Amos Zweig, Gastautor / 12.09.2019 / 06:09 / Foto: André Karwath / 42 / Seite ausdrucken

Die Auferstehung sozialistischer Mythen (1)

Von Amos Zweig.

Kürzlich, in einem sehr spannenden Gespräch, kamen ich und mein Gesprächspartner auf den Sozialismus zu sprechen. Ich meinte dann, dass bei Gesellschaftssystemen, die zu stark nach Sozialismus klingen, bei mir immer die Alarmglocken losgehen, da der Sozialismus, überall dort, wo er versucht wurde, in totalem Desaster geendet hat. Arbeitslager, Massenmord an der eigenen Bevölkerung, Armut, Hungersnot, Tyrannei und Unterdrückung.

Mein Gesprächspartner meinte daraufhin: „Man kann nicht sagen, dass der Sozialismus schlimmer ist als der Kapitalismus. Kapitalistische Länder führen auch ständig Kriege, und das sind Kriege um Ressourcen, oder solche, die von der Rüstungsindustrie gepusht werden, also kapitalistische Kriege. Außerdem führt der Kapitalismus zum Verhungern von Tausenden“ – (wenn ich ihn richtig verstand, meinte er hiermit Drittweltländer) – „und die Pharmafirmen blockieren das Erforschen von neuen, günstigeren und effektiveren Medikamenten, damit sie ihre eigenen, suboptimalen Medikamente zu teureren Preisen verkaufen können. Und wenn man so alle Todesopfer des Kapitalismus zusammenzählt, kann man nicht so einfach sagen, dass der Sozialismus mehr Menschenleben gekostet hat als der Kapitalismus.“

Dieses Argument hat mich seit diesem Gespräch sehr beschäftigt. In diesem Artikel will ich nun versuchen, ihm, so gut ich kann, auf den Grund zu gehen. Wenn man solche Argumente angeht, dann kommt es immer sehr darauf an, was man genau womit vergleicht. Man muss „gleiches mit gleichem“ vergleichen, zumindest, so gut man das kann. Natürlich ist jeder Mensch und sein Erleben einzigartig, und so gesehen könnte man sagen: „Man kann gar nichts vergleichen, da jeder Mensch einzigartig ist. Wie kannst du das Leiden eines Menschen in einem Arbeitslager mit dem Leiden eines Vaters vergleichen, dessen Kind gerade langsam und qualvoll an Leukämie stirbt.“ Und diese Aussage hat etwas Wahres an sich, aber sie hilft einem nicht dabei, sich in der Welt zu orientieren und zu entscheiden, welches Gesellschaftssystem man nun anstreben soll.

Andererseits könnte man sagen: „Am Ende stirbt jeder an irgendwas, also sind alle Gesellschaftssysteme gleich gut.“ Dies ist aber eine sehr kalte und zynische Aussage, und auch eine, die nicht wahr ist. Ich denke, jeder Mensch würde, zumindest für sich und seine Liebsten, ein Leben mit weniger unnötigem Leiden und Schmerzen bevorzugen.

Ein nützliches Abstraktionslevel

Irgendwo zwischen diesen zwei extremen Aussagen gibt es die Möglichkeit, Dinge miteinander zu vergleichen. Nicht perfekt, aber auf einem nützlichen Abstraktionslevel. Ich werde den Vergleich in dieser Reihe folgendermaßen untergliedern: Wirtschaftliche Produktivität und Gewalt und Zerstörung. Die Thematik um Hungersnot und Pharmabranchen wird im ersten und zweiten Teil behandelt, die Thematik um Krieg und Unterdrückung der eigenen Bevölkerung im dritten Teil.

Bevor wir in den eigentlichen Vergleich einsteigen, brauchen wir noch ein paar Definitionen: Kapitalismus ist ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, in dem materielle Güter in Privatbesitz sind und die Produktion und Verteilung von Gütern durch den freien Markt bestimmt wird. Sozialismus ist ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, in dem die Produktionsmittel von der Gesellschaft als Ganzes verwaltet werden. Die Idee ist, dass jeder das produziert, was er kann und das kriegt, was er braucht. Kommunismus ist ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, in dem es kein Privateigentum gibt, und alle alles teilen.

