Die akzeptierte Judenfeindlichkeit

Mitten unter uns wächst ein neuer Antisemitismus: die „Israel-Kritik“, die den einzigen jüdischen Staat auf der Welt so negativ beurteilt wie keinen anderen. Dies zeigt ein Video des jüdischen Publizisten Dennis Prager. Es geht um eine Analyse verbreiteter Anti-Israel-Argumente. Etwa das Argument, Israel sei nicht legitim wegen seiner ungerechten, blutigen Entstehungsgeschichte. Dabei wird so getan, als sei die Geschichte der anderen, knapp 200 anerkannten Staaten auf der Welt gerecht und unblutig. Auch wird die Tatsache verschwiegen, dass es auf dem heutigen Gebiet Israels in den letzten 3.000 Jahren nur zwei unabhängige Staaten gab: beide waren jüdisch, und beide wurden von Invasoren zerstört. Es gab dort zu keiner Zeit einen arabischen oder muslimischen Staat.

Israel-Gegner behaupten ferner, das Land sei rassistisch. Dabei ist Israel der einzige Rechtsstaat im Nahen Osten, in dem Juden, Muslime, Christen und Atheisten die gleichen Rechte genießen. Jeder zweite Einwohner ist nicht weiß und jeder fünfte kein Jude. Außerdem ist eine israelische Mehrheit für die „Zwei-Staaten-Lösung“: So wurde den Palästinensern in den letzten Jahrzehnten fünfmal ein eigener Staat angeboten. Sie haben ihn jedes Mal abgelehnt, denn sie akzeptieren keinen jüdischen Staat, unter welchen Bedingungen auch immer.

Bedenklich in diesem Zusammenhang ist die Rolle der UNO, die jedes Jahr mehr Resolutionen gegen Israel als gegen alle anderen Länder veröffentlicht. Rechnet man alle Resolutionen gegen China, Nordkorea, Syrien, Russland, Iran, Saudi-Arabien und die Hamas zusammen, kommt Israel immer noch schlechter weg. Man misst offensichtlich mit zweierlei Maß, um eine allgemeine Stimmung gegen Israel zu erzeugen. Hier spielen überall in Europa, wie auch in den USA, linke und grüne Politiker eine traurige Rolle.

Natürlich darf jeder Mensch Kritik an der israelischen Regierungspolitik üben. Dabei muss aber klar sein: Wer Israel für Dinge kritisiert, die er bei anderen Staaten akzeptiert, ist ein Antisemit. So wie jene, die Israel das Existenzrecht absprechen. Sie leisten geistige Mithilfe an einem neuen Judenhass. Einem Hass, den viele westliche Medien durch einseitige, anti-israelische Berichterstattung mitverantworten.

 

Giuseppe Gracia (52) ist Schriftsteller und Medienbeauftrager des Bistums Chur. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Diese Kolumne erschien zuerst im Schweizer BLICK.

Foto: www.giuseppe-gracia.com

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Hans-Peter Dollhopf / 08.01.2020

Die Linke hat den nationalen deutschen “Staat auf der Welt so negativ beurteilt wie keinen anderen”.

Jens Richter / 08.01.2020

Die Welt liebt tote Juden innig. Das geht im Fall des toten Juden Jeshua (latinisiert: Jesus) bis zur Anbetung. Wenn der überlebt hätte, würden keine drei Hähne nach ihm krähen. Daran hat sich nichts geändert. Tot muss er sein, der Jude, der Israeli, dann schneuzen sich alle vor Rührung und spendieren Stolpersteine und Stelen (groß und ohne h). Wenn ein Israeli die Stirn hat, es dem Nazarener nicht gleichzutun, sitzt man in der UNO und nimmt übel. Was dagegen tun? Deutschland um Rat fragen und genau das Gegenteil tun.

Wolfgang Kaufmann / 08.01.2020

Wenn der Iran twittert, er würde zur Vergeltung 35 Ziele einschließlich Haifa angreifen, herrscht Schweigen im Walde. Wenn Trump antwortet, dass er 52 Ziele einschließlich kultureller Stätten angreifen könnte, gibt es einen riesigen #Aufschrei. – Die einseitige Haltung unserer Linksintellektuellen beginnt bei der einseitigen Berichterstattung der Systempresse und sie endet bei der Bereitschaft, den einen nicht die Wahrheit zu glauben und den anderen jede Lüge. Schlichte Gemüter vereinen infantile Leichtgläubigkeit mit völliger Geschichtsvergessenheit. Ihr billiger Trick ist es, den Gegner solange zu diffamieren und zu reizen, bis er unleidig wird; danach behaupten sie im Brustton der Überzeugung, die Mächtigen „demaskiert“ zu haben. – Freilich sehe ich auf den deutschen Spielplätzen der Macht lediglich Verbohrtheit und Beratungsresistenz am Werk und nicht hinterhältige Verstellung; die Spätpubertierenden wissen es einfach nicht besser in ihrer Wohlfühlblase.

