Dushan Wegner, Gastautor / 20.04.2019 / 06:15 / Foto: Gyrostat / 47 / Seite ausdrucken

Die Empfangsstörung des Staatsfunkers

Es gilt seit biblischen Zeiten schon als unanständig, über menschliche Gebrechen zu spotten. Da wäre etwa diese Begebenheit aus dem robusteren der Testamente:

Und als der den Weg hinabging, kamen kleine Knaben zur Stadt heraus und verspotteten ihn und sprachen zu ihm: Kahlkopf, komme herauf! Kahlkopf, komme herauf! Und er wandte sich um, und als er sie sah, verfluchte er sie im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem Walde und zerrissen zweiundvierzig von den Kindern. (2. Könige 2:34f)

„Hui“, sagt der Gläubige, „Gott mag es wirklich nicht, wenn man sich über Leute ob ihrer Beeinträchtigungen lustig macht.“ Einen Menschen ob seiner körperlichen oder auch geistigen Mängel zu verspotten, das gilt bis heute als unhöflich – außer man ist Staatsfunk, und derjenige gehört zur Opposition, klar, aber sonst ist es äußert verpönt.

Eine Sendeanstalt, deren Slogan sich seit gefühlten Jahrhunderten über Menschen lustig macht, die durch einen Unfall oder einen Krankheit ein Auge verloren haben – „mit dem Zweiten sieht man besser“ – und dabei TV macht für Leute, die sich trösten, mit den Dritten würde man besser kauen – diese Qualitätsanstalt legte gerade wieder einen jener Fälle vor, der mich fragen lässt, was Komparativ und Superlativ von „blind“ sein könnten. (Blind, blinder, GEZ? Es steht zur Debatte.)

Ein Füllhorn haltungsjournalistischer Absurdität

Am Vormittag des 18. April 2019 verkündete das Zweitaugen-Fernsehen über einen bekannten Kurznachrichtendienst:

Europa gehört laut @ReporterOG zu den Regionen, in denen sich die Lage am stärksten verschlechtert hat. (es folgt ein Link, und im Bild steht dann:)

Reporter ohne Grenzen sieht Pressefreiheit in Europa verschlechtert. – »Auch in Europa münden gezielte Diffamierungen und aggressive zum Teil hetzerische Kampagnen populistischer Politikerinnen und Politiker gegen Medien in reale Gewalt« – Katja Gloger, 18.4.2019, Vorstandsprecherin Reporter ohne Grenzen (@ZDFheute, 18.4.2019, Fettschreibung im Original)

Dieses Zitat ist ein Füllhorn haltungsjournalistischer Absurdität, beginnend mit dem ernsthaften Gebrauch eines heute nur bedingt seriös zu verwendenden DDR-Begriffs („hetzerisch“), mit der Genderisierung der angeblich „populistischen“ Politiker et cetera. Auch dass die Dame für eine Organisation arbeitet, die ihre Existenzberechtigung aus angeblicher oder tatsächlicher Bedrohung von „Journalisten“ bezieht – all das zu hinterfragen, erwartet man schon längst nicht mehr vom Staatsfunk.

Als ich die Meldung las, die direkt darauf folgte, war ich einen Zweitaugenblick lang fassungslos über die Blindheit der Staatsfunker in eigener Sache. Die unmittelbar folgende Meldung aus derselben Quelle lautet:

Heute Nacht sind drei Werbefahrzeuge der #AfD abgebrannt. Die Polizei geht von Brandstiftung und einer politisch motivierten Tat aus, der Staatsschutz ermittelt. (@ZDFheute, 18.4.2019)

Wer Medien kritisiert, ihnen ihre Lügen und Halbwahrheiten, ihre Auslassungen und ihre antidemokratischen Kampagnen vorwirft, der soll schuld sein an angeblichen Übergriffen? (Notiz: Wie viele davon stammen in Wahrheit von Antifa-Schergen?) – Ach, Himmel, wirf Hirn in die Redaktionen und Gewissen, wenn du es wirklich gut mit uns meinst.

