Thomas Maul, Gastautor / 17.09.2019 / 06:00 / Foto: Tim Maxeiner / 49 / Seite ausdrucken

Die Aspergerisierung der Klima-Propaganda

Im Jahr 2001 hatte der Weltklimarat (IPCC) noch vergleichsweise seriös zugegeben, dass die recht junge Disziplin der Klimaforschung im Sinne einer traditionell empirisch orientierten, positivistischen Naturwissenschaft überhaupt keine Ahnung von ihrem Gegenstand hat, außer der, dass sie ihn mit den herkömmlichen Mitteln nicht gebändigt bekommt.

Alles in seiner Summe muss eine Strategie erkennen, was möglich ist. In der Klimaforschung und -modellierung sollten wir erkennen, dass wir es mit einem gekoppelten nichtlinearen chaotischen System zu tun haben und dass daher eine langfristige Vorhersage zukünftiger Klimazustände nicht möglich ist. (Dritter IPCC Report, 2001, S. 774, bzw. hier)

Damit war ausgesprochen, dass es eine der Prävention verpflichtete Klimapolitik, die sich rational an Forschungsergebnissen orientieren würde, kategorisch nicht geben kann. Sind Vorhersagen unmöglich, ist eine Politik, die künftige Klimazustände abwehren oder mildern soll, vollkommen sinnfrei.

Seriöse Klimavorhersagen nicht möglich

Da der IPCC aber nun einmal unbedingt Politik in weltrettender Mission machen will, kam ihm die Idee, den „Klimawandel“ einfach auf etwas zu „reduzieren“, das mit Empirie und klassischer Überprüfbarkeit von Hypothesen rein gar nichts mehr zu tun hat, umso mehr dafür mit dem archaischen Orakeln inselbegabter Erleuchteter. 

Ersetzt man für den Blick in die Zukunft erwärmte Tierknochen, Tarot-Karten, Kristallkugeln und Würfel durch Mathematik, Statistik und Computerressourcen, kann man, so wohl der verwegene Gedanke, das archaische Treiben als zeitgemäß und irgendwie wissenschaftlich ausgeben. So heißt es im unmittelbaren Anschluss:

Das Beste, was wir erwarten können ist die Vorhersage der Wahrscheinlichkeitsverteilung der zukünftigen möglichen Zustände des Systems durch die Generierung von Ensembles von Modelllösungen.  Dies reduziert den Klimawandel auf die Unterscheidung signifikanter Unterschiede in der Statistik solcher Ensembles. Die Erzeugung solcher Modellensembles erfordert den Einsatz stark erhöhter Computerressourcen und die Anwendung neuer Methoden der Modelldiagnose. Die angemessene Berücksichtigung des statistischen Charakters von Klima ist rechenintensiv, aber solche statistischen Informationen sind von wesentlicher Bedeutung. (Ebd. bzw. hier)

Okkultismus und Pseudomathematik

Zwar weiß jeder, und damit auch Wikipedia, dass sich die Klimakröten mit seriösen Prognosen noch schwerer tun als die Wetterfrösche – über die eingestandenen Unsicherheiten soll dem neuen Okkultismus aber etwas hinweghelfen, das sich wie Wahrscheinlichkeitsrechnung und damit Mathematik anhört:

Die Projektionen der Klimamodelle sind naturgemäß unsicherer als die der Wettermodelle, da hierbei wesentlich größere Zeiträume in Betracht gezogen und eine Reihe zusätzlicher Parameter berücksichtigt werden müssen. Aus diesem Grund werden keine Klimaprognosen, sondern Szenarien mit bestimmten Wahrscheinlichkeitskorridoren erstellt.

Selbst, wenn man nicht weiß und auch keine Lust hat, herauszufinden, was die „Erforscher des menschengemachten Klimawandels“ da genau mit ihren „Ensembles von Modellösungen“ veranstalten und/oder wie genau der IPCC aus den orakelten best-und-worst-case-Szenarien durchschnittliche Wahrscheinlichkeitskorridore oder -verteilungen bildet, verrät doch die Sprache, in der Kausalzusammenhänge fürs gegenwärtige bzw. vergangene Klima verkündet werden, schon alles. 

