Ulli Kulke / 12.10.2022 / 10:30 / Foto: nzdefenceforce / 118 / Seite ausdrucken

Die AfD als Naturkatastrophe

Es ist schon goldig, wie die gesamte Medienlandschaft auf den Erfolg der AfD bei der Niedersachsenwahl reagiert. In einer Mischung aus Entsetzen und Ratlosigkeit, letztlich wie nach einer Naturkatastrophe.

Man hat keine Erklärung. Oder man denkt sie sich – vielleicht – nur insgeheim, schweigt aber darüber lieber, weil sie den guten Ton verletzten könnte.

Dabei ist es eigentlich einfach: Es gibt ein ziemlich großes Bevölkerungsspektrum im Land, das sich von allen anderen Parteien nicht mehr repräsentiert sieht, es denkt konservativer, „rechter" als die linksliberale Einigkeit zwischen Linken, CDU/CSU und FDP. Dies vor allem in Sachen Migration, aber auch bei der Energie, beim Thema Umverteilung und gesellschaftlichen Fragen wie dem Gendern, Quoten und anderem. Ich würde sogar behaupten, dass dies eine – stille – Mehrheit ist.

Diese stille Mehrheit ist dreigeteilt. Die einen wählen trotzdem die Altparteien, weil sie „vornehm" bleiben wollen, sich als brave Demokraten auch gegen „rächts" sehen und die Hoffnung haben, durch ihr Kreuzchen außerhalb von R2G doch noch etwas zu bewegen, auch wenn sie hinterher meist enttäuscht sind. Die zweite Gruppe geht gar nicht zur Wahl. Die dritte wählt die AfD. Davon eher die Minderheit aus Überzeugung vom Personal, schätze ich mal. Weit mehr aus taktischen Gründen, als Denkzettel, als Warnschuss, in der Hoffnung, der Union und der FDP etwas zum Denken zu geben. Leider kommt diese Botschaft nicht an. Und das wiederum hat dann auch sehr viel mit den Medien und ihren Vorlieben und ihrer Trägheit, Saturiertheit zu tun.

Wie hatte Susanne Gaschke neulich in der Welt geschrieben? Unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Politik leidet unter der weitverbreiteten Feigheit. Die Feigheit in den Medien (hier würde ich – auch im Sinne Gaschkes – auch von Denkfaulheit, von Bequemlichkeit sprechen) und der Leitfiguren in den etablierten Parteien bedingen sich gegenseitig.

Ändert sich da nichts, so fürchte ich, dass sich innerhalb der hier genannten Dreiteilung des breiten eher konservativen bis rechten Spektrums einiges verschieben könnte. Vielleicht sollten die Journalisten auch mal in die Nachbarländer schauen und dort auch nicht alles nur als Naturkatastrophe interpretieren.

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Leserpost

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Sabine Schönfeld / 12.10.2022

Ein erster Fortschritt ist hier zu sehen - die Achse hat offenbar aufgegeben, die AfD zu ignorieren, was gut ist. Und wenn man sich jetzt noch fair mit dem Inhalten und der politischen Arbeit dieser Partei befassen würde - denn hier kann man sehr viel engagierte Oppositionsarbeit sehen, wenn man denn will - dann haben wir wohl den Zustand eines für die Demokratie normalen Journalismus erreicht, den der Autor dieses Artikels offenbar fordert. Richtig, ihr Achse-Autoren - gebt eure “Feigheit, Denkfaulheit und Bequemlichkeit” auf und beschreibt die AfD auf anständige Weise. Gerne kritisch - aber fair. Und wenn ihr dann noch… - in Ordnung, reicht für den Anfang.

Leo Hohensee / 12.10.2022

@Sabine Schönfelder - Hallo Frau Schönfelder, ich bin nicht mehr regelmäßig auf Achgut, lese SIE heute, nach Ihrer erklärten Abstinenz deshalb zum ersten mal wieder. Schön, dass Sie wieder dabei sind. Keine Frage, es geht natürlich um die Sache. Die Sache ist die, dass die Achse und Broder irgendwie “lavieren”. Ich habe auch den Eindruck, Achgut spült sich weich. Möglicherweise hat das zu tun mit einer Art Überlebenswillen. beste Grüße

B. Kurz / 12.10.2022

Ihr Artikel, Herr Kulke, konnte durch die Leser-Kommentare in geballter Form eine Vielzahl von Argumenten liefern, warum selbst Skeptiker sich mit der AfD befassen sollten. Eine prima Werbung für die derzeit einzig wählbare Partei, Danke dafür.