Marc Blenk / 08.01.2020

Lieber Herr Gracia, dass solche Sachen überhaupt geschrieben werden müssen, zeigt doch die ganze Tragik und Verkommenheit aktueller geistig bestimmender, pseudolinker Grundstimmung in Europa.  Aber die hat gerade von Herrn Trump ordentlich eins übergebraten bekommen. Die zivilisationsfeindliche Ideologie kultureller Gleichwertigkeit, wonach die kulturelle Wirklichkeit eines Mullahregime genauso ok wär wie bspw. die von Dänemark, hat einen hörbaren Knacks bekommen. Liebe Grüße in die Schweiz, nach Israel und die USA.

Christian Feider / 08.01.2020

ich muss jetzt hier mal etwas loswerden,was mich schon Jahrzehnte ärgert….. MIR ist dieser Staat komplett GLEICHGÜLTIG! er besteht, ist einer von hunderten und wenn dort die lebenden Staatsbürger Politiker waehlen, die entweder im Frieden oder auch im Unfrieden mit Ihren Nachbarstaaten leben wollen, so ist das grundsaetzlich die dortige Entscheidung des dortigen Souveräns. Mich interessiert ausserdem auch nicht die “Politik” der Schutzmacht dieses Staates, die der USA ich bin deutscher Staatsbürger und EINZIG und ALLEIN das Wohlergehen der Staatsbürger dieses Gemeinwesens liegt mir am Herzen. so, dieses ewige Getue um Antizionismus,Antisemitismus etc…das ist eine Platte,die nur Pawlowsche Reflexe herrausfordern soll. Kein Israeli würde für deutscche Interessen sterben und auch nicht sterben sollen,halten wir es umgekehrt ebenso selbst verständlich.

Antonio Ponzio / 08.01.2020

MIo caro Giuseppe complimenti per il bel articolo. tanti saluti dal Atlantico.Ti scrivo in italiano, son sicuro che lo capisci.

Susanne antalic / 08.01.2020

Wenn man sieht, wie die Mehrheit der Deutschen bittere Tränen vergiessen, weil ein islamische Massenmörder getötet wurde, der einem Regieme gedient hatte, der Israel vernichten will, der auch für viele Toten in Iran und anderen Ländern verantwortlich ist, wie man den Herr Trump beschimpft und den Mullahs wohin kriecht, kann man nicht nur von eine Judenfeindlichkeit gehen, man muss es schon Judenhass nennen.  Ach, wie schön es wäre, wenn diesmal jemand anderes die Juden vernichten würde, das wurde gefallen. Es ist einfach so, Deutschland liebt seine Islamisten, egal was sie anstellen.

Matthias Neumaier / 08.01.2020

Oh jessas. Man muss also zuerst ALLE anderen Länder auf der Welt für etwas kritisieren, um zu beweisen, dass man selbiges bei all diesen anderen auch nicht akzeptiert, bevor man die israelische Regierung für entsprechendes verurteilen darf. Ansonsten ist man Antisemit! Wollen wir dieses Prinzip konsequent anwenden, Herr Gracia? Sind sie sicher, dass sie mit ihrem Postulat etwas substantiell Wahres über die Realität, über Antisemitismus, aussagen? Wenn-Dann-Wirkungszusammenhänge sind aber nur dann wahr, wenn deren intrinsische abstrakte Argumentationsmechanik universell sinnvoll angewendet werden kann, d.h. die Implikationen des formulierten Prinzips dürfen nicht ins Absurde abgleiten. Welchem Rassismus hängen dann diejenigen an, die den Massenmord an über 1 Mio. größtenteils unschuldigen Menschen im Nahen Osten durch westliche Soldaten NICHT kritisieren, aber gleichzeitig nicht müde werden, General Soleimani als Massenmörder zu kategorisieren? Keine Antwort. Ebenso sind sie des Beweises schuldig geblieben, wieso Antisemitismus die einzige denkbare Quelle für scheinheilige Israel-Kritik sein kann. Das mag für sie logisch erscheinen, aber aus “es klingt logisch” folgt nicht zwangsläufig: Es muss wahr sein! Es gibt unzählige ideologische und/oder geopolitische Interessen (Kommunismus, Globalismus etc.) und Ziele, die völlig abgekoppelt sind von religiösen und ethnischen Überlegungen und zur deren Erfüllung die aktuelle Politik Israels oder der Nationalstaat Israel an sich im Wege stehen. Wenn sie A<=>B (A=Antisemitismus, B=scheinheilige Israelkritik) nicht beweisen können, bleibt ihr “Lehrsatz” ein kategorischer Fehlschluss: Die Bejahung der Konsequenz. Sie sehen sich doch als Intellektueller? Sie sollten somit mit den Kategorien des Widerspruchs vertraut sein. Oder messen sie der Widerspruchsfreiheit keinen besonderen erkenntnistheoretischen Wert zu, Herr Gracia?

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