Erik Lommatzsch, Gastautor / 20.12.2018 / 14:37 / Foto: Pixabay / 38 / Seite ausdrucken

Die CDU als „Jahresendflügelfigur“

Der NS-Gegner, Mitbegründer und Vorsitzender der Ost-CDU Jakob Kaiser – nach seiner Absetzung durch die dortigen Machthaber dann unter Adenauer Minister für gesamtdeutsche Fragen in der frühen Bundesrepublik – hinterließ das Diktum: „Die Idee der Union lag in der Luft“. Gemeint war zur Zeit dieses Resümees – im März 1947 – zunächst eine die großen christlichen Konfessionen umfassende Partei, der bewusste Verzicht auf die erneute Forcierung des katholischen Zentrums.

In Eigendarstellungen wird gern gefeiert, dass man dort auch liberale und – horribile dictu – konservative Strömungen vereinte. Marktwirtschaftlich und gleichzeitig sozial gab man sich. Ausweislich der Wahlerfolge und der politischen Entwicklung im westlichen Teil Nachkriegsdeutschlands wurde das Ganze zum Erfolgsmodell, an dem das – damalige – Personal dieser Partei gehörigen Anteil hatte. Mit Fug und Recht bezeichnete man sich als „Volkspartei“.

Vielleicht werden auch Parteien alt und können die Dinge dann doch nicht mehr alle schultern. Ältere Menschen ziehen mitunter in kleinere Wohnungen oder lassen sich das Mittagessen von entsprechenden Sozialdiensten liefern. Die CDU wirft am Ende des 74. Jahres ihres Bestehens – ein veritables Ruhestandsalter – Ballast ab. Da sind beispielsweise die wahrscheinlich ohnehin überlebten Anfänge, die nervige Bindung an das Christliche.

CDU-Frau Annette Widmann-Mauz – da die Partei neuerdings auf knackige Initialvarianten setzt, siehe AKK, müsste man von ihr konsequent als AWM sprechen und schreiben – ist Vorsitzende der Frauen-Union und seit März 2018 „Beauftrage der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration“. Wie tausende von Behörden und Unternehmen beglückte auch diese Einrichtung mit einer offiziellen Weihnachtskarte. Identifizierbar war der Anlass der Karte allerdings ausschließlich über das Foto, also die Bildelemente besagter Karte – was im Übrigen an schriftlose Epochen erinnert, in welchen man auf die allgemeine Erkennbarkeit von Symbolen setzte.

Geschütze gegen christlichen Gründungsmief

Auf dem Foto zu sehen sind ein Weihnachtsbaum und Mitarbeiter von AWM sowie die Frau Staatsminister selbst. Einige tragen – infantil graphisch hinzugesetzte – Weihnachtsmannmützen oder ein Rentiergeweih. Gerade das Letzte ist auch eine Botschaft – ein gehörntes Weihnachtsfest. Denn einerseits ordnet man all die genannten Attribute diesem aus mehr oder weniger langer Tradition zu, andererseits haben sie mit dem christlichen Gehalt nichts zu tun. Und so wünscht dann auch AWM „eine besinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr“, und zwar „Egal, woran Sie glauben…“

Weitere Hinweise im Text auf Weihnachten? Fehlanzeige. Da bemühte sich die DDR, die christlichen Bezüge begrifflich zumindest etwas abzuschaffen, etwa mit der Propagierung des Begriffs „Jahresendflügelfigur“ für Weihnachtsengel. Das Ganze verlief nachhaltig erfolglos. CDU-Frau AWM nimmt diesen Unsinn, von dem man glaubte, er sei – zu recht – im Orkus der Geschichte verschwunden, wieder auf.

Neben AWM verfügt die CDU noch über weitere schwere Geschütze, um den christlichen Gründungsmief zu beseitigen. Parteimitglied und Bundestagsabgeordneter Markus Grübel, „Beauftragter der Bundessregierung für weltweite Religionsfreiheit“ – unter „weltweit“ war offenbar nicht drin, es gibt Momente, da geht die Partei dann doch aufs Ganze – findet Missionieren toll. Verflixt, irgendwas war da auch mit Christen. Die seien zwar – natürlich „weltweit“ – die am stärksten bedrohte Gruppe in puncto Religionsfreiheit, aber nur in „absoluten Zahlen“. Schon etwas lästig.

Aber andere werden auch verfolgt, na bitte. Zur Koranverteilung auf hiesigen Straßen: „Wenn sie das friedlich machen“, kein Problem, sagt der Herr Grübel. Um die Stimmung durch so etwas nicht weiter anzuheizen, die Frage stellte sich dann irgendwie schon, müsse man „den Menschen klarmachen, dass die Religionsgemeinschaften mehr eint als trennt. Christentum, Judentum und Islam kennen alle die Gebote der Nächstenliebe, der Barmherzigkeit und der Friedensliebe.“ Darauf einen Glühwein, aber vielleicht besser nicht auf dem Christkindlmarkt.

Für Jakob Kaiser, der lange ein Verfechter eines „christlichen Sozialismus“ war und damals in der CDU als „links“ galt –  man lacht heute herzlich über diese Zuschreibung – lag die Gründung der Union seinerzeit in der Luft. In die löst sich jetzt einer – wenn nicht gar der Grundpfeiler der Partei – soeben wohl endgültig auf.