Die USA und die UdSSR hatten eine ähnliche Bevölkerungszahl und waren zu ihrer Zeit die prominentesten Beispiele einer kapitalistisch respektive sozialistisch organisierten Gesellschaft. Daher werde ich der Einfachheit halber einige Vergleiche in diesem Artikel auf diese zwei Länder beschränken.

Immense Reduktion der Produktivität

Das Hauptproblem des Sozialismus ist, dass er ökonomisch nicht funktioniert. Sozialismus als Wirtschaftssystem ist dem Kapitalismus als Wirtschaftssystem deutlich unterlegen. Sozialistisch strukturierte Gesellschaften produzieren deutlich weniger und auch weniger hochwertige Güter als kapitalistische Gesellschaften. So war zum Beispiel das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in der UdSSR stets um einen Faktor 3 bis 4 tiefer als in den USA. Dies ist ein immenses Problem, das in den meisten Diskussionen viel zu wenig Beachtung erhält. In diesem Abschnitt werde ich zuerst die zwei Hauptgründe hierfür erörtern und anschließend auf den Einfluss, den dies auf die Lebensqualität an einem Ort hat, eingehen.

Der erste Hauptgrund ist, dass in sozialistischen Systemen der Anreiz fehlt, sich selbst zu verbessern. Wenn jedermanns Lohn ausschließlich von seinen Bedürfnissen abhängt, wieso sollte er sich dann besonders anstrengen? Wieso sollte er sich bemühen, härter, länger, oder effizienter zu arbeiten, wenn er am Ende genau gleich viel davon hat? Wieso nicht später kommen, früher gehen, und eine längere Mittagspause machen? Menschen beginnen also in die andere Richtung zu optimieren. Anstatt zu versuchen, möglichst viele, möglichst begehrte Güter zu produzieren, versuchen sie nun, möglichst wenig in ihrem offiziellen Job zu arbeiten, und daneben, in ihrer Freizeit, möglichst viel für sich selbst zu produzieren. Ein Beispiel hierfür ist, dass in vielen sozialistischen Ländern die Bauern in ihren eigenen, privaten Gärten ein Vielfaches an Lebensmitteln pro Fläche produzierten wie auf den kommunalen Feldern. Ein weiterer Hinweis auf dieses Problem ist der vielsagende Witz aus der Sowjetära: Sie tun so, als ob sie bezahlen, und wir tun so, als ob wir arbeiten.

Da niemand einen Anreiz hat, gut (oder überhaupt) zu arbeiten, muss der Staat also jetzt jeden überwachen und die Faulenzer bestrafen. Dies führt zu einer immensen, unproduktiven Arbeitslast. Hunderttausende sind damit beschäftigt, die Anderen zu überprüfen und zu bestrafen, und all die Wächter produzieren selber nichts. Man kann das Problem ein Stück weit auslagern, indem die Menschen sich gegenseitig überprüfen und denunzieren, aber beide Kontrollmechanismen sind anfällig für Missbrauch. So oder so ist der Effekt, dass die meisten Menschen ihren Job nur noch so gut wie nötig machen, um nicht bestraft zu werden, und nicht so gut wie möglich, um einen Bonus oder eine Promotion zu erhalten. Über die Wirtschaft als Ganzes führt dies zu einer immensen Reduktion der Produktivität.

Gewinnmaximierung gibt es nicht

Das zweite große Problem ist, dass sozialistische Systeme keinen Preisbildungsmechanismus haben. Wie soll eine Schraubenfabrik wissen, ob sie mehr Außensechskant-, Innensechskant-, Torx-, Kreuz- oder Schlitzschrauben herstellen soll? Wie viel Getreide braucht das Land? Und wie viele Tomaten? Wie viele USB-Sticks, Wanderschuhe, Motorblockgießereien oder Talkshows? Es gibt unendlich viele Güter, die produziert werden könnten, also wie soll jetzt jeder wissen, was er produzieren soll? In kapitalistischen Systemen löst der Preis dieses Problem. Da jeder seinen Gewinn maximieren will, wird jeder versuchen ein Gut zu produzieren, bei dem die Marge besonders hoch ist. Wenn die Leute Torx-Schrauben bevorzugen, werden sie bereit sein, etwas mehr für Torx-Schrauben zu bezahlen, und daher wird die Schraubenfabrik beginnen, mehr Torx-Schrauben herzustellen. Sozialistische Systeme haben diesen Mechanismus nicht. Jeder kriegt ja das, was er braucht, Gewinnmaximierung gibt es nicht. Also gibt es auch keinen Mechanismus mehr, durch den der Markt die Menschen informiert, was sie jetzt am besten herstellen sollten, und wie viel davon.

