Wolfgang Meins / 07.07.2020 / 12:00 / Foto: Pixabay / 97 / Seite ausdrucken

Die Einäugigkeit der deutschen Migrationsforschung

In der deutschen Migrationsforschung, wahrscheinlich aber nicht nur dort, werden die psychischen Folgen der Migration bei der einheimischen oder autochthonen Bevölkerung vollständig ausgeklammert. Warum? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Und überhaupt: Wurden und werden uns nicht Menschen geschenkt, und ist das nicht vielmehr ein Grund zum Freuen? Wer stattdessen darunter zu leiden glaubt, der sollte an seiner Haltung und Einstellung arbeiten. So oder so ähnlich könnten die Antworten der Migrationswissenschaftler lauten. 

Das Konzept der Solastalgie

Dieses Desinteresse der Migrationsforschung verwundert auch deshalb, weil es mit dem Begriff der Solastalgie eigentlich schon ein wissenschaftliches Konzept gibt, unter dessen Dach man sich diesem Thema zuwenden könnte. Denn Solastalgie nimmt die psychischen Auswirkungen von Veränderungen oder Zerstörungen der Umwelt, also der natürlichen und materiellen Bedingungen, in und mit denen wir leben, in den Blick. 

Und dazu gehört natürlich auch ein Wandel in der ethnischen Zusammensetzung der uns umgebenden Menschen – samt den dadurch wiederum ausgelösten weiteren Veränderungen unserer Umwelt, sei es in der unmittelbaren Nachbarschaft, im Stadtviertel, am Arbeitsplatz oder auch in der Stuttgarter Innenstadt. Im Gegensatz zu den Migrationsforschern haben die Klima-Alarmisten natürlich die Solastalgie für sich entdeckt und subsumieren darunter die klimawandelbedingten psychischen Störungen. Das allerdings ist schlicht Unsinn, da es keine klimawandelbedingten psychischen Störungen gibt, sieht man von den besonders empfindsamen Seelen ab, die durch den Hype um die „Klimakrise“ einen Angst-Schaden erlitten haben. Aber das ist ein anderes Thema.  

Der Begriff Solastalgie geht zurück auf den australischen Philosophen Glenn Albrecht, der nahe Sydney in einer stark vom Kohletagebau geprägten Region aufwuchs. Bei einem späteren Besuch dort fiel ihm unter der Bevölkerung eine bestimmte Stimmung und Gefühlslage auf, die er als Reaktion auf die stattgehabte, bergbaubedingte, starke Veränderung ihrer Heimat auffasste – so eine Art Trauer um den (teilweisen) Heimatverlust. Es geht bei dem Konzept also um eine durch erhebliche Umweltveränderungen bedingte psychische Not, die durchaus noch unter der Krankheitsschwelle angesiedelt sein kann, bei der es sich – was in Bezug auf die Migration noch näher zu untersuchen wäre – aber auch um Vorboten von psychischen Störungen wie Depression, Ängsten oder auch Schlafstörungen handeln kann. 

Nur die Interessen der Migranten zählen

Aber die Migrationsforschung interessiert sich nicht für solche Themen. In ihrem Fokus stehen ausschließlich die Interessen von „Schutzsuchenden“ oder „Geflüchteten“. Dem hat sich alles unterzuordnen. Der schon länger hier lebenden deutschen Bevölkerung und deren Problemen mit Migration und Migranten wird im besten Fall mit Desinteresse, im schlimmsten mit Ausgrenzung begegnet. 

Ein geradezu paradigmatisches Beispiel für die selbstverordnete Einäugigkeit ihrer Forschung hat gerade der Rat für Migration (RfM) geliefert. Bei diesem Verein handelt es sich um einen großzügig gesponserten Zusammenschluss von nahezu der gesamten deutschen Migrationsforschungsszene. Ziel ist die „kritische Politikbegleitung zu Migration und Integration“, wobei die „Medienschaffenden“ als Transmissionsriemen dienen.  

Migration als Wunschkonzert

Pünktlich zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft, während der ja auch die EU-Asylpolitik reformiert werden soll, hat der RfM unter Federführung der Kulturanthropologin und Grenzregimeforscherin Prof. Sabine Hess von der Uni Göttingen ein „Policy Paper“ mit dem Titel „Effektive und faire Flüchtlingspolitik ohne Vorprüfung und Hotspots“ verfasst. Der Kern der Botschaft lässt sich problemlos in einem Satz zusammenfassen: Nach Registrierung an den EU-Außengrenzen sollen alle Schutzsuchenden ohne Vorprüfung innerhalb von sieben Tagen in das EU-Land ihrer Wahl gebracht werden, wo dann ein sorgfältiges Asylverfahren zu erfolgen hat. Der Rest des Papers ist Wissenschaftslametta, bestehend vor allem aus dem Versuch, durch Verweise auf vermeintlich eherne und auf ewig in Stein gemeißelte rechtliche Grundlagen die eigene Agenda als alternativlos darzustellen. 

