Thomas Rietzschel / 07.01.2020 / 15:00 / 23 / Seite ausdrucken

Die Bagdad-Connewitz-Connection

Was vor einer Woche in Connewitz geschah, ereignete sich so unerwartet wie der tägliche Sonnenuntergang. Grund zur Verwunderung gab es allein bei denen, die sich daran gewöhnt haben, alle Gewalt der linken Outlaws aus Überzeugung zu ignorieren. Ist doch der Leipziger Stadtteil seit Jahren eine Brutstätte des Linksradikalismus. Abgeschirmt von politischer und medialer Verschwiegenheit proben die Autonomen den Umsturz der bürgerlichen Gesellschaft, den Klassenkampf mit allen Mitteln. Autos werden abgefackelt, Baustellen verwüstet, Kräne in Brand gesteckt. 

Weit über 300 Straftaten verzeichnete die Statistik im vergangenen Jahr. Gewalt gegen Personen verstand sich von selbst. Am Abend des 3. November überfielen Vermummte die Prokuristin einer Immobilienfirma in ihrer Wohnung. Die Frau wurde verprügelt und ins Gesicht geschlagen. Die Täter wollten sie da treffen, „wo es ihr auch wirklich weh tut“, wie sie nachher im Internet stammelten. 

Das öffentliche Entsetzen darüber hielt sich in Grenzen. Bedrohlichen Anfängen galt es anderswo zu wehren. In Waldsiedlung, einem 2.527 Einwohner zählenden Ortsteil von Hessisch Altenstadt, war ein Abgeordneter der NPD zum ehrenamtlichen Ortsvorsteher gewählt worden. Ein Thema für viele Tage. 

Das letzte Gefecht gegen den Kapitalismus

Wie sich die Connewitzer Revolutionäre währenddessen einen Spaß daraus machten, kurz und klein zu schlagen, was sie nicht aufbauten, fiel dagegen kaum ins Gewicht. Außerdem haben die jungen Leute ohnehin Höheres im Sinn, wenn sie Manöver spielen für das letzte Gefecht gegen den Kapitalismus. Und wer, bitte schön, wer hätte mit ihm nicht sein Hühnchen zu rupfen. 

Seit jeher gehört es zu den untrüglichen Kennzeichen dekadenter Zustände, dass die besser gestellten Schichten Sympathie gerade für jene hegen, die ihnen Feuer unter den Hintern machen. Auch die RAF durfte auf die Nachsicht des Bürgertums zählen; auch ihre „Kämpfer“ fanden bisweilen Unterschlupf oder ein Waffenversteck, wo es niemand vermutet hätte. Zu verlockend war der Nervenkitzel, zu groß der Überdruss an der bleiernen Zeit des Wohlstands.

Während die einen mit Krawall für Aufregung sorgten, versuchten Polizei und Geheimdienste, Recht und Ordnung durchzusetzen. Sie sind allemal die eigentlichen Spielverderber, diejenigen, die „über-reagieren“. 

Nach den Ausschreitungen des autonomen Mobs in Connewitz stand für die altlinke Jutta Ditfurth fest: Hätte sich die Polizei ferngehalten, „wäre nichts passiert, die wenigen Ärgernisse, die es vielleicht gegeben hätte, hätten die Feiernden selbstverantwortlich regeln können“.

Mehr als über deren Taten erbosten sich Politiker und ein Großteil der tonangebenden Medien darüber, dass es zunächst seitens der Polizei geheißen hatte, ein Beamter habe sich nach dem Einsatz einer „Notoperation“ unterziehen müssen, obwohl sich später herausstellte: Man hatte den Mann nur grün und blau geschlagen. 

Dekadenz kennt keine Grenzen

Statt sich nach der gezielten Tötung des iranischen Generalmajors Quasem Soleimani  hinter die Amerikaner zu stellen, um den Mullahs in Teheran klarzumachen, dass es Grenzen gibt, deren Überschreitung die Welt nicht duldet, beeilen sich westliche Politiker und Journalisten, allen voran die deutschen, abermals Donald Trump den Schwarzen Peter zuzuschieben. Als habe es sich um die willkürliche Ermordung irgendeines Apparatschiks und nicht darum gehandelt, einen der militärischen Köpfe des islamischen Terrors auszuschalten, ist von einer Anstiftung zum Krieg die Rede. 