Aber irgendwie muss ja trotzdem entschieden werden, wer jetzt was macht. In sozialistischen Systemen übernimmt dies dann meistens wieder der Staat, zum Beispiel mittels eines Fünfjahresplans. Der Staat schätzt also ab, wie viel von jedem einzelnen Gut das Land braucht, wer es zu produzieren hat, und wie viele Mittel sie dafür brauchen dürfen. Ferner definiert der Staat auch, wer wie viel Lohn kriegt und was wie viel kostet. Aber natürlich kämpfen sie einen unmöglichen Kampf. Ich weiß nicht einmal selber, was ich in den nächsten fünf Jahren alles brauchen werde.

Wie kann also jemand in Moskau auch nur grob abschätzen, wie viel von welchem Gut die Menschen in Nischnewartowsk oder in Njurba in den nächsten fünf Jahren brauchen werden? Und wie teuer es sein wird, dies zu produzieren. Und dort hin zu transportieren. Es ist eine unmögliche Aufgabe. Bereits eine Handvoll unerwarteter politischer oder natürlicher Ereignisse reichen, um den gesamten Plan über den Haufen zu werfen. Zentralplanung führt, je länger sie dauert, zu immer schlimmerer Fehlallokation von Ressourcen und somit zum Mangel von essenziellen Gütern und zu Armut.

Wirtschaft nach wie vor Tauschhandel

Gemäß einem Bericht der Heritage Foundation zur wirtschaftlichen Freiheit ist der durchschnittliche Lebensstandard von Menschen in wirtschaftlich freien Ländern über achtmal so hoch wie der von Menschen in unfreien Ländern.

Die Heritage Foundation misst die wirtschaftliche Freiheit anhand der folgenden vier Kategorien, die jeweils aus drei Subkategorien bestehen:

- Rechtsstaatlichkeit – Eigentumsrecht, wirksames Justizsystem, integre Regierung

- Größe der Regierung – Steuerlast, Regierungsausgaben, gesunde Geldpolitik

- Regulationen – Unternehmensfreiheit, Arbeitsfreiheit, monetäre Freiheit

- Offener Markt – Handelsfreiheit, Investitionsfreiheit, finanzielle Freiheit

Aufgrund der massiven staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft schneiden sozialistische Staaten in diesem Index deutlich schlechter ab als kapitalistische Staaten. Sozialistische Staaten definieren ihre wirtschaftliche Produktivität ebenfalls deutlich schlechter als diejenige von kapitalistischen Staaten. Soweit stimmt die Theorie also mit den Fakten überein.

Je mehr und je bessere Produkte eine Gesellschaft produziert, umso höher wird der materielle Lebensstandard in dieser Gesellschaft sein.

Die Lebensqualität an einem Ort hängt aber sehr stark von der wirtschaftlichen Produktivität ab, da fast alle Produkte, die Menschen begehren, zuerst produziert werden müssen, bevor sie konsumiert werden können. Ich verwende Produkt hier als Sammelbegriff für jegliche Güter und Dienstleistungen. Essen, Wohnungen, medizinische Versorgung, Heizungen, Autos, Fernsehshows – je mehr und je bessere Produkte eine Gesellschaft produziert, umso höher wird der materielle Lebensstandard in dieser Gesellschaft sein. Export und Import ändern an dieser Tatsache nichts. Export bringt Fremdwährungen ein, mit deren Hilfe man dann wiederum fremde Güter importieren kann. Am Ende ist Wirtschaft nach wie vor Tauschhandel.

