Die CDU hat in ihrem neuen Imagefilm bekanntlich statt des Berliner Reichstags lieber den ehemaligen georgischen Präsidentenpalast in Tiflis gezeigt. Vielleicht, weil Georgien jetzt in Deutschland offiziell als „sicheres Herkunftsland“ gilt?
Die Bundes-CDU hat sich einen neuen Anstrich gegeben. Die Schriftzüge der Partei erscheinen jetzt passend in Schwarz (statt in Rot) und stehen neben dezent aufsteigenden schwarz-rot-goldenen Säulen, der Hintergrund ist himmelbau gehalten. Soweit, so erfrischend, möchte man in normalen Zeiten meinen. Aber sie hatte zwecks der Aufpolierung ihres ramponierten Images zusätzlich einen Kurzfilm gedreht, in dem statt des Reichstags in Berlin der ehemalige Präsidentenpalais in Tiflis (Georgien) abgebildet wurde. Das alles stand zusammen unter dem Motto: „Für die Erneuerung. Für den Zusammenhalt. Für die CDU.“ Aha. Für welchen Zusammenhalt eigentlich? Mit den Georgiern?
Fehler passieren. Aber ein solcher Fehler kann unmöglich einem einzigen Verantwortlichen allein unterlaufen sein. Ein neues Logo plus Imagefilm entstehen nicht über Nacht, da wird im Vorfeld „rumgebastelt“ und diskutiert, das Ergebnis wiederum wird von mehreren Personen vor der Veröffentlichung in Augenschein genommen und freigegeben. Dass hierbei offenbar niemandem aufgefallen war, dass man zum falschen Bild gegriffen hatte, obwohl doch nicht ganz wenige CDU-Bundestagsabgeordnete und ihre Mitarbeiter dort ein- und ausgehen, lässt tief blicken. Und wirft die Frage auf, wie gut sie ihr eigenes Land und ihre Geschichte noch kennen. Dass hier der Eindruck entstehen konnte, dass offenbar rein „nach Gefühl“ ein eben nur auf den allerersten Blick wegen der Kuppel ähnliches Gebäude herausgegriffen wurde (aus welcher Bilderdatenbank und unter welchem Suchbegriff eigentlich?), ist für diese Partei geradezu hochnotpeinlich und zwingt dem Betrachter die Frage auf, ob die Union nicht nur unter politischer, sondern auch unter geschichtlicher Amnesie leidet, oder ob ihr grundlegende Kenntnisse über Deutschland schlichtweg egal sind.
Dafür spricht auch ihr sehr unsouveräner Umgang mit dem Fehler. Einem Pubertier gleich versucht sie diesen auf „X“ geradezubiegen. Sie schreibt da doch tatsächlich im breitesten Jugendsprech, dass man sich beim Lesen fremdschämen muss: „Hey Community! Wir hatten echt viele Kuppeln zur Auswahl – und haben uns jetzt für die richtige entschieden.“ Ja, ja, liebe CDU, sehr witzig! Selten so gelacht! Doch im Ernst: Kann man eine Partei, die mit der Verantwortung ihrem Land und ihren Wählern gegenüber dermaßen leichtfüßig bis albern auftritt, noch ernst nehmen?
Sabine Drewes ist im freien Teil des damals noch geteilten Deutschlands aufgewachsen und beschäftigt sich seit ihrer Jugend mit diversen Aspekten rund um das Thema Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands.