Thomas Krueger / 26.07.2016 - "IMHO, generell war das Schulsystem der DDR anspruchvoller und gerechter (...). Generell orientierte sich das Schulsystem dichter an dem Ursprungsentwurf Hulmoldts." --- Ich frage mich, was diese Lobhudelei der "DDR" soll; zumal da auch das Schulsystem unter den Nationalsozialisten dichter an Humboldt orientiert war als das rot-grüne Dauer-Experiment der letzten 40 Jahre mit seinen katastrophalen Auswirkungen. Was sowohl bei den Nationalsozialisten als auch in der "DDR" gar nicht gewünscht war, ist ein entscheidender Kern der humboldtschen Bildungsideals; nämlich die Erziehung zu einem unabhängig, frei denkenden und kritischen Geist. Ich meine damit nicht, dass dieser Teil der schulischen Bildung heuer in Deutschland noch eine Rolle spielte - das Gegenteil soll sogar erreicht werden - aber das "DDR"-Schulsystem war nur deshalb "besser", weil es mehr Fakten in die Schüler paukte. Selbständiges Denken war dagegen schlicht verboten und eigenständige Gedanken der Schüler konnten für die Eltern verheerende, existenzvernichtende Auswirkungen haben. Unter diesem Gesichtspunkt entwickelt sich das deutsche Schulwesen heute eher immer mehr in Richtung "DDR", denn der Spruch "was wir hier am heimischen Tisch äußern, darfst du auf keinen Fall in der Schule sagen" wird immer mehr Alltag wie im "Paradies der Werktätigen".
Zwei Aspekte, die in Deutschland das Leistungsniveau der Schüler abgesenkt haben und verhindern, wären noch zu erwähnen.Erstens das strikte Verbot von Heimunterricht.Zweitens die geschlechterspezifische Förderung der Schüler, wie es bis in die 60-er Jahre noch üblich war. Die Jungen sind im aktuellen Schulsystem gegenüber den Mädchen benachteiligt.
Die Vermittlung von Wissen ist der Vermittlung von "Kompetenzen" gewichen, was damit auch immer gemeint ist. Bei der Vermittlung von Meinung (Umweltschutz/Klimawandel, Migration/Islam, Euro(pa), linksgrünes Mantra, Gender, deutsche Schuld) wird allerdings recht zielstrebig vorgegangen. Es ist verheerend, dass der "Marsch durch die Institutionen" ohne Mandat heute die Schulen mit voller Wucht erreicht hat! Die Welt lacht über die große Zahl orientierungsloser Kultusminister und Kultusministerinnen, die dafür die Verantwortung tragen und sich allzu gern Angelegenheiten widmen, die sie nichts angehen. Die deutsche Rechtschreibung wird sich so zu einer Linksschreibung entwickeln. Hauptsache politisch korrekt. "Duhden" und "Ottograffie" klingt ja auch ziemlich altmodisch.
Das besorgniserregende ist, dass unsere Konkurrenten auf Weltmarkt, allen voran China, Korea, Japan und Vietnam immer härtere Anforderungen an ihre Bildungselite stellen. Das entspricht zwar nicht unseren Vorstellungen von einer ganzheitlichen Erziehung, führt aber zu einer hochperformanten technischen Elite in diesen Ländern, die uns langfristig abzuhängen droht. Wir müssen endlich wieder unsere Vorstellungen einer humanen Erziehung mit einer anspruchsvollen Leistungserwartung in Einklang bringen. Dabei sollte man sehen, dass das Einfordern von Leistung nicht unbedingt inhuman sein muss.Die USA haben es geschafft, für die hochbegabten Bildungseliten der Welt ein attraktives Einwanderungsland zu bleiben bzw. zu werden. Diese Einwanderer bilden eine wesentliche Säule des Forschungs- und Entwicklungsstandorts USA. Aber selbst da schafft es Deutschland nicht in ausreichendem Maße solche Leute an seine Unis und Forschungslabore zu holen. Im Gegenteil: Junge Deutsche Eliten wandern zunehmend wegen des für sie besseren Arbeitsumfeldes, den dort möglichen persönlichen internationalen Kontakten und auch der, z. T. viel, höheren Bezahlung der Forscher in die USA ab. Von diesen kommen etlichen nicht mehr in die Heimat zurück, besonders wenn sie außereuropäische Lebenspartnerschaften eingegangen sind.Nichts ist volkswirtschaftlich ertragreicher, als von anderen ausgebildete Eliten zu sich zu holen.
Das ist Sozialismus pur: Alles und jeder wird auf ein gleiches Mittelmaß niveliert. Individualität und besondere Fähigkeiten hat es in der modernen Gesellschaft nicht zu geben, bis hin zum neutralen Geschlecht. Alle sollen sich in der gewünschten Einheitsgesellschaft nur noch auf einer Ebene lieb haben, am liebsten vermutlich seitens der Gesellschaftsplaner dann auch in einheitskleidung wie weißen Nachthemden oder Mao's Einheitsblaumann. Und damit auch keiner mehr durch irgendwelche für ihn nicht zu überwindende Bildungsbarrieren ausgebremst wird, gibt es den Schulabschluß für alle, z. B. in Berlin den Hauptschulabschluß für den Bildungsbürger, der aus den Ziffern 2 , 3 und 6 die größt mögliche Zahl bilden kann. Gesegnet all die, die jung genug sind, ihrem persönlichen und beruflichen Glück außerhalb Schlands und der Eurokratie eine Basis zu geben.
Den "Progressiven" hier fällt bei deutscher Kultur nicht mehr Heine oder Hesse ein, sondern nur noch Sauerkraut und Schweinswurst, worüber sie sich dann süffisant lustig machen, und was sie für obsolet erklären.Die unerschütterliche Selbstgewissheit unserer "Eliten" mit der sie uns die Welt erklären, und unser Schicksal lenken wollen, verhält sich proportional zur ihrer Dämlichkeit.Und wenn sich die Bevölkerung, ich sage mal "wir", uns das gefallen lassen dann hat es das Land verdient zu verschwinden, in irgendeinem miesen Melting-Pot der für uns angerichtet wurde.
Die Kehrseite des deutschen Schulsystems vor vierzig Jahren war sicher kein Privatunterricht mehr wie bei Humboldt. Aber in Deutschland stellten die Mütter eine Reserve-Armee von Nachhilfelehrern; nicht umsonst haben wir noch so viel Halbtagsschule. In fast allen anderen Ländern Europas findet Schule ganztags statt und Frauen sind in der Arbeitswelt ganz anders aufgestellt: nach kurzer Babypause wieder bei der Arbeit, dank Krippe und zuverlässiger Betreuung. Vermutlich leiden unsere Frauen auch heute noch unter den Resten der alten Kinder-und-Küche-Ideologie.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.