Geht es bei der mathematischen Disziplin der Wahrscheinlichkeitsrechnung, wie sie aus dem Glücksspiel hervorgegangen ist und von Erwachsenen betrieben wurde, um die Eintrittswahrscheinlichkeit von künftigen Ereignissen – die Aussage, die Wahrscheinlichkeit, eine sechs zu würfeln, liegt bei 16,67 Prozent, ist zu 100 Prozent richtig –,  so hat die Politik die Eintrittswahrscheinlichkeit für Aussagen erfunden. Zumindest meint man beim „Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit“, eine nach 12 Jahren intensiven Computerspielens gemachte Erkenntnis des Weltklimarats in einer Klammer entsprechend ergänzen zu müssen: 

Der Weltklimarat IPCC konstatiert: Es ist äußerst wahrscheinlich (die Eintrittswahrscheinlichkeit für diese Aussage liegt bei 95 - 100 Prozent), dass der menschliche Einfluss die Hauptursache der beobachteten Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts war. (Siehe hier und vergleiche: IPCC, SPM WG1, 2013, S. 15, hier)

Ein herkömmlicher Wissenschaftler würde sagen: ‚Ich kann meine Hypothese zwar (noch) nicht beweisen, bin mir aber jetzt schon zu fast 100 Prozent sicher, dass sie richtig ist bzw. glaube an sie.‘ Ein modernes Orakel sagt stattdessen: ‚Die Eintrittswahrscheinlichkeit für meine Aussage liegt bei 95-100 Prozent.‘ 

Regierungsamtliche Antworten an „Klimaskeptiker“

Auf solche Aussagen mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit stützt sich das „Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit“ in seinen „Antworten an Klimaskeptiker“

Die globale Mitteltemperatur steigt, weil die Menschen Treibhausgase emittieren. (…) Um die globale Erwärmung zu begrenzen, ist eine weltweite Treibhausgasneutralität bis spätestens 2100 notwendig.

Das reduziert zwar den „Klimawandel“ offensichtlich auf ein lineares System zweier Parameter, ist recht weit in die Zukunft gedacht – beides laut IPCC eigentlich seriös nicht möglich – und klingt teuer. Doch hat der nicht nur mathematisch, sondern auch volkswirtschaftlich versierte IPCC für die Regierungen aller Länder zum Glück schon mal akribisch nachgerechnet, dass – Überraschung – alles immer günstiger sei als die Apokalypse: 

Der IPCC verweist in seinem 5. Sachstandsbericht auf die möglicherweise unumkehrbaren Folgen ungebremsten Klimawandels gegenüber den überschaubaren Kosten ambitionierten Klimaschutzes. (ebd.) Einerseits geht es nämlich um die Abwendung der Apokalypse, weshalb „Beweise“ zweitrangig sind: 

Einen ‚Beweis‘, das heißt eine 100-prozentige Sicherheit abzuwarten, hieße unter Umständen, unumkehrbare Schäden in Kauf zu nehmen. Umweltpolitik ist aber dem Vorsorgeprinzip verpflichtet, das heißt die entscheidende Frage lautet: Ist die drohende Gefahr, auch wenn sie nicht mit absoluter Sicherheit eintritt, so groß, dass gehandelt werden muss? (ebd.)

Unbedingt handeln...

Könnte man die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Szenarios wissenschaftlich beziffern und damit das Drohende einer Gefahr konkretisieren, würde die „entscheidende Frage“ sich von selbst beantworten. So aber lässt man einfach abstimmen:

Diese Frage bejahen nicht nur über 97 Prozent der Wissenschaft, sondern auch eine große Mehrheit in Politik und Bevölkerung. (ebd.)

Wir wissen nämlich nicht absolut sicher, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Sonne auf die Erde zu fallen droht, aber immerhin mit absoluter Sicherheit, dass, wenn sie es täte, die Kacke möglicherweise ganz groß am Dampfen wäre. Andererseits sei die drohende Gefahr des Klimawandels so groß auch wieder nicht: 

Eine Erwärmung in Deutschland und vor allem nördlicheren Ländern eröffnet in der Tat neue Möglichkeiten. Gleichzeitig bedeutet sie aber auch neue Risiken… (ebd.)

Denn so ist das mit Veränderungen immer: sie bergen „unumkehrbar“ Chancen und Risiken. Im Zuge eines Klimawandels könnten einige Landstriche bewohnbarer werden, andere ungemütlicher. Einerseits, andererseits, hier dies, dort das, unter Umständen, möglicherweise, äußerst wahrscheinlich… Klar, dass – ganz egal wie – unbedingt und schleunigst gehandelt werden muss.  Wenn die Regierung damit nicht den letzten Klimaskeptiker überzeugt, dann ist ihm einfach nicht mehr zu helfen. 

