Der Spruch von Ayn Rand ist leider Quatsch. Wer ignorant (und arrogant) genug ist, ignoriert einfach, was er will. D.h. so lange es ihn nicht ins Grab bringt. Das sehen wir doch jeden Tag im politischen und medialen Alltag. Ayn Rand gibt schon Denkanstösse, aber eine Gesellschaft besteht eben nicht nur aus wohlmeinden Individualisten. Deshalb geht es nicht ohne Ordnungspolitik.
„Vom Beginn der Geschichte an standen sich zwei Opponenten gegenüber: der schöpferische Mensch und der aus zweiter Hand Lebende. Als der erste schöpferische Mensch das Rad erfand, reagierte der aus zweiter Hand Lebende. Er erfand den Altruismus“. “Und schließlich: „Das erste Recht auf Erden ist das Recht des Ego. Die erste Pflicht des Menschen gilt ihm selbst. Sein moralisches Gesetz lautet, niemals sein Hauptziel in der Person anderer zu platzieren. Seine moralische Verpflichtung ist, zu tun was er möchte“.” Danke für den hochinteressanten Buchhinweis. Wenn ich das richtig verstehe scheint mir allerdings die Aufsplittung von EGO und Altruismus in 2 voneinander unabhängige Einheiten irreführend. Tatsächlich kann das Eine ohne das Andere nicht sein. Ohne Ich in der Tat kein DU dabei gilt allerdings auch ohne ein (altruistisches) DU im Sinne von Buber kein Ich. Siehe auch die Literatur zur Schizophrenie, Autismus und Sprachentwicklung. Also es läuft am Ende auf die Frage raus, was zuerst da war, das Ei oder das Huhn. Noch komplizierter wirds wenn man den Altruismus die Liebe des Nächsten als Teil der Liebe zu sich selbst begreift. Dies ist vor folgender Überlegung möglich: Was, zum Beispiel wenn sich die Erfindung des Rads dem Überleben des Erfinders verdankt die sich wiederum dem Altruismus seines Retters verdankt? Der Retter in diesem Falle erhält dann quasi das RAD irgendwann als Belohnung für seine selbstlose Tat und kann damit dann sein EGO noch besser befriedigen…... Diese Botschaft, dass das Eine vom Andern schlichtweg nicht zu trennen ist, scheint mir der Kern der jüdischen und christlichen Lehre. Eine isolierte Selbstliebe ist niemals die Voraussetzung der Nächstenliebe wie manchmal von Psychologen teils auch Theologen behauptet. Nein, es ist die Erkenntnis, dass die Liebe zum Nächsten die Voraussetzung zur Umsetzung der eigenen Kreativität ist wie z.B. in 1. Korinther 12 ausgedrückt
Ayn Rand gilt selbst in den eher rechts tickenden USA als sehr weit rechts. Was wiederum das alte, unter Deutschen sehr weit verbreitete Klischee, alle Juden wären Bolschwisten bzw. Marxisten, vollkommen ad absurdum führt. Ayn Rand ist bei uns leider eher unbekannt. Darum einen großen Dank für diesen Artikel, der diesen bedauernswerten Umstand hoffentlich etwas abmildert und den Horizont so erweitert.
“Wenn man Staat und Wirtschaft trennt, wenn man Produktion und Handel nicht reguliert, erreicht man eine friedliche Zusammenarbeit, Harmonie und Gerechtigkeit zwischen den Menschen”, weil dann alle Menschen urplötzlich fair werden und keiner mehr einen anderen auf den freien Märkten bescheisst. Wir haben dann den ökonomischen Gutmenschen und alle gehen abends nach Schließung der Börsen und der Märkte zufrieden zu Bett und danken Frau Rand, dass wir endlich das wohlfahrtsökonomische Optimum erreicht haben. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Frau Rand ist nichts anderes als eine libertäre Märchenerzählerin.
Ich habe “Atlas Shrugged” gelesen, wo Ayn Rands Philosophie sehr gut zum Ausdruck kommt: in den USA herrscht sozialistische Planwirtschaft (mit den bekannten Folgen), die Leistungsträger gründen eine eigene kapitalistische Gesellschaft ohne Steuern und staatliche Strukturen. So richtig kann ich mich mit diesem ego-zentrierten Anarcho-Kapitalismus aber nicht anfreunden. Zunächst findet die Familie hier keinen Platz. Familienleben und insbesondere Kindererziehung ist ohne Opfer und Kompromisse unmöglich - ein Grund für die abnehmende Geburtenrate in unserer egozentrierten und konsumorientierten Gesellschaft. Zum anderen sind die hochbegabten Leistungsträger eine kleine Minderheit in jeder Gesellschaft. Die “Normalos” sind die große Mehrheit und können dadurch den Leistungsträgern das Leben zur Hölle machen (was sie derzeit ja auch tun). Andererseits dürfte es selbst in der digitalisierten Welt für die Leistungsträger schwierig werden, GANZ ohne normale Arbeitskräfte auszukommen. Ganz abgesehen davon, dass Leistungsträger nicht als solche geboren werden und wohl auch im Alter nicht mehr absolut leistungsfähig sind. Um den sozialen Frieden zu erhalten, sind gewisse (steuerfinanzierte) Strukturen wie Bildung, innere und äußere Sicherheit, Infrastruktur, Energieversorgung usw. einfach erforderlich. Eine ideale Gesellschaft sollte dabei auch potentielle Leistungsträger erkennen, die ihr Potential aber nur mit besonderer Förderung ausschöpfen können (Stephen Hawking). Am wichtigsten ist aber wohl: sie sollte nicht von Idioten regiert werden.
Daß Sie , ein ehemaliger Ministerialdirigent aus Bad.-Württ. ,hier Ayn Rand vorstellen macht mich sprachlos und begeistert mich . Herzlichen Glückwunsch an achgut für diesen Autor ! Vielleicht können Sie irgendwann auch Roland Baader ( “Wie Intellektuelle die Welt zerstören “) vorstellen ? Vielen Dank für Ihre sehr guten Beiträge !
Ihren Text, sehr geehrter Herr Grell, habe ich noch garnicht zuende gelesen, da bei mir ziemlich schnell ein großes Interesse für diese Autorin entstand. Bei meiner (Haus-)Bibliothek bin ich auch fündig geworden. Es gibt dort Publikationen in der Originalsprache, aber auch in deutscher Übersetzung, z.T. entliehen, aber größten- teils ausleihbar. D.h., in den nächsten Tagen geht’s “an die Arbeit”. Ich schreibe das alles, um Ihnen mein Dankeschön für Ihren Artikel zu übermitteln.
Danke für Erinnerung an Ayn Rand und Ihr Werk! Brockhaus, 19. Auflage, korrigiert das Versehen und stellt fest, „im Eigennutz den Motor menschl. Strebens, im Altruismus eine zu kolektivist. Unterdrückung führende Gefahr sieht „. Wie wahr sind Ihre Worte, wie nahe an kolektivistische Unterdrückung sind wir durch Linksgrüne unter dieser Regierung schon vorgerückt! Ohne massiven Widerstand werden wir von Konsequenzen erbarmungslos erdrückt!
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