Postum befördern die Narren der Wohlstandsgesellschaft die Täter zu Opfern. Den schneidig posierenden Abenteurer aus den Nahen Osten nicht anders als die infantilen Gewalttäter aus Connewitz. Entgegen der verbreiteten Auffassung ist die Dekadenz nicht bloß ein Zustand ungezügelter Ausschweifung; sie offenbart sich ebenso in den politischen Zuständen einer Gesellschaft, die lieber spielt, als dass sie die Zeit damit vertut, ihre Existenz zu verteidigen. 

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Marcel Seiler / 07.01.2020

Ein weiterer gesellschaftlicher Bereich, in dem Gewaltanwendung, Regelbrechen und Verachtung für die Polizei absolut gesellschaftsfähig ist: Fußball-Fanclubs. Die gewalttätige Jungmänner-Energie wird auch hier weitgehend geduldet. Es gibt offenbar ein ungedecktes seelisches Bedürfnis nach Gewalt, einem Gegner und der dadurch entstehenden Identität, den unsere feminisierte Gesellschaft nicht deckt. (Siehe auch den Film “Fight Club”.) Gegenmittel: Man muss sich wieder trauen, diese Jungs hart ranzunehmen: sie brauchen es.

Marcel Seiler / 07.01.2020

Die unterliegende Einstellung der hier beschriebenen Attitüden scheinen mir anti-westlich – also anti-kapitalistisch und anti-rational zu sein. Getragen wird dies ausgerechnet von denen, die am meisten von der auf Kapitalismus und Rationalität basierenden Gesellschaftsordnung profitieren. Denen fehlt irgendetwas. Aber was? Warum können sie es sich in dieser Gesellschaft nicht selbst schaffen oder besorgen?

Frank Stricker / 07.01.2020

Es war mehr als deutlich zu sehen , wie die “üblichen Verdächtigen” , Stern, Spiegel , Tagesspiegel etc. sich darum bemühten , die Polizei als wildgewordene Rechtsradikale zu “framen”. Es tauchten halbgare Videosequenzen im Netz auf, wo angeblich zu sehen war , wie die “friedliebende, Connewitzer Bevölkerung” von Polizisten als Schlägertrupp getarnt, grundlos drangsaliert wurden. Aber das kennen wir ja schon zu Genüge von Chemnitz………...

Wolfgang Kaufmann / 07.01.2020

Wenn es der Kuh zu wohl wird, geht sie aufs Eis tanzen. Und wer vor lauter Wohlstand nicht weiß, ob er sich mit Brot oder Kuchen überfressen soll, lässt gern seine Frust am Eigentum anderer aus. Das gab es schon immer. – Was es nicht schon immer gab, ist diese Untätigkeit des Staates. Statt Mutwillen mit hohen Strafen zu belegen, plus Wiedergutmachung, findet die Kuscheljustiz allenthalben Zustimmung. Die eigentliche Dekadenz liegt im Ponyhofdenken.

beat schaller / 07.01.2020

Das kann ich unterschreiben, danke. b.schaller

Andreas Rochow / 07.01.2020

Eine vortreffliche Kommentierung des aktuellen Zeitgeschehens! Dank der öffentlich-rechtlichen Framing-Mühle, sind an die Stelle gesunder, auf Kenntnissen und Abwägungen beruhender kritischer Urteile politische Hass- und Hetzreflexe in die Menschenhirne eingepflanzt worden. Niemand, der nicht in die rechte Ecke verbannt werden will, wagt noch öffentlich, sich zu seinem historisch notwendigen ANTIKOMMUNISMUS zu bekennen. Ein Bundespräsident hat seinen Generalverdacht gegen Kritiker dieser staatlichen Indifferenz mit der Wortneuschöpfung “Dunkeldeutschland” bekannt. Linksgrüne Aktivisten der marxistischen Kulturrevolution missbrauchen den Komfort der freiheitlich-rechtlichen Demokratie, die sie aus tiefster Überzeugung fundamental ablehnen. Das wahre Gesicht offenbart sich bei den Linksextremen, die als Revolutionäre diese Camouflage nicht brauchen.  Auch wenn die veröffentlichte Meinung eine deutlich schlagseitige “Toleranz” erkennen lässt, sei den polizeilichen Ordnungskräften, der Judikative und der neudefinierten “Zivilgesellschaft” ins Heft geschrieben:  Nicht jedes Ermittlungsverfahren gegen linksextreme Straftäter, nicht jede Aberkennung der Gemeinnützigkeit linksextremer Kommunistenvereine, nicht jeder Absetzung einer linksextrem tickenden Ministerin sind gleich McCarthyismus! Das fällt freilich schwer, wenn man sich, wie in Sachsen, gleich eine Justizministerin vorsetzen lässt, die in ihrer Jugend brennende “Bullen” feierte. Heute redet sie sich damit heraus, dass sie damals so alt war wie Greta Thunberg heute und kämpft in vorderster Reihe für das Wahlrecht mit 16. Der Islamismus und der Kommunismus liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die tödlichste Ideologie! Obwohl der Islamismus einen Vorsprung von vielen Jahrhunderten hatte, konnte der Kommunismus ordentlich aufholen. Figuren wie Jutta Ditfurth tragen ungestört Sorge dafür, dass das so bleiben wird.

