

Was wir selbst nicht produzieren wollen, müssen wir dann zunehmend aus Ländern wie China oder Russland einführen, wenn schon nicht gerade aus Kuba. Von der Karibikinsel ist bis auf Weiteres nichts zu erwarten, das der Westen bräuchte, um auskömmlich zu überleben; abgesehen von der Versorgung mit den Zigarren, die ich mir gelegentlich leiste. Die Anderen aber mögen sich bereits heute auf glänzende Geschäfte in der Zukunft freuen. Ökonomisch haben sie das Heft in der Hand. Zahlen müssen die Deppen, die deutschen zumal. Die Entwicklung, die sie angestoßen haben, wird durch die Corona-Epidemie lediglich beschleunigt.

Die Katastrophe nach der Katastrophe

Gesellschaften, die ihr Heil im infantilen Verteufeln des Fortschritts suchen, sollten nicht zetern, wenn sie demnächst auf dem Weltmarkt das Nachsehen haben. Die Katastrophe nach der Katastrophe ist hausgemacht. Wo man lieber Windmühlen betreibt, als auf die sichersten Atommeiler zu vertrauen oder Kohlekraftwerke mit reduziertem CO2-Ausstoß am Netz zu lassen, ist der volkswirtschaftliche Sachverstand perdu. Wo der Umstieg vom Auto auf den Drahtesel zum moralischen Imperativ erhoben wird, sind es eben auch die Esel, die den Ton angeben, störrisch und kopflos bis zum drohenden Bankrott.

Während die Chinesen ihre Produktion bereits wieder hochfahren und die Lager füllen, wiegen sich die Europäer unverdrossen in der Illusion, von der Substanz zehren zu können. Der verordnete Stillstand soll es richten, getreu der alten Beamtenweisheit, dass, wer nichts macht, auch nichts falsch machen kann. Sollte dabei die Wirtschaft baden gehen, mag das am Ende noch denen recht sein, die ohnehin meinen, der Kapitalismus sei die größte Umweltsünde aller Zeiten. 

Verbote und Einsparungen, Beschränkungen der individuellen Freiheit allein haben aber bisher noch keiner Volkswirtschaft geholfen, nach der Krise wieder auf die Beine zu kommen. Wer die fraglos bestehende Gefahr dramatisiert, mag politisch kurzfristig profitieren, indem er sich das Ansehen des Krisenmanagers gibt, auf Dauer aber richten die Hysteriker größeren Schaden an als die medizinisch zu bekämpfende Krankheit.

Politiker, die sich die Kompetenz von Ärzten anmaßen, liefern das Land, Europa, den altersmüden Westen jenen aus, die schon in der Krise mit dem Wiederaufbau beginnen. Um die Demokratie werden sie sich nachher so wenig scheren wie zuvor. In der Not schlägt die Stunde der hilfsbereiten Machthaber, der Máximo Lider.

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Conrad Beckert / 24.03.2020

Nichts gegen Esel. Das sind intelligente und umsichtige Tiere. Was man von den Grünfröschen und Nachhaltigkeitsfanatikern nicht sagen kann. Der Esel hat nur seinen eigenen Sinn - “störrisch” - was man ihm in unserer Untertanenkultur als dumm ankreidet. Er kommt jedenfalls nicht mit wedelndem Schwänzchen angelaufen kommt um das Stöckchen zu apportieren wenn Herrchen es wirft.  Wir sollten eigentlich alle lieber wie der Esel und weniger wie das Schoßhündchen sein.

Hagen Müller / 24.03.2020

Rudhart M.H. / 24.03.2020 Zitat: “...die Esel geben den Ton an. An der renommierten Bergakademie Freiberg, eine der ältesten Montan-Unis weltweit, “forscht” man jetzt an “Nußknackern für Makadamianüsse” und “Ausleihsystemen für Lastenfahrräder mit E-Hilfsmotor. ...” naja, die Sache mit den Makadamianüssen (härteste Nuss der welt) war für eine der vergnüglichen Weihnachtsvorlesungen. Immer gut besucht. Drücke, Kräfte, Widerstandsmomente, Kraftvektoren…. da kann man anschaulich was machen. Die Sache mit den Montanwissenschaften… ja, nur noch ein Feld. Sehen Sie es nicht so negativ. Was die Fahrradgeschichten betrifft, da bin ich ziemlich Ihrer Meinung….

Matthias Braun / 24.03.2020

” Ein Esel, der viele Bücher trägt, ist darum nicht gelehrt.” ( Aus Dänemark )

Heribert Glumener / 24.03.2020

Gute Charakterisierung der europäischen und namentlich deutschen Trottel. Danke. Aber es gibt doch auch gute Botschaften: Dax saust in die Höhe, andere Börsen auch, Ölpreise haussieren. (Börse nimmt also Ende der “Coronakrise” schon vorweg) Und Fritze Merz ist auf dem Weg der Besserung!

Jürgen Fischer / 24.03.2020

Vielleicht liegt es einfach daran, dass der in der “Klimakrise” so bewährte 97%-Konsens hier noch nicht erreicht wurde ...

Sabine Heinrich / 24.03.2020

Sehr geehrter Herr @H.Schmidt, ich verstehe Ihren Ausfall gegen Herrn Grupp nicht; das G durch ein K zu ersetzen und ihn als “oberdeutschen Saubermann” zu bezeichnen - oha - das lässt tief blicken! - Diese wohl als Beleidigung gedachte Namensveränderung haben sicher nur die Älteren verstanden. Meines Wissens ist Herr Grupp einer der letzten mittelständischen Unternehmer, der seine Produktion nicht in Billiglohnländer ausgelagert hat - also hier für den Erhalt von Arbeitsplätzen sorgt -  und zudem jemand ist, der sagt, was er denkt - und seine Meinung nicht nach der jeweils aktuellen politischen Wetterlage ändert. Dass Herr Grupp überhaupt so flexibel ist und die dringend benötigten Atemschutzmasken herstellen lässt, die vor ein paar Wochen ein unbedarfter Minister in Massen nebst Schutzanzügen und Desinfektionsmitteln nach China verschenkt hat, verdient höchste Anerkennung! Aber solche Menschen, die etwas leisten und zudem noch Meinungen äußern, die sich abseits des Mainstreams bewegen, sind ja gewissen Kreisen äußerst suspekt.

Jens Richter / 24.03.2020

@Thomas Holzer: Das wäre auch schlecht, wenn alles so werden würde wie vorher. Seuchenbehörde, schnelles und effizentes Eingreifen nach der ersten Infektion oder bei begründetem Verdacht, Bevorratung an med. Equipment, genug Betten etc sollten schon als Lerneffekt rausspringen. Man hatte in Europa und den USA Seuchen aller Art offensichtlich verdrängt. Passiert nicht, wir sind doch “Erste Welt”. Kurz hat Recht. Das darf nicht noch einmal passieren.

Michael Hinz / 24.03.2020

“Gesellschaften, die ihr Heil im infantilen Verteufeln des Fortschritts suchen, sollten nicht zetern, wenn sie demnächst auf dem Weltmarkt das Nachsehen haben.” Anfang April werde ich umfassender in die Thematik einsteigen können. >>Rolf Peter Sieferle: “Fortschrittsfeinde? Opposition gegen Technik und Industrie von der Romantik bis zur Gegenwart”<<

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