Stefan Frank / 13.12.2024 / 16:00 / Foto: Imago / 8 / Seite ausdrucken

Die Angst wächst – ein Brandanschlag auf eine Synagoge in Melbourne

In den letzten Jahren entwickelte sich in Australien eine radikale und gewalttätige Bewegung gegen jüdische Gemeinden und deren Einrichtungen, wie jüngst der Brandanschlag auf eine Synagoge in Melbourne belegte.

Bei einem Brandanschlag auf die Adass-Israel-Synagoge in der australischen Metropole Melbourne ist am Freitag vergangener Woche schwerer Sachschaden entstanden. Fotos zeigen, dass die Gebäudehülle noch steht, im Innern das Gotteshaus aber ausgebrannt ist. Sechzig Feuerwehrleute und Löschfahrzeuge waren nötig, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Die im Hauptheiligtum befindlichen Thorarollen seien leicht beschädigt worden, aber noch verwendbar.

Chris Murray, Kriminalinspektor der Polizei von Victoria, sagte auf einer Pressekonferenz, ein Zeuge, der zum Morgengebet in die Synagoge gekommen sei, habe zwei maskierte Personen gesehen, die offenbar mit Besen einen Brandbeschleuniger verteilt hätten. Als die Polizei eintraf, stand das Gebäude bereits in Flammen. Es „wurde erheblich beschädigt“, bestätigte Murray. „Unsere erste und wichtigste Priorität ist es, jene Personen zu identifizieren, die dafür verantwortlich sind. Wir glauben, es war vorsätzlich, es war ein gezieltes Attentat“ Die Polizei kenne das Motiv noch nicht, aber „wir setzen alles daran“, es herauszufinden.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kommentierte den Terroranschlag auf dem Kurznachrichtendienst X:

„Leider ist es unmöglich, diese verwerfliche Tat von der extremen antiisraelischen Haltung der Labor-Regierung in Australien zu trennen, einschließlich der skandalösen Entscheidung, die UN-Resolution zu unterstützen, die Israel auffordert, ,seine unrechtmäßige Präsenz im besetzten palästinensischen Gebiet so schnell wie möglich zu beenden, und der Verhinderung der Einreise einer ehemaligen israelischen Ministerin ins Land. Antiisraelische Stimmungsmache ist Antisemitismus“

Netanjahu bezog sich darauf, dass der australische Innenminister Tony Burke letzten Monat dafür gesorgt hatte, dass der ehemaligen israelischen Justizministerin Ayeled Shaked kein Visum für Australien ausgestellt wurde. Burke begründete dies damit, ihre Einreise würde den „gesellschaftlichen Zusammenhalt“ in Australien gefährden.

Kein sicherer Hafen mehr

Dass die Täter erst durch die jüngsten Aktionen der australischen Regierung zu Antisemiten wurden, ist schwer zu glauben. Netanjahu meinte wohl eher, dass sie dadurch zu dem Anschlag motiviert wurden, weil es sie in dem Gefühl bestärkte, einen großen Teil der Bevölkerung und der Politik auf ihrer Seite zu haben. Das ist plausibel.

Fest steht jedenfalls, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den legalen (oder jedenfalls von der Polizei nicht verhinderten) Anti-Israel-Demonstrationen auf der Straße und dem Brandanschlag. Schon kurz nach dem 7. Oktober begannen Anti-Israel-Demonstranten, in Australien Synagogen ins Visier zu nehmen. So evakuierte die Polizei etwa im November 2023 eine Synagoge in Melbourne während des Schabbatgottesdienstes an einem Freitagabend, weil davor demonstriert wurde und die Besucher der Synagoge nach Ansicht der Polizei nicht mehr sicher waren. Der Rabbi und Präsident der Synagoge schrieb in einem Brief:

„Eine Synagoge ist ein sicherer Hafen, ein Zufluchtsort, ruhig und friedlich, erfüllt von Gebeten, Liedern und Inspiration. Der Schabbat ist per Definition ein Tag der Ruhe, Besinnung und Gelassenheit. Leider wurde dieses Gefühl von Zuflucht, Ruhe und Gelassenheit für unsere Gemeinde an diesem Freitagabend zerstört. Die Freiheit, unsere Religion ohne Angst oder Einschüchterung auszuüben, war gefährdet“

