Die Bahn sieht Dich!

Das staatseigene Unternehmen hat manchmal vielleicht nicht hinreichend Überblick, um den Bahnverkehr zuverlässig abzuwickeln, aber sie weiß, wann ihre Fahrgäste wie oft und wohin fahren. Zumindest manche Fahrgäste.

Rein preislich ist das „Deutschlandtickt“, auch gern als „49-Euro-Ticket“ beworben, selbst bei mäßiger Nutzung nahezu unschlagbar. Den Gedanken, dass da jemand die Zeche zahlen muss und die Frage, wer das ist, sollte man lieber verdrängen, das könnte gleich wieder die Stimmung drücken. Zumindest einen gewissen Christian Lindner (macht hauptberuflich irgendwas mit Geld) treibt die Sache gegenwärtig auch ein wenig um, und ein paar Cent mehr wird es wohl tatsächlich demnächst kosten.

Mag sein, dass es an der leicht vermehrten Nutzung der Beförderungsmöglichkeit via Regionalbahn (oder deren Bruder, mit viel Liebe und noch mehr Humor als Regionalexpress bezeichnet) liegt, aber man hat gerade in letzter Zeit immer wieder bemerkenswerte Erlebnisse. Darunter allerdings auch Beunruhigendes. So etwa auf einer Fahrt von Leipzig nach Dresden sowie zurück an einem sonnigen Juniwochenende. Am Sonnabend pünktlich abgefahren, ein mäßig ausgelasteter Zug, pünktlich angekommen, auf die Minute.

Es sollte noch ärger kommen. Am Sonntag dasselbe in umgekehrter Richtung. Der Verdacht, die Befürchtung, dass der sächsische Bahnverkehr möglicherweise schon nicht mehr in deutscher Hand ist und etwa von einem mittelosteuropäischen Anrainerstaat oder gar von China aus geleitet wird, lastete noch lange.

Aber es gibt natürlich auch Positives. Dazu ebenfalls ein bemerkenswertes Erlebnis. Wem es noch nicht bekannt sein sollte: Die Bahn ist bemüht, im Sinne des Kunden resp. des Fahrgastes den Überblick zu bewahren. Und teilt das zuweilen auch freundlich mit. So geschehen über einen natürlich freundlichen Kundenbetreuer:in auf der Fahrt von Leipzig nach XY. Auf die freundliche Bitte des Kundenbetreuer:ins erfolgte das freundliche Entgegenhalten der handfernsprechersichtbaren Applikation (die übliche Form des „Deutschlandtickets“) des Fahrgastes zwecks technischer Ablesung. Kurzer Anschlussdialog: Kundenbetreuer:in: „Sie sind aber diese Woche viel unterwegs gewesen.“ Fahrgast, sich gar nicht so recht bewusst über den Umfang der Betreuung: „Können Sie das etwa sehen?“ Kundenbetreuer:in: „Haha, gucken Sie mal!“ Und tatsächlich, der Fahrgast bekam den kleinen Bildschirm des Dienstgeräts des Kundenbetreuer:ins unter die Nase, genauer gesagt vor die Augen gehalten – und hatte Gelegenheit, seine tatsächlich ungewöhnlich vielen Reisen der letzten Tage Revue passieren zu lassen. Falls da etwas in Vergessenheit geraten sollte – die Bahn weiß, welche Wege beschritten werden, Zugnummer, Tag, Uhrzeit. Und sie weiß sicher auch, wozu das mal gut ist.

 

Dr. Erik Lommatzsch ist Historiker und lebt in Leipzig.

Foto: Montage achgut.com

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Leserpost

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Michael Elicker / 09.07.2024

Wer noch Bahn fährt, ohne dass er es zwingend müsste, ist selbst Schuld.

