Christian Osthold, Gastautor / 09.10.2023 / 14:00 / Foto: Mil.ru / 28 / Seite ausdrucken

Die Bilanz der russischen Mobilmachung nach einem Jahr

Im Zuge der Mobilmachung von September 2022 hat der Kreml mehr als 120 neue Militäreinheiten geschaffen. Eine Studie zeigt, dass ein Drittel der Einberufenen zum Verlustausgleich in Kadereinheiten versetzt wurde. Unterdessen hat Putin im Waldai-Club eine aufschlussreiche Rede gehalten.

Vor einem Jahr hat das russische Verteidigungsministerium eine bis dahin unantastbare erscheinende Grenze überschritten. Infolge der am 21. September 2022 erklärten Teilmobilmachung wurden den Streitkräften wenigstens 300.000 Mann zugeführt (Achgut berichtete). Um diesen Zustrom zu bewältigen, hat der Generalstab 123 neue Militäreinheiten gebildet.

In einer Studie des Conflict Intelligence Team (CIT), die mit dem Jahrestag der Teilmobilmachung in Russland zusammenfiel, wurde untersucht, wie genau die mobilisierten Rekruten auf die Militäreinheiten verteilt wurden und wie lange es gedauert hat, bis sie die Frontlinie in der Ukraine erreichten. Wie die Analysten herausfanden, hat der Generalstab die einberufenen Reservisten vornehmlich für zwei Aufgaben verwendet: und zwar für die Bildung neuer Einheiten sowie für den Ausgleich oder die teilweise Kompensation von Verlusten in regulären Formationen.

Dazu bestand dringender Anlass. Denn in den ersten sechs Monaten des Krieges wurden praktisch alle Einheiten des Heeres, der Luftlandetruppen und der Marineinfanterie an der Front eingesetzt, wo sie teils schwere Verluste erlitten. Nach Schätzungen des CIT waren Ende September 2022 praktisch alle militärischen Einheiten mit einem erheblichen Personalmangel konfrontiert:

Die tödlichen Verluste der russischen Truppen könnten sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf 20.000 bis 25.000 Menschen belaufen haben, wodurch die eingesetzten Einheiten mit gesamten Ausfällen in Höhe von 55.000 bis 70.000 Menschen betroffen waren. Die Autoren der Studie kommen daher zu dem Schluss, dass von den 300.000 mobilisierten Soldaten insgesamt 90.000 zur Aufstockung des Personals der Kadereinheiten entsandt wurden.

Die Verteilung der Mobilisierten erfolgte innerhalb der einzelnen Militärbezirke. Demnach wurden die Einwohner einer bestimmten Oblast entweder in regionale Ausbildungszentren entsandt oder aber in solche geschickt, die sich in einer benachbarten Region befanden. Demnach wurde etwa die 90. Panzerdivision des Zentralen Militärbezirks, die in Tschebarkul (Oblast Swerdlowsk) stationiert ist, mit mobilisierten Soldaten aus den Gebieten Tscheljabinsk, Irkutsk, Swerdlowsk, Pensa, Nowosibirsk, Tjumen und der Republik Altai aufgefüllt. Und die 1. Panzerarmee des westlichen Militärbezirks, deren Einheiten sich hauptsächlich im Moskauer Gebiet befanden, entsandte Rekruten aus Moskau, den Vororten der Hauptstadt, den Regionen Kaluga, Jaroslawl, Tula, Wologda und Wladimir.

Mobilisierte Truppen wurden vor allem für die Luftlandetruppen und die Marineinfanterie benötigt, die als die Elite der russischen Streitkräfte gelten. Trotz oder vielleicht gerade aufgrund dieser Tatsache haben die betreffenden Truppengattungen ganz erhebliche Verluste erlitten. 

Nach 14 Tagen an die Front

In den ersten Monaten des Krieges waren sie für zahlreiche Operationen an bzw. hinter der Front eingesetzt worden. Später wurden die für ihre Auffrischung vorgesehenen Soldaten aber nicht anhand ihrer Qualifikation ausgewählt. Stattdessen wurden die vormaligen Eliteeinheiten einfach gemäß den genannten geografischen Kriterien besetzt. Das hatte eine signifikante Schwächung ihrer Kampfkraft zur Folge. 