Ein weiterer Grund zur Hoffnung

Natürlich, und dies ist das Argument der Sozialisten, kommt es auch darauf an, wie die Güter verteilt sind. Es nützt der breiten Masse nichts, wenn viele hochwertige Güter produziert werden und sie selber von einem Hungerlohn leben muss. Allerdings suggeriert eine Statistik von Econlib wie erwartet, dass ein armer Mensch in einer reichen Gesellschaft einen viel höheren Lebensstandard hat als ein armer Mensch in einer armen Gesellschaft.

Einen weiteren Grund zur Hoffnung gibt folgende Statistik der Heritage Foundation: In den vergangenen 24 Jahren hat sich das weltweite Bruttoinlandsprodukt verdoppelt, und der Prozentsatz von Menschen, die in Armut leben, hat sich um einen Faktor 3 reduziert. Es scheint also doch, dass die gesteigerte wirtschaftliche Produktivität auch den Lebensstandard der Ärmsten weltweit anhebt.

Ein armer Mensch in einer reichen Gesellschaft hat einen viel höheren Lebensstandard als ein armer Mensch in einer armen Gesellschaft. Aber sogar, wenn wirtschaftliche Freiheit alleine nicht reichen sollte, um den Ärmsten der Gesellschaft ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen, können wir mit Sicherheit sagen, dass der Sozialismus dies noch viel weniger tut! Die verringerte Produktivität führt generell zu mehr Armut, und die Tatsache, dass sozialistische Staaten oft sehr schnell zu zentralistischen Diktaturen verkommen, verschlimmert die Lebensumstände noch um ein Vielfaches.

Sozialismus verschlimmert Hunger

Wenn wir einmal einen Blick auf die globale Hungerkarte werfen und diese mit der Karte für wirtschaftliche Freiheit vergleichen, dann sehen wir eine sehr starke Korrelation zwischen Unterdrückung und Hunger. Es gibt zwar ein paar Ausnahmen, aber es stellt sich jeweils die Frage, wie lange diese Ausnahmen stabil bleiben werden. Venezuela zum Beispiel hatte 2018 noch ein mäßiges Hungerproblem, jedoch hat sich dieses bis 2019 gravierend verschlechtert.

Wenn es ums Verhungern geht, ist also sicher nicht der Kapitalismus schuld. Im Gegenteil, es scheint, dass der Kapitalismus einer der besten Schutzmechanismen gegen das Verhungern ist! Nach den Erklärungen im ersten Teil zu wirtschaftlicher Produktivität und Lebensstandard sollte dies nicht verwunderlich sein. Verhungern ist ein Ausdruck des tiefst möglichen Lebensstandards. Sozialistische Staaten schneiden oft viel schlechter im wirtschaftlichen Freiheitsindex ab. Somit trägt der Sozialismus viel mehr zum Welthunger bei als der Kapitalismus. Eine Recherche der großen Hungersnöte in Kambodscha, der UdSSR, der Volksrepublik China, Nord-Korea, und als neustes Beispiel Venezuela, bestätigt diesen Punkt.

Viele Kritiker des Kapitalismus sagen, dass die ärmeren Länder so wenig zu essen haben, weil die reicheren Länder sie ausbeuten. Zu diesem Punkt muss man zwei Dinge sagen. Erstens sind es oft in erster Linie lokale Despoten und Gewaltherrscher, welche die lokale Bevölkerung ausbeuten. Wenn westliche Firmen mit den lokalen Despoten zusammenarbeiten, um von der Ausbeutung der lokalen Bevölkerung zu profitieren, ist dies zwar moralisch verwerflich, aber nicht der Grund der Unterdrückung. Der Grund der Unterdrückung ist die lokale Gewaltherrschaft. Zweitens stimmt es allerdings auch, dass westliche Länder andere Länder aus materiellen Interessen militärisch besetzen. Ich werde versuchen, im nächsten Teil auf diese Problematik einzugehen.

Lesen Sie morgen: Die Macht der Korruption.

Den zweiten Teil dieses Beitrages lesen Sie hier.

