Rainer Bonhorst / 03.06.2020 / 06:15 / Foto: DonkeyHotey / 83 / Seite ausdrucken

Die Donald-Trump-Schaukel

Hier in kurzen Worten das Wesen einer Schaukel: Es geht auf und nieder und wieder rauf. Donald Trump ist ein Veteran der politischen Schaukel. Die Frage ist: Wo sitzt er am 3. November, wenn die Amerikaner wieder ihren Präsidenten wählen. Oben oder unten?

Angefangen hat Donald Trump ganz unten. Die Republikaner haben ihn nicht ernst genommen. Dann hat er sie überrollt und sich und sie nach oben geschaukelt. Bei den Republikanern war er jetzt oben, aber bei den Demokraten und in der veröffentlichten Meinung hing er weiterhin unten durch. Hillary Clinton nahm ihn – wie anfangs die Republikaner – nicht ernst und hat ihn als dankbaren Gegner belächelt. Dabei vergaß sie, dass sie offenbar noch weniger beliebt war als der Donald. Und über Nacht war er ganz oben, nämlich im Weißen Haus.

Dort machte er seine America-First-Wirtschaftspolitik und seine Niedrig-Steuer-Politik, und innerhalb kurzer Zeit schaukelte sich die amerikanische Wirtschaft hinauf in die Höhe. Und Trump ebenso. Er wurde der Wirtschaftswunder-Mann, der die Wiederwahl fast schon in der Tasche hatte.

Dann kam Corona, und die Präsidentenschaukel senkte sich scheinbar unaufhaltbar nach unten. Donald Trump versagte. Mal als Elefant im Porzellanladen, mal als hilfloser Zappelphilipp. Und das Virus vernichtete sein Wirtschaftswunder. Aus der niedrigsten Arbeitslosigkeit wurde die höchste. Aus den wenigsten Firmen-Pleiten wurden die meisten. Seine Aussicht, im November wiedergewählt zu werden, schaukelte abwärts.

Die Stunde des Law-and-Order-Mannes

Dann kam Minneapolis und der Polizei-Mord an dem schwarzen Kleinkriminellen George Floyd. Amerikas schwelende Rassismus-Wunde brach wieder auf. Die Proteste gegen eine nicht farbenblinde Polizei wuchsen sich zu einem landesweiten Aufruhr aus. Protestgewalt und Polizeigewalt schaukelten sich hoch. Der Präsident schaukelte mit, indem er sagte: „Wenn das Plündern beginnt, beginnt das Schießen.“ Hässliche Szenen, aber wohin führen sie den Schaukel-Präsidenten?

Wenn ein Land im Chaos versinkt, kommt – egal, wo auf der Welt – die Stunde des Law-and-Order-Mannes. Also auch die Stunde Donald Trumps? Dass er ein rabiater Law-and-Order-Mann ist, beweist er mit Nachdruck. Die Gouverneure, die nicht energisch genug gegen schwarze Randalierer vorgehen, beschimpft er als Feiglinge. Die Welt, die demonstrativ für den ermordeten George Floyd niederkniet, ignoriert der America-First-Präsident sowieso. Er hofft ganz offensichtlich, dass die Randale in all den amerikanischen Städten ihn als Mann der Ordnung wieder nach oben schaukelt. Und er könnte recht damit haben.

So sehr die Demokraten für Rassenfrieden plädieren und Trumps harte Hand mit Verachtung strafen: Der Wunsch nach einer Rückkehr zu ordentlichen Verhältnissen könnte bei der Mehrheit der Amerikaner überwiegen und ihr Entsetzen über den brutalen Polizisten von Minneapolis in den Hintergrund drängen. Der Mord kann mehr Afro-Amerikaner als üblich zu den Wahlurnen und damit zu den Demokraten treiben. Aber die randalierenden Schwarzen könnten sich unterm Strich als unfreiwillige Wiederwahl-Helfer für Donald Trump entpuppen.