Foto: Pixabay

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Albert Pflüger / 20.12.2018

Wenn man sich das Personal so anschaut, das heutzutage das Land zu führen beansprucht, ist man fassungslos. Es wimmelt von Leuten, welche die ohnehin seit Jahrzehnten gesenkten Anforderungen an Universitätsabsolventen nicht erfüllen konnten, nicht mal in den Laberfächern, deren Studium sie sich zugetraut hatten. Ohne Abschlüsse in der Politik gestrandet, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als auf Gedeih und Verderb sich in den Parteien hochzuopportinieren und stomlinienförmig jeden Unsinn nachzuplappern, den ihnen Meinungsmacher, Studienverfasser und Umfrageproduzenten vorgeben. Eigene Meinung, eigenes Denken- Fehlanzeige! Bloß nicht anecken, gar mit irgendwelchen individuellen Bekenntnissen- das ist das Motto. Fehler machen sich eben am besten im Gleichschritt, wegen der verteilten Verantwortung!

Walter Neu / 20.12.2018

ich verstehe gar nicht, wieso immer davon ausgegangen wird, dass das, was vor dem “DU” steht ein “C” sein soll. DAs ist ein Hilal!

Ulrich Jäger / 20.12.2018

Dass Woolworth in Dortmund keine Weihnachtsartikel verkauft, auf einen Kommentar einer Kassiererin dazu (“Wir sind ein muslimisches Geschäft!”) nur halbherzig reagiert wird, reiht sich folgerichtig in die Negierung der hier bisher üblichen Kultur und Tradition ein. Gefühlt sind die “X-mas”-Beschriftungen in den Innenstädten schon in der Überzahl. Geschichte wiederholt sich. Auch in der Damaszener Basilika des Johannes des Täufers, heute als Umayyaden-Moschee eines der moslemischen Hauptheiligtümer, wurde noch mehrere Jahrzehnte nach der islamischen Eroberung christlich gebetet. Da ist das Verhalten der Integrationsbeauftragten nur logisch. Was wird diese Frau wohl machen, wenn Weihnachten (Sonnenkalender) und Ramadan (Mondkalender) zusammenfallen? Sicher Fastenbrechen am Heiligen Abend.

Robert Jankowski / 20.12.2018

Eine Partei mit einer wirklich christlichen Basis hätte nicht Millionen von Christenhassern ins Land geholt und die Christen in diesen Ländern weiter ihrem Schicksal überlassen! Die CDU hat genauso fertig, wie die SPD!

Michael Dost / 20.12.2018

Die Aufregung über den Nicht-Weihnachtsgruß der Dame finde ich persönlich weit überzogen. Die Frau hat sich halt überlegt, wie man auch alle jene mit einem freundlichen Gruß beglücken kann, für die unser Weihnachtsfest eine nicht mit ihrem Glauben zu vereinender Anlass zum Feiern ist. Das finde ich gut gemeint und eine freundliche Geste, auch wenn man es vielleicht hätte noch “abendländisch korrekter” formulieren können.. Ich würde mich zumindest wundern, wenn mir, sagen wir mal, Herr Mazyek einen schönen Gruß zum Ramadan schicken würde. Eher freuen würde ich mich, wenn er mir schriebe, ich solle die ihm wichtigen Feiertage ebenfalls genießen, und zwar nach meiner Façon. Und würde denken: Da hat sich einer Gedanken über mich gemacht.  

Wolfgang Richter / 20.12.2018

Bei den Grüßen der Frau AWM zum (jüdischen) Chanukkafest und zum (islamischen) Fastenbrechen zum Abschluß des Ramadan war selbige Regierungsangehörige der C-Partei meines Wissens nicht so zurückhaltend, wie sie sich jetzt im Hinblick auf das (christliche) Weihnachtsfest präsentiert, Vermutlich ist ihr Verhalten der Höflichkeit eines Gastgebers gegenüber den Gästen geschuldet. Dies wird man sicherlich in anderen Regionen der Welt, in denen man sich dem eigenen c-parteilichen Programm folgend um Freie Religionsausübung für alle kümmert, wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Insofern folgen alle Beteiligten ihrer Großen Vorsitzenden, bei der unterhalb der Weltverbesserung nichts mehr geht. Regierungshandeln entsprechend Amtseid zum Wohle des eigenen Volkes ist provinziell und war gestern. Heute ändern “wir” die Welt zum Besseren, ob die auf der anderen Seite des Globus das wollen oder nicht, völlig wurscht. Dann gehts weiter. Der Medienhype zur Rückkehr von Astro-Alex weist schon mal die Richtung. Mögliche galaktische Lebensformen mögen sich schon mal drauf einstellen, daß sie entsprechend missioniert und integriert zu werden haben wollen. Die werden das hoffentlich genauso sehen und sich nicht als im Stile christlicher Eroberer der Neuen Welt vom Schlage eines Cortes oder Pizarro entpuppen.

Michael Hinz / 20.12.2018

Vielleicht ist Weihnachten nächstes Jahr schon abgeschafft: zu deutsch, zu rechts.

Wilfried Cremer / 20.12.2018

Der christliche Glaube ist in der CDU genauso abgesackt wie in den Kirchen. Man sieht das am Verfall der Klöster und am Stuss der Theologen. Das Dauerfeuer aus den Medien (mit dosiertem Pseudochristentum) hat durchgeschlagen. Der Moslem riecht zu Recht Verwesung und fühlt Überlegenheit. Der Tiefpunkt ist jedoch kein Endpunkt.

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