Ich kenne Hochschullehrer in geisteswissenschaftlichen Fakultäten, die sich schon scheuen, auch nur ein “befriedigend” zu geben, weil das bei Studenten bereits Panik auslöst und zu juristisch begleiteten Rundumschlägen führt, um die Noten anzuheben. Dazu werden von der Hochschulleitung dann Berichte und Begründungen usw. angefordert. Um diesem ganzen zusätzlichen unbezahlten Arbeitsaufwand zu entgehen, geben viele gleich ein “gut” oder “sehr gut”. Soll doch der Absolvent damit glücklich werden. Im Job, sofern er einen bekommt, wird er dannschon scheitern. Leider ist Letzteres auch nicht der Fall, weil diese Absolventen irgenwo in der öffentlichen Sozialarbeit gut dotierte “Versorgungsjobs” bekommen, da hier die grün-sozialistische Sozialarbeitgeberlobby für ihre Wählergruppen sorgt. Das alles auf Kosten und mit den SSteuergeldern des braven produktiven Arbeitnehmers aus dem deutschen Mittelstand. Aber es geht auch schon an den Gymnasien los. Sagte mir doch ein Gymnasiallehrer aus NRW, woher denn sonst!, am Rande einer Fortbildungstagung, dass, wenn er einen Schüler habe, der in ein “mangelhaft” abrutsche, er ellenlange Berichte schreiben müsse, was er alles tue, um diesen zu fördern. Wenn das nichts fruchte, müsse er dass rechtfertigen. Da ist es viel weniger zeitaufwändig, diesem das “ausreichend” zu belasssen nach dem Motto: nach mir die Sintflut.
Besten Dank, verehrte Frau Lengsfeld, für Ihre Buchrezension (wie übrigens auch alle anderen von Ihnen hier veröffentlichten). Zu meinem Bedauern decken sich meine diesbezüglichen persönlichen Beobachtungen mit Ihren Erfahrungen. Wenn ich mich mit Jugendlichen (etwa frisch gebackenen Abiturienten) unterhalte - das passiert recht häufig - dann lautet die häufigste Antwort auf Fragen nach simplen gesellschaftlich bezogenen Zusammenhängen: “Keine Ahnung”. Was zunächst noch OK wäre, wenn wenigstens im Anschluss eine Art Neugierde zum Füllen der Wissenslücke bestünde bzw. erkennbar wäre (Smartphones befinden sich immerhin permanent im Online-Modus, Google App inklusive): müsste angestrengt überlegen, wann sowas stattgefunden hat. Falls mich jemand fragt, wie diesem Umstand abzuhelfen wäre, würde ich - eingedenk der skizzierten Gesamtsituation in diesem Lande - antworten: Keine Ahnung!
...........das Land Sachsen-Anhalt will jetzt auch ganz oben mitspielen in der “Liga der Chancengleichheit” - demnächst werden die Anforderungskriterien für das Bestehen des Abiturs gesenkt. Endlich: ” Land der Abiturienten”.
Leistungen, die heute beim Hauptschulabschluss nicht mehr selbstverständlich sind.—— Haha Hautschulabschluss?es gibt Leute die STUDIEREN und können nicht mal den Dreisatz erklären!!!Und das war schon vor 20 Jahren(in Köln)! Realschüler können einfachste Aufgaben nicht im Kopf rechnen.
kurz und knapp alles gesagt. Aber was soll man von Politikern erwarten, die selbst keine ordentliche Bildung erfahren haben ?
