Henryk M. Broder / 06.09.2017 / 18:45 / Foto: Roman Harak / 15 / Seite ausdrucken

Die ARD, Nordkorea, das Mädel und ich

Am 26. Juli zeigte die ARD am späten Abend eine 90-Minuten-Doku über ein geheimnisvolles Land, das derzeit Schlagzeilen macht: „Meine Brüder und Schwestern in Nordkorea“. Am 29. erschien dazu auf Welt Online ein Text von mir.

Am 30. Juli bat ich die Pressestelle des WDR, der im Nachspann als Ko-Produzent des Films genannt wurde, mich darüber aufzuklären, welchen Grund es gab, bei diesem Film "auf einen Faktencheck zu verzichten" (wie er kurz davor bei einer Doku über Antisemitismus in Europa vorgenommen wurde) und "welchen Grund es überhaupt gab, dieses Propagandastück ins Programm zu nehmen?" 

Am 31. Juli teilte mir die Pressestelle des WDR mit, man könne mir diese Frage "leider nicht beanworten", denn "es handelt sich um einen Film, den der HR federführend produziert hat".

Am 1. August ließ mich die Pressestelle des HR wissen, die Pressestelle des WDR habe meine Anfrage an die Pressestelle des HR weiter geleitet. Und: "Frau Schapira ist informiert und wird Ihnen Ihre Fragen schnellstmöglich, spätestens nach ihrem Urlaub, beantworten."

Frau Schapira? Im Nachspann der Korea-Doku stand tatsächlich als verantwortliche Redakteurin Esther Schapira, die ich noch als Ko-Produzentin der "Deutschland-Safari" mit Hamed Abdel-Samad und mir in guter Erinnerung habe. Sie hat auch eine Reihe sehr guter, sorgfältig recherchierter Dokus selbst gedreht. 

Sorgfältig wie sie ist, nahm sich Esther Schapira für eine Antwort ordentlich Zeit. Diese musste, vermute ich, mit der Filmemacherin synchronisiert werden. Am 5. September war es soweit. Ich bekam im Abstand von 31 Minuten zwei Mails, eine von Esther Schaipra und eine von der Filmemacherin, Prof. Sung-Hyung Cho vom Lehrstuhl für Bewegtbild /Film an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken. 

Hier sind sie, ungekürzt und unbearbeitet:

Hallo Herr Henryk,

hier antwortet das naive Mädel. 

Erst mal vielen herzlichen Dank an Esther für die ausführliche, weise Antwort! Respekt!!!

Das Mädel mit begrenzter Sprachfähigkeit will gar nicht lange schreiben und möchte nur zwei Links schicken. 

Der eine Link führt zum gestrigen heute journal. Da erzählt ein würdiger DEUTSCHER MANN zu der Lage Koreas. 

Der andere Link führt zum Maybrit Illner, wobei das unvollwertige Mädel als einzige Koreanerin und als einzige Person, die jemals in Nordkorea war, nur als Zaungast zum Thoma Nordkorea gefragt wurde.  Ich durfte nicht mit diskutieren. 

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/die-fuehrung-handelt-sehr-rational-100.html

https://www.zdf.de/politik/maybrit-illner/sung-hyung-cho-zum-nordkorea-konflikt-sendung-vom-31-august-2017-100.html

Bevor Sie mich und meine Redakteurinnen beleidigen, indem Sie sagen, dass der Film ein Propagandafilm für NK sei, sollten Sie überprüfen, ob Sie überhaupt in der Lage sind, die Sachverhalte rational einzuschätzen, und ob Sie leiseste Ahnung über Korea haben. 

Die zwei Links könnten Ihnen ein wenig helfen, wenn Sie nicht beratungsresistent und lernfähig sind. 

Viel Spaß bei Weiterbildung in Sache Korea! 

Herzliche Grüße aus dem Taunus, Sung-Hyung Cho

Lieber Henryk,

Deine Anfrage zum Dokumentarfilm "Meine Brüder und Schwestern in Nordkorea" hat mich in meinem Urlaub erreicht. Deshalb komme ich erst jetzt dazu, Dir zu antworten. Du möchtest eine ernste Antwort auf Deine Frage nach dem Grund für die Platzierung dieses Films, den Du als "Propagandastück" bezeichnest. Und du willst wissen, warum auf einen "Faktencheck" bei diesem Film, anders als bei der Antisemitismus-Doku, verzichtet wurde.

