Noch nie hatte Friedbert Pflüger so gute Presse, wie bei seinem Sturz. Galt er vorher als Politiker mit wenig Fortüne, avancierte er in den letzten Tagen in den Medien zum Hoffnungsträger der CDU, dem angeblich Einzigen. Pflüger wird jetzt sogar von Wowereit gelobt, der während der Tempelhof-Kampagne noch Gift und Galle gegen ihn spritzte. Die Grünen bieten ihm gar die Mitgliedschaft an. Ohne Pflüger, so heißt es jetzt unisono, keine moderne Großstadtpartei, keine inhaltliche Erneuerung, kein Schwarz-Grün. Wirklich?
Abgesehen von dem Missgriff, eine inhaltliche Debatte zu fordern und dies sofort mit einem Anspruch auf den Parteivorsitz zu verbinden, kann man das von Pflüger verbreitete Thesenpapier durchaus kritisch sehen. Da wird ein Gegensatz zwischen West, Ost und Zugereisten aufgemacht, zwischen moderner Großstadtpartei und traditionellen Werten, der nicht geeignet ist, eine Volkspartei zu einen. Wenn die CDU ihre Kernkompetenzen stärkt, wie Eigenverantwortung, Eigeninitiative, Selbstständigkeit , als Alternative zur Rot-Roten Transferleistungsmentalität, sollte das gerade die Zugereisten ansprechen, die in die Stadt gekommen sind, um Karriere zu machen.Das Bürgertum in Ost und West sowieso. Ohne die Kernkompetenzen der CDU ist das Gerede von der modernen Großstadtpartei nur eine Phrase. Es kann ja nicht das Ziel sein , sich inhaltlich so wenig wie möglich von den Grünen zu unterscheiden. Warum sollte man dann noch CDU wählen? Es kann nur darum gehen, die CDU zu einer auch kulturell attraktiven Alternative von Rot-Grün zu machen und in ihren
Potentialwahlgebieten wieder Stimmen zurück zu gewinnen. Nur dann wird die CDU die Möglichkeit haben, irgendwann wieder Koalitionsverhandlungen führen zu können