Amos Zweig hat an der ETH Zürich Ingenieurswissenschaften mit einem Schwerpunkt auf Robotics und Artificial Intelligence studiert und beschäftigt sich auf einem eigenen Blog mit philosophischen und ethischen Fragen.

Quellen

https://www.heritage.org/index/book/chapter-4

www.econlib.org/library/Enc/EconomicFreedom

https://www.globalhungerindex.org/de/results/

https://www.heritage.org/index/heatmap

SOVIET HEALTH CARE FROM TWO PERSPECTIVES by Diane Rowland and Alexandre V. Telyukov

Soviet Health Care System - DAVID S. FRIEDENBERG

https://www.reddit.com/r/AskHistorians/comments/73aiiu/what_was_healthcare_like_in_the_soviet_union/

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Kriegen_und_Schlachten_im_20._Jahrhundert

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Milit%C3%A4roperationen_Russlands_und_der_Sowjetunion

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_concentration_and_internment_camps#United_States_of_America

https://en.wikipedia.org/wiki/Internment_of_Japanese_Americans

https://en.wikipedia.org/wiki/Internment_of_German_Americans

https://en.wikipedia.org/wiki/Internment_of_Italian_Americans

https://de.wikipedia.org/wiki/Gulag

https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Terror_(Sowjetunion)

https://de.wikipedia.org/wiki/Hungersnot_in_Sowjetrussland_1921%E2%80%931922

https://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor

https://de.wikipedia.org/wiki/Entkulakisierung

A. Solschenizyn – Der Archipel Gulag – 1973

https://youtu.be/oo1WouI38rQ

https://en.wikipedia.org/wiki/Mao_Zedong

https://en.wikipedia.org/wiki/Khmer_Rouge

https://en.wikipedia.org/wiki/Pol_Pot

https://pixabay.com/de/photos/leistung-bar-gesch%C3%A4ft-diagramm-18134/

https://pixabay.com/de/photos/kommunismus-kommunist-hammer-moskau-17071/

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Leserpost

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Martin Ertner / 12.09.2019

@Dietmar Schubert zum Hunger, ich vermutet Sie beziehen sich auf die DDR. Auch wenn diese niemals eine Hungersnot ertragen musst, so musste die durchschnittliche Familie doch erhebliche Schwierigkeiten auf sich nehmen um sich zu versorgen. Sprich stundenlanges Anstehen für einen Sack Kartoffeln oder Rüben, sowie die Selbstversorgung etc. Die UDSSR und China hatten in ihrer Planung der Landwirtschaftlichen Güter weniger Glück dort kam es zu massiven Hungersnöten die Millionen von Toten forderten, die Ursache Planwirtschaft ist für diese Hungersnöte historisch Belegt und weiterhin Überprüfbar. Nun zu Ihrem Armutsempfinden, auch wenn Sie zufrieden waren mit ihrem Besitzt, so musste man doch im Sozialismus erheblich mehr Aufwand betreiben als notwendig wäre. Dazu kommen die Menschen die gerne etwas mehr haben möchten, diese könnten zwar mehr Arbeiten doch mehren Sie ihren Wohlstand nicht sondern verharren in ihrer Position. Dies wiederum führt Uns zum oben gemachten Vergleich der Systeme. Wo es ums Materiale geht Hinkt der Sozialismus dem Kapitalismus hinterher, man kann also an der menge der Güter die zur Verfügung stehen, durchaus zu dem Schluss kommen das der Kommunist ärmer ist als der Kapitalist. Nachtrag “Ich hatte nie das Gefühl das Ich arm bin” Gefühle sind immer Subjektiv und auf den Einzelnen bezogen. Die Wissenschaft muss zur Analyse nun mal begriffe auf der Sachebene definieren. Wer nun mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist muss Sachargumente dagegen vorbringen oder Schweigen. Der kleingeistige Versuch Begriffe von der Sachebene auf die Gefühlsebene zu ziehen, ist die Taktik von Schlechten Verlieren und/oder Ignoranten. Beides keine schmeichelhaften Eigenschaften die außerdem nicht hilfreich sind eine sachdienliche Debatte zu führen.