Besonders brisant ist die Erkenntnis, wonach einige der in die Kadereinheiten entsandten Rekruten bereits vierzehn Tage nach ihrer Mobilmachung an die Front kamen. Dabei wurden sie vor allem in das Gebiet Swatowo-Kremenna in der Region Luhansk verlegt, wo gerade die Offensive der Ukraine erfolgte. 

Die hier eilig an die Front geworfenen Rekruten waren hauptsächlich im westlichen Militärbezirk mobilisiert worden, insbesondere bei der 20. Panzerarmee, dem 11. Armeekorps und der 1. Panzerarmee. Gleichzeitig wurden sie nicht nur für defensive, sondern auch für offensive Aktionen an der Front rekrutiert. Die verbleibenden 200.000 mobilisierten Männer wurden hingegen auf neue Einheiten verteilt. Diese hatte man ab Herbst 2022 aufgestellt und damit also speziell für die Mobilisierung geschaffen. Um sie von den Kadereinheiten zu unterscheiden, wurden sie als „Regimenter der territorialen Truppen“ bezeichnet.

Insgesamt hat das CIT 123 solcher Einheiten identifiziert. Er geht allerdings davon aus, dass ihre tatsächliche Zahl noch höher sein könnte. Bei dem Großteil der neuen Einheiten handelt es sich um motorisierte Schützenregimenter. Die Autoren der Studie konnten 77 von ihnen ermitteln. Das CIT fand zudem auch Hinweise auf 18 separate motorisierte Schützenbataillone, fünf Pionier- und fünf Panzerregimenter, sieben Artillerieregimenter und 11 Artilleriedivisionen.

Wie bei den Kadereinheiten wurden die neuen Einheiten in Ausbildungszentren auf geografischer Basis gebildet. Einige der neuen Einheiten wurden ebenfalls fast sofort an die Front geschickt, meist in dieselbe Richtung wie Swatowo-Kremenna.

Das CIT macht keine genauen Angaben über die Zahl der mobilisierten Männer, die ohne entsprechende Ausbildung an die Front geschickt wurden. Es stellt jedoch fest, dass die meisten neuen Einheiten zunächst in den Ausbildungszentren verblieben und über die russischen Grenzregionen sukzessive in das Kampfgebiet verlegt wurden. Im Allgemeinen war dieser Prozess bis Januar 2023 abgeschlossen. Einige der neuen Einheiten dienten dann als Reservoir für die Auffüllung von Kaderformationen.

Ein eigenes Häftlings-Regiment

Investigative Journalisten entdeckten zudem auch eine ganz neue Art von russischen Einheiten, die sogenannten „separaten Reservebataillone“. Diese stehen nicht in direktem Zusammenhang mit der Mobilisierung und wurden erst im Winter 2022 geschaffen. Das passierte wahrscheinlich, um im Hintergrund die Auffüllung der Kadereinheiten vorzubereiten, die sowohl den mobilisierten als auch den Vertragssoldaten dienen.

Darüber hinaus identifizierte das CIT eine weitere neue Formation, das 378. Regiment, welches auch als „Sturmausbildungsregiment Z“ bezeichnet wird. Zu ihm gehören Einheiten, die hauptsächlich aus ehemaligen Häftlingen gebildet werden. Diese hatten zuvor Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium unterzeichnet. Das 378. Regiment erfüllt somit die Funktion eines eigenen Reservebataillons, ist allerdings nur für die Ausbildung ehemaliger Häftlinge zuständig.

Die Autoren der Studie nennen die Flexibilität ihres Einsatzes als Hauptunterschied zwischen den neuen und den regulären Formationen. Mobilisierungseinheiten würden demnach häufig von einem Militärbezirk in einen anderen verlegt, verschiedenen Kommandos unterstellt, in Unterabteilungen aufgeteilt und sogar aufgelöst.

Die Studie des CIT ist jedoch nicht die einzige Quelle neuer Erkenntnisse, die in der letzten Woche zutage getreten sind. Am 5. Oktober 2023 hat Wladimir Putin an der Plenarsitzung der 20. Waldai-Konferenz teilgenommen und erneut tiefe Einblicke in die Position Russlands eröffnet.

Im Rahmen eines dreieinhalbstündigen Auftritts kritisierte Putin den Westen und dessen Einfluss in der Welt. Zudem warf er seinen Mitgliedern eine feindselige Haltung gegenüber Russland vor. In einer Diskussion mit anderen Teilnehmern des Treffens beantwortete Putin an ihn gerichtete Fragen.