Nikolaus Szczepanski / 09.07.2024

Ich erinnere mich einer Bundesbahn der 70er/80er Jahre: Bequeme Reisewagen (weich gefedert) mit ausreichend Platz für Reisende und Gepäck. Einen Speisewagen mit real existierender Küche und Koch - und das ohne Rauchverbot! In der 1. Klasse ein Zugsekretariat zur zeitnahen Erledigung der Geschäftskorrespondenz. Mit Postübergabe am nächsten Haltepunkt. Öffentliche Telefonzelle im Zug selbstverständlich. Dies alles mit einer heute unglaublichen Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Tempi passati. Wer heute als 30-jähriger von “Bahn” spricht oder gar damit reist, weiß wirklich nicht was Bahn einmal war und was sie konnte. Selbst im stressigsten beruflichem Alltag war das mal Erholung…..

L. Luhmann / 09.07.2024

BIG DB IS WATCHING YOU!

B.Jacobs / 09.07.2024

So kann man das Etablieren der Bürger Überwachung auch als notwendig begründen, bei all der eingeschleppten Migrantenkriminalität, wo selbst unsere Bahnhöfe nicht mehr sicher sind, wenn die Polizei nicht Streife latscht, bei einem Zugpersonal, das sich auf der Strecke Suhl-Erfurt lieber in den Kabinen versteckt, aus Angst Opfer von Gewalt zu werden und diese Berichte häufen sich, das man Dauer Kotzen könnte. Trotzdem stehen solche nicht integrierbaren Migranten, Betonung nicht integrierbar, brauchen nur Rassismus plärren, werden Opfer bestraft und die Bahn leidet zudem noch über Kontrollwahn unbescholtener Bürger und Migranten. Manchmal wäre es angebracht zu warnen “Vorsicht, lebensgefährlich”. In einer Straßenbahn in Halle wurde einer 70 bis 80 jährigen brutal in das Gesicht getreten, ach urinieren, mit dem besten Stück prahlen ist schon alltäglich. Nicht umsonst hat auch die Münchener Straßenbahn den Spitznamen Puff Bahn, weil Migranten die nicht integrierbar sind sich austobten, sogar Babys in das Gesicht getreten haben. Passiert etwas diese Zustände ab zu schaffen, nein. Die Sicherheit in dem ÖPNV ist drastisch gesunken. Viele Arbeitnehmer, die den Bus in Gießen nehmen, bangen um ihr Leben, wie Busfahrer, das sind keine Zustände mehr. Auf der Strecke Weimar Berka wurde eine minderjährige im Zug vergewaltigt, die Passagiere und Personal trauten sich nicht zu muksen. Auf solche Reisevergnügen kann ich verzichten. Es ist aber auch die Justiz, die Täter zu Opfern und Opfer zu Tätern macht.

Rudi Hoffmann / 09.07.2024

Die Bahn kümmert sich um “Alles”  ,  da kann sie nicht auch noch fahren !

Silas Loy / 09.07.2024

Bei allem, was digital läuft, gibt man persönliche Daten und Reisedaten aus der Hand, ob nun mit dem Digitalticket in der Bahn oder der SIM-Karte im Auto. Und selbst wer ganz frugal am Schalter sein Bahnfahrkarte kauft, muss immer seinen Personalausweis vorlegen, diese Daten in Kombination mit den Reisedaten werden dann ebenfalls digital verarbeitet. Sicherheit gegen Freiheit heisst dieser einseitige Handel, wobei Sicherheit allerdings interpretationsbedürftig ist. Also entweder man fährt Taxi und bezahlt bar, nimmt ein SIM-loses Zweirad oder geht zu Fuss. Trampen geht auch.

Jürgen Fischer / 09.07.2024

Nein, die Bahn sieht mich nicht mehr. Spätestens seit man seine Daten angeben muss, wenn man über bahn.de eine Fahrkarte kauft, und allerspätestens, seit sie Anfang Dezember letzten Jahres zu blöd und/oder faul waren, in angemessener Zeit die zugeschneiten Strecken wieder freizukriegen.

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