T. Brecht / 12.09.2019

Ich weiss nicht wie lange ich noch lebe aber die Wahrscheinlichkeit das ich in Zukunft ein Sozialist werde liegt bei 0 %. Die Wahrscheinlichkeit das ich den Sozen-Parteien + Anhang den Rest meines Lebens maximal auf die Nerven gehen werde liegt bei 100%. Deutschland wird in Zukunft gespalten sein und ich stehe auf der Seite der bösen Kapitalisten da muss ich keine Minute nachdenken.

Oliver M Haynold / 12.09.2019

An einem Punkt muß ich widersprechen. Daß er ökonomisch nicht funktioniert, ist empirisch und in bezug auf das Untergehen der Sowjetstaaten das Hauptproblem des Sozialismus. Aus moralischer Sicht, aus welcher der Artikel ja argumentiert, ist das aber nur ein untergeordnetes Problem. Das Hauptproblem des Sozialismus ist, daß er offen und prinzipiell auf Gewalt und illegitimer Machtkonzentration aufgebaut ist. Versuche sozialistischer Wirtschaftsformen ohne Gewalt und Diktatur sind vereinzelt erfolgreich, z.B. in bestimmten religiösen Gemeinschaften, aber immer auf eine kleine Anzahl von Menschen beschränkt und meistens auch mit sehr kurzem Zeithorizont. Danach löst sich die Sache erfahrungsgemäß auf wenn sie nicht durch Gewalt stabilisiert wird, und auch für eine nur zeitweilige friedliche Existenz ist die Freiwilligkeit und die hohe, oft religiöse Motivation der Teilnehmer unabdingbar. Ohne Gewalt ist Sozialismus in den Dimensionen eines Nationalstaats völlig undenkbar, was z.B. Lenin völlig richtig erkannt hat. Deswegen waren Massenmord und Deportationen keine Verirrungen sondern die völlig logische Konsequenz des kommunistischen Projekts. Dessen Anfängen muß man daher wehren, und man müsste es auch wenn sozialistische Wirtschaftsformen entgegen aller Erfahrungen zu überlegener Produktivität führen würden.

Juliane Mertz / 12.09.2019

Die Frage an die Sozialisten ist, warum Unternehmer unmoralischer sein sollten als sozialistische Entscheider.  Eine freie Marktwirtschaft bietet übrigens allen Sozialisten die Möglichkeit, ein sozialistisches Unternehmen aufzubauen, in dem alle Mitarbeiter Besitzer des Betriebes sind.

F. Lutz / 12.09.2019

Der Sozialismus kann nur in der Theorie funktionieren (Das Ressourcen-Allokations-Problem ließe sich mittels moderner Technik wohl beheben). Hierfür müsste der Mensch aber völlig altruistisch eingestellt sein, ähnlich einer Ameisenkolonie oder einem Bienenstamm. Der Mensch ist jedoch von Natur aus egoistisch (ein Baby kennt nur das “Ich” und die eigenen Bedürfnisse) und jede “Umerziehung” wäre gegen die menschliche Natur und würde psychische Störungen hervor rufen. Eine Diskussion über die mögliche Realisierung des Sozialismus ist dafür für mich generell hinfällig.

Marcel Seiler / 12.09.2019

Dieser Teil 1 der Artikelfolge ist eine ausgezeichnete Zusammenfassung der volkswirtschaftlichen Erkenntnisse zum Systemvergleich. Ich freue mich auf den nächsten Teil.

