Die Demokratie, die Logik – und der Systemfeind Mathematik

Sie würden gerne abschätzen, welche Auswirkung politische Entscheidungen für Sie persönlich haben? Unsere Regierenden vertrauen darauf, dass Sie dazu nicht in der Lage sind. Und das Schlimme ist, dass das meist zutrifft.  

Kaum jemand kann die Folgen politischen Handelns aus eigener Urteilskraft bewerten, denn alle wichtigen Themen haben irgendwie mit Zahlen zu tun, oft mit großen Zahlen. Mathematik aber spielt in unserem Alltag kaum eine Rolle, und so sind die Bürger leicht manipulierbar.

Hier ein Beispiel: Die Mehrheit der Deutschen erlag dem grünen Slogan „Atomkraft – nein danke“. Auf Plakaten sah man AKWs, aus deren Kühltürmen finsterer Rauch stieg; daneben eine Windmühle und eine freundliche Sonnenblume unter blauem Himmel. Da fiel die Wahl natürlich leicht.

Das Entscheidende aber war nicht abgebildet: Um ein AKW durch Windkraft zu ersetzen, braucht man nicht etwa eine, sondern 2.000 oder 3.000 Windmühlen. Die waren auf dem Plakat nicht zu sehen. Auf so ein Bild hätte der Betrachter vielleicht anders reagiert: „Tausende von Windmühlen – Nein Danke“.

Aktuell ist die Rede von der Installation weiterer 30.000 Anlagen, die zusammen mit den 30.000 bereits vorhandenen angeblich nur zwei Prozent von Deutschlands Bodenfläche beanspruchen sollen. Stimmt das? Rechnen wir kurz nach: die Mühlen sollen mit 800 Meter Distanz von Turm zu Turm aufgestellt werden. Um jeden Turm zieht sich also ein Kreis von 400 m Radius. Damit beansprucht jede Turbine etwa einen halben Quadratkilometer für sich.

(Sie erinnern sich? Die Kreisfläche ist R2 × π = 400 × 400 × 3,14 ≈ 500.000 m2 = ein halber Quadratkilometer. Genau genommen sind es übrigens 2 × 400 × 400 × √3 Quadratmeter pro Windmühle, aber das ist fast das Gleiche) . 

Insgesamt kommt man also auf 30.000 Quadratkilometer für 60.000 Windmühlen.

Hessen und Rheinland-Pfalz geopfert

30.000 Quadratkilometer sind nicht, wie behauptet, zwei, sondern über acht Prozent von Deutschlands Grund und Boden, die hier unbewohnbar gemacht werden. Das ist die Größe des Bundeslandes Hessen. Und noch etwas: 18.000 Quadratkilometer wurden bereits für den Anbau der langweiligen Biosprit-Pflanzen geopfert – das entspricht Rheinland Pfalz. Wollten Sie das? 

Hessen und Rheinland Pfalz auf dem Altar der Energiewende geopfert! Wie soll das weiter gehen? Wann wird ganz Deutschland unbewohnbar? 

Vielleicht haben Sie es sich gespart, obige kleine Rechnung nachzuvollziehen. Aber das wäre schade. Sie würden dann lediglich zu dem Schluss kommen: der Autor ist der Meinung, dass… Sie wären leicht beeinflussbar, und jemand anderes könnte Ihnen dann eine andere Meinung verkaufen, etwa dass die Energiewende nicht mehr kostet als eine Kugel Eis. Hätten Sie die Rechnung selbst nachvollzogen, so hätten Sie eine jetzt gesicherte Erkenntnis gewonnen: ja, das stimmt, oder nein, das stimmt nicht. Sie hätten jetzt Sicherheit. 

Eine lange Perlenkette

Ein anderes Beispiel: Die Konzentration von CO2 in der Luft ist seit 60 Jahren von ca. 315 ppm auf 420 ppm angestiegen. Was bedeutet das? Stellen Sie sich vor, die Luftteilchen wären wie bunte Perlen auf einer Kette aufgereiht, je Zentimeter eine Perle. Und stellen Sie sich vor, die CO2-Perlen wären schwarz. Wenn Sie diese Kette nun durch Ihre Hand gleiten ließen, so wie die Nornen das tun, dann würden Sie alle 24 Meter auf eine schwarze Perle stoßen. Damals wie heute sind diese Moleküle also extrem selten.