Vom Staatsfunk dämonisiert

Sind dann in selber Logik nicht ARD und ZDF mitverantwortlich für Angriffe und Einschüchterung von Oppositionellen? Seit die AfD wagte, sich als parteigewordener Widerspruch zu Merkels „Alternativlosigkeit“ aufzustellen, wird sie vom Staatsfunk dämonisiert – und dann auch Opfer von Angriffen und Gewalttaten.

Angriffe auf eine Partei sind Angriffe auf die Demokratie selbst. 2013 müssen ARD und ZDF gelbes Blut geleckt haben, als sie ganz wesentlich dazu beitrugen, die FDP aus dem Bundestag zu kegeln. Seitdem, um die Terminologie der „Guten“ zu verwenden, „hetzen“ sie gegen eine einzige Partei, werfen ihr oft vor, was ihre eigenen Freunde unternehmen – und sie erkennen kein bisschen, dass sie es waren, die eine Stimmung schufen, welche Häuser und Fahrzeuge der Opposition in Flammen aufgehen lässt, welche Politiker (und gelegentlich auch Wähler) in einem Zustand der Angst hält – und halten will. Sehen die das wirklich nicht? Sind die wirklich so blind? Muss man sich Sorgen machen oder darf man einfach laut lachen?

Man könnte sich über die manifeste Blindheit der Staatsfunker aufregen. Man könnte sich fragen, wie ein Mensch gleichzeitig jedes Husten in seine Richtung als kurz-vor-terroristisch deuten kann, aber seine eigene ununterbrochene Hasskampagne nicht erkennt.

Wir alle haben „Splitter im Auge“

Es ist alles so biblisch dieser Tage, also will ich ein weiteres Mal die Bibel zitieren:

Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? (Matthäus 7:3)

Wir alle haben „Splitter im Auge“, haben Fehler, Sie, ich, wir alle (nur Elli nicht). Staatsfunker aber sehen die Splitter im Auge der Regierungsgegner mit dem Super-Mega-Teleskop, das manchmal sogar Dinge sieht, die gar nicht da sind – sie selber aber haben ganze Schutthalden an Sperrholz in ihrem Auge stecken, und wie es ihnen gelingt, das wissen nur sie selbst – es muss am „zweiten Auge“ liegen.

Ich bin an dem Punkt angelangt, dass es mir immer schwerer gelingen will, auf die blinde Verbohrtheit und verbohrte Blindheit der sogenannten „Guten“ wütend zu sein.

Ich lache über die Staatsfunker, doch ich lache leise – nicht dass da noch ein Bär daherkommt und mich auffrisst.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht

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Frank Volkmar / 20.04.2019

.... und immer wieder die “Experten” der Grünen als Sachverständige im DLF. Ein “Bombardement” mit guten, d.h., grünen “Expertisen” , das ich täglich vernehme mir aber nach Auffassung der mainstream-Medien nur als negativ einbilde, weil “das Richtige” kann nur richtig sein und “das Falsche” (Anm :  Das ist das was die “Rechtspopulisten” absondern selbst dann wenn es im Kern wahr ist) ist nicht “das Richtige”. Insofern eine folgerichtige Informationspolitik, denn man soll ja immer sagen wie es richtig ist, also gemacht werden soll und nicht wie es falsch ist. Ausnahme ist wenn man eben nicht an den anders Meinenden oder an Trump vorbeikommt.

Wilfried Cremer / 20.04.2019

Wir leben in Absurdistan, wo Wert und Unwert sich verkehren. So ein Typ mit Riesenschnauz, der hat das ja vorhergesagt, den Trichter dafür aber noch nicht ferngesehen.