Rainer Hanisch / 12.09.2019

“Anstatt zu versuchen, möglichst viele, möglichst begehrte Güter zu produzieren, versuchen sie nun, möglichst wenig in ihrem offiziellen Job zu arbeiten, und daneben, in ihrer Freizeit, möglichst viel für sich selbst zu produzieren.”  Das war in der ex-DDR gang und gäbe. Weil aus Mangel an Material und die Diktatur des Planes (Jahres- und Fünfjahrespläne) keine Möglichkeiten einer flexiblen Reaktion auf gerade vorhandene Bedürfnisse bestanden. Hungern brauchte in der DDR keiner, auch die hierzulande zahlreichen “Flaschensammler” habe ich nicht erlebt. Selbst, wenn einiges Mangelware war, wie einige Kommentatoren immer so gern behaupten, dass die Ladenregale immer leer waren, stimmt so nicht. In der Landwirtschaft (“Tierproduktion”) zum Beispiel herrschten Arbeitsbedingungen, unter denen in den alten BL niemand arbeiten würde! Auch die noch existierenden Einzelbauern arbeiten nicht so, halten die gar kein Leben lang durch. //  Bezahlung war ein Thema für sich: um die Leute bei Laune zu halten, wurden eben alle gleich bezahlt, manche gleicher, wenn sie bei der Leitung des Betriebes (speziell in den LPGen) gut angesehen waren. Die Auswirkungen sind wohl klar! “Ein weiterer Hinweis auf dieses Problem ist der vielsagende Witz aus der Sowjetära: Sie tun so, als ob sie bezahlen, und wir tun so, als ob wir arbeiten.” Ja, deswegen gibt es im Kapitalismus auch die heiße Diskussion um Mindestlöhne, speziell im Zeitarbeitssektor! Nur darf hier niemand so tun, als ob er arbeitet; er muss arbeiten! // Was den Erhalt der Produktionsmittel angeht: wenn Ersatzteile zur Instandsetzung fehlen, weil sie nicht verfügbar sind oder Devisen kosten, ist es halt oft Esssig mit dem “Erhalt”. “Die Quintessenz ist, der Mensch ist nicht für den Sozialismus gemacht.” - das ist der wahre Grund! Der Mensch k a n n es einfach nicht. Der alltägliche Egoismus und die Rücksichtslosigkeit beweisen es jeden Tag und bei jeder Gelegenheit. Ob Kapitalismus oder sonstwas -  es bleibt sich egal.

Rolf Lindner / 12.09.2019

Alle vorgebrachten Vergleiche zwischen Sozialismus und Kapitalismus basieren auf den bekannten Problemen des Sowjetsozialismus. Es gibt aber außer diesem noch den Sozialismus chinesischer Art, der offenbar gewaltige Produktivkräfte freigesetzt hat. Letztendlich war das Problem des Sowjetsozialismus, dass aus ideologischen Gründen an vielen Stellen falsche Prämissen gesetzt wurden. Im Kapitalismus ergeben sich die förderlichen Prämissen aus dem System heraus, während sie im Sozialismus von Führungspersonen gesetzt werden müssen. Tatsächlich ging der Sowjetsozialismus hauptsächlich durch die Nichtbeachtung - man kann fast sagen der bösartigen Hintertreibung - ökonomischer Gesetze zu Grunde. Beispiel Arbeitsmoral. Dass das von Marx formulierte Gesetz vom Wert der Ware Arbeitskraft ubiquitär und nicht nur im Kapitalismus wirksam ist, kam den Genossen nicht in den Sinn. Weil aus falschen ideologischen Gründen die Bewertung der Leistung eines jeden abgebaut wurde, verloren selbst Leistungswillige die Arbeitslust, weil sie zusehen mussten, wie Leistungsunwillige das System zum scheinbar eigenen Vorteil ausnutzten. Das führte auf höherer Ebene zu einer Feindlichkeit gegenüber Modernisierungen, Innovationen und der Nutzung wissenschaftlicher Entwicklungen. Ich kenne mehrere Beispiele, wie die DDR letztendlich Produkte ihrer eigenen Entwicklungen teuer einkaufen musste. Bei prosperierender Wirtschaft wären die Freiheitsrufer wie jetzt in China Rufer in der Wüste geblieben. Was zum eigentlichen Problem des Sowjetsozialismus führt -  den Ausbau des Fehlererkennungsprogramms. Zur Zeit bemühen sich die Vertreter der machtausübenden politischen Korrektheit in Deutschland diesen Kardinalfehler zu wiederholen, indem sie berechtigte Kritik an ihren falschen Prämissen wie in der DDR diffamieren. Als Teil des Mainstreams zeigt diese Entwicklung, wie gefährlich Nahe der politische Alltag in Deutschland den Verhältnissen im Sowjetsozialismus gekommen ist.

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