Es wird behauptet, die Zunahme der letzten Jahrzehnte würde primär durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe verursacht, und es wird behauptet, dass diese Zunahme eine Erhöhung der globalen Temperatur zur Folge hätte, was wiederum das Leben auf unserem Planeten gefährdet. Lassen wir dahingestellt, ob diese Behauptungen zutreffen oder nicht. Sicher ist jedenfalls Folgendes:

  • Es wurden internationale Vereinbarungen getroffen, mit der Absicht, den Zuwachs an CO2 zu drosseln. 
  • Die Bemühungen der Länder in dieser Hinsicht sind sehr unterschiedlich.
  • Egal wo das CO2 emittiert wird, er breitet sich über den Globus aus. Der befürchtete Klimawandel würde ein vorbildliches Land nicht weniger treffen als jedes andere auch.
  • Die von unserer Regierung umgesetzten Maßnahmen zum „Klimaschutz“ haben die deutschen CO2 Emissionen nicht reduziert, sie wurden teilweise ins Ausland verlagert. 
  • Das ist aber irrelevant, denn Deutschlands Beitrag zum globalen CO2 Ausstoß beträgt nur 2 Prozent. Würde dieser Beitrag auf null reduziert (was natürlich unmöglich ist) dann würde der Effekt innerhalb von zwei Jahren durch wachsende Emissionen in China und Indien sofort kompensiert. Deutschlands Bemühungen sind also irrelevant. 
  • Nicht irrelevant ist allerdings die Tatsache, dass die Maßnahmen zum Klimaschutz den Wohlstand, die Lebensqualität und die Schönheit des Landes in hohem Ausmaß und nachhaltig geschädigt haben, und dass geplant ist, diese Zerstörung fortzusetzen.

Auf das Weltklima hat dieser für unser Land fatale und extrem kostspielige Prozess keinen Einfluss. Um das zu erkennen, braucht es nur etwas Prozentrechnung.

Das Training der Denkmuskeln

Warum lässt sich die Bevölkerung das gefallen? Das könnte zu tun haben mit dem Verlust an Vertrauen in die eigene Urteilskraft. Es ist der Mut verlorengegangen, sich in politischen Dingen des eigenen Verstandes zu bedienen. Und das könnte davon kommen, dass unsere Denkmuskeln immer weniger trainiert werden.

So wie Auto und Fahrstuhl das natürliche Training unseres Bewegungsapparats abgeschafft haben, so bringen es Navi und Taschenrechner mit sich, dass unsere Rechenmuskeln atrophieren. Nicht einmal beim Einkaufen müssen wir noch das Wechselgeld nachzählen, das Kärtchen macht alles. (Neulich beim Friseur kostete es 28 Euro. Ich gab der Dame an der Kasse zwei Zwanziger. Sie war ratlos. Ich sagte, mit 12 Euro Wechselgeld wäre ich zufrieden. Aber sie suchte nach ihrem Taschenrechner, und bestätigte schließlich die 12, mit den Worten: Woher wussten Sie das?). Nicht einmal beim Schreiben brauchen wir noch nachzudenken, WhatsApp schlägt uns ja alles vor.

Kommen wir zurück zu „Atomkraft – nein danke“. Als die letzten drei AKWs kurz vor ihrer Abschaltung waren, da gab es einen Stimmungsumschwung, und mehr als die Hälfte der Bevölkerung hätte einem befristeten Weiterbetrieb zugestimmt. Aber da war es zu spät. Man hätte nicht auf die hohen Strompreise und den Winter vor der Tür warten müssen, um zu sehen, wie das ausgeht.