Dann sähe seine Schaukel-Bilanz so aus: Unten, weil Außenseiter; oben im Weißen Haus; ganz oben als Wirtschafts-Wundermann; wieder runter als Corona-Versager; und dann im Chaos wieder oben als Hoffnungsträger für Ruhe und Ordnung.

Knapp wird es allemal. Die beste Hoffnung des alten weißen Demokraten Joe Biden, das neuerliche Hochschaukeln Donald Trumps zu bremsen, wäre die Wahl einer coolen schwarzen Frau als Vize-Kandidatin. Aber ob das reicht? 

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Leserpost

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P. F. Hilker / 03.06.2020

Die Deutschen sind noch nie mit dem Ami klargekommen. Also auch jetzt nicht. Trump zeigt klare Kante. Dafür ist er gewählt worden.

herbert binder / 03.06.2020

Gehen die “Geschäfte” von Mister President tatsächlich im Krebsgang, wie der werte Autor genußvoll, wenn auch verklausuliert, hofft? Sein gutes Recht. Ich mache mich lieber über das Foto her. Ein nackter und wohlfrisierter amerikanischer Kaiser. Aber auch ein Schatten (seiner selbst)? Vorsicht, der Mann läuft ansonsten mit aufgekrempelten Ärmeln rum, wie unschwer zu erkenen ist - ganz im Gegensatz zu einer um etliche Jahre jüngeren Missis Schlaffi. Noch ein Wort zur Schaukel. Die ist niemals unten oder oben, die ist immer nur und vor allem eins: in Bewegung. Darin nicht unähnlich dem Athleten, der geht bewußt und nur deshalb ein paar Schritte zurück, um dann weiter oder höher zu springen (springen zu können). Wir dürfen spekulieren und…man wird sehen.

Hans-Jacob Heidenreich / 03.06.2020

“Dass er ein rabiater Law-and-Order-Mann ist, beweist er mit Nachdruck”? Soso. Da scheint jemand seine Informationen aus der bundesdeutschen Qualitätspresse zu beziehen, und die Achse schaukelt sich damit - hoffentlich nur ausnahmsweise - auf deren Niveau. Hoffentlich schaukelt sie sich gleich wieder hoch und bleibt dort!

sybille eden / 03.06.2020

Diese “Demonstrationen” sind genauso wenig gegen Rassismus gerichtet wie die Krawalle von Hamburg gegen den G7 Gipfel. Sie sind gegen das “System” gerichtet, gut organisiert und linksfanatisch.

Günther Wirst / 03.06.2020

Ich frage mich schon seit längerem, wie der Joe Biden, mit seinen in letzter Zeit immer wieder unter Beweis gestellten kognitiven Fähigkeiten, in einem öffentlichen Kandidatenhearing bestehen soll. Der liefert doch bei so einer Konfrontation jede einzelne Minute einen Grund, den Trump wiederzuwählen.

Günther Wirst / 03.06.2020

Bei allen Fehlern die Donald Trump hat: Wer würde daran zweifeln, dass Deutschland mit Trump an der Spitze weit besser dran wär als mit der Angela Dorothea (demnächst 66) aus der Uckermark (ehemals DDR).

Stefan Baldur / 03.06.2020

Randale ist wohl nicht der richtige Ausdruck, für das was dort passiert. Bezeichnen wir auch die G20 oder 1. Mai Gewaltexzesse als Randale? Hier wird geplündert, gebrandschatzt, etc… das ist nicht tolerierbar ( ausser in der BRD natürlich).

Peter Petronius / 03.06.2020

“(...) und dann im Chaos wieder oben als Hoffnungsträger für Ruhe und Ordnung.” Das mag in den 1960ern bei den Berkeley riots funktioniert haben. Die Prioritäten der westlichen Gesellschaft haben sich in den letzten 50 Jahren auch in den USA stark verändert, wohl auch wegen des, aus Europa reimportierten Hippietums. Ein Statement einer 58-jährigen Soze-Vorsitzenden wie “58 und RAF. Selbstverständlich” hätte in den 1970ern zu einem lauten Aufschrei der Gesellschaft geführt.

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