Wladimir Putin begann seinen Vortrag mit der Feststellung, dass Russland sich, als man vor fast 20 Jahren erstmals im Waldai-Club zusammengekommen sei, in einer neuen Entwicklungsphase befunden habe. Seine Mitglieder hätten sich seither mit all ihrer Energie dem Aufbau einer neuen, gerechteren Welt verschrieben. 

Ihre Bereitschaft zur konstruktiven Zusammenarbeit sei von einigen als Zeichen von Russlands Bereitschaft missverstanden worden, sich von fremden Interessen leiten zu lassen. In all den Jahren habe der Waldai-Club immer wieder davor gewarnt, dass ein solcher Ansatz die wachsende Gefahr eines militärischen Konflikts berge, aber niemand habe seine Wortführer hören wollen.

Putins Ideologie-Bausteine

Putin fuhr fort, dass die Arroganz der so genannten Partner im Westen unerträglich gewesen sei. Die USA und ihre Verbündeten seien fest entschlossen gewesen, in militärischer, politischer, wirtschaftlicher, kultureller und moralischer Hinsicht die globale Vorherrschaft zu erlangen. Der Wohlstand des Westens sei ausschließlich auf Kosten der Ausplünderung der Kolonien und des gesamten Planeten erreicht worden, und seine Geschichte sei im Wesentlichen eine Chronik endloser Expansion.

Der russische Präsident betonte, dass Russland den ständig wachsenden militärischen und politischen Druck bewältigen müsse. Er habe schon oft gesagt, dass Russland den so genannten „Krieg in der Ukraine“ nicht begonnen, sondern lediglich versucht habe, ihn zu beenden. Der Krieg, den hingegen das Kiewer Regime mit direkter Unterstützung des Westens gestartet habe, gehe nun ins zehnte Jahr, und die spezielle Militäroperation ziele darauf ab, ihn zu beenden.

Bei der Ukraine-Krise handle es sich daher nicht um einen territorialen Konflikt, sondern um ein viel umfassenderes und grundlegendes Thema: nämlich die Prinzipien, auf denen die neue Weltordnung beruhen solle. Putin fügte hinzu, dass der Westen immer einen Feind brauche und dass Russland in dieser Optik ein bevorzugtes Thema für westliche Politiker sei. Die westlichen Eliten versuchten, ein universelles Feindbild für Staaten zu schaffen, die sich unabhängig verhielten, ganz egal, ob China, Indien, die arabischen Länder oder die Muslime. 

Die USA wiederum drängten Europa dazu, ihre Sicherheits- und Wirtschaftslösungen zu übernehmen. Westliche „Kollegen“, insbesondere aus den USA, gäben in rüpelhafter Art und Weise vor, wie sich andere Staaten verhalten sollten. Dies sei für Russland inakzeptabel. Auf die Militarisierung der russischen Wirtschaft angesprochen, erklärte Putin, der Staat habe zwar die Ausgaben für die Verteidigung zwar erhöht, die zusätzlichen Mittel gölten jedoch vor allem auch der Gewährleistung der Sicherheit: 

„Sie [die Mittel] haben sich ungefähr verdoppelt. Es waren etwa drei Prozent, und jetzt sind es etwa sechs Prozent. Die Behauptung, wir gäben zu viel Geld für Waffen aus und hätten das Öl vergessen, ist nicht wahr. Ich möchte betonen, dass alle angekündigten Entwicklungspläne, die Erreichung strategischer Ziele und alle sozialen Verpflichtungen, die der Staat gegenüber der Bevölkerung eingegangen ist, vollständig umgesetzt werden.“

Schließlich äußerte Putin, dass die ukrainische Wirtschaft ohne externe Unterstützung nicht existieren könne. Alles werde dort von außen am Leben gehalten. Hierzu stellte er die Frage, auf wessen Kosten dies geschehe. Er erwähnte, dass monatliche milliardenschwere Finanzspritzen notwendig seien und betonte, dass wenn diese gestoppt würden, alles innerhalb einer Woche den Bach hinuntergehen würde. Gleiches gelte auch für das Verteidigungssystem. Würden die Lieferungen morgen eingestellt, so Putin, könne die Ukraine nur noch eine Woche überleben. Er merkte an, dass im Westen allmählich die Munition knapp werde.