Bildung setzte früher vor allem auf die basalen Kulturtechniken bis zu einem gewissen Grade, oder auch darauf, noch einen gewissen Traditionsbestand zu vermitteln und traute dann aber dem einzelnen viel zu: gerade in akademischen und noch viel mehr künstlerischen Fächern konnten viele einen Weg machen, ohne nun durch eine “Ausbildung” speziell für das, was sie später entwickeln würden, durchlaufen zu haben. Auch das ist eine Tatsache, auf die wir einmal zurückkommen sollten. Und was is mit all den Leuten, die auch heute etwas mit Abschluss studieren, sich dann aber dennoch in einem Nachbarfach erst durch Hochleistungen “by doing” qualifizieren? Ein Abiturient konnte vor 50 Jahren auch ohne endloses Studium der Journalsitik ein guter Journalist werden, und es gab viele “Autodidakten” - ja, nach heutigen Kritierien dürften sich unsere Großen wie Mozart, Schumann oder Telemann nicht “Komponisten” nennen - schließlich hatten sie ja gar keine “Ausbildung”, sondern lernten autodidaktisch, oder vom Herrn Papa (würde das heute gelten?!), hatten natürlich alle keine “Abschlüsse” und doch… Der moderne Geigenbogen etwa wurde von Tourte erfunden, der Uhrmacher und nicht Bogenmacher war und deshalb nur im zunftfreien Viertel in Paris arbeiten konnte… Und doch ist er ohne jede offizielle “Ausbildung” dafür DER Bogenmacher der Moderne… Und überhaupt: viele der Alten haben nie eine Schule von innen gesehen, sondern hatten einen Hauslehrer - das genügte aber, um ein Spitzenmann zu werden… Frau Lengsfeld - es ist komplizierter, denke ich, als Sie schreiben. Man ist tatsächlich das, was man tut - egal, wie man sich das Handwerkszeug angeeignet hat. Aber genau das zählt heute nichts mehr oder wenig: da kann einer noch so gut sein - wenn er nicht irgendeinen “Lappen” nachweisen kann, ist er eine Null, auch dann wenn er objektiv besser im Fach ist als die mit “Lappen”. Dass dann unsere Politiker sich mit solchen an sich und empirisch immer wertloseren “Lappen” garnieren - so what? Das Problem ist nicht, dass Politiker diese oder jene “Ausbildung” nicht haben, sondern dass ihr Bildungsstand - gleich, woher sie ihn haben könnten - erbärmlich ist. Und das - da gebe ich Ihnen recht, hängt mit einer total idiotischen Schulpolitik zusammen.
Ich erinnere mich noch gut an ein Interview mit dem ehemaligen Party-Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, in dem er herumrätselte, in welchem Zeitraum der zweite Weltkrieg stattfand. Den Beginn datierte er schließlich auf 1938. Da musste ich mir, erstens, an den Kopf fassen und, zweitens, umschalten. Auch wenn man sich (was ich mittlerweile tunlichst unterlasse) sog. Polit-Talkshows ansehe, ist es wirklich erstaunlich, welche Wissenslücken die Protagonisten aufweisen. Viele davon sind deren Lebensläufen (Schule-Uni-Bundestag) geschuldet. Das wirkliche Leben und die damit einhergehenden Probleme in Gesellschaft und Wirtschaft, sind ihnen weitestgehend fremd. Anders ist ihr Reden und Handeln nicht zu erklären. Wenn man sich in den 90er-Jahren fremdschämen wollte, musste man nur zehn Minuten eine beliebige Nachmittags-Talkshow einschalten, in welcher sich die “Jakkelines” und “Mändis” dieser Republik darum zofften, wer denn nun von wem schwanger sei. Heute erledigen das Illner und Will mit ihren illustren und immer gleichen Gästen. Und das für günstige “Siebzehnfuffzich” im Monat. Willkommen in 2016.
„Soweit im heutigen Deutschland solche Universalgenies wie Alexander von Humboldt und Johann Wolfgang von Goethe noch geboren werden, erlangen sie ihr breites Bildungswissen bestimmt nicht mehr im staatlichen Schulsystem, das entsprechende Angebote heute gar nicht mehr macht.“ Das war auch damals nicht so. Goethe sowie A. v. Humboldt genossen Privatunterricht.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.