Letzteres ist rasch beantwortet, denn Du weißt natürlich selbst, dass der Konflikt um die Antisemitismus-Doku dazu geführt hat, dass dieser Film in einer Form ausgestrahlt und im Netz begleitet wurde, die unüblich und bislang einmalig war. Da die redaktionelle Verantwortung für den Antisemitismus-Film nicht beim hr lag, werde ich mich dazu nicht weiter äußern.

Bleibt die Frage, ob es sinnvoll gewesen wäre, den Nordkorea-Film einem Faktencheck zu unterziehen. Ich denke, nein. Um welche Fakten hätte es gehen sollen? Wann und wo Kim Il Sung tatsächlich geboren wurde? Ob also die Legende, die die Fremdenführerin unablässig erzählt, stimmt oder nicht? Vermutlich nicht. Zu den uns interessierenden Fakten gehört aber, dass diese Legende verbreitet wird, dass Heerscharen von Nordkoreanern an diese Stätte pilgern und diesen Mythos verinnerlichen - als Teil einer kollektiven Gehirnwäsche. Das ist die Funktion dieser Szene. Ich glaube nicht, dass es für die Wirkung und die Dechiffrierung dieser Szene nötig ist, im Kommentar die historischen Fakten dagegen zu stellen.

Damit bin ich bei der Frage, was dieser Film überhaupt bezwecken sollte, warum wir ihn in Auftrag gegeben haben. Aus keinem Land erreichen uns so wenige Bilder wie aus Nordkorea. Das Land ist abgeschottet und wir wissen so gut wie nichts über die Menschen, die dort leben. Hungersnot, Folter, Lager, Ermordung, Umerziehung, Gehirnwäsche, atomare Bedrohung - all das sind Informationen, die uns durch Menschen erreichen, die dem System entfliehen konnten, oder durch offizielle und Geheimdienstquellen. Das aber erklärt noch nicht, wie die Menschen dort leben, vermittelt kein Bild des Landes. 

1932 schrieb der amerikanische Journalist Hubert Renfro Knickerbocker "Deutschland, so oder so". Es ist eine eindrucksvolle Reportagereise, die einen besser verstehen lässt, warum so viele Deutsche begeisterte Nazis waren oder dazu wurden. Ähnliches erhofften wir uns von Sung-Hyung Chos Film. Ihr großer Vorteil ist es, dass sie die Sprache spricht und dass sie einordnen kann, was Ausdruck der koreanischen Kultur ist und was nordkoreanische Indoktrination. 

Es entspricht meiner journalistischen Überzeugung, dass sich auch ein Regime wie Nordkorea nicht allein durch politische Fakten erfassen lässt, und dass auch die dort lebenden Menschen bei allem Zwangskollektivismus Individuen sind, die eine Geschichte zu erzählen haben. Sie sind nicht nur Funktionsträger und Propagandisten (auch wenn sie von der Pressestelle ausgewählt wurden). Und sie verdienen es, dass man sich ihnen respektvoll, offen und ehrlich interessiert nähert. Bei genauem Hinhören und Hinsehen verrät dieser Film sehr viel mehr über das Innere und die Lebensverhältnisse in Nordkorea, als das Regime preisgeben wollte. Das war unsere Hoffnung und sie hat sich erfüllt.

Und damit bin ich nicht mehr bei Deinen Fragen, sondern bei Deinem Artikel in der "Welt". Auch dazu möchte ich Dir - sehr ernst gemeint - kurz einige Anmerkungen schreiben. 

"Zu später Stunde zeigt die ARD den Film "Meine Brüder und Schwestern in Nordkorea", der es mit Hitlers "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt" aufnehmen kann. Und keiner regt sich auf."

Ich weiß, wie hemmungslos und begeistert Du bist, wenn Dir ein polemischer Vergleich gelingt. Diese Pointe aber ging daneben. Und, ja, ich rege mich darüber auf. Der Propagandafilm über das Lager Theresienstadt wurde von Nazis gemacht, die Protagonisten zur Mitwirkung gezwungen (und danach umgebracht), um das Internationale Rote Kreuz zu täuschen und die Welt zu beruhigen. Nichts davon trifft auf diesen Film zu. Der Vergleich ist absurd und böswillig.