Gabi Heintz / 12.10.2022

Eine korrekte Analyse der Zustände und Befindlichkeiten, in der Tat! Leider trifft allerdings der Vorwurf der Feigheit und Faulheit m.E. auch auf den Autor insofern zu, als er ebenfalls pauschal (und despektierlich) “das Personal” der AfD für eigentlich unwählbar erklärt bzw.  ihre Wahl als “Denkzettel” für CDU und FDP definiert. Allein die Pressekonferenz zum Thema “Reform des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks”, in der ausschließlich “Hinterbänkler”, aber dennoch durchweg bestens informierte, intelligente und eloquente Abgeordnete der AfD den ebenso arroganten wie begriffsstutzigen Journalisten Paroli boten, beweist das Gegenteil. Von brillanten Leuten wie Dr. Peter Boehringer, Martin Heß, Kay Gottschalk, Mariana Harder-Kühnel, Martin Sichert, Joana Cotar, Dr. Marc Jongen, Dr. Roland Hartwig, Dr. Michael Espendiller und vielen anderen mehr mal ganz abgesehen. Daß die Achse des Guten sich in Bezug auf die AfD exakt wie Julian Reichelt und TICHYS EINBLICK verhält, macht mich langsam misstrauisch. Sollen mittels dieser “Ventile” Dampf abgelassen werden, damit der Volkszorn nicht überkocht bzw. eben gerade NICHTS bewirkt?

T. Schneegaß / 12.10.2022

@T. Marxen: Dieses einfältige “ja, aber der Höcke” ist genau das, was die rotgrünen Faschisten bezwecken. Ob ich den Mann persönlich mag oder nicht, sei dahingestellt und ist völlig irrelevant, aber eines ist unstrittig: sollte morgen das Ziel erreicht sein, Höcke aus der AfD zu entfernen, steht übermorgen X,Y oder Z für die freigewordene Rolle parat. Wann begreifen es die Leute, dass diese Partei mit KEINEM Personal eine faire Behandlung durch diese Bande erfährt? Allein aus deren Selbsterhaltungstrieb heraus.

Hans Meier / 12.10.2022

Ich denke das “Hassgeschrei gegen die Alternative Politik” einer klassischen Oppositionspolitik die sich AfD nennt, hat sehr “primitive Ursachen” die darin liegen, wenn “jemand vom Schreiben, lebt, dann “stellt ersich gegen die Schmutzwelle” der “hochdotierten Kollegen” die “Werbeagenturen ihre, Alt-Auslaufmodelle “stündlich wie Sondermodelle” der Fahrzeug-Industrie präsentieren. Die Verleger “Dealen mit so diversen Drecksäcken, der Altparteien, denen eine “Intelligente Politik” das Einnahmen-Geschäft gefährdet. Wer soll denn einen völlig überflüßigen Ganoven-Verein schützen, die “Hecken-Schützen” warten noch ob sie die Seite wechseln.

T. Schneegaß / 12.10.2022

@Sepp Kneip: “Die AfD muss nur dezidierter darlegen, dass nicht sie die Verfassung brechen will, sondern dass das die Altparteien sukzessive selbst getan haben, ohne dass der Verfassungsschutz hier eingeschritten wäre.  Sie muss den Menschen klar machen, dass sie wirklich die bessere Alternative ist,” Nichts einfacher als das, Herr Kneip. Sie müssen jetzt nur noch der AfD mitteilen, wo und wann sie das DARF. Jedenfalls nicht mal hier auf der Achse. Und trotz dieser Unterdrückung sowie unerträglicher Hetze wird die AfD für ihre argumentationslosen Feinde (von Gegnern kann man bei diesem Hass nicht mehr sprechen) zu einer so großen Gefahr, dass jüngst wieder mal eine rote Faschistin aus Thüringen forderte, nun endlich die Partei zu verbieten, d.h. inzwischen fast ein Drittel der Wähler im Osten zur Nichtwahl zu zwingen. Was 2019 z.B. in Sachsen bedeutet hätte, dass zu den 34 % “richtigen” Nichtwählern noch knapp 30 % “erzwungene” Nichtwähler hinzugekommen wären und somit nur noch rund ein Drittel zur Wahl der linken Einheitsfront hätte antreten dürfen. Genau das ist das Ziel.

Silas Loy / 12.10.2022

Als die AfD in den Bundestag einzog, wollten die Platzhirsche sie “inhaltlich stellen”. Daraus ist allerdings nichts geworden. Das war allerdings auch zu anspruchsvoll. Stattdessen wütende Beschimpfungen und offene Diskriminierungen; eine Schande für die Demokratie und den Bundestag und typisch für den Niedergang der politischen Sitten unter den Regierungen Merkel. Neuerdings gibt es mal wieder eine wie gleichgeschaltete Kampagne in den Medien, die diesmal der AfD vorwirft, von den Krisen profitieren zu wollen. Jede Opposition aber profitiert automatisch von den Krisen, die die Regierung zu verantworten hat, und sie wird sie selbstverständlich deutlich zur Sprache bringen. Es sei denn, sie heisst CDU/CSU.

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