Sehr guter Artikel Heinsohns. Von ihm lese ich hier besonders gerne, es ist jedesmal ein Gewinn. @Lahnstein Ist das ihr Ernst? Oft bin ich mit Unmündigen konfrontiert, die mir gegenüber die aufgehende Schere zwischen Arm und Reich belamentieren, wie das ja heutzutage auch bei jenen üblich ist, die ansonsten nicht bis drei zählen können. Wenn ich dann Statistiken zur Hand nehme, um die Sachlage zu relativieren, heißt es ganz oft: Statistiken sei ja ohnehin nicht zu trauen. Ach ja. Der Statistik, daß die Schere zwischen Arm und Reich aufgeht, glaubt man unbesehen, aber Statistiken, die dies relativieren und eine Einsicht in die genauen Vorgänge dazu vertiefen, sind dann Kokolores. Solche Reaktionen fallen eindeutig in die Kategorie: “Ich glaub halt nur, was ich glauben möchte.” Wer Statistiken prinzipiell nicht glaubt, kann sich nicht gewinnbringend an Diskussionen beteiligen, die über die Verhältnisse im Land gehen, über die man verlässlich praktisch ausschließlich anhand von Statistiken informiert ist. Die gängige und ganz verbreitete Praxis der Medien, anhand von Hans Müller oder Erna Schmidt (Name von der Redaktion geändert) zeigen zu wollen, was im Lande los ist, ist reine Gehirnwäsche. Wer das dort Behauptete glaubt, den Statistiken aber nicht, ist eindeutig ein bedauernswertes Gehirnwäscheopfer. Heinsohns Hinweis, daß Konzentrationsprozesse von Vermögen eben nicht nur durch die wirtschaftstheoretischen Faktoren erfolgen, die aus der marxistischen Kapitalismuskritik leidlich bekannt sind und die die Diskussion heute bestimmen, sondern auch durch demographische Gegebenheiten wie etwa die statistisch sehr signifikanten Geburtenüberschüsse ökonomisch schlechter gestellter Bevölkerungsschichten. Zöge man in der heutigen Situation Einfluß von Demografie und Armenimport ab, gäbe es wohl keine “aufgehende Schere” mehr, obwohl das hierzulande recht gehobene Niveau der “Armut” selbst auch ein Magnet hin zur Armut ist - ein weiterer Faktor, der die Aufgehende-Schere-Statistik begünstigt (neben anderen gesellschaftlichen Trends wie z.B. der zur Alleinerziehung). Diese differenzierten Diskussionen gibt es in Deutschland momentan praktisch nicht. Die aufgehende Schere ist ein Produkt des “Neoliberalismus”. Punkt. Alle erstarren in Erfurcht! Diesem “Modell” traut keiner, zu widersprechen.
Inzwischen machen mich Modelle noch mißtrauischer als Statistiken.
Und da in den unteren Einkommensschichten mehr geraucht wird, steht dann in der Presse, dass diese Schichten wesentlich mehr indirekte Steuern bezahlen müssen als die da oben. Das Wort indirekt wird dann oft noch vergessen.
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