Ein Dokumentarfilm, der eben im Gegensatz zu einer Dokumentation auf einen analytischen Text verzichtet und darauf vertraut, dass die Zuschauer selbst zwischen den Zeilen lesen und die Bilder und Aussagen dechiffrieren können, läuft immer Gefahr, missverstanden zu werden  damit unfreiwillig verharmlosend zu wirken. Dein Artikel hat mir gezeigt, dass diese Gefahr offenbar größer ist, als ich dachte. 

Ich habe es für unwahrscheinlich gehalten, dass ein intelligenter sensibler Zuschauer allen Ernstes übersehen kann, welche Botschaft darin liegt, dass die Kinder in der Fußballschule glücklich darüber sind, dass sie "Doppelreis" bekommen? Offenkundig ist es in Nordkorea eine Besonderheit, ausreichend essen zu können. 

Oder nehmen wir das Musterkollektiv. Dich interessiert das weiße T-Shirt des Traktorfahrers. Mir dagegen fällt auf, dass er die Biogas-Anlage erläutert, die den Kot verbrennt und dass er auf Nachfrage erzählt, dass sie, wenn das Brennmaterial nicht reicht, den Kot aus der Nachbarstadt einsammeln. Das löst bei mir sofort einen Film im Kopf aus, wenn ich mir vorstelle, wie er mit Eimern kilometerweit läuft, um die Scheiße der Nachbarn einzusammeln. 

Und ich sehe den grausamen Drill, dem schon die Kleinkinder in der Krippe ausgesetzt sind, die lernen müssen, die Lieder auf den großen Führer zu singen und dazu zu tanzen. 

Auch bei der Betrachtung der Szene in der "Patriotischen Kleiderfabrik" in Wonsan komme ich zu einem ganz anderen Eindruck. "Auch die 400 Arbeiterinnen (...) sind glückliche Menschen, die gerne ihr Soll erfüllen." Woher weißt Du das? Ich schaue mir die Gesichter an. Glücklich sehen sie nicht aus. Auch nicht, als sie ihre Gymnastikübungen machen. Kein fröhliches Gelächter, kein Schwatz unter Frauen auf dem Weg zur Arbeit, in der kurzen Pause, zum Ende der Schicht. Die Ansprache der Vorarbeiterin, die Einzelne vor versammelter Belegschaft tadelt, weil sie das Soll nicht erfüllt haben - all das sind beklemmende Szenen, die deutlich machen, wie Gehirnwäsche funktioniert. Im Kleinen. Im Alltag. Konkret.

Am Ende stehen Menschen wie die Großmutter des Ingenieurs, die sich nichts sehnlicher wünscht, als dass ihr geliebter Enkel ein Held sein möge, der sein Leben für sein Land opfert. Ja, auch dieser Ingenieur wurde wie alle Protagonisten von der Zensurbehörde nach den Wünschen (Ort, Beruf, Alter etc.) der Autorin vorausgewählt. Es sind also Menschen,  die dem Regime als absolut zuverlässig und linientreu gelten. Und natürlich formulieren sie vorsichtig und wissen, wie gefährlich es wäre, Kritik zu äußern. Auch wir als ZuschauerInnen wissen das und denken es doch automatisch mit. Und gerade deshalb löst die Begegnung mit ihnen so viel Nachdenklichkeit aus. Das also sind die "besten" Propagandisten, die "glücklichsten" Menschen, die das Regime uns präsentieren kann? 

Der Film von Sung-Hyung Cho vermittelt uns ungewöhnliche Einblicke. Es sind zutiefst verstörende, subtile Beobachtungen. Vorausgesetzt, Zuschauer schauen offen und neugierig. Im Spiegel-Interview sagt Sung-Hyung Cho auf die Frage, warum sie auf einordnende Kommentare verzichtet: "Denken Sie, dass die Zuschauer so blöd sind, das nicht mitzubekommen? Das ist so was von anmaßend und unterschätzt die Leute vor dem Fernseher. Die sind in der Lage, zwischen den Zeilen zu lesen. Man muss nicht alles diktiert bekommen, sondern kann auch mal selbst denken." Ich bin noch immer davon überzeugt, dass sie Recht hat - auch wenn es anscheinend nicht für alle Zuschauer zutrifft. 