Werner Arning / 20.04.2019

Meine Frau und ich hatten die schlechte Gewohnheit während des Abendessens die heute-Nachrichten im Zweiten zu schauen. Seit geraumer Zeit weigere ich mich, diese zu schauen. Doch meine Frau besteht darauf, aus purer Gewohnheit (oder langweilt sie sich mit mir?). Jedenfalls habe ich der Sprecherin oder dem Sprecher den Rücken zugekehrt. Ich bemühe mich, nicht hinzuhören. Bekomme natürlich trotzdem vieles mit - und leide still. Wenn dann wieder ein Bericht über Trump oder eine Steueraffäre der AfD kommt, wenn ein Grüner die Welt erklärt, wenn ein Linker sich empört, wenn Merkel bewundert wird, wenn Steini milde spricht, wenn die SPD Initiative zeigen will, wenn über die demnächst bevorstehende Klimakatastrophe, die Flüchtlingshelfer im Mittelmeer, die blöden Engländer und manches andere berichtet wird, was dem Staatsfunk am Herzen liegt, wenn schlecht gemacht und wenn schöngeredet wird, dann rede ich laut dazwischen und zwinge meine Frau zu einem Gespräch. Dann lobe ich das Essen, dann spreche ich über das, was morgen ansteht, oder über einen Film, den ich gerne sehen würde. Denn für mich ist das ZDF zu einer Folter geworden. Und wenn der Folterknecht an seine Arbeit geht, hilft nur noch gedankliche Ablenkung, Flucht ins Unpolitische. Dann heißt die Devise : Einfach übertönen.

Frank Mora / 20.04.2019

Wenn man die Meldung als “zwischen den Zeilen Lesekundiger” liest weiß man sie einzuschätzen. In D werden zunehmend Journalisten bedroht und angegriffen “am Rande” von AfD und Pegida-Veranstaltungen. AM RANDE und nicht VON. Von den Demonstranten? Oder von den Gegendemonstranten? Für Lesekundige und Augenzeugen ist die Sache Klar. Was ist eigentlich aus den Ermittlungen nach Angriffen auf Gerichte geworden? Zum Beispiel in Leipzig auf das Bundesverwaltungsgericht, den Bundesgerichtshof und das Landgericht?

Okko tom Brok / 20.04.2019

Kann man bereits sagen, dass der Kampf um unsere Demokratie verloren ist? Oder anders gefragt: Was könnte dem bereits aussichtslos erscheinenden Kampf zur Rettung der Demokratie in Deutschland noch eine Wende geben? Was müsste passieren, um sehr viele Menschen wieder ernsthaft (also ergebnisoffen) nachdenken zu lassen? Das wäre eine kleine Gedankenreise wert.

Handle Alois / 20.04.2019

Herr Dushan Wegner Ihr Artikel ist SUPER. es tut einem bis in die Seele hinein WEH, wie die steuergelder finanzierte Mainstreammedien an der Demontage der Demokratie mithelfen. Es tut jedoch auch sehr SCHMERZEN, wie dumm (die Macht der Dummheit) viele Bürger sind, wie kann es sonst sein, dass die etablierten Parteien trotz all dem soooo viele Stimmen erhalten. Ist es wirklich so, dass man das Volk mit “Brot und Spielen” und herzerweichende Storys (Greta) in jede erdenkliche Richtung lenken kann.? Auch in meinem Bekanntenkries erlebe ich sehr oft, dass auch mir lieb und wichtige Personen kaum etwas zu der “Verarschung der manipulativen Medien” hören wollen. Wenn ich von Berichten z.B Achgut erzähle, halten sie sich die Ohren zu (bildlich gesehen) und raten mir, mich nicht mit sooo Infos zu belasten.  Hochachtungsvoll   Alois

Gert Köppe / 20.04.2019

Ich freue mich schon auf den Tag, an dem die “Staatsfunker” endlich an die Luft gesetzt werden. Diese Hetzer sind untragbar für eine demokratische Gesellschaft. Ich habe es ja schon einmal, am Ende der DDR, erlebt. Ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, das diese “Kanallie” dann mal versuchen muss ihr Dasein ohne die Zwangsgebühren-Alimentierung zu fristen. Das erzeugt eine Menge dummer Gesichter. Herrlich! Auch wie sie sich dann winden und wenden und behaupten doch schon immer das Gute gewollt zu haben, und “wahre Demokraten” waren sie allesamt ja auch schon immer. Man hatte sie ja formlich “gezwungen” so zu Berichten und sie könnten nichts dafür. Unschuldslämmer, Bla-Bla-Bla! Hoffentlich kommt der Tag bald, ich kann es kaum erwarten. Auch für diese “Wahrheitsverdreher” gilt der Satz “Nichts ist für die Ewigkeit”. Sollten sie sich besser hinter die Ohren schreiben.

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