Wie wär‘s, wenn Sie das Thema Wärmepumpe für sich durchrechnen würden – ohne „Hilfe“ vom Heizungstechniker nebenan? Was ist deren Wirkungsgrad, wenn‘s nachts draußen 10 Grad unter null hat? Und wo kommt der Strom dafür her, wenn der Wind in einer winterlichen Hochdruck-Wetterlage seit einigen Wochen schläft? Ist der dann auch „grün“? 

Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.

 

Dr. Hans Hofmann-Reinecke studierte Physik in München und arbeitete danach 15 Jahre in kernphysikalischer Forschung. In den 1980er Jahren war er für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien als Safeguards Inspektor tätig. Er lebt heute in Kapstadt.

 

Foto: Pixabay

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Leserpost

netiquette:

W. Renner / 10.05.2023

@Rainer Niersberger. Sicher auch ein weiterer, kumulativer Effekt in der Entwicklung zu den gegenwärtigen Verhältnissen.. Obwohl heutzutage keineswegs nur Frauen nicht mehr rechnen können bzw. wollen. Obendrein fordern die Gleichschaltungsbeauftragten dann auch noch, dass z.B. in Fächern wie Physik, in den der Frauenanteil der Studierdenden so um die 15% beträgt, der Anteil an Physikprofessorinnen später dann mindestens 50% betragen soll.

Lilja Wiese / 10.05.2023

Vor wenigen Tagen an der Tanke : hatte für 25.65 EUR getankt, legte an die Kasse 27.15 (wegen 2 EUR Münze) - große Ratlosigkeit . meinte dann,  nach Adam Riese bekomme ich 1.50 zurück . Als die Rechenmaschine dies bestätigte, erhielt ich großes Lob (“alle Achtung , große Anerkennung “!) von der “kassierenden Person”...

Helmut Driesel / 10.05.2023

  Wenn die Zehntel-Promille CO2 ausreichen, um die entsprechenden IR-Wellenlängen zu absobieren, ist es egal, wie wenig das in der formalen Anschauung ist. Beispiel Methan. Genaugenommen kann man die Differenz von Einstrahlung und Abstrahlung über ein größeres Spektrum nur aus dem Weltraum messen. Daten von da liegen aber nicht aus 100 und mehr Jahren vor. Deswegen kann man gar kein Klima über die ganze Welt für das 19te und 20te Jahrhundert mitteln. Das kann man nur für gut bemessene lokale Orte berechnen. Und selbst darüber, wie sich die im Erdinneren produzierte Wärme über die Jahrhunderte vermindert, sind sich die Fachleute nicht einig. Der beliebte und bekannte Prof. Lesch hat einmal behauptet, dass es rein rechnerisch mit der Kernspaltung im Erdinneren nun bald zu Ende gehen muss. Vielleicht hat der studierte Physiker Hofmann-Reinecke dazu auch eine fundierte Vorstellung. Da geht es mathematisch um ein Kurvenbündel verschiedener Ausgangszustände, das gemeinsam der Nulllinie zustrebt. Der Meister wird sicher wissen, wie er das dem durchschnittlichen Kalbskopf am besten erklärt. Theoretisch hätten sich auch die Passagiere der Titanic auf den Eisberg retten können, wenn sie bei Kontakt sofort an der richtigen Stelle über Bord gesprungen wären. Theoretisch!

T.Meister / 10.05.2023

Letztens bei einem Automobi–Ingenieur(!!!!) zu Gast. „13.000 Strahlentote in Fukushima“ (ungläubiges Stirnrunzeln bei Richtigstellung „0“),, Strom wird billiger weil die AKW weg sind (ungläubiges Grunzen auf die Nachfrage wie etwas billiger werden kann, wenn das Angebot sinkt). Für den Ersatz eines AKW braucht es 200 Windräder als steile These (ungläubiges Staunen beim Hinweis zum Unterschied zwischen installierter Leistung und tatsächlichem Ertrag). Fake-News - Verdacht beim Gegenüber auf meine Feststellung, dass wir von 14.4. auf 15.4. den CO2 Ausstoß pro kWh um 26% erhöht haben da die 3 AKW 1:1 von Kohlekraftwerken ersetzt werden mussten. Beweis in der Electricity–Map = „was ist denn das für eine komische App, ob das stimmt?“ Es ist zum Heulen.