Ach ja, noch eine letzte Anmerkung: Wieso nennst Du Sung-Hyung Cho "Mädel"? Das ist einfach blöd, herablassend, chauvinistisch. Sie ist eine kluge, erfahrene Filmemacherin und Professorin für Filmgestaltung. Ganz sicher kein "Mädel" - ein Begriff, der bei mir ohnehin schon wegen der BDM-Konnotation auf dem Index steht.

Mit (trotz allem) freundschaftlichen Grüßen Esther

Nachwort: Tief betrübt nehme ich zur Kenntnis, dass man koreanische Wurzeln haben muss, um sich zu einem Film über Nordkorea äußern zu dürfen. Vermutlich muss man auch mindestens einen NSDAP-Verwandten haben, um sich eine Meinung über das Dritte Reich erlauben zu können. Als mündiger Zuschauer muss man auch zwischen den Zeilen sehen, subtile Anspielungen erkennen können. Die Filme von Leni Riefenstahl und die Skulpturen von Arno Breker ironisierten das eine System, genauso wie die Leitartikel im Neuen Deutschland das andere. Man musste nur das Auge dafür haben. Und was das "Mädel" angeht, bitte ich um Vergebung. Innerhalb der inzwischen 71 Gender-Optionen kommt "Mädel" nicht vor. Ich habe auch nicht daran gedacht, dass "Mädel" nationalsozialistisch kontaminiert ist, wie "Autobahn", "Lebensraum" und "Sozialismus". Sehr gespannt warte ich auf die nächste HR-Doku aus einem Land, das ebenfalls zu Unrecht verleumdet wird: Die Islamische Republik Iran.

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Marie-Jeanne Decourroux / 07.09.2017

Na ja, hier würde ich im Großen und Ganzen Frau Schapira Recht geben (nicht jedoch in der Tabuisierung des Wortes „Mädel“ - dies wäre ein später Erfolg der Nazis).

Oehmig Birgit / 07.09.2017

Lieber Henryk, Normalerweise lese ich Ihre Beiträge mit sehr viel Vergnügen aber diesmal kann ich nur sagen “das war nix”. Wer bei diesem Film nicht eine leise Ahnung von der allumfassenden Gehirnwäsche bekommt und seine eigenen Schlüsse zieht, dem ist nicht mehr zu helfen. Oder es fehlt die DDR Lebenserfahrung - fragen Sie doch mal Ihre Mitschreiberin Vera die wird Ihnen genau die Paralelen erklähren können die ich in diesem Film gefunden habe. Daneben ist auch einen Welt + Artikel zu verlinken den ohne Abo natürlich niemand lesen kann! Alles in allem ist der besagte Film ausgesprochen gelungen und sehenswert ein grosses Grattis und danke an die Macherinnen. Viele Gruesse aus Schweden (Rechtschreibfehler bitte überlesen) Birgit

Hagen Boll / 07.09.2017

Sonst immer, diesmal nicht. Ich habe die Doku gesehen, und bin der Ansicht, dass sich die “Fakten” in der Tat selbst checken. Voraussetzung ist eine Grundkenntnis über dass totalitäre Land, mehr nicht. Einer kommentierenden Korrektur bedurfte es nicht. Sorry, Herr Broder, aber da trauen Sie den Zuschauern zu wenig zu.

Rainer Althoff / 07.09.2017

Sehr geehrter Herr Broder! Ich schätze Sie sehr und vor allem Ihren unschlagbaren Sarkasmus. Aber hier denke ich, sind die Pferde ein wenig mit Ihnen durchgegangen.. Wir konnten ja nicht lesen was Sie der Koreanerin geschrieben haben. Aber “Mädel” ist, unter uns gesagt, schon ein wenig herablassend. Und die Antwort von Frau Schapira hatte es in sich, Chapeau. Tja, manchmal hat man es mit ebenbürtigen Kontrahenten zu tun^^

