Staatsstreich in den USA! So tönen manch deutsche Alarmrufe. Aber was, wenn Trump nur zurückstreicht? Fürchten die EU-Apparatschiks etwa schon um ihre Brüsseler Spitzenposten?
Landauf, landab verkünden die Brandmauerherolde, in den Vereinigten Staaten gehe die angeblich liberale Welt den Bach runter, Donald Trump mache auf Staatsstreich und bemächtige sich der Vereinigten Staaten in einem ersten Schritt und verschlucke dann die angeblich liberale EU und überhaupt sei er ein Diktator.
Google ich nach „liberal“, dann kommt sofort eine Definition aus dem Oxfordenglischen: „dem Einzelnen wenige Einschränkungen auferlegend, die Selbstverantwortung des Individuums unterstützend; freiheitlich“. Na ja, nach EU und Deutschland 2025 klingt das nun gerade nicht.
Das hiesige Leben kann sich kaum retten vor desaströsen Einschränkungen, Beschränkungen, Vorschriften, Sprachregelungen, erfundenen Notwendigkeiten, Umstülpen allem bisherigen Zusammenlebens, Verschwurbelung der Sprache, Zerrüttung der eigenen Kultur, Dressur der individuellen Mobilität, regierungsfreundlichen Massenkundgebungen, 24-stündiger Dauerpropaganda in regierungsabhängigen angeblich unabhängigen Medien, beständiger Hetze gegen Andersdenkende in Tateinheit mit ständigem Missbrauch eines Nazivorwurfs an jedermann, der nicht auf Linie tickt, Vertuschung der NS-Diktatur mittels Verwendung des stalinschen Faschismusbegriffs, statt vom Nationalsozialismus zu sprechen – die Kette des Wirrsinns wirkt unendlich. Das alles ist nicht liberal. Definitiv nicht.
Was wird dem US-Präsidenten aber nun konkret vorgeworfen? Donald Trump wechselt tausende Mitarbeiter aus. Das machen die jeweiligen Wahlsieger in den Vereinigten Staaten seit Bestehen der USA so. Teils in höherem Maße, teils in geringem Maße. Der badische Mantel- und Degenrevolutionär Carl Schurz, der 1877 Innenminister in den USA wurde, geißelte das „Beutesystem“ bereits vor über 150 Jahren. Dem Gedeihen der Vereinigten Staaten tat das über die gesamten Zeitläufte keinen Abbruch. Mir sind noch die Klagen der Trump-Verwaltung 2021 in Erinnerung. Die klangen genauso wie aktuell die der abgehenden Biden-Verwaltung.
Guter Staatsstreich, schlechter Staatsstreich
Das Internet vergisst (noch) nicht. Eine n-tv-Meldung vom 21.01.2021 lautete: „Biden schwört tausend neue Mitarbeiter ein: ‚Ihr seid meine Möglichkeiten‘“:
„In einem Videocall hat Biden rund tausend neue Mitarbeiter im Weißen Haus und den Bundesbehörden eingeschworen, die nicht die Zustimmung des Kongresses brauchten. … Die Mitarbeiter seien divers wie nie zuvor: ‚Wir haben versprochen, dass diese Regierung aussieht wie Amerika aussieht.‘"
Joe Biden legte demnach mit der Attitüde eines Gesellschaftsarchitekten fest, wie Amerika auszusehen hat: Vor allem divers.
Trumps Wiederwahl 2024 bewies vier Jahre später das Gegenteil. Männlein, Weiblein, unabhängig von Hautfarbe und Geschlecht, wählten in großer Mehrheit einen Mann, der eine farbenblinde Justiz mit verbundenen Augen will. Ich für meinen Teil will das auch. Vor Gericht müssen alle Bürger gleich behandelt werden.
Na, wenn Joe Bidens Personalaustausch mal kein Staatsstreich war. Natürlich einer von der Sorte, die hierzulande geliebt und gepflegt wird. Deshalb sprechen unsere Erzieher auch nicht von „Staatsstreich“ hinsichtlich Bidens Zwischenpräsidentschaft. Die hiesigen Magier der Gesellschaftsarchitektur nennen sowas „Transformation“. Und der deutsche Michel schluckt den Quark dann auch? Weil, was in den Medien steht, allmächtig ist, weil es so wahr ist?
Im Moment beobachte ich das Tun des Donald Trump mit nicht geringem Interesse. Mir scheint, er rückt zurecht, was seine demokratischen Vorgänger Obama und Biden verhunzten. Er streicht zurück, wo die beiden vor ihm so richtig staatsstreichten.
Ich beobachte das weiterhin. Wunder erwarte ich nicht. Sterbliche sind zu Wundern nicht in der Lage, frei von Fehlern sind sie ohnehin nicht. Aber in einem bin ich mir sicher, auf die EU kommt ein Tsunami zu, der die EU in ihrer woken, energiefeindlichen Umerziehungstrance nicht belassen wird.
„Brüssel mach kein' Quatsch“
Während Donald Trump die Kugeln, die auf ihn abgefeuert werden, wegfängt, hören die gebenedeiten Brüsseler Spitzen und Berliner Brandmaurer nicht mal den letzten Schuss.
Brüssel und Berlin wollen den Selbstmord der EU auf Hoch-, Energie- und CO2-Steuerbasis absurd weitertreiben. Während der US-Präsident sein Land per niedrigen Steuern, technologieoffen und rohstoffhungrig zum Magnetberg (als Meersage oder Seemannsgarn spielen um den Magnetberg sagenhafte Geschichten, in denen Schiffe angezogen werden oder diese wegen Verlust ihrer Eisennägel untergehen) macht, wird die EU – sollte die machtausübende Kaste nicht nachdenken – in Bälde ziemlich nackig dastehen wird. Die Bevölkerungen und Volkswirtschaften leider auch.
Der Bänkelsänger, Komponist, Keyboarder, Gitarrist und nebenbei alte weiße weltkluge Schweizer Stephan Sulke schrieb jüngst dieses in seiner unnachahmlichen Art:
Liebe Amis,
statt Euch mit Grönland und Kanada
zu begnügen,
übernehmt doch gleich die ganze EU.
Es war so schön in den 70ern,
als Westeuropa -
mit Ausnahme der störrischen Franzosen -
eine Eurer Kolonien war.
Fakt ist:
Europa ist unfähig, sich selber zu regieren
und wird in die Hände eines Stärkeren fallen.
Dann am Liebsten in Eure.
Übernehmt den Laden, dann ist Ruhe.
Make America great again.
Aber dann wäre da noch die Schweiz.
Also - wir machen da natürlich auch mit -
aber nur so halb.
Statt „Uschi mach kein' Quatsch“ würde Stephan Sulke heute vielleicht „Ach Brüssel mach kein Quatsch“ singen? Keine Ahnung.
Gunter Weißgerber (Jahrgang 1955) trat am 8. Oktober 1989 in das Neue Forum ein und war am 7. November 1989 Gründungsmitglied der Leipziger SDP. Für die SDP/SPD sprach er regelmäßige als Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90. Er war von 1990 bis 2009 Bundestagsabgeordneter und in dieser Zeit 15 Jahre Vorsitzender der sächsischen Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion (1990 bis 2005). Den Deutschen Bundestag verließ er 2009 aus freier Entscheidung. 2019 trat er aus der SPD aus. Die Gründe dafür erläutert er hier. Er sieht sich, wie schon mal bis 1989, wieder als “Sozialdemokrat ohne Parteibuch”. Weißgerber ist studierter Ingenieur für Tiefbohr-Technologie. Er ist derzeit Unternehmensberater und Publizist.