Es versteht sich von selbst, dass wahrscheinlich oder auch sicher eintretende Kollateralschäden einer solchen Migrationspolitik – vor allem in Bezug auf des Flüchtlings Sehnsuchtsort Deutschland – mit keinem Wort  berücksichtigt werden. Dass dieses Policy Paper sich auch noch auf eine Auftrags-„Expertise“ stützt, die direkt aus der Feder von zwei Open-Borders-Aktivisten stammt, krönt die ganze Angelegenheit. Nur damit keine Missverständnisse entstehen: In den heutigen Geisteswissenschaften bedeutet ein Begriff wie Grenzregimeforschung natürlich nicht, sich wissenschaftlich mit der, je nach Problemlage, angemessenen Perfektionierung von Grenzregimes zu beschäftigen, sondern mit deren Denunzierung. Man kämpft für die „Humanisierung/Vermenschenrechtlichung“ und gegen die „Versicherheitlichung“. 

Gepflegt wird die reine Lehre

Zumindest die tonangebende Mehrheit der deutschen Migrationsforschung hat sich – großzügig alimentiert von Steuerzahlern und Stiftungen – in einem geschlossenen System eingerichtet. Man pflegt die reine, linksradikale Lehre von den offenen Grenzen und einer ebenso großzügigen wie bedingungslosen Willkommenskultur für jeden „Schutzsuchenden“. Die damit verbundenen negativen Auswirkungen – etwa in Bezug auf Sozialkapital, innere Sicherheit, Kriminalität, schulische Bildung, Sozialkassen, Wohnungsmarkt und seelisches Wohlergehen der Einheimischen – verlangen geradezu danach, im Schulterschluss mit den Medien ausgeblendet, geleugnet, relativiert oder beschönigt zu werden. Ansonsten wäre die kognitive Dissonanz zwischen imaginierter Open-Borders-Idylle und eher trister oder auch trostloser Realität nicht auf Dauer zu ertragen. Selbst die ewigen Lobgesänge auf Vielfalt und Buntheit reichten da nicht aus. 

Denn trotz aller Anstrengungen sind leider weite Teile der Bevölkerung immer noch nicht überzeugt von den Segnungen einer grenzenlosen Migration. Deren Meinung zählt aber nicht nur nicht, sie soll im öffentlichen Raum möglichst auch nicht hörbar sein. Dazu war und ist es erforderlich, eine weitere Front zu errichten, und zwar gegen vermeintliche Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus und alles, was sich irgendwie rechts verorten lässt. Bei der Verteidigung dieser Frontlinie werden die Migrationswissenschaftler von zahllosen Initiativen und Projekten unterstützt, wobei die Freudenberg Stiftung praktischerweise sowohl den RfM als auch etliche dieser Initiativen sponsert. 

Ein ethisches Dilemma?

Das Thema der RfM-Jahrestagung im November 2020 fällt nicht gerade überraschend aus: „Kritik rassistischer Praktiken“. Das wird sicherlich eine solidarische und nur wenig kontroverse Diskussion, wenn es darum geht, „die komplexe Wirksamkeit und Normalität rassistischen Denkens und Handelns sowie rassistischer Narrative (in Deutschland) zu erfassen.“ Als Ergebnis dürfte das Zerrbild eines Landes herauskommen, in dem der Rassismus allgegenwärtig ist. Aber will und darf der RfM diese furchtbare deutsche Realität dann wirklich auch noch den künftigen Migranten zumuten? Bahnt sich hier vielleicht ein schier auswegloses ethisches Dilemma an? Ich fürchte nicht. Denn schließlich ist des Linken liebste Beschäftigung ja die Umerziehung – in unserem Falle durch den zügigen flächendeckenden Ausbau von Rassismus-Beratungsstellen und verpflichtende Schulungen für die Werktätigen.  

Foto: Pixabay

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Martin Müller / 07.07.2020

Wenn man das alte Europa zerstören will, dann geht das natürlich auch mit Hilfe massiver Zuwanderung aus fremden Kulturen. Es geht gegen die Einheimischen, darum interessieren deren Belange die Migrationsforscher nicht, ganz im Gegenteil. Ziel ist die Schaffung einer multikulti-öko-sozialistischen EUDSSR. Je heterogener die europäische Bevölkerung der Zukunft, desto geringer ist Zusammenhalt, desto einfacher die Abschaffung der Nationalstaaten, desto einfacher lassen sich die Einheimischen diffamieren….