Gabriele Kremmel / 07.09.2017

Mein Kommtar bezieht sich mehr auf den Film als auf die Nachfrage von Herrn Broder. Ich hoffe, das ist in Ordnung. Den Film habe ich zufällig gesehen, leider nicht von Anfang an. Ich war beeindruckt von der selbsterklärenden Sprache der Aufnahmen und den Botschaften zwischen den Zeilen, die durchaus ankamen, und sogar besonders berührend weil nicht wertend kommentiert. Insofern kann ich Frau Schapira zu ihrer Erklärung voll beipflichten. Es sind die Antworten auf die schlichten und unverfänglich wirkenden Fragen von Frau Chu, die viel offenbaren. Beinahe jede Szene zeigte die Widersprüche, die die Mär vom guten Leben von der Wirklichkeit trennen. Etwa das als traditionelle Speise gelobte ärmliche Gastmahl, das Sprechverbot über die Hintergründe für den Tod der Eltern der von der Großmutter großgezogenen Geschwister, oder wenn die junge Frau von ihren Heiratsplänen spricht. Man erfährt, dass jeder Mann und jede Frau 10 Jahre lang Zwangsdienst beim Militär ableisten muss, sieht Bilder einer Vorzeigegend mit einer großen Straße, auf der kaum Autos unterwegs sind, eine Landwirtschaft mit den technischen Mitteln von vor Generationen, und wir erfahren, dass Frauen nur Badeanzüge tragen weil Bikinis wegen der Unvereinbarkeiten mit den Sitten verboten sind. Und man sieht die Ausstrahlung der intervieten Menschen. Ich finde, dass Frau Chu der Spagat zwischen strengstens zensierten Aufnahmen und der gleichzeitige Transport kritischer Betrachtung durchaus gelungen ist.

Oliver Hempel / 07.09.2017

Lieber Herr Broder, ich liebe Ihre Arbeiten und lese sie immer mit großem Gewinn. Bei dem vorliegenden Film stimme ich aber eher Frau Schapira zu, denn so wie sie es beschreibt, habe ich den Film ebenfalls gesehen. Möglicherweise liegt das an meiner Sozialisation in der DDR. Wir waren ja beim Anschauen bzw. Lesen soialistischer Publikationen förmlich dazu gezwungen, zwischen den Zeilen zu lesen (hören). Deshalb hat mich auch die Passage in der Textilfabrik ganz besonders berührt, weil ich diese inhaltsleeren Gesichter, diese Blicke sehr gut aus meiner eigenen Vergangenheit kenne und deuten kann. Mir wurde sofort klar, was in diesen Arbeiterinnen vorging und wie wenig ihnen die pausenlose Propaganda eigene Gedanken, Meinungen und Wünsche bisher austreiben konnte. Und was den Faktencheck betrifft, lieber Herr Boder, so wissen wir beide doch ganz genau, dass er nur bei Filmen anzuwenden ist, die dem Weltbild der WDR-Verantwortlichen widerspricht. Es handelt sich also fast schon um eine Art der Auszeichnung, wenn auch der ganz besonderen Art. In diesem Sinne freue ich mich auf weitere tolle Beiträge von Ihnen und verbleibe mit besten Grüßen Ihr Oliver Hempel

Petra Müller / 07.09.2017

Guten Tag Herr Broder, vorweg: ich habe keine tieferen Kenntnisse über dieses Land. Angeregt durch Ihren Text und um mir ein eigenes Urteil bilden zu können, sah ich mir die Doku gerade an. Zurück bleiben mir Beklemmung und der Wunsch, tief einzuatmen - um diese Enge wieder aufzulösen, die die Bilder in mir auslösten.  Dieser Drill, diese “Gehirnwäsche” schon bei den Kleinsten und der Eifer der “Großen”, dem Führer Ehre zu machen, ihn stolz zu machen; das Lächeln der Protagonisten läßt mir das Meine auf den Lippen gefrieren. Ich kann natürlich nur für mich sprechen: um das einzuordnen brauche ich keine extra Anmerkungen. Ein Satz noch zu dem “Mädel”. Ihre Unbedarftheit nehme ich Ihnen da nicht ganz ab. :-) Sie wissen natürlich selbst, dass es bei erwachsenen Frauen nicht gut ankommt, wenn sie - in so einem Kontext - mit diesem Ausdruck belegt werden. Und das hat gar nichts mit der Genderei zu tun, sondern liegt schlicht daran, dass es der Frau das Gefühl gibt, nicht ganz für voll genommen zu werden.  :-) Grüße, Petra Müller

Frank Holdergrün / 07.09.2017

Ich finde gut, dass Henryk Esthers Antwort hier einstellt und bin sogar froh, dass ich endlich mal nicht seiner Meinung bin. Esther argumentiert sehr gut und trifft meine Empfindungen. Die Antwort der Filmemacherin ist allerdings weniger glaub-würdig, sie hätte besser geschwiegen.

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