Foto: Tim Maxeiner

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Bernhard Krug-Fischer / 17.09.2019

Lieber Herr Maul, am Freitag tagt das Klimakabinett,  komisch, ich lese und denke immer dann an ein Küchenkabinett. Auf Jouwatch ist eine hübsche Karikatur: Klimarat: Sagt einer: „Der Einfluss der Sonne kann ja nun nicht übergangen werden“. Antwort: „Sonnensteuer! Sehr gut.“ Die CO2-Steuer ist meiner Meinung nach inoffiziell eine „Migrantensteuer“. Zurück zum Klimakabinett. Die Angst und Panik wird größer. Immer mehr Klimatologen, Meteorologen und sonstige Wissenschaftler, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen und nicht (!!) mehr in Lohn und Brot stehen, sagen, was los ist. Tja, die alten weißen Männer. Namen?? Z.B.  Prof. Dr. Kirstein, Physiker und Klimatologe (hier gibt es ein interessantes Interview auf Youtube), Prof.  Pazelt, Glaziologe, und andere. Der menschengemachte Klimawandel ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht mehr zu halten und wird immer mehr in Frage gestellt. Die „Religionssekte für den menschengemachten Klimawandel“ sagt natürlich was anderes. Ich bin dann auf die Argumentation der Klimahysteriker gespannt, wenn die Prognose einer sinkenden Temperatur (Kleine Eiszeit) eintrifft.

Andreas Rochow / 17.09.2019

“Aspergerisierung” ist als Neologismus und Negativetikett für gesunde Menschen, die sich emotional und moralisch einer religionsähnlichen These verschrieben haben, entschieden abzulehnen! Zum einen wird das dem Wiener Kinderarzt Hans Asperger (1906-1980) nicht gerecht, der das komplexe Störungsbild erstmals beschrieben hat. Vor allem aber ist es eine journalistische Todsünde, psychiatrische Fachbegriffe einzusetzen, um Menschen zu stigmatisieren oder abzuwerten. “Aspergerisierung” ist zwar neu, aber sinnfrei und zur Nachahmung nicht empfohlen! Sollte eine gewisse Greta tatsächlich ein Asperger-Syndrom haben, wie ihre Mutter in ihrem Buch behauptet, dann ist die Instrumentalisierung dieser Diagnose und Ausnutzung der Sonderinteressen dieses “Kindes” ein rücksichtsloses und geradezu gefährliches Unterfangen. Nicht nur für Greta selbst, sondern für all jene, die als Autisten die medial gezüchteten sensationalistischen Riesenerwartungen nicht erfüllen können, und denen nun neben der schicksalhaften Behinderung noch das Stigma bleibt.

Hermann Lorenz / 17.09.2019

Klimawandel durch CO2 macht die Menschen unfrei und zu zahlenden Handlangern einer inszenierten Wirtschaftskampagne von Großmultis. Wenn der Mangel erreicht ist, wird der Klimawandel schnell vergessen sein. Welche neuen Erkenntnisse werden uns dann präsentiert werden?

Reimar Ohström / 17.09.2019

Treibhausgas trifft es exakt. Denn holländische Tomaten- und kenianische Blumenbauern führen ihren Treibhäusern behufs besserer/größerer Ernten gern und reichlich CO2 zu.