Marco Stein / 07.07.2020

Wer ein Problem damit hat, dass Araber und Afrikaner unsere Heimat entern, die deutsche Gesellschaft spalten, unsere Bahnhöfe zu NoGo Zonen und ganze Großfamilien als Clans die Unterwelt unter ihre Kontrolle bringen, ist ein Rassist. Selbsthass und Selbstverleugnung kann so logisch und einfach sein. Wie bei Corona oder beim Klima, wer eine andere Meinung als Links-Grün hat ist entweder Rassist, Faschist, Nazi oder Verschwörungstheoretiker. Damit bringt man jeden zum Schweigen. Wir, die hier schon länger leben, müssen erst noch lernen zu kuschen, wenn es um die Interessen der hoch geschätzten Neubürger geht. Das die Neubürger nun doch nicht wie versprochen alle IT-Spezialisten, Gefäßchirurgen und Ingenieure für Nanotechnologie sind konnte doch niemand vorher wissen. Der kürzlich in Deutschland festgenommene syrische Arzt, der in Syrien Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt hat, durfte hier jahrelang als Arzt arbeiten, der Ex-Bodygaurd von Goldstück Osama Bin Laden war uns so wertvoll, dass ein Zwangsgeld erhoben wurde und der ehrenwerte Mann zurück nach Deutschland geholt werden sollte, um hier Goering Eckart sagt, auch ohne Arbeit gut und gerne leben zu können. Wozu Einreisekontrolle, das wäre Rassismus. Und die paar hundert ermordeten und/oder vergewaltigten Deutsche, was soll’s, mehr bekommen wir für unsere jährlichen 55.000.000.000 Euro eben nicht. Und wenn arabische Nichtsnutze in unseren öffentlichen Badeanstallten die Sau rauslassen müssen wir Kuffar eben kuschen. Man stelle sich nur vor die Polizei käme und würde den Bengeln die Hosen so stramm ziehen, dass die nie wieder auf die Idee kämen sich so zu verhalten…........blanker Rassismus. Wie gesagt, wir müssen lernen zu kuschen, viele der schon länger hier lebenden haben das schon sehr sehr gut drauf.  Und Weihnachtsmärkte werden durch Betonpoller erst richtig gemütlich und wer muss schon Schweinefleisch in der Kantine essen oder Kreuze aufhängen. Ansonsten hält man eine Armlänge Abstand. Alles gut.

Markus Kranz / 07.07.2020

Die Migrationsforscher können gerne mit den Migranten zusammenleben. Hauptsache, sie müssen Visa beantragen, wenn sie nach Sachsen einreisen wollen. Also die Migrationsforscher ;)

A.Engel / 07.07.2020

Übrigens, der Einztige unseres politischen Establishment’s, der sich die Worte der Theologiestudentin MDB zu Herzen genommen hat ist Martin Patzelt von der CDU und seine Frau, die zwei Flüchtlinge bei sich zu Hause aufgenommen hatten. Die Theologiestudentin hatte vermutlich den Offenen Brief von Martin Patzelt an Herrn Ströbele vom 29.09.2014 gar nicht gelesen bevor sie nach Lesbos reiste. Sicher hat sie zu viel damit zu tun, ihre Gutherzigkeit medienwirksam zu iszenieren, wie sie aus nächster Nähe die Dramatik der Flucht übers Meer auf der Insel Lesbos erlebt hat. Die Bilder, wie sie ein Kind herzte haben wir noch in Erinnerung. Großzügig, wie ein so edles Herz nun mal ist, hat sie dieses Geschenk sicher nicht, wie Herr Patzelt, mit nach Hause genommen, sondern nach dem Fotoshooting weitergereicht.

Andreas Rochow / 07.07.2020

Es ist beklagenswert, wie sehr sich ein Parlement ohne jegliches Problembewusstsein von außerparlamentarischen antinationalen Institutionen und Thinktanks führen lässt, ohne nachzuschauen, wer diese finanziert und wessen Interessen sie dienen! Politik in einem demokratisch verfassten Staat heißt permanente Offenlegung der Interessen. Es ist die bkanke Unwahrheit zu behaupten, die Mehrheit sehne sich nach mehr Migranten, mehr migrantischer Gewalt, mehr Hetze gegen vermeintliche deutsche Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus, nach Plünderung unserer Sozialkassen, Niedergang des Bildungssystems und Wohnungsmangel. Das ist hanebüchen und stammt aus dem Propaganda-Kochbuch extrem linker Demokratiefeinde, die in der Bundesregierung dubiose Förderung und freies Geleit genießen, inm Einzelfall sogar strafrechtliche Immunität! Ist den wahren Demokraten der Bundesrepublik - besonders unter den Mitgliedern der Parlamente - nicht mehr klar, dass sie angetreten sind, um eben dieses alles abzuwenden und im Auftrag des Souveräns mit aller Macht zu verhindern?

Frank Holdergrün / 07.07.2020

Das Multikultivielfalts-Mantra ist so simpel, so kindlich, so einfach, es muss schlicht wahr sein. Wiederholungen zwingen Schwache auf die Knie, nichts will der Mensch mehr als glauben, an das Gute und Gerechte. Dann wird alles gut. Erbarmen den Merkellemmingen, die Karawane zieht von 1985 gen 1989, Geld und Können spielen keine Rolle mehr, Hauptsache Islamisierung.

Ralf Pöhling / 07.07.2020

Die deutsche Migrationsforschung erfüllt den selben Zweck, wie die deutsche Klimaforschung. Das ist in weiten Teilen keine Forschung, sondern Werbung. Und zwar Werbung für ein Produkt, was ohne diese Werbung niemand haben wollen würde.

Bernd Simonis / 07.07.2020

Echte Asylsuchende und Kriegsfüchtlinge willkommen für die Dauer des Krieges, auch wenn sie durch sichere Länder gezogen sind. Aber Passwegwerfern sagt man ins Gesicht, was man von ihnen hält. Für diese habe ich null Empathie.

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