Wenn der Deutsche hinfällt, hat Tucholsky mal geschrieben, dann steht er nicht auf, sondern schaut, wer ihm schadenersatzpflichtig ist. Wenn aber ein anderer stolpert, dann weiß der Deutsche sofort, was derjenige falsch gemacht hat und was er machen sollte, damit es nicht noch einmal passiert. Auf deutsche Besserwisser und Rechthaber ist Verlaß, vor allem, wenn sie für ein Leitmedium dichten. Zum Beispiel Karin Finkenzeller auf ZEIT Online. Frankreich, schreibt sie, "muss sich der Frage stellen: Warum bringt eine Gesellschaft diese Täter hervor?" Gemeint sind die Killer von Paris, Nizza und zuletzt Saint-Étienne-de-Rouvray.
Nun, eine mögliche Antwort auf diese Frage wäre: Weil sie DIE ZEIT nicht lesen. Aber das wäre zu kurz gesprungen. Was die Motive der Täter angeht, bietet Frau Finkenzeller eine ganz neue und originelle Erklärung an: "Die Terroristen wollen die Gesellschaft spalten." Die Gesellschaft ihrerseits ist ungerecht, weil "oft nur einen kleinen Elite" die Freiheit hat, "persönliche Ziele... im Berufsleben anzustreben und zu erreichen". Adel Kermiche, zum Beispiel, "der erst 19-jährige Mörder von Saint-Étienne-de-Rouvray, reiht sich ein in die inzwischen lange Liste der Gescheiterten, die zur Waffe griffen. In seinem jungen Leben hatte er schon zweimal versucht, nach Syrien in ein Ausbildungslager des IS zu gelangen".
Beide Male ist ihm die Ausreise verwehrt worden, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als einen Priester zu schlachten, ein Gescheiterter, wie viele vor ihm und viele, die nach ihm kommen werden, voller "Frust und Zorn... auf eine Gesellschaft, die einem die Anerkennung aufgrund der Herkunft versagt". Das Unglück wäre vermutlich zu verhindern gewesen, wenn DIE ZEIT Adel Kermiche, dem erst 19-jährigen Mörder von Saint-Étienne-de-Rouvray, ein Volontariat angeboten hätte. Aber auf diese Idee ist in der Hamburger Zentrale des Blattes leider niemand gekommen. Obwohl für die Aufnahme in den illustren Kreis der ZEIT-Mitarbeiter die Herkunft keine Rolle spielt. So betrachtet, ist nicht nur die elitäre französische Gesellschaft für die Taten der Terroristen verantwortlich, sondern auch DIE ZEIT.
Ebenso ekelhaft, strunzdumm und widerlich: Georg Diez auf SPON: "Terror ist immer erst mal eine Antwort. Es geht darum herauszufinden, auf welche Frage."
Wie wäre es mit dieser? "Schreibt Georg Diez unter dem Pseudonym Karin Finkenzeller auch für DIE ZEIT?"