Andreas Rochow / 17.09.2019

Das deutsche “Vorsorgeprinzip” wird von rationalen Wissenschaftlern der Welt verlacht! Und das sind weit mehr als 3% “der Wissenschaft”! Es gibt keine wissenschaftliche Untersuchung mit dem Ergebnis, dass “97% der Wissenschaft” der irrationalen These anhängen, wonach die Selbstverbrennung (Schellnhuber) droht, wenn der Mensch nicht die TOTALE Dekarbonisierung organisiert. Gleichgeschaltete Medien diskutieren die Frage schon längst nicht mehr, ob die Erderwärmung evtl. auch andere Ursachen haben könnte. Es gibt nämlich seriöse Wissenschaftler, denen die CO2-Treibhausgas-These als Erklärung für die Erderwärmung nicht genügt, weil sie ähnliche paläoklimatische Veränderungen der Vergangenheit nicht erklären kann. Zum einen ist die Wolkenbildung noch weitgehend unverstanden, zum anderen sind die kosmische Strahlung und zyklische Schwankungen der Sonnenaktivität nicht in die Klimamodelle eingeflossen; sie werden also bewusst ignoriert. Nie hat es in D so viele Klimaforscher gegeben wie heute und nie ging es ihnen so gut wie heute. Folgerichtig ist der heutige Direktor des staats- und merkelnahen Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK,  Prof. Dr. Ottmar Edenhofer ein Ökonom! Ruft man die Website des PIK auf, stößt man bald auf ein Foto der Bundeskanzlerin mit dem PIK-Oberen. Unter der Rubrik “Highlights” findet sich die Titelzeile “37. Evangelischer Kirchentag mit Rockström und Schellnhuber.” Jeden Tag ergießt sich aus allen Kanälen die klimagerechte Staatspropaganda und die geängstigten wie genervten Bürger wissen, wie die politisch korrekte Antwort auf die Frage: “WOLLT IHR DIE TOTALE DEKARBONISIERUNG?” zu lauten hat.

Bernhard Freiling / 17.09.2019

Der kleine Verschwörungstheoretiker da ganz hinten in meinen Kopf hat sich wieder zu Wort gemeldet. Er meinte zu mir, ich solle doch mal überlegen, seit wann die Klimadebatte so richtig heiß läuft. Er meinte damit nicht, seit wann sie geführt wird, sondern seit wann sie die Medien in einer Form dominiert, die nicht mehr als “normal” zu bezeichnen ist. Und dann sollte ich mal überlegen, welches Thema völlig aus dem Dunstkreis entschwunden ist. Und er fragte mich, ob das die Migrationsfrage sein könnte. /// Beide Themen seien von der UNO eingestielt worden. Und da die Migrationsdebatte bis 2018, vor allem nach Abschluß des sogenannten “Migrationspaktes” die Nachrichten beherrschte, mußte etwas Anderes her, um die Aufmerksamkeit der Menschen abzulenken. Das war die Chance, der “Klimadebatte” einen neuen, finalen Schub zu geben, angeleiert durch unzählige NGO und andere von Regierungen finanzierte Organisationen. /// “Und?” meinte er zu mir, ” haut das nicht prima hin? Die Gedanken der Menschen kreisen nur noch um Fahrverbote, Flugverbote, Autoverbote, Fleischverbote, CO2-Steuern, Tretroller und Klimaschutz-Billionen. Kein Schwein interessiert sich mehr für schätzungsweise monatlich 20.000 illegale, überwiegend unidentifizierte, Einwanderer in unser Sozialsystem. Die Agitpropsen sitzen nicht nur im Kanzleramt.” /// Soll ich ihm jetzt sagen: “Halts Maul”, oder ist das eines weiteren Nachdenkens wert?

H. Gedau / 17.09.2019

Ich lese gerade, August 2019 war mit 16,52 Grad zweitwärmster August seit 1880 (NZZ). Nach den Rechenkünsten der grünen Propheten ist Europa seit über 100 Jahren eine Steppe, groß wie die Sahara. Hamburg wurde eine von vielen Schwestern von Atlantis. Hab ich was verpasst?

Karla Kuhn / 17.09.2019

“Alles in seiner Summe muss eine Strategie erkennen, was möglich ist. In der Klimaforschung und -modellierung sollten wir erkennen, dass wir es mit einem gekoppelten nichtlinearen chaotischen System zu tun haben und dass daher eine langfristige Vorhersage zukünftiger Klimazustände nicht möglich ist. (Dritter IPCC Report, 2001, S. 774, bzw. hier)”  DAMIT IST ALLES GESAGT !!  Herr Rolf LINDNER, Ihr Kommentar ist einfach KLASSE “... damit diese Überproduktion hier noch mehr menschengemachten Klimawandel macht.”  GENAU SO ist es. Auch der Kommentar von Frau Schönfelder bringt wieder die ungeschminkte Wahrheit.  Abgesehen davon, lassen sich damit trefflich Steuern erhöhen, die dringend für die jetzigen und noch kommenden Migranten benötigt werden. Gestern konnte ich lesen, daß die Mehrheit der Deutschen dem “Klimawandel” (das Klima hat sich schon immer gewandelt und wird es auch weiterhin. Die Natur braucht UNS NICHT aber wir brauchen die Natur) SKEPTISCH gegenüber stehen !

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