Werner Geiselhart / 10.05.2023

@S.Schleizer: Sie haben aber nicht bedacht, dass der Strom im Netz gespeichert wird und dass es das wegen der Kobolde kann. Zu den hunderttausende km entfernten Südseeinseln ist noch zu sagen, dass da bei einem Anstieg des Meeresspiegels Milliarden Menschen ertrinken werden. Das sagen jedenfalls unsere grünen Wissenschafts-Follower.

Sabine Schönfeld / 10.05.2023

Es gibt einige Rechnungen auf Seiten der Bürger aktuell, die sind sehr einfach. Beispielsweise für all jene Menschen, die wegen der Corona-Maßnahmen ihr Unternehmen verloren haben. Die vielleicht zuvor für das Unternehmen Schulden aufgenommen hatten, während der Lockdowns und dem Ausschluss der Ungeimpften Pleite gingen und jetzt nur noch auf Schulden sitzen. Schulden, d.h. ein hoher negativer Betrag auf dem Konto und vielleicht keine Vorstellung, wie man das je zurückzahlen kann. Denn das Unternehmen ist weg. Eine andere einfache Rechnung - ein Rentner bekommt 1100,- EUR Rente im Monat und soll davon seinen Lebensunterhalt bestreiten. Und bis vor der Ampel hatte er 150,- EUR / Monat Kosten für Heizung und Strom aufzuwenden und jetzt sind es 300,- EUR. Dafür muss man tatsächlich keine komplizierten Rechnungen aufstellen, das Geld fehlt dem Rentner an anderer Stelle. Insbesondere bei der hohen Inflation und wenn ein Einkauf im Lebensmittelladen der früher 30,- EUR betrug, plötzlich 45,- EUR kostet. Und jetzt sind Lebensmittel beileibe auch nicht das Einzige. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ampel uns so lange regiert, dass sie alle geplanten Windräder bauen kann, geht wohl gegen Null. Aber dass immer mehr Bürger jetzt schon nicht mehr wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können, das ist gesichert. Keine Sorge, Herr Hoffmann-Reinecke, die meisten hierzulande sind inzwischen sehr viel am Rechnen, sie haben gar keine Wahl.

Arnold Balzer / 10.05.2023

Lieber Autor, da Sie nur kurz die Biosprit-Plantagen erwähnen, aber nicht ausführen, dass sich die Greenpisser schon vor 10 - 20 Jahren die Welt mit ihrem Bioethanol und Biodiesel schön gerechnet haben, möchte ich auf einen Artikel von Howard Simons auf TheStreet(dot)com aus dem Jahr 2006 hinweisen. (making-our-food-fuel-isnt-the-answer) Die Zahlen mögen veraltet sein, dürften aber immer noch ungefähr stimmen, und die Lage dürfte kritischer geworden sein, weil die Weltbevölkerung weiter gewachsen ist. Nun zu den Berechnungen von Simons: Wenn die Amis ihre gesamte Jahresernte Mais (aka corn) zu Bioethanol vergären würden, könnten sie mit diesem Benzin-Ersatz ganze 85 Tage lang fahren. Ähnlich sieht es aus, wenn man die weltweite Rohrzuckerproduktion betrachtet. Die Gewinnung von Biodiesel aus Ölsaaten, zB Soja, damals weltweit 115 Mill. Tonnen Pflanzenöl p.a., wovon 6 Mill t zu Biodiesel umgeestert wurden, reicht gerade für 1 Monat verglichen mit der weltweiten (fossilen) Dieselproduktion von 1500 Mill. t.  Anscheinend haben die Greenpisser endlich gemerkt, dass man entweder nur fressen oder nur öko-korrekt fahren kann, aber nicht beides gleichzeitig. Deswegen scheint wohl der Wasserstoff die alleinseligmachende Weltrettung zu werden.

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