Da man nicht weiß, welche Klimatologen uns derzeit anlügen, braucht es eine in allen Lagen - ob kalt oder warm - sicher liefernde Energiequelle: Die Atomkraft
Es ist verdammt kalt. Es ist der 7. Februar 2012, ein Grad weniger als gestern. Das Restrisiko, dass meine Heizung aussteigt, bereitet mir Sorgen. Schließlich starben in Europa bereits mehr als 300 Menschen an der Kälte. Effektiv sind es im Durchschnitt jedes Jahr etwa fünfmal mehr Kälte- als Hitzetote. Für einmal scheint der Klimawandel nicht schuld zu sein, also trägt man es wie ein Schicksalsschlag. Wenn es warm wird, sind wir schuld, nicht so bei der Kälte. Fast apathisch liest man derzeit von Stromausfällen, Rohrbrüchen, Vergiftungen und Bränden als Restrisiko des Heizens. Trotzdem staune ich über das perfekte Timing von Professor Fritz Vahrenholt, Hamburgs Ex-Umweltsenator, der nun plötzlich Thesen der schlimmsten Klimaleugner vertritt: „Wir brauchen eine Erklärung für den Stillstand der Erwärmung in den letzten zehn Jahren“! Soll ich nun sein Buch „Die kalte Sonne - warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet“ verbrennen oder lesen? Das eine würde wärmen, das andere meine Sorgen verstärken.
Trost spendet mir derzeit wenigstens der Sprecher von Swissgrid, der schweizerischen Netzgesellschaft: Der Schweiz drohe noch kein Blackout, da Deutschland immer noch Strom exportiert. Als ob es eine Koordination gäbe, doppelte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums am Montag in Berlin nach: „Der Ausbau von Wind und Solar zahlt sich aus“. Sie trugen wesentlich dazu bei, dass in Deutschland ausreichend Strom vorhanden sei. Ökowatch macht das alles zunichte und protokolliert auf ihrer Web Seite: “Stromproduktion in Deutschland, 6. Februar 2012, 18 Uhr: Stromproduktion insgesamt: 65 Gigawatt (GW) Davon Wind: 2 GW aus 28 GW installierter Kapazität. Nichtverfügbar: 26 GW Davon Solar: 0 GW aus 25 GW installierter Kapazität. Nichtverfügbar: 25 GW.” Ein Gedanke irrt durch mein Gehirn: Ist mir noch warm, weil ich von der Kernenergie profitiere? Ich versuche derart ketzerisches Gedankengut sogleich zu verscheuchen.
Bislang konnten ich schliesslich den Öko-Mätzchen unserer Nachbarn belustigt zusehen, es war ja genug Strom da. Sollte aber in Zukunft meine Heizung nicht mehr funktionieren, weil Propeller und Sonnen-Paneele zugefroren sind, darf man wohl im Geheimen die Frage stellen dürfen, ob es nicht alternative Energiequellen gibt, die wir derzeit verdrängen. Unter “alternativ” würde ich auf Grund der derzeitigen Situation verstehen, dass die Produktion auch dann funktioniert, wenn es schneit oder hagelt, oder mal eine stärkere Windbö daherkommt, ganz abgesehen von echten Umweltkatastrophen. Diese Alternative bietet die Kernenergie faktisch, allerdings mit einem Makel. Der Makel ist nicht die drohende Todesgefahr, dabei weisen die anderen traditionellen Energielieferanten eine wesentlich schlechtere Bilanz auf. Zugegeben, von Windrädern werden nur wenige Menschen erschlagen, wohl aber sehr viele Vögel.
Der Kernenergie weht ein neuer Wind entgegen. Die Klimatologen, die noch vor zwanzig Jahren eine neue Eiszeit prophezeit haben, kriegen wieder Aufwind. Ihre Prophezeiung sei nicht eingetreten, weil wir zum Glück genügend CO2 produziert hätten. Es wurde nicht so warm, weil das vom Menschen verursachte CO2 nur halb oder ein Drittel so wichtig sei und die Sonne Gegensteuer gegeben habe. Die böse Sonne, die uns grössere und kleiner Eiszeiten beschert hat, ist wohl CO2 neutral, hört aber nicht auf die Politik. Genau so CO2 neutral sind Kernkraftwerke, was man ihnen schon bald vorwerfen wird. Das ist ihr Makel.
Wir stehen also an einem Wendepunkt in der Energiedebatte. Sollte es nächsten doch endlich wärmer werden, reichen all die Schönwetter Energiequellen, schliesslich ist es billiger ein Haus zu kühlen als eins zu heizen. Der eingeschlagene Weg, Forschung und Entwicklung in der Atomenergie zu tabuisieren, wird, wie bei der Gentechnik, dazu führen, dass nur noch Risikoforschung betrieben wird. Die Kernanlagen werden veralten und man wird sie abstellen. Richtig so, da es ohnehin warm sein wird. Aber, da niemand weiß, welche Klimatologen uns derzeit anlügen, könnte es von nun an auch etwas kälter werden. Wer weiß? Allerdings steht fest, noch nie ist es einem Wissenschaftler gelungen in die Zukunft zu schauen und mit Kristallkugeln sollte man eher kegeln. Wir brauchen also eine Alternative zum Schönwetterprogramm.
Es gilt, die Situation nüchtern zu überdenken. Sollte es tatsächlich wieder kälter werden, müssten wir entscheiden, wie die Welterkältung aufzuhalten ist. Jene die bisher mit dem Anspruch der Unfehlbarkeit verkündet haben, dass wir Menschen derzeit das Klima erwärmen, werden hoffentlich bei ihrer Überzeugung bleiben. Als erstes könnten sie die CO2 Emissionszertifikate zurückkaufen und öffentlich verbrennen. Etwas Reue und Demut wäre auch angebracht, etwa indem sie öffentlich zugeben, dass CO2 kein Gift, sonder der wertvolle Dünger von einst ist, so wie es in jedem Biologielehrbuch steht. Dafür darf sie niemand als ehemalige “Photosynthese Leugner” bezeichnen. Mit der gleichen Inbrunst wie sie bis anhin den CO2 Ausstoss mindern wollten, müssten sie ihn wieder fördern. Um die Welt ein für allemal zu retten, bieten sich entsprechend der ehemaligen Logik die Kohlekraftwerke an. Es würde aber das definitive Aus bedeuten für alles was CO2 neutral ist, eben auch Kernkraftwerke. Der CO2 Fussabdruck wird zum Emblem der Grünen.
Wir Unwissende, denen der Blick in die Zukunft verwehrt ist, sollten uns für einen sicheren Mittelweg einsetzen. Das Wetter oder die Subventionen könnten schliesslich umschlagen und dann wären alle froh wenigstens eine sichere Energiequelle zu haben. Wir könnten wie bis anhin einfach so tun als ob der Strom nicht aus den Kernkraftwerken kommt, sondern aus der Steckdose. Wir, das wären alle Länder rund um Deutschland, die Strom aus Deutschland importieren, um diesen bei uns in Ökostrom umzuwandeln.
Zuerst erschienen auf CICERO Online: http://www.cicero.de//berliner-republik/plaedoyer-fuer-atomkraft-deutschland-darf-nicht-aussteigen-sonst-sind-wir-alle-verloren/48276