Vierundzwanzig Beamte benötigten ärztliche Behandlung

Ende letzten Monats verteidigten rund zweihundert Juden eine Synagoge in Melbourne als Reaktion auf eine auf dem Vorplatz angekündigte Anti-Israel-Demonstration. Der Anti-Israel-Mob hatte also schon zuvor jüdische Gotteshäuser zum Ziel gemacht. Und daran, dass er bereit ist, Gewalt anzuwenden, hatte er auch keine Zweifel gelassen.

Im September hatten Tausende Anti-Israel-Demonstranten in der Innenstadt von Melbourne die Polizei angegriffen, es gab Dutzenden von Festnahmen. Laut Polizeiberichten hätten Demonstranten die Beamten mit Steinen, Säure und vermutlich menschlichen Fäkalien beworfen, berichtete der Jewish Chronicle. An der Operation, die den australischen Medien zufolge die größte Machtdemonstration in der Stadt seit 2000 war, als Melbourne Gastgeber des Weltwirtschaftsforums war, waren mehr als tausend Polizisten beteiligt. Sie setzten Gummigeschosse, Blendgranaten und Reizgas ein, um die Randalierer unter Kontrolle zu bringen. Vierundzwanzig Beamte benötigten ärztliche Behandlung.

„Die Polizei von Victoria ist entsetzt über das Verhalten einiger der anwesenden Demonstranten. Wenn Sie kommen und protestieren möchten, tun Sie dies friedlich. Wir werden kein kriminelles Verhalten tolerieren“, betonte der Sprecher der Polizei des Bundesstaates Victoria. „Einige Polizisten wurden von Demonstranten bespuckt, während andere Beamte mit flüssigen Reizstoffen besprüht wurden, von denen einige als Säure identifiziert wurden“, so der Sprecher. Aufgerufen zu der Demonstration hatten Pro-Palästina- bzw. BDS-Gruppen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

 

Stefan Frank, geboren 1976, ist unabhängiger Publizist und schreibt u.a. für Audiatur online, die Jüdische Rundschau und MENA Watch. Buchveröffentlichungen: „Die Weltvernichtungsmaschine. Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise“ (2009); „Kreditinferno: Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos“ (2012)

Foto: Imago

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Marcel Seiler / 13.12.2024

@ Stefan Riedel. Ich habe den empfohlenen Artikel in TheFreePress - “The Explosion of Jew-Hate in Trudeau’s Canada” gelesen. Interessant. Er zeigt allerdings nicht viel anderes als die politische Dynamik, die auch Europa im Griff hat: Islamo-Gauchisme, also ein islamischer militanter, gewalttätiger Antisemitismus der auf die geballte Sympathie der Linken (in Kanada z.Zt. dominant) trifft, die Israel als Kolonial- und Apartheidsstaat diffamieren und überall Anti-Palästinensischen Rassismus wittern. Zu dem zählt es inzwischen schon, wenn man die Existenz Israels verteidigt. Ich wusste allerdings nicht, dass die islamische Einwanderung in Kanada schon so große Ausmaße angenommen hat (~5 % der Bevölkerung). Auffällig, auch hier, welche Aufmerksamkeit ein so kleiner Bevölkerungsanteil auf sich zieht – durch massive Propaganda, aber wohl auch durch gewaltsame Einschüchterung. In der Tat eine bedeutsame Warnung an die, die Demokratie und die Kultur der Aufklärung lieben und erhalten wollen.

Wilfried Cremer / 13.12.2024

hi, der Klimateufel fühlt sich mit den Christen durch, jetzt stören nur (wie immer) noch die Juden. Fragen Sie Frau Greta!