Prigoschin und Pipelines

Schließlich gab Putin dann auch noch brisante Neuigkeiten in Bezug auf den Tod von Jewgenij Prigoschin bekannt. Demnach habe er vom Leiter der Untersuchungskommission erfahren, dass in den Körpern der beim Flugzeugabsturz Getöteten Splitter von Handgranaten gefunden worden seien. Es habe zudem keine äußeren Einwirkungen auf das Flugzeug gegeben. Bei diesem Befund handele es sich um eine unstrittige Tatsache, die auf den Ergebnissen des vom Untersuchungskomitee der Russischen Föderation durchgeführten Gutachtens basiere.

Putin bedauerte, dass kein Gutachten zur Feststellung von Alkohol oder Drogen im Blut der Verstorbenen erstellt worden sei, obwohl bekannt gewesen sei, dass der FSB bei der Durchsuchung des Wagner-Hauptquartiers nicht nur 10 Milliarden Rubel in bar, sondern auch fünf Kilogramm Kokain gefunden habe.

An die Bundesregierung gerichtet, machte Putin das Angebot, die letzte intakte Pipeline von Nord Stream-2 für den Bezug von russischem Gas zu nutzen. Zur Sprengung der Anlage äußerte er:

„Es gibt noch eine weitere Komponente bei diesem ganzen Problem. Wenn jemals herausgefunden wird, wer dies getan hat, muss er natürlich vor Gericht gestellt werden. Dies ist ein Akt des internationalen Terrorismus. Aber ein Zweig von Nord Stream 2 bleibt bestehen. Er ist nicht beschädigt, und 27,5 Milliarden Kubikmeter Gas können durch ihn nach Europa geliefert werden. 

Dies ist lediglich eine Entscheidung der Bundesregierung. Mehr ist nicht nötig. Heute wird die Entscheidung getroffen, morgen drehen wir das Ventil auf und schon fließt das Gas. Aber sie tun es zum Schaden ihrer eigenen Interessen nicht, weil das Washingtoner Oberkommando es nicht zulässt.“

Wie groß das Interesse Russlands am Rohstoffexport nach Europa tatsächlich ist, lässt sich kaum mit Gewissheit sagen. 

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Steve Acker / 09.10.2023

Andreas Mertens wer hier zuerst demographisch am Ende sein wird, ist die Ukraine. Die Jugend wird grad auf den Schlachtfeld verheizt. Auch sind viele ins Ausland geflohen und werden auf Jahre oder überhaupt nicht mehr zurückkehren. zb. junge Männer die raus sind ,als sie noch keine 18 waren. Die können gar nicht mehr zurück, selbst wenn die Ukr militärisch erfolgeich sein sollten. Denn, wie würden sie wohl von ihren Landsleuten empfangen werden. Reinhard Schröter danke für Ihren Hinweis auf das Leid der Karpaten-Ungarn. Die Ukrainer ziehen die bevorzugt ein, womit sie dann das Gebiet ethnisch säubern. es ist richtig übel. Dem Westen ist das total egal.

Steve Acker / 09.10.2023

Ich bin für eine schnelle Aufnahme der Ukraine in die EU. Dann ist die EU erledigt. Das wird sie nicht überleben.

Lutz Gütter / 09.10.2023

Das ist ja hier alles ganz gut und schön, aber das alles konnte man auch täglich auf RT lesen, da allerdings ausführlicher. Mit Kritik an der Obersten Heeresleitung wurde da übrigens auch nicht gespaart. Ich weiß nicht, was Herr Ostholt mir heute sagen möchte, er läßt mich ratlos zurück.

H. Geißler / 09.10.2023

Inrwewssant wäre, wie sich die Entstehung eines neuen Kiegsschauplatzes auf die Situation in der Ukraine auswirken wird. H. Geißler

