Auch mein Opa blieb in Stalingrad vermisst bis heute. Und auch meine Oma erlebte Russen, wie Amerikaner und erzählte davon. Die Amerikaner schickten “Care”-Pakete, die ihr sehr halfen und als meine Vater, damals drei Jahre alt, das erste Mal einen Schwarzen (GI) sah, auf ihn zu rannte und seinen Arm ganz heftig an seinem rieb, um erstaunt, mit Blick auf seinen eigenes Ärmchen, festzustellen “Nicht schwarz!” bekam sie Angst, wie der GI wohl reagieren würde. Doch der schwarze GI fand es offenbar lustig und lachte sich fast schlapp. Jedenfalls schenkte er meinem Vater Schokolade und Kaugummis. Das war im Ruhrgebiet. Die Russen hatten meine Oma und ihre Mutter in Österreich erlebt, wo die Einheit meines ursprünglich Opas stationiert war und wo meine Oma bis Kriegsende blieb. Auch bei den Russen, sagte sie, gab es anständige Menschen, doch die meisten seien “Barbaren” gewesen. Genauso fanatisch kommunistisch, wie vorher die Nazis nationalSOZIALISTISCH und größtenteils ungebildet. So erzählte sie, dass “Mongolen” (wahrscheinlich sibirische Truppenteile) eines Tages ihre Kartoffeln im Klo waschen wollten. Offenbar hatten sie noch nie ein Wasserklosett gesehen, zumindest spülten sie ab und die Kartoffeln waren verschwunden. Ein Rotarmist wurde darauf hin so wütend, dass er das Klo “erschoß”. Ich wuchs im Westen auf, aber auch ich wurde durch meine Oma geprägt, vermute ich. Denn auch heute sind mir die Amerikaner trotz Allem näher, als Russen, Chinesen und andere Kommunisten.
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