Marcel Seiler / 13.12.2024

Der Antisemitismus hat in der ganzen westlichen Welt erheblich zugenommen, nicht nur in Deutschland. Das deutet darauf hin, dass er auch in Deutschland nicht hauptsächlich von angeblichen Nazis, also Anhängern der Nationalsozialismus-Ideologie, ausgeht. In Europa dürfte die islamische Einwanderung eine enorm wichtige Rolle spielen, unterstützt durch die von den angelsächsischen Ländern ausgehende Ideologie der Dekolonisierung und der Wokeness mit der Identitätspolitik und der Kritischen Rassentheorie. Es ist ein gewisser Trost für Deutsche, dass Deutsche hier nicht Anführer sind; für die Juden dürfte dies kein Trost sein. Die Unterdrückung bis zum Verbot des politischen Islams in Europa wäre eine gewisse Hilfe, aber sicher nicht ausreichend.

Walter Weimar / 13.12.2024

Ich empfehle, sofern überhaupt noch abschließbar, eine Feuerversicherung. Wer mit dem Feuer spielt, muß sich über ein Brand nicht wundern. Oder was denken sich der Staat Israel eigentlich dabei. Der Islam ist nicht Deutschland, was dann immer nachher kuscht.

A. Ostrovsky / 13.12.2024

Die Deutschen sicher wieder. Alman und Co. Oder ...? In Frankreich zünden sie sogar Kirchen an. Weil Jesus ein Jude war. Alles Antisemiten. Hat der Dr. jur. Stephan Schutz sich schon geäußert. Hat er Beweise für die Tatbeteiligung der AfD? Dann soll er es nicht länger geheim halten. Wer immer Terrortaten böswillig Unschuldigen anhängen will, unterstützt die wahren Täter entscheidend! Ohne diese Unterstützung würden die es sich sonst vielleicht vorher überlegen. HÄTTEN es sich längst überlegt! Falsche Beschuldigungen gehen Hand in Hand mit einschlägigen Radikalisierungen. Notorische Falschbeschuldiger sind selbst die Radikalsten. Dann soll man sich nicht wundern, wenn die Falschbeschuldigten danach nur noch abwinken, wenn von denen wieder etwas kommt. Ich halte mich da raus, weil ich zu keiner Seite gehören will. Früher habe ich die Lieder von Esther & Abi Ofarim sehr gern gehört. Ich hatte Schallplatten, habe sie teilweise noch und habe überlegt, ob ich mir noch einmal einen Plattenspieler kaufen soll. Aber irgendwie hat sich das inzwischen anders entwickelt. In “Dirty Old Town” höre ich inzwischen etwas, was gegen mich gerichtet ist, und was CO2-Zertifikate rechtfertigt. Nicht mehr mit mir. Wenn es um CO2 gehen würde, müsste sich ja die Kriegspolitik, weltweit, gründlich verbieten.

Stefan Riedel / 13.12.2024

Ein “kleiner” Sprung auf der antisemitischen Landkarte. Nach Kanada. Terry Glavin “On The real Story”. Ich zitiere: “Der Nachbar, den Sie zu kennen glaubten zu kennen . Es ist hauptsächlich für ein amerikanisches Publikum geschrieben. Es geht vor allem darum, was aus den Juden in Trudeaus Kanada geworden ist, aber es geht um uns alle. Bonus: Alle Ehre gebührt Hayat Tahrir al-Sham! Jetzt kann ich euch erzählen, was ich so gemacht habe. Dieser Artikel ist es wert, aufmerksam gelesen zu werden. Er ist nicht nur für unsere vielen kanadischen Leser relevant, sondern für jeden, dem die Zukunft des Westens am Herzen liegt. … Dies ist einer der wichtigsten Artikel, die wir im Jahr 2024 veröffentlicht haben. Was den Juden unter Justin Trudeau in Kanada widerfahren ist, ist schockierend. Warum ist es passiert? Und wie? Terry Glavin hat die Geschichte. – Bari Weiss, The Free Press.” Bitte lesen! (The real Story, Terry Glavin).

jochen selig / 13.12.2024

Ich habe in Geographie nicht aufgepasst, Australien liegt wohl direkt neben Israel? Irre, was die Antisemiten “worldwide” bewegt.

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