Karla Kuhn / 07.01.2020

“Das öffentliche Entsetzen darüber hielt sich in Grenzen. Bedrohlichen Anfängen galt es anderswo zu wehren. In Waldsiedlung, einem 2.527 Einwohner zählenden Ortsteil von Hessisch Altenstadt, war ein Abgeordneter der NPD zum ehrenamtlichen Ortsvorsteher gewählt worden war. Ein Thema für viele Tage. ”  Das ist nicht nur Schilda und das Hornberger Schießen, gleichzeitig, das ist KABARETT VOM FEINSTEN !! Nicht daß der Mann zum Ortsvorsteher gewählt wurde, noch ist die NPD nicht verboten aber aus WELCHEM GRUND !! ER ist der EINZIGE von uns,  der E- Mails schreiben kann !! Und das hat dieser ältere Herr ganz treuherzig noch zugegeben !! Nicht zu fassen. Eine fast 91 jährige gute Freundin von mir hat mit 70 Jahren einen Computerkurs absolviert und ist fast täglich im Netz unterwegs. Die würde sich zum E Mail schreiben bestens eignen ! “Wie sich die Connewitzer Revolutionäre währenddessen einen Spaß daraus machten, kurz und klein zu schlagen, was sie nicht aufbauten, fiel dagegen kaum ins Gewicht.”  Diesen “smarten Jungs” sollte DRINGEND die passende Alternative geboten werden. KAMPFEINSATZ für Deutschland im IRAK, danach Afghanistan und in anderen gefährlichen Regionen, zusammen mit dem POLITIKERNACHWUCHS und den JUNGPOLITIKERN der “Einheitspartei” !!  Die können dann am eigenen Leibe erfahren, wie es ist, wenn andre angegriffen werden !!! Übrigens; auch ein PROBATES Mittel gegen die immer mehr um sich greifende DEKADENZ !!

Detlef Fiedler / 07.01.2020

Hallo Herr Rietzschel. Ja, man denkt es nun ist die Hirnerweichung nicht mehr zu toppen, aber man irrt sich. SPON entblödete sich nicht nur den “Trauermarsch” in einem Livestream zu übertragen, es wurde auch behauptet: “Irans Bürger versammeln sich hinter ihrer Führung”. Aber sicher doch. Ganz besonders die Angehörigen der tausend zuvor bei den Demonstationen Ermordeten werden sich da freudig hinter den Mullahs versammelt haben. Kurz davor wurde von SPON berichtet: “In Iran haben sich bei Trauerzügen für den getöteten General Soleimani riesige Menschenmengen versammelt”. Roch ganz schön nach “#Wir sind mehr”. Zu Connewitz versuchte SPON eine ekelhafte Relativierung aufs Tapet zu heben, mittels eines veröffentlichten Videos, welches beweisen sollte, das nur einer oder wenige den Polizisten angegriffen hätten. Da wird der kaputtgeschlagene Polizist aber wirklich sehr erleichtet gewesen sein. Das alles geschah auch nicht in einem linksextremistischen sondern in einem “linksalternativen” Viertel. Und der Schreckschraube Esken wird natürlich eine Plattform geboten, um die Polizeitaktik zu Silvester als Ursache für den verletzten Polizisten hinzustellen. Es geht immer noch blöder. Auch wenn man es nicht für möglich hält. Die Skala ist offenbar nach oben offen und der Peak noch längst nicht erreicht.

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