Reinhard Schröter / 09.10.2023

Mich würde auch die Bilanz der ukrainischen Mobilmachung interessieren, aber das interessiert Herrn Osthold nicht, als erzählt er es uns nicht. Das übernimmt, zumindest teilweise das ungarische Fernsehen für ihn und zeigt unerträgliche Bilder von gewaltsamen Zwangsrekrutierungen im sogenannten und von Ungarn bewohnten, Karpatenunterland, welches im Schandfrieden von Trianon, der Sowjetunion und eben nicht der Ukraine zugesprochen wurde. Über Nacht wurden Ungarn zu Sowjetbürgern, die sie niemals sein wollten, wenn man sie denn gefragt hätte, nur um dann nach 70 Jahren, wiederum ungefragt, zu Ukrainern, die sie schon erst recht nicht sein wollen. Jetzt sind ungarische Männer nirgends mehr sicher. Die Schergen Selenskys fangen sie auf offener Straße, ebenso wie im Supermarkt oder an ihren Arbeitsplätzen ein und pressen sie in eine Armee, die nicht, die ihre ist. Das Osthold, das nicht weiß oder wissen will, nehme ich ihm ab. Es ist mit der russischen Mobilmachung voll ausgelastet. Einer wie er wird auch nicht wissen, dass etwa ein Viertel der Soldatenstiefel mit denen man 40 Jahre auf uns in Mitteldeutschland, Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern, herumgetrampelt hat , Ukrainern gehört haben. Wir haben keinerlei Grund denen das zu vergessen.

Gerd Maar / 09.10.2023

@ Dirk Jungnickel: Russland war schon immer ein autoritärer Staat mit genialen Künstlern. Die Zwiespältigkeit zwischen Regimekritik und Vaterlandsliebe zeigt sich deutlich am Beispiel Dostojewskis.

Margit Broetz / 09.10.2023

Putin laut Herrn Osthold: “Der Wohlstand des Westens sei ausschließlich auf Kosten der Ausplünderung der Kolonien und des gesamten Planeten erreicht worden”. Soso. Die Valdai-Rede von Putin ist auf deutsch bei den Nachdenkseiten zu finden, da kann das jeder überprüfen, wenn es denn korrekt übersetzt wurde (”...der Wohlstand des Westens zu einem erheblichen Teil durch die Ausplünderung von Kolonien über mehrere Jahrhunderte hinweg erreicht…”). Die englische Version findet sich auf der Website des Kreml, hier lautet die Passage “to a significant degree, the prosperity of the West has been achieved by robbing colonies for several centuries.” Nur ein Beispiel für Herrn Ostholds Ungenauigkeit, es gäbe viele. Überhaupt ist es eine bemerkenswerte Rede. Man muß ja Putin nicht mögen oder zustimmen, aber es wär zur Abwechslung mal wohltuend, würde man von unseren Politikern solchen Klartext hören anstatt haltungsgeprüfte Wohlfühlphrasen ohne Inhalt.

Steve Acker / 09.10.2023

Was westliche Politiker zum Ukraine-Krieg sagen. Die niederländische Verteidigungsministerin Ollongren: „Wir können nicht so tun, als ob wir einfach abwarten würden, wie die amerikanischen Wahlen verlaufen. […] Denn sie haben in gewisser Weise das gleiche Interesse. Natürlich ist die Unterstützung der Ukraine ein sehr billiger Weg, um sicherzustellen, dass Russland mit diesem Regime keine Bedrohung für das NATO-Bündnis darstellt. Und es ist wichtig, diese Unterstützung fortzusetzen. […] Es liegt in unserem Interesse, die Ukraine zu unterstützen, denn sie führen diesen Krieg, nicht wir.“ US Senator Lindsey Graham: In einem Interview mit dem US-Fernsehsender CBS sagte Graham in der vergangenen Woche, dass die Ukraine das Beste sei, wofür die USA „je Geld ausgegeben haben“: „Wir haben nicht einen einzigen Soldaten verloren. Wir haben die Kampfkraft der russischen Armee um 50 Prozent reduziert, und keiner von uns ist dabei gestorben. Das ist ein gutes Geschäft für Amerika.“ US Senator Mitch mc Connell „Die Leute denken, so scheint es zunehmend, dass wir das nicht tun sollten. Nun, lassen Sie mich zunächst sagen, dass wir in diesem Krieg keinen einzigen Amerikaner verloren haben. […] Das meiste Geld, das wir im Zusammenhang mit der Ukraine ausgeben, wird tatsächlich in den USA ausgegeben, um Waffen aufzufüllen, modernere Waffen. Es beschäftigt also tatsächlich Leute hier und verbessert unser eigenes Militär für das, was vor uns liegen könnte.“ Zusammengefasst. für den Westen sehr billig, wenn Ukrainer verheizt werden

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